1 Überall pflegten sich die Zöllner und andere verrufene Leute an ihn heranzudrängen, um ihn zu hören.
2 Darüber waren die Pharisäer und die Schriftgelehrten unwillig. "Dieser Mann", so sprachen sie, "verkehrt ja mit offenbaren Sündern und läßt sich sogar von ihnen zu Tisch laden."
3 Darauf antwortete ihnen Jesus durch dies Gleichnis:
4 "Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon kommt ihm abhanden, läßt er dann nicht die neunundneunzig auf der Weide und sucht nach dem verirrten, bis er's findet?
5 Und hat er es gefunden, so nimmt er's voller Freude auf seine Schulter.
6 Kommt er dann nach Hause, so ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: 'Freut euch mit mir, denn ich habe mein verirrtes Schaf wiedergefunden.'
7 Ich sage euch: Ebenso ist auch im Himmel über einen einzigen Sünder, der von seinem Irrweg umkehrt, größere Freude als über neunundneunzig Gerechte, die keine Bekehrung nötig haben Für solche Gerechte hielten sich die Pharisäer. Vgl. Matth. 18,12-14..
8 Oder wenn eine Frau zehn Silberlinge Wörtlich: Zehn Drachmen. Eine griechische Drachme galt so viel wie ein römischer Denar (etwa 70 Pfennig). hat und sie verliert einen, zündet sie dann nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Sorgfalt, bis sie ihn findet?
9 Und hat sie ihn gefunden, so ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und spricht: 'Freut euch mit mir, denn ich habe den verlorenen Silberling wiedergefunden.'
10 Ebenso, sage ich euch, herrscht Freude bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt."
11 Weiter sprach er: "Ein Mann hatte zwei Söhne.
12 Der jüngste sprach zu seinem Vater: 'Vater, gib mir das Erbteil, das mir zukommt Nach 5. Mos. 21,17 bekam der älteste Sohn doppelt so viel wie seine Brüder. Waren nur zwei Söhne da, so erhielt demnach der älteste zwei Drittel des ganzen väterlichen Vermögens..' Da teilte der Vater das Vermögen unter sie.
13 Bald darauf nahm der jüngste Sohn all sein Gut zusammen und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Vermögen in einem liederlichen Leben durch.
14 Als er alles ausgegeben hatte, entstand in jenem Land eine schwere Hungersnot. Da fing er an zu darben.
15 Er ging hin und trat in Dienst bei einem Bürger jenes Landes. Der schickte ihn auf seine Felder, um die Schweine zu hüten Der Jude muß sich nun in einem heidnischen Land mit unreinen Tieren befassen. Wie erniedrigend für ihn!.
16 Da hätte er sich gern sattgegessen an den Schoten Gemeint sind die Schoten des Johannisbrotbaumes. Ein rabbinischer Ausspruch lautet: "Wenn der Jude Johannisbrot essen muß, dann tut er Buße." (Siehe Th. Zahn: Das Evangelium des Lukas, S.562, Anmerkung 64.), die die Schweine fraßen; doch niemand gab sie ihm Die Nahrung, die er bekam, war noch schlechter als das Schweinefutter. Davon konnte er sich aber nichts nehmen, weil er die Tiere nicht zu Hause fütterte, sondern sie nur auf dem Feld hütete..
17 Da kam er zur Besinnung und sprach: 'Wieviel Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluß, und ich muß hier verhungern!
18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: 'Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel Gegen Gott. und wider dich;
19 ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; behandle mich wie einen deiner Tagelöhner.'
20 Er machte sich nun auf den Weg zu seinem Vater. Als er noch weit entfernt war, sah ihn schon sein Vater kommen, und voll Mitleid eilte er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn.
21 Da sprach der Sohn zu ihm: 'Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und wider dich; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.'
22 Doch der Vater befahl seinen Knechten: 'Holt schnell ein Festgewand - das allerbeste - und legt's ihm an; steckt einen Ring an seine Hand und zieht ihm Schuhe an die Füße!
23 Dann holt das Mastkalb her und schlachtet es: laßt uns ein Festmahl halten und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot In Sünde. und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden.' Und sie begannen ein Freudenmahl.
25 Der älteste Sohn war gerade auf dem Feld. Als er nun heimkam und sich dem Haus näherte, hörte er Spiel und Tanz.
26 Da rief er einen von den Knechten und fragte ihn, was das bedeute.
27 Der sagte ihm: 'Dein Bruder ist zurückgekommen; da hat dein Vater das Mastkalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.'
28 Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm zu.
29 Er aber antwortete dem Vater: 'So viele Jahre schon diene ich dir wie ein leibeigener Knecht, und nie habe ich gegen dein Gebot gehandelt. Doch noch kein einzigmal hast du mir einen jungen Ziegenbock geschenkt, damit ich ein frohes Mahl mit meinen Freunden hielte.
30 Jetzt aber, wo dieser dein Sohn heimkommt, der dein Hab und Gut im Verkehr mit Dirnen vergeudet hat, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen In diesen Worten spricht sich der ganze Stolz des wirklich unbescholtenen, aber selbstgerechten ältesten Sohnes aus. Er ist ein Bild der Pharisäer; in dem jüngsten Sohn erkennen wir die Zöllner. Das ist die nächstliegende Beziehung des Gleichnisses..'
31 Der Vater sprach zu ihm: 'Mein Kind, du bist ja immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt sollte doch lauter Freude herrschen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden Während sich die drei Gleichnisse in Kap. 15 zunächst an die Pharisäer richten, wendet sich Jesus mit 16,1 zu seinen Jüngern..'"
1 Es waren aber sämtlich Zöllner und Sünder, die sich Ihm näherten, um Ihn zu hören!
2 Und sowohl die Pharisäer als auch die Schriftgelehrten murrten laut durcheinander und sagten, dass dieser die Sünder annimmt und isst mit ihnen!
3 Er sprach aber zu ihnen dieses Gleichnis und sagte:
4 Welcher Mensch von euch, der hundert Schafe hat und verliert eins von ihnen, verlässt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem Verlorenen nach, bis dass er es findet?
5 Und wenn er es gefunden hat, legt er es auf seine Schultern mit Freuden;
6 Und wenn er in das Haus kommt, ruft er zusammen die Freunde und die Nachbarn, und er sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein verlorenes Schaf gefunden
7 Ich sage euch: Also wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Busse tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die da die Sinnesänderung nicht nötig haben!
8 Oder welches Weib, das da zehn Drachmen hat, wenn es einen Drachmen verliert, zündet nicht ein Licht an und fegt das Haus aus und sucht sorgfältig, bis dass es ihn findet?
9 Und wenn es gefunden hat, ruft es zusammen die Freundinnen und Nachbarinnen und sagt: Freut euch mit mir; denn ich habe den Drachmen gefunden, den ich verloren hatte!
10 Ebenso, sage Ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut!
11 Er sprach aber: Ein Mensch hatte zwei Söhne.
12 Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: Vater, gib mir den mir zufallenden Teil der Habe. Er aber teilte das Vermögen ihnen aus.
13 Und nach nicht vielen Tagen danach, nachdem er alles zusammengebracht hatte, zog der jüngste Sohn in ein fernes Land, und dort verschwendete er sein Vermögen durch ein liederliches Leben.
14 Da er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine starke Hungersnot über das ganze Land, und er fing an, Mangel zu leiden!
15 Und er ging hin, schloss sich vertraulich an einen der Bürger jenes Landes, und er schickte ihn auf seine Acker, Schweine zu hüten.
16 Und er begehrte, seinen Bauch von den Schoten zu füllen, welche die Schweine fraßen, und keiner gab sie ihm!
17 Er aber kam zu sich und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger!
18 Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater zu gehen, und ich will ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir.
19 Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden, mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
20 Und er machte sich auf und kam zu seinem eigenen Vater. Da er noch weit weg war, sah ihn sein Vater, und er erbarmte sich, und er lief hin, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt in den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden!
22 Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand heraus und bekleidet ihn, und gebt einen Siegelring an seine Hand, und Schuhe an die Füße!
23 Bringt das gemästete Kalb und schlachtet es, und wir wollen essen und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot, und er ist lebendig geworden, er war verloren, und er ist gefunden worden. und sie fingen an, fröhlich zu sein.
25 Der älteste Sohn aber war auf dem Felde, und als er kam und sich dem Hause näherte hörte er Musik und Reigen.
26 Und er rief einen der Knaben herzu und fragte, was denn dieses sei.
27 Und er sprach zu ihm: Dein Bruder ist da und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder bekommen hat.
28 Er wurde aber zornig und wollte nicht hineingehen; sein Vater aber ging hinaus und sprach ihm zu.
29 Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich dein Gebot übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.
30 Wo aber dieser dein Sohn gekommen ist, der mit Huren dein Gut verprasst hat, ihm hast du das gemästete Kalb geschlachtet!
31 Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein!
32 Fröhlich zu sein aber und sich zu freuen ist nötig; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und er war verloren und ist gefunden worden!