1 Als wir sicher geborgen waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß.
2 Die Bewohner Wörtlich: "die Barbaren"; sie waren punischer Abkunft und hatten ihre besondere Sprache. waren außerordentlich menschenfreundlich gegen uns. Sie zündeten ein großes Feuer an und sorgten für uns alle; denn es regnete und war kalt.
3 Als nun Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte und aufs Feuer warf, da kroch, von der Hitze herausgetrieben, eine Natter aus dem Reisighaufen hervor und schlängelte sich Paulus um die Hand.
4 Sobald die Leute das Tier an seiner Hand hangen sahen, sprachen sie zueinander: "Dieser Mensch ist sicher ein Mörder, den die Rachegöttin trotz seiner Rettung aus dem Meer nicht am Leben lassen will."
5 Doch er schleuderte das Tier ins Feuer und nahm weiter keinen Schaden.
6 Die Leute warteten darauf, daß er anschwelle oder plötzlich tot zu Boden falle. So warteten sie lange. Als sie aber sahen, daß ihm nichts Besonderes widerfuhr, da schlug ihre Meinung um, und sie behaupteten, er sei ein Gott "Noch heute feiern die Malteser jährlich am 10. Februar mit großer Begeisterung das Fest des 'Naufragio', des Schiffbruchs des Paulus, den sie als den großen Heiligen und besonderen Schutzpatron der Insel verehren. Auch jener Otter wird dabei nicht vergessen." (Schneller, Rom, S.13.).
7 Nun hatte in jener Gegend der angesehenste Mann der Insel Wahrscheinlich der höchste römische Beamte., namens Publius, Grundbesitz. Der nahm uns Paulus, Lukas und Aristarch (27,2), wahrscheinlich auf Empfehlung des Paulus wohlgesinnten Hauptmanns Julius. auf in seinem Haus und beherbergte uns drei Tage in liebevoller Weise.
8 Gerade damals lag des Publius Vater krank an Fieber und Ruhr. Paulus besuchte ihn, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund.
9 Nun kamen auch alle anderen Kranken auf der Insel herbei und fanden Heilung.
10 Sie erwiesen uns deshalb viel Ehre, und später bei der Abfahrt brachten sie uns alles an Bord, dessen wir bedurften.
11 Nach dreimonatigem Aufenthalt fuhren wir weiter mit einem Schiff, das auf der Insel überwintert hatte; es gehörte nach Alexandria und trug als Schiffswappen das Bild der Zwillingsbrüder Wörtlich: "der Dioskuren" oder Zeussöhne Kastor und Pollux, die als Schutzherren der Schiffer galten..
12 Wir landeten in Syrakus An der Ostküste Siliziens. und blieben dort drei Tage.
13 Von da fuhren wir rund um die Küste Siliziens? und kamen nach Rhegium Dem heutigen Reggio.. Tags darauf erhob sich der Wind aus Süden, und so erreichten wir schon am zweiten Tag Putéoli Putéoli war eine der wichtigsten Hafenstädte Italiens..
14 Da fanden wir Brüder Über den Ursprung der christlichen Gemeinde in Putéoli wissen wir nichts.. Die luden uns ein, sieben Tage bei ihnen zu bleiben Es wird nicht gesagt, wodurch dieser siebentägige Aufenthalt in Putéoli hervorgerufen wurde.. Dann machten wir uns auf den Weg nach Rom Ich verweise hier auf die schöne Schilderung in L. Schnellers "Rom", S.18ff..
15 Da die dortigen Brüder Näheres über uns gehört hatten Wahrscheinlich durch eine Botschaft der Christen in Putéoli (V.14)., kamen sie uns bis zu dem "Marktflecken des Appius Lateinisch: Forum Appii. Dieser Ort, etwa 65 km von Rom entfernt, ist von dem römischen Zensor Appius Klaudius, dem Blinden, 312 v.Chr. gegründet worden." und den "Drei Schenken Lateinisch: Tres tabernae; dies war ein Gasthof etwa 50 km von Rom." entgegen. Bei ihrem Anblick dankte Paulus Gott und schöpfte neuen Mut Drei Jahre vorher hatte Paulus den Christen in Rom den "Römerbrief" gesandt. Sie konnten seine Ankunft nicht abwarten. Zwei Scharen machten sich nacheinander auf, um ihn einzuholen. Die erste traf ihn in dem "Marktflecken des Appius" (dem heutigen Foro Appio), die zweite in den "drei Schenken" (wahrscheinlich dem heutigen Cisterna)..
16 Nach unserer Ankunft in Rom erhielt Paulus die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn bewachen mußte, eine eigene Wohnung zu beziehen In einigen Handschriften lautet der Anfang von Vers 16: "Nach unserer Ankunft in Rom übergab der Hauptmann die Gefangenen dem Obersten der kaiserlichen Leibwache; Paulus aber erhielt die Erlaubnis" usw. Während die anderen Gefangenen in das öffentliche Gefängnis gebracht wurden, durfte sich Paulus mit seinen Begleitern Lukas und Aristarch in der Nähe der Prätorianerkaserne eine eigene Wohnung nehmen (vgl. Phil. 1,13). Er konnte nach Belieben ausgehen und Besuche empfangen. Aber er stand unter steter Bewachung eines Soldaten. Dabei war des Nachts sein rechter Arm mit einer Kette an den linken des Wächters geschlossen..
17 Drei Tage später lud Paulus die Häupter der jüdischen Gemeinde in Rom zu sich ein Damals lebten etwa 40000 bis 60000 Juden in Rom. Sie mußten nach kaiserlicher Verordnung im Judenviertel am Vatikan für sich wohnen.. Als sie sich versammelt hatten, sprach er zu ihnen: "Obwohl ich, liebe Brüder, nichts Feindliches gegen unser Volk oder die Sitten unserer Väter begangen habe, so bin ich doch in Jerusalem gefangengenommen und in der Römer Hände überliefert worden.
18 Die haben mich verhört, und sie wollten mich freilassen, weil ich kein todeswürdiges Verbrechen begangen hatte.
19 Da sich aber die Juden dem widersetzten, so sah ich mich genötigt, Berufung an den Kaiser einzulegen. Ich will (mich hiermit nur verteidigen,) aber keine Klage gegen mein Volk erheben.
20 Deshalb ist es mein Wunsch gewesen, euch zu sehen und zu sprechen. Denn wegen der Hoffnung Israels trage ich diese Kette."
21 Sie antworteten ihm: "Wir haben keine schriftliche Nachricht über dich empfangen aus Judäa, und es ist auch keiner unserer Brüder hier erschienen, um uns mündlich zu berichten oder etwas Übles von dir zu erzählen.
22 Wir möchten aber gern von dir erfahren, was du denkst. Denn von der Richtung, der du angehörst, ist uns nur bekannt, daß man ihr allenthalben widerspricht."
23 An einem bestimmten Tag, den sie mit ihm vereinbart hatten, kamen sie noch in größerer Anzahl als das erste Mal zu ihm in seine Wohnung. Er redete zu ihnen mit feierlichem Ernst von dem Königreich Gottes und suchte sie, ausgehend vom Gesetz Moses und von den Propheten, vom frühen Morgen bis zum Abend von Jesu Sache zu überzeugen.
24 Die einen ließen sich auch durch seine Worte gewinnen, die anderen aber blieben ungläubig.
25 Weil sie sich untereinander nicht einigen konnten In bezug auf die Heilsbotschaft., gingen sie endlich weg. Beim Abschied aber sprach Paulus zu ihnen dies ernste Wort: "Treffend ist, was einst der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euern Vätern geredet hat:
26 Geh hin zu diesem Volk und sprich zu ihm: Hören sollt ihr und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen.
27 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt. Ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen. Sie können sie nicht sehen mit ihren Augen, mit ihren Ohren können sie nicht hören, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile Jes. 6,9f. nach LXX. Vgl. Matth. 13,13-15; Mark. 4,12; Joh. 12,40..
28 So wisset denn: Den Heiden ist dies Gottesheil gesandt worden. Bei ihnen findet's auch Gehör In einigen Handschriften finden sich hier noch als V. 29 die Worte: "Als er dies gesagt hatte, gingen die Juden weg, während sie heftig untereinander stritten."."
30 Paulus blieb dann zwei volle Jahre in einer Wohnung, die er sich auf seine Kosten gemietet hatte, und durfte dort alle empfangen, die ihn besuchen wollten.
31 Er verkündigte das Königreich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Offenheit und ohne jedes Hindernis.
1 Und hindurch gerettet, da erfuhren wir alsdann, dass die Insel Melite hieß.
2 Und die Barbaren erwiesen uns nicht geringe Menschenfreundlichkeit; denn sie zündeten ein Feuer an, nahmen uns alle auf wegen des hereinbrechenden Regens und wegen der Kälte.
3 Da aber Paulus eine Menge dürres Holz zusammenraffte und auf das Feuer legte, kam eine Otter von der Hitze heraus und hängte sich an seine Hand.
4 Wie aber die Barbaren das herabhängende Tier an seiner Hand sahen, sagten sie untereinander: Dieser Mensch ist in jedem Fall ein Mörder, den, der durch das Meer hindurch gerettet, lässt die Dike nicht leben.
5 Da er aber nun das Tier in das Feuer abschüttelte, erlitt er nichts Übles.
6 Sie erwarteten aber, dass er anschwoll oder plötzlich tot niederfiel. Da sie aber lange warteten und schauten, dass nichts Auffallendes an ihm geschah, änderten sie die Ansicht und sagten, dass er ein Gott sei.
7 Unter denen aber an jenem Orte gehörte dem Ersten der Insel, namens Publius, ein Landgut, welcher uns drei Tage freundlich aufnahm und beherbergte.
8 Es geschah aber, dass der Vater des Publius an Fieber und Ruhr leidend darniederlag, zu welchem Paulus hineinging und betete; ihm die Hände auflegend, wurde er geheilt.
9 Während aber dieses geschah, kamen auch die übrigen der Insel herzu, die Krankheiten hatten, und wurden geheilt.
10 Und sie ehrten uns mit vielen Ehrenbezeugungen, und da wir wegfuhren, sorgten sie für die Bedürfnisse.
11 Nach drei Monaten aber segelten wir mit einem alexandrinischen Schiff ab, das auf der Insel überwintert hatte, mit einem Zeichen der Dioskuren.
12 Und da wir nach Syrakus gebracht wurden, blieben wir dort drei Tage.
13 Von dort fuhren wir herum und kamen nach Rhegion. und da sich nach einem Tage der Südwind erhob, kamen wir am zweiten Tage nach Puteoli,
14 wo wir Brüder fanden; wir wurden gebeten, sieben Tage bei ihnen zu bleiben, und so kamen wir nach Rom.
15 Und von dorther kamen die Brüder, da sie von uns hörten, uns entgegen bis Forum Appii und Tres Tabernae; da Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.
16 Als wir aber nach Rom kamen, wurde es dem Paulus erlaubt, für sich zu bleiben mit dem ihm bewachenden Soldaten.
17 Es geschah aber nach drei Tagen, dass er die Vornehmsten der Juden zusammenrief; da sie aber zusammengekommen waren, sagte er zu ihnen: Ich, Männer, Brüder, nichts habe ich wider das Volk oder die väterlichen Sitten getan, bin ich gebunden aus Jerusalem in die Hände der Römer überliefert worden.
18 Da sie eine Untersuchung anstellten, wollten sie mich freilassen, weil nicht eine Ursache des Todes an mir war.
19 Da aber die Juden widersprachen, war ich gezwungen, mich auf den Kaiser zu berufen, nicht als hätte ich gegen mein Volk etwas zu klagen.
20 Wegen dieser Ursache nun habe ich herzugerufen, euch zu sehen und anzureden; denn um der Hoffnung Israels willen bin ich mit dieser Kette umgeben.
21 Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben weder Briefe deinetwegen empfangen von Judäa, noch ist jemand der Brüder gekommen, der angekündigt oder geredet hat etwas Böses von dir.
22 Wir halten es aber für würdig, von dir zu hören, was du denkst; denn von dieser Sekte ist uns zwar bekannt, dass ihr überall widersprochen wird.
23 Sie bestimmten ihm aber einen Tag, und mehrere kamen zu ihm in die Herberge, welchen er auseinandersetzte und bezeugte das Königreich Gottes, um sie von Jesus zu überzeugen, ausgehend von dem Gesetze Mosehs und den Propheten, vom Morgen an bis zum Abend.
24 Und die einen ließen sich überzeugen durch das Gesagte, die anderen aber waren ungläubig.
25 Da sie untereinander uneins waren, gingen sie weg, nachdem Paulus einen Spruch sagte: Der Heilige Geist hat gut gesagt durch den Propheten Jesajah zu euern Vätern,
26 indem er sagte: Gehe hin zu diesem Volk und sprich: Mit Gehör hört ihr, und keinesfalls versteht ihr! und sehend seht ihr, und keinesfalls seht ihr ein!
27 Denn stumpfsinnig ist das Herz dieses Volkes geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen sind verschlossen, dass sie niemals sehen mit den Augen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und Ich sie heile.'
28 Kund sei es euch nun, dass den Heiden dieses Heil Gottes gesandt ist; diese werden auch hören!
29 Und als er das sagte, gingen die Juden weg, indem sie einen großen Wortstreit untereinander hatten.
30 Er blieb aber ganze zwei Jahre in der eigenen Mietswohnung, und es wurden aufgenommen alle, die zu ihm Eingehenden,
31 predigend das Königreich Gottes und lehrend die Sache des Herrn Jesu Christi mit aller Freimütigkeit ungehindert.