1 Als sich die Unruhe gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zusammen; er hielt eine Ansprache an sie, sagte ihnen Lebewohl und zog aus nach Mazedonien.
2 Er reiste durch dieses Land und ermunterte die Jünger mit reichem Zuspruch Wahrscheinlich ist der Apostel damals von Mazedonien aus bis nach Illyrien gekommen (Röm. 15,19).. Dann begab er sich nach Griechenland
3 und hielt sich dort drei Monate auf Von Dezember 54 bis März 55 n.Chr. Wahrscheinlich verbrachte Paulus den größten Teil der drei Monate in Korinth.. Weil aber die Juden In Korinth (vgl. 18,12ff.)., als er sich Nämlich Kenchreä, der Hafenstadt von Korinth. nach Syrien einschiffen wollte Um auf dem nächsten Weg nach Jerusalem zu kommen (19,21)., einen Anschlag auf sein Leben vorhatten Wovon der Apostel noch rechtzeitig Kenntnis erhielt. Auf dem Schiff, das Paulus benutzen wollte, reisten jedenfalls auch viele jüdische Festpilger nach Jerusalem, die nach Bestechung des Schiffsführers Paulus auf hoher See leicht verschwinden lassen konnten., beschloß er, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen Also denselben Landweg zu benutzen, auf dem er vor drei Monaten nach Korinth gekommen war. - V.3 lautet nach D: "Als er sich dort drei Monate aufgehalten hatte und von den Juden ein Anschlag auf ihn gemacht worden war, wollte er sich nach Syrien einschiffen. Aber der Geist gebot ihm, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen." V.4 und 5 lauten: "Als er dann bis Asien reisen wollte, gingen ihm Sopater usw.... voraus und erwarteten ihn in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab.".
4 Bis Asien begleiteten ihn (durch Mazedonien) Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe und Timotheus, sowie Tychikus und Trophimus aus Asien.
5 Die beiden letzten kamen erst später hinzu Sie reisten also nicht mit Paulus und den anderen durch Mazedonien bis Asien. und erwarteten uns Von hier schließt sich Lukas wieder mit ein. in Troas.
6 Wir anderen fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote Nach dem Passahfest des Jahres 55 n.Chr. von Philippi ab und trafen sie nach einer fünftägigen Fahrt in Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten.
7 Am ersten Wochentag Und zwar am Abend. kamen wir zusammen, um das Brot zu brechen Vgl. 2,46.. Vorher hielt Paulus, der am nächsten Morgen abreisen wollte, eine Ansprache an die Jünger und dehnte seine Rede bis Mitternacht aus.
8 In dem Obersaal, wo wir versammelt waren, brannten viele Lampen Diese verbreiteten eine große Wärme, und deshalb hatte man das Fenster geöffnet..
9 Ein Jüngling mit Namen Eutychus saß auf der Fensterbank und fiel während der langen Predigt des Paulus in tiefen Schlaf. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte aus dem dritten Stockwerk in die Tiefe. Als man ihn aufhob, hielt man ihn für tot.
10 Paulus eilte hinab, beugte sich über ihn 1. Kön. 17,21; 2. Kön. 4,34., nahm ihn in seine Arme und sprach: "Seid unbesorgt, seine Seele ist noch in ihm."
11 Dann ging er wieder hinauf und brach das Brot (bei dem Mahl des Herrn). Hierauf nahm er einen Imbiß und unterhielt sich noch lange mit den Brüdern bis zur Morgendämmerung. Da nahm er Abschied.
12 Den Jüngling aber brachte man jetzt lebendig nach Hause Bei D heißt es: "Beim Abschiednehmen aber führte er (Paulus) den Jüngling lebendig herbei.". Das war für alle ein großer Trost.
13 Wir anderen waren schon vorher auf das Schiff gegangen und fuhren nun ab nach Assus Einer Küstenstadt südlich von Troas., wo wir auch Paulus an Bord nehmen sollten; denn so hatte er es bestimmt, weil er selbst Von Troas bis Assus. den Weg zu Fuß machen wollte.
14 Als er uns in Assus traf, nahmen wir ihn an Bord und fuhren nach Mitylene Einer reichen Stadt an der Ostküste der Insel Lesbos..
15 Von da ging die Reise weiter. Am folgenden Tag ankerten wir Chios Einer herrlichen Insel im Ägäischen Meer. gegenüber, tags darauf erreichten wir Samos Eine Insel im Ägäischen Meer nicht weit von Ephesus., und am nächsten Tag kamen wir nach Milet Südlich von der Mündung des Mäander am Meer gelegen..
16 Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren Ohne dort die Gemeinde zu besuchen., um keine Zeit in Asien zu verlieren. Denn er eilte, um wo möglich am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.
17 Von Milet sandte er Botschaft nach Ephesus und berief die Ältesten der dortigen Gemeinde zu sich.
18 Als sie bei ihm versammelt waren, sprach er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich seit dem ersten Tag, wo ich nach Asien gekommen bin, und während meines ganzen Aufenthaltes daselbst unter euch gelebt habe:
19 Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut, ja unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfahren sind.
20 Nichts von dem, was euch nützlich sein konnte, habe ich verschwiegen, wenn ich euch öffentlich und einzeln in den Häusern predigte und euch unterwies.
21 Juden und Heiden habe ich dringend ermahnt, sich zu Gott zu bekehren und an unseren Herrn Jesus Christus zu glauben.
22 Nun bin ich, in meinem Geist dazu getrieben, auf dem Weg nach Jerusalem. Ich weiß nicht, was mir dort begegnen wird.
23 Nur soviel ist gewiß: der Heilige Geist weist mich Durch prophetische Kundgebungen. in allen Städten Durch die ich jetzt reise, und zwar in den Versammlungen der christlichen Gemeinden. eindringlich darauf hin, daß Gefangenschaft und Leiden In Jerusalem. mich erwarten.
24 Doch selbst an meinem Leben liegt mir nichts, wenn ich nur meinen Lauf (mit Freuden) vollenden und jenen Dienst zum Abschluß bringen kann, den ich empfangen habe von dem Herrn Jesus: die Heilsbotschaft der Gnade Gottes zu bezeugen.
25 Und nun, ich weiß: ihr alle, bei denen ich mit der Verkündigung des Königreichs Des Königreichs Gottes. geweilt, ihr sollt mein Angesicht nicht länger sehen.
26 Darum erkläre ich euch heute feierlich: Ich bin ganz rein von euer aller Blut Mich trifft keine Schuld, wenn einer von euch dem ewigen Tod anheimfällt (18,6)..
27 Denn ich habe euch in meiner Predigt nichts verschwiegen, sondern euch den Ratschluß Gottes in seinem ganzen Umfang kundgemacht.
28 So habt denn acht auf euch und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist Durch die prophetische Berufung zum Amt (vgl. 1. Tim. 1,18; 4,14). Klemens von Alexandria berichtet von dem Apostel Johannes, er habe auf seinen Reisen, die er von Ephesus aus machte, in den Gemeinden solche, "die von dem Geiste bezeichnet wurden", in den Klerus, d.h. unter die Zahl der Priester aufgenommen (Euseb. hist. eccl. III,23). Ebenso schreibt Klemens von Rom den Korinthern, daß die Apostel Männer, die sie "durch den Geist geprüft hatten", zu Bischöfen und Diakonen einsetzten (1. Clem. ad Cor. c. 42). als Bischöfe D.h. Aufseher (Phil. 1,1; 1. Tim. 3,2; Tit. 1,7). gesetzt hat, daß ihr des Herrn Kirche weidet, die er sich durch sein eigen Blut erworben hat!
29 (Denn) ich weiß: nach meinem Weggang werden reißende Wölfe Verderbliche Irrlehrer. unter euch einbrechen, die die Herde nicht verschonen.
30 Ja, aus eurer eigenen Mitte werden Männer auftreten, die verkehrte Dinge lehren, um die Jünger für sich zu gewinnen Die Irrlehrer kommen also nicht nur von außen, sondern auch aus dem Schoß der Gemeinde selbst..
31 Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre Tag und Nacht nicht abgelassen habe, jeden einzelnen von euch unter Tränen zu vermahnen!
32 Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade: er vermag euch zu erbauen und euch das Erbteil zu verleihen zugleich mit allen, die geheiligt sind.
33 Silber, Gold und Kleider habe ich mir von niemand geben lassen.
34 Ihr wißt ja selbst, daß diese meine Hände für meinen und meiner Mitarbeiter Unterhalt gesorgt haben.
35 Mein Beispiel hat euch stets gezeigt, wie man durch solche Arbeit im Schweiß seines Angesichts auch noch die Mittel haben muß, die Hilfsbedürftigen zu unterstützen, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der ja selbst gesagt hat: 'Geben ist beglückender als Nehmen Dieser Ausspruch des Herrn findet sich nicht in den Evangelien..'"
36 Nach diesen Worten kniete er mit ihnen allen zum Gebet nieder.
37 Unter lautem Weinen fielen alle Paulus um den Hals und küßten ihn.
38 Am meisten betrübte sie sein Wort, sie würden sein Angesicht nicht weiter sehen. Dann brachten sie ihn auf das Schiff.
1 Als der Tumult sich gelegt hatte, ließ Paulus die Jünger zu sich kommen und sprach ihnen Mut zu. Dann nahm er Abschied und machte sich auf die Reise nach Mazedonien.
2 Dort besuchte er die Gläubigen und nahm sich viel Zeit, sie zu ermutigen. Schließlich kam er nach Griechenland
3 und hielt sich drei Monate dort auf. Als er dann mit dem Schiff nach Syrien fahren wollte, planten die Juden einen Anschlag auf ihn. So entschloss er sich, den Rückweg wieder über Mazedonien zu nehmen.
4 Auf dieser Reise begleiteten ihn Sopater, der Sohn von Pyrrhus, aus Beröa, Aristarch und Sekundus aus Thessalonich und Gajus aus Derbe, außerdem Timotheus und schließlich Tychikus und Trophimus aus der Provinz Asia.
5 Sie reisten voraus und wollten in Troas auf uns warten.
6 Wir selbst segelten erst nach dem Fest der ungesäuerten Brote von Philippi ab. Nach fünftägiger Fahrt erreichten wir Troas und blieben eine Woche dort.
7 Am letzten Abend - es war Sonntag, der erste Tag der Woche - kamen wir zum Mahl des Herrn zusammen. Paulus, der am nächsten Tag weiterreisen wollte, sprach zu den Versammelten. Und weil sie noch so viele Fragen hatten, blieb er bis Mitternacht.
8 In unserem Versammlungsraum im Obergeschoss brannten viele Lampen.
9 Ein junger Mann - er hieß Eutychus - saß auf der Fensterbank. Weil Paulus nun so lange redete, wurde er vom Schlaf überwältigt und fiel drei Stockwerke tief aus dem Fenster. Als die Gläubigen hinuntereilten und ihn aufhoben, war er tot.
10 Paulus, der ebenfalls hinabgegangen war, legte sich auf ihn und umfasste den leblosen Körper. Dann sagte er: "Beruhigt euch, er lebt!"
11 Nachdem er wieder hinaufgestiegen war und mit den Geschwistern das Mahl des Herrn gefeiert hatte, nahm er einen Imbiss und redete noch lange mit ihnen. Erst als der Tag anbrach, verabschiedete er sich.
12 Den jungen Mann aber konnten sie lebendig und gesund nach Hause bringen, was sie sehr ermutigte.
13 Wir anderen waren inzwischen an Bord eines Schiffes gegangen und nach Assos abgesegelt. Paulus wollte den Landweg nehmen und dort an Bord kommen.
14 Als er in Assos wieder zu uns stieß, nahmen wir ihn an Bord und fuhren miteinander weiter nach Mitylene.
15 Am nächsten Tag kamen wir auf die Höhe von Chios. Am Tag darauf legten wir in Samos an und einen Tag später erreichten wir Milet.
16 Um nicht zu viel Zeit in der Provinz Asia zu verlieren, hatte Paulus beschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, denn er wollte schnell weiterkommen, um möglichst am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.
17 Von Milet aus schickte Paulus jedoch eine Nachricht an die Ältesten von Ephesus und bat sie, zu ihm zu kommen.
18 Als sie sich bei ihm eingefunden hatten, sagte er ihnen Folgendes: "Ihr wisst, wie ich vom ersten Tag an, als ich nach Asia kam, unter euch gelebt habe,
19 wie ich dem Herrn demütig wie ein Sklave diente, manchmal unter Tränen und schweren Anfechtungen, in die ich durch die Angriffe der Juden kam.
20 Ihr wisst, dass ich euch nichts von dem verschwiegen habe, was wichtig für euch ist. Ich habe euch öffentlich und in den Häusern alles verkündigt und gelehrt.
21 Juden und Nichtjuden habe ich beschworen, ihre Einstellung zu Gott zu ändern und ihr Vertrauen auf Jesus, unseren Herrn, zu setzen.
22 Seht, durch die Weisung des Geistes gebunden, gehe ich jetzt nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird.
23 Aber ich weiß, dass der Heilige Geist mir in jeder Stadt, durch die ich komme, ankündigt, dass Gefangenschaft und Leiden dort auf mich warten.
24 Doch halte ich mein persönliches Ergehen und mein Leben für nicht der Rede wert. Wichtig ist nur, dass ich das Ziel erreiche und den Auftrag erfülle, den mir Jesus, der Herr, aufgetragen hat: den Menschen die gute Botschaft von Gottes Gnade zu bringen.
25 Und nun muss ich euch noch etwas sagen: Ich weiß, dass ihr und alle, bei denen ich gewesen bin und die Botschaft von der Herrschaft Gottes gepredigt habe, mich nicht wiedersehen werdet.
26 Deshalb erkläre ich heute vor euch allen: Mich trifft keine Schuld, wenn einer von euch verloren geht.
27 Denn ich habe euch nichts vorenthalten, sondern euch den Heilswillen Gottes vollständig verkündigt.
28 Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in die euch der Heilige Geist als Aufseher eingesetzt hat, damit ihr treue Hirten der Gemeinde Gottes seid. Gott hat sie ja durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben.
29 Ich weiß, dass nach meinem Abschied gefährliche Wölfe bei euch eindringen und erbarmungslos unter der Herde wüten werden.
30 Selbst aus euren eigenen Reihen werden Männer auftreten und die Wahrheit verdrehen, um die Jünger des Herrn zu ihren Nachfolgern zu machen.
31 Seid also wachsam und denkt daran, dass ich mich drei Jahre lang Tag und Nacht um jeden Einzelnen in der Gemeinde bemüht habe, manchmal sogar unter Tränen.
32 Und nun vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, euch im Glauben wachsen zu lassen und euch das Erbe unter denen zu geben, die auch zu seinem heiligen Volk gehören. -
33 Noch etwas: Nie habe ich Geld oder Kleidung von jemand gefordert.
34 Ihr wisst, dass diese meine Hände für alles gesorgt haben, was ich und meine Begleiter zum Leben brauchten.
35 Mit meiner ganzen Lebensführung habe ich euch gezeigt, dass wir hart arbeiten müssen, um den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Dabei sollen wir immer an die Worte denken, die Jesus, unser Herr, gesagt hat: 'Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.'"
36 Nachdem Paulus geendet hatte, kniete er sich zusammen mit allen hin und betete.
37 Da fingen sie alle an zu weinen, fielen ihm um den Hals und küssten ihn.
38 Am meisten bedrückte sie, dass er gesagt hatte, sie würden ihn nicht wiedersehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff.