1 Weil wir von einer so dichten Zeugenwolke umgeben sind Der Glaubenssieg der alten Zeugen verbürgt auch unseren Sieg: sie sehen gleichsam mit gespannter Teilnahme zu, wie wir uns in dem uns verordneten Kampf bewähren., so wollen auch wir alle Last, die uns beschwert Alle irdische Sorge., und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, ablegen und in dem Wettkampf, der uns obliegt, voll Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen Ein Wettkämpfer legt alles ab, was ihn im Lauf hindert, namentlich das lange Gewand, das seine Füße leicht umstricken und ihn dadurch zu Fall bringen könnte..
2 Dabei laßt uns unverwandt auf Jesus schauen, auf ihn, der den Glauben in uns pflanzt und auch zur vollen Reife bringt! Um die Freude zu erringen Die Freude der zukünftigen Herrlichkeit für sich und die Seinen (Joh. 17,5.24)., die ihn als Siegespreis erwartete, hat er des Kreuzes Pein erduldet und die Schande Die mit dem Kreuzestod verbunden war. nicht geachtet; darum sitzt er nun zur Rechten auf dem Thron Gottes.
3 Ja denkt daran, welch großen Widerspruch er von den Sündern gegen sich erdulden mußte: dann werdet ihr nicht ermüden Im Glaubenskampf. noch innerlich erschlaffen!
4 Bis jetzt habt ihr Das gegenwärtige Geschlecht der Leser. im Kampf mit der Sünde das Leben noch nicht eingesetzt Wie die Gläubigen in früherer Zeit (vgl. Apg. 8,1-3; 12,1-2)..
5 Aber trotzdem habt ihr schon die Mahnung ganz vergessen, die zu euch als Söhnen redet: Mein Sohn, mißachte nicht die Züchtigung des Herrn und laß den Mut nicht sinken, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst!
6 Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und geißelt jeden Sohn, den er zur Kindschaft annimmt Spr. 3,11-12..
7 Stellt euch unter die Zucht und ertragt sie standhaft! Als Söhne behandelt euch Gott! Denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
8 Bleibt ihr aber ohne Züchtigung, die alle (Söhne Gottes) erfahren haben, dann seid ihr ja unechte, nicht echte Söhne.
9 Ferner: unseren leiblichen Vätern, die uns züchtigen Während unserer Kindheit., haben wir ehrfurchtsvolle Scheu bewiesen. Sollten wir uns da nicht viel mehr dem Vater der Geister Vgl. 4. Mos. 16,22; 27,16. Soll der Ausdruck "Vater der Geister" im Gegensatz zu "leiblichen Vätern" etwa bedeuten: geistlicher Vater, der Vater, der uns das geistliche, ewige Leben schenkt, während wir durch unsere leiblichen Väter in das irdische Leben eingetreten sind? unterwerfen, um so zum (ewigen) Leben einzugehen?
10 Jene Unsere leiblichen Väter. haben für eine kurze Zeit In den Tagen der Kindheit. nach ihrem Gutdünken Wobei es nicht an Fehlern und Mißgriffen fehlte, mithin nicht immer zu unserem wahren Besten. Zucht an uns geübt. Dieser Gott. aber erzieht uns zu unserem wahren Besten Weil er stets in vollkommener Weisheit und Liebe handelt., damit wir an seiner Heiligkeit Anteil haben Damit wir in unserem ganzen Wesen seiner Heiligkeit immer ähnlicher werden (1. Petr. 1,15f.)..
11 Jede Züchtigung Die menschliche sowie die göttliche. scheint freilich für den Augenblick nicht erfreulich, sondern schmerzlich zu sein. Nachher aber bringt sie allen, die sich dadurch haben üben lassen Und zwar: im Gottvertrauen und Gehorsam (vgl. V.7 und 9)., einen beseligenden Gewinn: Gerechtigkeit D.h. Übereinstimmung mit Gottes Willen in ihrem ganzen Verhalten..
12 Darum: Richtet wieder auf die schlaffen Hände und die gelähmten Knie Frei nach Jes. 35,3.!
13 Und: Sucht ebene Bahnen D.h. Wege, die nicht irreführen. für eure Füße zu finden Frei nach Spr. 4,26. Im Griechischen bilden diese Worte bei der Lesart poiésate einen Hexameter, der in der Übersetzung nachgebildet worden ist. Der Sinn ist: Die Leser sollen mutig auf dem geraden Weg fortschreiten.. Dann wird das Lahme Das bereits zum Abfall geneigte Gemeindeglied. nicht vom rechten Weg abweichen, sondern vielmehr gesund werden "Gesund werden" von seiner Lahmheit und freudig vorwärtsschreiten.!
14 Sucht mit allen in Frieden zu leben Ps. 34,15. und trachtet nach der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird Vgl. Ps. 11,7; 17,15; Matth. 5,8; 1. Joh. 3,2.!
15 Habt acht darauf, daß niemand Gottes Gnade unbenutzt lasse! Sonst kann ein Giftkraut aufwachsen Vgl. 5. Mos. 29,17. und Schaden stiften zum Verderben vieler.
16 Niemand sei bundbrüchig Wörtlich: ein Hurer sei. Aber dies Wort scheint hier wie in alttestamentlichen Stellen (Ps. 73,27; 106,39) zu bedeuten: einer, der den Bund mit Gott bricht. oder irdisch gesinnt wie Esau, der für eine einzige Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte 1. Mos. 25,29-34.!
17 Als er dann nachher, wie ihr wißt, den Segen doch erlangen wollte, da wurde er (von seinem Vater) zurückgewiesen. Er fand keine Möglichkeit, den Sinn (des Vaters) zu ändern D.h. den über Jakob ausgesprochenen Segen rückgängig zu machen, weil Isaak unter göttlicher Eingebung geredet hatte., obwohl er unter Tränen darum bat 1. Mos. 27,33-40..
18 Ihr seid ja Begründung der ganzen Warnung von V.15ff. nicht Wie die Israeliten bei der Gesetzgebung am Sinai. hingetreten zu einem Berg, den man anrühren konnte Der also sinnlich wahrnehmbar war., und der in Feuersglut brannte, auch nicht zu Dunkel, Finsternis und Sturmwind 5. Mos. 4,11; 5,22.,
19 noch zu Posaunenklang 2. Mos. 19,16. und Donnerworten 5. Mos. 4,12., bei deren Schall die Hörer Von Schrecken erfüllt. baten, es möchte nicht weiter zu ihnen geredet werden 2. Mos. 20,18f.; 5. Mos. 5,23-27..
20 - Denn sie konnten nicht ertragen, daß verordnet wurde: Sogar ein Tier, das den Berg berührt, soll gesteinigt werden 2. Mos. 19,12f..
21 Ja die Erscheinung war so schrecklich, daß selbst Mose sprach: Ich bin voll Furcht und Zittern 5. Mos. 9,19; Apg. 7,32.. -
22 Ihr seid vielmehr hingetreten zu dem Berg Zion Offb. 14,1. und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem Gal. 4,26.,
23 zu einer Festversammlung vieler Tausend Engel Wörtlich: zu Zehntausenden von Engeln, die eine Festversammlung bilden. Vgl. Ps. 68,15; 5. Mos. 33,2; Dan. 7,10. Ich setze das Komma nicht hinter [angeloon], sondern hinter [paneegyrei] und fasse dies als Apposition zu [myriasin angeloon]., zu der Gemeinde der Erstgeborenen Zu der Gemeinde des Neuen Bundes, die den Namen Erstgeborene in höherem Sinn trägt als Israel (vgl. 2. Mos. 4,22; Jer. 31,9; Hos. 11,1)., deren Namen im Himmel eingetragen sind Und zwar im Lebensbuch (vgl. 2. Mos. 32,32; Ps. 69,29; Dan. 12,1; Luk. 10,20; Phil. 4,3).; zu einem Helfer Wörtlich: Richter. Aber Richter bedeutet öfter: Helfer, Retter (z.B. in Ps. 68,6; Jes. 30,18; 33,22)., der aller Menschen Gott ist; zu den Geistern der vollendeten Gerechten D.h. wohl: der Gerechten, die durch Christi Opfer zur Vollendung gekommen sind.;
24 zu Jesus, dem Vermittler einer neuen Gottesstiftung, und zu dem Blut der Besprengung Vgl. 9,13; 10,22., das noch wirksamer redet als Abel Dessen Stimme uns noch wirksamer mahnt als Abel (11,4)..
25 Hütet euch, dem euer Ohr zu verschließen, der zu euch redet Vgl. V.24 Schluß.! Denn sind jene Die Israeliten. der Strafe nicht entronnen, die seine Worte nicht hören wollte, als er auf Erden Am Sinai (V.19). zu ihnen redete: wie werden wir da ungestraft bleiben, wenn wir dem den Rücken kehren, der jetzt vom Himmel zu uns redet!
26 Damals Am Sinai. hat seine Stimme die Erde bewegt 2. Mos. 19,18.. Jetzt Für die Zeit des Neuen Bundes. aber gilt sein Verheißungswort: Noch einmal werde ich nicht nur die Erde erschüttern, sondern auch den Himmel Hag. 2,6 frei nach LXX..
27 Dies Wort "Noch einmal" deutet an, daß das, was erschüttert wird - und zwar, weil es der (vergänglichen) Schöpfung angehört - verwandelt werden soll, damit für immer bleibe, was nicht erschüttert werden kann Gemeint sind der neue Himmel und die neue Erde (2. Petr. 3,13)..
28 Weil wir nun im Begriff sind, ein unerschütterliches Königreich zu empfangen, so laßt uns dankbar sein Ich lese [echomen charin].! So dienen wir Gott wohlgefällig. Und unser Dank verbinde sich mit ehrfurchtsvoller Scheu Vor Gott..
29 Denn unser Gott ist auch ein verzehrendes Feuer 5. Mos. 4,24..
1 Wir sind also von einer ganzen Wolke von Zeugen umgeben. Deshalb wollen auch wir den Wettkampf bis zum Ende durchhalten und jede Last ablegen, die uns behindert, besonders die Sünde, die uns so leicht umschlingt.
2 Und dabei wollen wir auf Jesus schauen. Er hat uns gezeigt, wie man diesen Lauf beginnt und als Sieger ans Ziel kommt. Weil er wusste, welche Freude auf ihn wartete, hat er das Kreuz und die Schande dieses Todes auf sich genommen. Nun sitzt er auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite.
3 Schaut euch an, wie er die Anfeindung sündiger Menschen ertragen hat. Dann werdet auch ihr nicht müde und verliert nicht den Mut.
4 Immerhin habt ihr im Kampf gegen die Sünde noch nicht euer Leben lassen müssen.
5 Trotzdem werdet ihr schon mutlos. Ihr habt vergessen, was Gott zu seinen Kindern sagt: "Mein Sohn, missachte nicht die strenge Hand des Herrn, verliere nicht den Mut, wenn er dich straft!
6 Denn wen der Herr liebt, den erzieht er streng und wen er als Sohn annimmt, dem gibt er auch Schläge."
7 Was ihr ertragen müsst, dient also eurer Erziehung. Gott behandelt euch so wie ein Vater seine Söhne. Oder habt ihr je von einem Sohn gehört, der nie bestraft wurde?
8 Wenn Gott euch nicht mit strenger Hand erziehen würde, wie er das bei allen macht, dann hätte er euch nicht als Kinder anerkannt.
9 Auch unsere menschlichen Väter hatten uns streng erzogen. Trotzdem achteten wir sie. Müssen wir uns nicht noch viel mehr unserem himmlischen Vater unterordnen, der allen Wesen Geist und Leben gibt?
10 Unsere leiblichen Väter haben uns auch nur für kurze Zeit in Zucht genommen, und zwar so, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Unser himmlischer Vater aber weiß wirklich, was zu unserem Besten dient. Er erzieht uns, damit wir Anteil an seiner Heiligkeit bekommen.
11 Jede Bestrafung tut weh. Sie ist alles andere als eine Freude. Später jedoch trägt eine solche Erziehung reiche Frucht: Menschen, die durch diese Schule gegangen sind, führen ein friedfertiges und gerechtes Leben.
12 Stärkt also eure müden Hände und die zitternden Knie
13 und geht auf geraden Wegen, damit die lahm gewordenen Füße nicht auch noch verrenkt, sondern vielmehr geheilt werden!
14 Bemüht euch ernstlich um Frieden mit allen und um ein geheiligtes Leben, ohne das niemand den Herrn sehen wird.
15 Achtet aufeinander, damit niemand sich von Gottes Gnade ausschließt! Lasst nicht zu, dass eine bittere Wurzel zur Giftpflanze wird, durch die dann viele von euch zu Schaden kommen!
16 Achtet auch darauf, dass keiner von euch ein ausschweifendes Leben führt oder mit heiligen Dingen so geringschätzig umgeht wie Esau, der für eine einzige Mahlzeit sein Erstgeburtsrecht verkaufte!
17 Ihr wisst, wie es ihm später erging, als er den Segen von seinem Vater bekommen wollte: Er wurde von Gott verworfen und fand keine Möglichkeit mehr, das rückgängig zu machen, obwohl er sich unter Tränen darum bemühte.
18 Nun habt ihr Gott nicht so erfahren wie die Israeliten damals am Sinai. Sie kamen zu einem Berg, den man anfassen konnte, auf dem ein Feuer loderte und der in dunkle Wolken gehüllt war. Es herrschte Finsternis und ein Sturm tobte.
19 Sie hörten einen gewaltigen Posaunenschall und eine mächtige Stimme, vor der sie sich so fürchteten, dass sie darum baten, kein weiteres Wort mehr hören zu müssen.
20 Sie wichen zurück, als Gott anordnete: "Wenn auch nur ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden."
21 Das ganze Geschehen war so furchterregend, dass selbst Mose sagte: "Ich zittere vor Angst."
22 Ihr dagegen seid zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes gekommen, zu dem Jerusalem im Himmel, wo sich unzählbare Engelscharen zu einem Fest versammelt haben.
23 Ihr seid zur Gemeinde der erstgeborenen Kinder Gottes gekommen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Ihr seid zu Gott selbst gekommen, dem Richter von allen und zu den Gerechten, die schon am Ziel sind, deren Geist schon bei Gott ist.
24 Ihr seid zu Jesus gekommen, dem Vermittler eines neuen Bundes und zu dem Reinigungsblut, das viel besser redet als das Blut Abels.
25 Hütet euch also davor, den abzuweisen, der zu euch spricht. Schon die Israeliten entkamen ihrer Strafe nicht, als sie den abwiesen, der von einem Ort auf der Erde zu ihnen sprach. Wie viel schlimmer wird es uns ergehen, wenn wir den ablehnen, der vom Himmel her zu uns spricht.
26 Damals erschütterte seine Stimme die Erde, aber jetzt hat er angekündigt: "Ich werde noch einmal eine Erschütterung kommen lassen, aber nicht nur über die Erde, sondern auch über den Himmel."
27 Die Worte "noch einmal" zeigen, dass bei dieser Erschütterung die ganze geschaffene Welt umgewandelt werden soll; bleiben wird nur das, was nicht erschüttert werden kann.
28 Auf uns wartet also ein unerschütterliches Reich. Deshalb wollen wir dankbar sein, denn dadurch dienen wir Gott, wie es ihm gefällt: in Ehrfurcht und heiliger Scheu.
29 Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.