1 Nach vierzehn Jahren ging ich zum zweitenmal nach Jerusalem Apg. 15,2., diesmal zusammen mit Barnabas, und nahm auch Titus als Begleiter mit.
2 Diese Reise machte ich infolge einer (göttlichen) Offenbarung. Ich legte ihnen D.h. der Gemeinde in Jerusalem. die Heilsbotschaft vor, die ich unter den Heiden verkündige. Besondere Verhandlungen Diese besonderen Verhandlungen berichtet Lukas im 15. Kap. der Apostelgeschichte nicht. hatte ich dann noch mit denen, "die etwas galten Gemeint sind Jakobus (der Bruder des Herrn, der Bischof von Jerusalem), Kephas (Petrus) und Johannes (vgl. V.9).", um von ihnen zu hören, ob ich mit meiner Arbeit ins Leere liefe oder gelaufen sei.
3 Sie waren aber so völlig mit mir einverstanden, daß nicht einmal mein Begleiter Titus trotz seiner heidnischen Herkunft zur Beschneidung genötigt wurde.
4 Freilich die gleichsam durch eine Hintertür eingedrungenen falschen Brüder verlangten dies. Sie hatten sich ja eingeschlichen, um unserer Freiheit, die wir in der Gemeinschaft mit Christus Jesus haben, aufzulauern. und uns ganz unter das Joch (des Gesetzes) zu bringen Vgl. Apg. 15,1.5.24..
5 Diesen Leuten haben wir aber keinen Augenblick in Unterwürfigkeit nachgegeben, damit die Frohe Botschaft in ihrer vollen Wahrheit Und nicht als ein Gemisch in Jerusalem und Judäa. bei euch fortbestehe.
6 Wie groß das Ansehen derer war, "die etwas galten", das kümmert mich hier nicht weiter. Gott urteilt ja bei keinem Menschen nach äußeren Dingen. Übrigens hatten mir jene, "die etwas galten", nicht Neues mitzuteilen.
7 Im Gegenteil, sie sahen ein, daß ich mit der Frohen Botschaft für die Heiden betraut bin, wie Petrus mit der für die Juden. -
8 Denn der dem Petrus die Kraft gegeben hat, das Apostelamt unter den Juden auszurichten, der hat auch mir die Kraft gegeben für das Apostelamt unter den Heiden. -
9 Weil sie nun die mir verliehene Gnade erkannte, so gaben sie - Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen wurden - mir und Barnabas den Handschlag zum Gemeinschaftsbund, und wir vereinbarten, wir sollten zu den Heiden gehen, sie aber zu den Juden.
10 Nur verlangten sie von uns, wir sollten der Armen Der verarmten Christen in Jerusalem und Judäa. gedenken, und das habe ich auch mit Eifer getan.
11 Als aber Kephas (einst) nach Antiochia kam, da bin ich ihm ganz offen entgegengetreten; denn sein Verhalten verdiente Tadel.
12 Vor der Ankunft einiger Sendboten des Jakobus Des Bischofs der Gemeinde zu Jerusalem (1,19; 2,9). hielt er nämlich Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich feige zurück und trennte sich (von ihnen) aus Furcht vor den Judenchristen Aus Jerusalem..
13 Und mit ihm heuchelten auch die anderen Judenchristen In Antiochia.; ja selbst Barnabas ließ sich von ihrer Heuchelei mit fortreißen.
14 Als ich nun sah, daß sie nicht aufrichtig wandelten in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Heilsbotschaft, da sprach ich zu Kephas in öffentlicher Gemeindeversammlung: "Wenn du als Jude heidnisch und nicht jüdisch lebst, wie kannst du da die Heiden zwingen, nach jüdischer Sitte zu leben?
15 Wir sind zwar geborene Juden und nicht Sünder heidnischer Herkunft.
16 Aber wir haben erkannt, daß man nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern durch Jesu Christi Glauben Vgl. Röm. 1,17; 3,22.. Deshalb sind wir auch an Christus Jesus gläubig geworden, um aus Christi Glauben und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt zu werden; denn aus Gesetzeswerken wird niemand gerechtfertigt Unsere Rechtfertigung - so sagt V.16 - ist nicht eine Frucht von Gesetzeswerken, sonder sie ist eine Frucht des Glaubens Jesu Christi. Denn im Glauben ward Christus gehorsam bis zum Kreuzestod (Phil. 2,8; Röm. 3,25b), durch den er uns Heil und Leben erworben hat. An dieser herrlichen Frucht des Glaubens Jesu Christi haben aber nur solche teil, die an ihn gläubig geworden sind, wörtlich: die in ihn hineingeglaubt haben [eis Christon Ieesoun episteusamen] und so durch den Glauben in der innigsten Gemeinschaft mit ihm stehen (V.20)..
17 Zeigt es sich nun aber, daß auch wir (Juden), wenn wir unsere Rechtfertigung in der Gemeinschaft mit Christus suchen, Sünder sind Ebenso wie die Heiden (V.15)., kann man dann nicht sagen, daß Christus die Sünde befördere? Nimmermehr!
18 Wollte ich freilich das, was ich niedergerissen habe, wiederaufbauen, so würde ich mich dadurch zu einem Übertreter machen Mußten die geborenen Juden (dies scheint der Sinn von V.17 und 18 zu sein), um die Rechtfertigung, die ihnen das Gesetz nicht geben konnte, zu erlangen, an Christus gläubig werden, so folgte daraus, daß sie von Natur ebensogut Sünder waren wie die Heiden. Nun zogen aber die Gegner des Apostels die lästerliche Folgerung: Wenn Christus fromme und gesetzestreue Juden ebenso als Sünder erklärt wie die Heiden, so befördert und vermehrt er ja die Sünde. Nimmermehr! sagt Paulus. Machen freilich die Judenchristen trotz ihres Glaubens an Christus die Beschneidung und die Erfüllung des Gesetzes für Juden und Heiden als eine Bedingung der Gerechtigkeit und Seligkeit geltend, so bauen sie damit ja gerade das wieder auf, was sie durch die Bekehrung zu Christus zerstört haben. Damit erklären sie dann aber ihren ganzen Christenstand für eine Abfall vom Gesetz und stellen sich somit selbst als Übertreter hin, indem sie sich eines Schrittes zeihen, den sie nicht hätten tun sollen. Demgegenüber erklärt nun Paulus in V.19, wie er für seine Person zu einer völligen Unabhängigkeit vom Gesetz gelangt sein.. (Doch davon bin ich weit entfernt.)
19 Denn ich bin gerade durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, um (fortan) für Gott zu leben. Ich bin und bleibe mit Christus gekreuzigt.
20 Nun lebe ich nicht mehr mit meinem eigenen Ich, sondern Christus lebt in mir. Das Leben also, das ich jetzt noch im (sterblichen) Fleisch führe, ist ein Leben in dem Glauben des Sohnes Gottes Weil Christus in dem Apostel lebt, darum verkündigt der Apostel auch Christi Tugenden, also nicht nur Christi Liebe und Christi Demut, sondern auch Christi Gehorsam und Christi Glauben. Ja das ganze Leben dessen, der "in Christus" ist, wird, je mehr er in Christi Gemeinschaft erstarkt, desto völliger ein Leben in dem Glauben des Sohnes Gottes sein., der mich geliebt und sich für mich dahingegeben hat.
21 Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht (als überflüssig). Denn könnte man durchs Gesetz Gerechtigkeit erlangen, so wäre Christus umsonst gestorben."
1 Erst vierzehn Jahre später kam ich wieder nach Jerusalem. Ich reiste mit Barnabas und hatte auch Titus mitgenommen.
2 Diese Reise unternahm ich aufgrund einer göttlichen Offenbarung. In Jerusalem trug ich vor, was ich als Evangelium unter den nichtjüdischen Völkern predige. Ich tat das besonders vor den Angesehenen in der Gemeinde, damit ich nicht ins Leere laufen würde oder bisher vergeblich gearbeitet hätte.
3 Doch nicht einmal mein griechischer Begleiter Titus wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.
4 Wegen dieser Sache hatten sich nämlich falsche Brüder eingeschlichen. Sie waren eingedrungen, um die Freiheit auszuspionieren, die wir durch Christus haben, und uns wieder zu versklaven.
5 Denen haben wir keinen Augenblick nachgegeben, damit die Wahrheit des Evangeliums euch ganz erhalten bleibt.
6 Auch von den Angesehenen in der Gemeinde wurde uns nichts auferlegt. - Was sie früher einmal waren, ist mir übrigens gleichgültig, denn vor Gott ist das Ansehen einer Person ohne Bedeutung. -
7 Ganz im Gegenteil: Als sie sahen, dass mir die Heilsbotschaft für die nichtjüdischen Völker anvertraut war, so wie sie Petrus für die Juden empfangen hatte -
8 denn Gott bestätigte den Petrus als Apostel für die Juden und wirkte durch mich unter den nichtjüdischen Völkern -,
9 als sie die mir verliehene Gnade erkannten, gaben Jakobus, Petrus und Johannes, die ja als Säulen der Gemeinde angesehen werden, mir und Barnabas als Zeichen der Gemeinschaft die Hand. Wir sollten weiter unter den nichtjüdischen Völkern arbeiten, und sie würden es unter den Juden tun.
10 Sie baten uns nur darum, die Armen in Jerusalem nicht zu vergessen. Dafür habe ich mich auch immer eingesetzt.
11 Als dann aber Petrus nach Antiochia kam, musste ich ihn öffentlich zur Rede stellen, weil er durch sein Verhalten im Unrecht war.
12 Zunächst hatte er ohne Bedenken mit den nichtjüdischen Geschwistern zusammen gegessen. Als dann aber einige Leute von Jakobus kamen, zog er sich aus Furcht vor diesen Verteidigern der Beschneidung von den gemeinsamen Mahlzeiten zurück.
13 Auch die anderen Juden in der Gemeinde hatten sich von dieser Heuchelei anstecken lassen. Selbst Barnabas ließ sich dazu hinreißen.
14 Als ich merkte, dass sie nicht mehr geradeaus gingen, wie es der Wahrheit des Evangeliums entspricht, sagte ich in aller Öffentlichkeit zu Petrus: "Wenn du als Jude wie ein Nichtjude lebst, warum zwingst du dann Nichtjuden, jüdisch zu leben?"
15 Natürlich sind wir von Geburt an Juden und keine heidnischen Sünder.
16 Trotzdem wissen wir, dass kein Mensch vor Gott bestehen kann, wenn er versucht das Gesetz zu halten. Bestehen kann er nur durch den Glauben an Jesus Christus. Darum haben wir ja Christus vertraut, um durch den Glauben an ihn bei Gott angenommen zu werden - und nicht durch Erfüllung des Gesetzes. Kein Mensch kann durch Gesetzeserfüllung die Gerechtigkeit erreichen, die vor Gott gilt.
17 Wenn sich nun aber herausstellt, dass wir Sünder sind, wir, die durch Christus vor Gott als gerecht bestehen wollen, ist dann vielleicht Christus ein Diener der Sünde geworden? Das ist völlig ausgeschlossen!
18 Ich würde vielmehr selbst zum Gesetzesbrecher, wenn ich dem wieder Geltung verschaffte, was ich vorher für ungültig erklärt habe.
19 Denn das Gesetz hat mich dazu gebracht, für das Gesetz gestorben zu sein, damit ich für Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt
20 und lebe praktisch nicht mehr. Christus lebt in mir. Und das Leben, das ich jetzt noch in meinem sterblichen Körper führe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat.
21 Diese Gnade Gottes werde ich doch nicht zurückweisen. Denn wenn wir durch Erfüllung des Gesetzes vor Gott bestehen könnten, dann wäre Christus umsonst gestorben.