1 O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert? Und doch habe ich euch Jesus Christus so lebendig vor die Augen gemalt, als sähet ihr ihn am Kreuz hangen!
2 Beantwortet mir nur diese eine Frage: "Habt ihr den Geist empfangen, weil ihr Gesetzeswerke vollbracht oder weil ihr die Glaubensbotschaft angenommen habt?"
3 Seid ihr denn so unverständig? Ihr habt (euer Christenleben) im Geist begonnen und wollt nun im Fleisch Im Gesetz mit seinen äußerlichen Bräuchen. enden?
4 Solltet ihr so viel geistliche Segnungen vergeblich empfangen haben? Ja, nicht nur vergeblich, sondern euch sogar zum Schaden und Gericht Vgl. Matth. 7,22-23.?
5 Der euch nun den Geist darreicht und Wunderkräfte unter euch wirkt: tut er das, weil ihr Gesetzeswerke vollbracht oder weil ihr die Glaubensbotschaft angenommen habt?
6 Es heißt ja: Abraham glaubte Gott, und das ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet 1. Mos. 15,6..
7 Ihr seht also: Die es mit dem Glauben zu tun haben, die und keine anderen sind (wahre) Söhne Abrahams.
8 Weil aber die Schrift voraussah, daß Gott die Heiden durch den Glauben rechtfertigen würde, verhieß sie dem Abraham zum voraus die Frohe Botschaft: In dir sollen alle Völker gesegnet werden 1. Mos. 12,3; 18,18..
9 Mithin werden alle, die Glauben haben, zugleich mit dem gläubigen Abraham gesegnet.
10 Denn alle, die sich auf Gesetzeswerke stützen, sind unter einem Fluch. Es steht ja geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht beharrt bei allem, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben ist, daß er es erfülle 5. Mos. 27,26. Dem Fluch verfällt, wer nicht alle Gebote des Gesetzes erfüllt. Dazu ist aber niemand imstande. Denn das Gesetz verkündigt zwar den Willen Gottes, aber es gibt nicht die Kraft, ihn zu erfüllen..
11 Da aber durch das Gesetz niemand bei Gott gerechtfertigt wird, ist klar; denn: Der Gerechte wird durch den Glauben das Leben erlangen Hab. 2,4..
12 Nun hat aber das Gesetz nichts mit dem Glauben zu tun; es heißt vielmehr: Wer seine Gebote erfüllt, der wird dadurch leben 3. Mos. 18,5; Hes. 20,11.13..
13 Darum hat uns Christus von dem Fluch des Gesetzes losgekauft, indem er für uns ein Fluch geworden ist. Es steht ja geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt Nach dem Gesetz des Alten Bundes wurde die Leiche des Hingerichteten an einem Pfahl aufgehängt (5. Mos. 21,22-23). Dies Hangen am Holzpfahl oder der Kreuzestod war mit einem Fluch verbunden. Dadurch, daß Christus solchen Tod erlitt, sollte deutlich bezeugt werden, daß er den Fluch auf sich genommen hat, der auf allen Übertretern des Gesetzes ruhte. So ist das Kreuz, das Zeichen des Fluches, zum Zeichen des Heils geworden..
14 So sollte der Abrahamssegen den Heiden in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zuteil werden, und wir sollten den verheißenen Geist empfangen durch den Glauben.
15 Brüder, ich will ein Beispiel aus menschlichen Verhältnissen nehmen: Nicht einmal eines Menschen letztwillige Verfügung, die rechtskräftig geworden ist, kann man umstoßen oder durch Zusätze abändern.
16 Nun sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Nachkommen zugesagt worden. Es heißt nicht: "und den Nachkommen" - in der Mehrzahl -, sondern in der Einzahl: "und deinem Nachkommen Das hebräische Wort zera, "Same", bedeutet meist als Sammelwort "die Nachkommenschaft, die Nachkommen". Aber 1. Mos. 4,25; 1. Sam. 1,11 bedeutet es auch ein einzelnes Kind. Und in der nachbiblischen Sprache wird von zera auch die Mehrzahl zarijot gebildet.": das ist Christus "Christus" hat hier einen ähnlichen Sinn wie 1. Kor. 12,12. Dann bedeutet es: Christus und die Kirche, Haupt und Leib..
17 Ich meine nun: Dies von Gott getroffene Verfügung kann doch nicht umgestoßen werden durch das Gesetz, das erst 430 Jahre später gegeben ist, so daß das Gesetz die Verheißung aufhöbe.
18 Denn käme das Erbe aus dem Gesetz, so käme es ja nicht mehr aus der Verheißung. Nun aber hat es Gott durch eine Verheißung dem Abraham aus Gnaden geschenkt.
19 Was soll denn da noch das Gesetz? Es ist der Übertretungen wegen D.h. um die Übertretungen hervorzurufen und zu mehren (vgl. Röm. 7,9f.; 5,20). Übertretungen sind ja nur da möglich, wo es ein Gesetz gibt. (der Verheißung) hinzugefügt worden und sollte so lange in Kraft bleiben, bis der Nachkomme Vgl. V.16 und 29. käme den die Verheißung gilt. Es ward durch Engel verordnet und (von ihnen) in die Hand eines Vermittlers gelegt.
20 Ein Vermittler ist jedoch da nicht nötig, wo nur ein einziger handelt. Gott aber ist nur einer Von diesem dunklen Vers gibt es mehrere hundert Erklärungen. Vielleicht läßt sich der Sinn so umschreiben: Das Gesetz ist nicht unmittelbar von Gott gegeben worden, sondern durch die Vermittlung von Engeln (vgl. 5. Mos. 33,2 nach LXX; Apg. 7,38.53; Hebr. 2,2). Die Engel aber bildeten eine Vielheit. Nun bedarf eine Vielheit von Personen, wenn sie rechtsgültig handeln will, eines Unterhändlers oder Vermittlers. Als solchen gebrauchten die Engel den Mose, in dessen Hand sie das Gesetz für Israel legten. Gott aber ist keine Vielheit, sondern eine Einheit. Deshalb bedarf er auch keines Vermittlers. Weil er nun die Verheißung dem Abraham und seiner Nachkommenschaft unmittelbar gegeben hat, so steht die Verheißung schon aus diesem Grund höher als das Gesetz. Aber sie ist auch nicht im Widerspruch mit dem Gesetz. So schließt sich dann V.21 an, der wahrscheinlich eine Behauptung wiederholt, die dem Apostel von seinen Gegnern schuld gegeben wurde. Ja es scheint, daß Paulus in seinen Briefen vielfach da, wo er auf einen Fragesatz mit "Nimmermehr" antwortet, falsche Beschuldigungen seiner Gegner mit Entschiedenheit zurückweist (vgl. auch 2,17)..
21 Steht nun das Gesetz im Widerspruch mit den Verheißungen Gottes? Nimmermehr! Denn wäre ein Gesetz gegeben worden mit der Fähigkeit, lebendig zu machen Die Rabbinen lehrten, die Israeliten hätten durch das mosaische Gesetz Unsterblichkeit erlangt, wenn sie nicht sofort wieder abgefallen wären., so käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz.
22 Nun aber hat die Schrift (in ihren Zeugnissen) alles als unter die Sünde verschlossen erklärt, damit die Verheißung als eine Frucht des Glaubens Jesu Christi allen denen zuteil würde, die da glauben Christus selbst hat die dem Abraham gegebene Verheißung (3,13ff.) durch Glauben erworben. Die an Christus Gläubigen empfangen nun aus Gnaden daran Teil..
23 Ehe indes der Glaube kam Das heißt nichts anderes als: Ehe Christus kam., waren wir unter der Aufsicht des Gesetzes wie in einem Gefängnis eingeschlossen bis auf die Zeit, wo sich der Glaube offenbaren sollte.
24 So ist das Gesetz unser Führer Führer (Pädagoge) hieß bei den Griechen der Sklave, der den Sohn seines Herrn auf dem Weg zur Schule begleiten mußte. Der Pädagoge war also nicht der Lehrer, aber er führte doch hin zu ihm. So führt auch das Gesetz zu dem wahren Lehrer Christus. zu Christus geworden, damit wir aus Glauben gerecht würden.
25 Nachdem nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Führer.
26 Ihr seid ja alle Gottes Söhne durch den Glauben in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.
27 Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen.
28 Darum gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden, zwischen Sklaven und Freien, zwischen Mann und Weib: ihr seid alle eins in der Gemeinschaft mit Christus Jesus Alle völkischen, gesellschaftlichen und geschlechtlichen Unterschiede verschwinden in der Lebensgemeinschaft mit Christus. In ihm werden alle zu einer geistlichen Einheit, gleichsam zu einer Person vereinigt. Selbst den Sklaven standen deshalb in der alten Kirche die geistlichen Ämter, sogar das Bischofsamt, offen. Noch bis ins 4. Jahrhundert hinein wissen wir von Fällen, wo Sklaven Kirchenämter bekleidet haben..
29 Gehört ihr aber Christus an, so gehört ihr auch zu Abrahams Nachkommen und seid kraft der Verheißung Erben.
1 Ihr törichten Galater! Wer hat euch nur verzaubert? Euch wurde Jesus Christus doch als gekreuzigt vor Augen gemalt!
2 Nur das eine will ich von euch wissen: Habt ihr den Geist empfangen, weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft vom Glauben gehört habt?
3 Begreift ihr das nicht? Wollt ihr wirklich in eigener Kraft zu Ende bringen, was ihr im Geist angefangen habt?
4 Habt ihr so große Dinge vergeblich erfahren? Falls es wirklich vergeblich war!
5 Gab Gott euch denn seinen Geist und wirkte er Wunder unter euch, weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft vom Glauben gehört habt?
6 Denkt an Abraham: "Er glaubte, was Gott ihm versprach, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet."
7 Begreift doch: Die aus dem Glauben leben, sind Abrahams Kinder!
8 Die Schrift hat vorausgesehen, dass Gott die nichtjüdischen Völker durch den Glauben gerecht sprechen würde, und verkündigte deshalb dem Abraham schon im Voraus die gute Botschaft: "Durch dich werden alle Völker gesegnet werden."
9 Folglich werden die, die auf den Glauben bauen, zusammen mit dem gläubigen Abraham gesegnet.
10 Denn alle, die auf die Erfüllung des Gesetzes vertrauen, sind unter einem Fluch, denn es steht geschrieben: "Fluch über jeden, der nicht alles, was im Gesetzbuch geschrieben ist, erfüllt."
11 Es ist klar, dass mit Hilfe des Gesetzes niemand vor Gott gerecht werden kann, denn "der Gerechte wird aus Glauben leben".
12 Das Gesetz jedoch gründet sich nicht auf den Glauben. Hier gilt: "Wer seine Vorschriften befolgt, wird durch sie leben."
13 Von diesem Fluch des Gesetzes hat Christus uns freigekauft, indem er an unserer Stelle den Fluch auf sich genommen hat, denn es steht geschrieben: "Wer am Holz hängt, ist verflucht."
14 So sollte der Segen, den Abraham erhielt, durch Jesus Christus zu allen Völkern kommen, damit wir durch den Glauben den zugesagten Geist empfingen.
15 Liebe Geschwister, nehmen wir ein Beispiel aus dem täglichen Leben: Wenn jemand ein Testament rechtskräftig aufgesetzt hat, dann kann niemand es für ungültig erklären oder etwas hinzufügen.
16 So ist es auch mit den Verheißungen, die Gott dem Abraham und seinem Nachkommen geschenkt hat. Er sagt übrigens nicht: "den Nachkommen", als ob es viele wären, sondern es ist von einem die Rede: "deinem Nachkommen". Und das ist Christus.
17 Ich will damit sagen: Wenn Gott einen Bund rechtskräftig bestätigt hat, dann wird er durch das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht für ungültig erklärt. Das Gesetz kann die Zusage nicht außer Kraft setzen.
18 Denn wenn der Erhalt des Erbes von der Erfüllung des Gesetzes abhinge, dann käme es nicht mehr aus einer Verheißung. Gott hat es Abraham aber durch ein Versprechen zugesagt.
19 Aber was für einen Sinn hat dann das Gesetz? Es wurde hinzugefügt, um die Gesetzesübertretungen sichtbar zu machen, und zwar so lange, bis der Nachkomme käme, dem die Zusage galt. Es ist ja auch durch Engel mit Hilfe eines Vermittlers erlassen worden.
20 Ein Vermittler steht jedoch nie nur für eine der Parteien. Gott ist aber nur Einer.
21 Spricht das Gesetz denn gegen die Verheißungen Gottes? Natürlich nicht! Das wäre nur der Fall, wenn es zum Leben führen könnte. Nur dann würden Menschen durch Erfüllung des Gesetzes von Gott als gerecht angesehen.
22 Aber die Schrift erklärt, dass die ganze Welt von der Sünde gefangen gehalten wird. So sollte das Zugesagte durch den Glauben an Jesus Christus denen geschenkt werden, die glauben.
23 Bevor es diesen Glauben gab, wurden wir vom Gesetz gefangen gehalten. Wir waren eingeschlossen bis zu der Zeit, in der der Glaube bekannt gemacht werden sollte.
24 So führte das Gesetz uns wie ein streng ermahnender Erzieher zu Christus, damit wir durch den Glauben von Gott als gerecht anerkannt würden.
25 Nachdem nun der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter einem Erzieher,
26 denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr mündige Kinder Gottes geworden.
27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt euch mit Christus bekleidet.
28 Da gibt es keine Juden oder Nichtjuden mehr, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen, denn durch eure Verbindung mit Christus seid ihr alle zu Einem geworden.
29 Wenn ihr aber Christus gehört, seid ihr Abrahams Nachkommen und habt Anspruch auf das zugesagte Erbe.