1 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch Die Rede Jesu an die Pharisäer (9,40) geht hier noch weiter.: Wer nicht durch die Tür in die Schafhürde geht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und Räuber Die Schafherden übernachteten in einer durch eine Mauer eingeschlossenen Hürde, an deren Tür des Nachts ein Unterhirt Wache hielt..
2 Wer aber durch die Tür eingeht, der ist der Hirte der Schafe.
3 Dem öffnet der Türhüter, und die Schafe vernehmen seine Stimme Sein Locken und Rufen.. Er ruft die Schafe seiner Herde In einer Hürde pflegten verschiedene Herden zu übernachten. mit Namen Auch im Altertum gaben die Hirten den einzelnen Schafen besondere Namen. und führt sie hinaus.
4 Hat er dann seine Schafe alle hinausgebracht, so geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.
5 Einem Fremden aber würden sie nimmermehr folgen, sondern sie würden vor ihm fliehen; denn sie kennen des Fremden Stimme nicht."
6 Dies Gleichnis trug ihnen Jesus vor; sie aber verstanden den Sinn seiner Worte nicht.
7 Jesus fuhr dann fort: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen Nur er gibt den Hirten der Herde Gottes (V.2) Auftrag und Vollmacht zu ihrem Beruf..
8 Alle, die an meiner Statt [pro emou]. Die Präposition [pro] kann auch die Stellvertretung bezeichnen. aufgetreten sind Vorgeblich als Heilande, tatsächlich aber als falsche, verderbliche Hirten des Volkes (vgl. Jer. 2,8; 23,1-2; 50,6; Hes. 34; Sach. 10,3; 11,17)., sind Diebe und Räuber Nämlich der Schafe. Vgl. Matth. 7,15.. Aber die Schafe Die wahren Glieder des Volkes Gottes. haben nicht auf sie gehört.
9 Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht Und so ein Schaf der Herde wird., der wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
10 Der Dieb kommt nur, um (die Schafe) zu stehlen, zu töten und zu verderben.
11 Ich bin gekommen, damit die Schafe Leben und reiche Nahrung haben Vgl. Ps. 23..
12 Ich bin der Gute Hirte. Der Gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe hin. Der Mietling, der nicht Hirte ist, und dem die Schafe nicht gehören, verläßt die Schafe und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Dann raubt der Wolf sich von den Schafen und zersprengt die Herde.
13 Das geschieht bei einem Mietling, dem nichts an den Schafen liegt.
14 Ich bin der Gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und sie kennen mich,
15 ganz ebenso wie mich mein Vater kennt und ich ihn kenne. Ich lasse auch mein Leben für die Schafe.
16 Ich habe auch noch andere Schafe In der Heidenwelt., die nicht zu dieser Hürde Zu dem Volk Israel. zählen. Auch die muß ich herführen, und sie sollen meinem Ruf folgen: so wird sich eine Herde bilden unter Einem Hirten Vgl. Eph. 2,14ff..
17 Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzuempfangen.
18 Niemand nimmt es (mit Gewalt) von mir, sondern ich gebe es ganz freiwillig hin. Es steht mir frei, es hinzugeben, und es steht mir frei, es wieder zurückzunehmen. Diesen Auftrag habe ich erhalten von meinem Vater."
19 Wegen dieser Worte entstand aufs neue Vgl. 9,16. eine Meinungsverschiedenheit unter den Juden Gemeint sind die Pharisäer in 9,40..
20 Viele von ihnen sagten: "Er ist von einem bösen Geist besessen und von Sinnen. Warum hört ihr ihm zu?"
21 Andere meinten: "So redet keiner, der von einem bösen Geist besessen ist. Kann denn ein böser Geist der Blinden Augen öffnen?"
22 Zu der Zeit feierte man in Jerusalem das Fest der Tempelweihe Dieses Fest wurde alljährlich vom 25. Kislev an (Mitte Dezember) acht Tage lang besonders durch Erleuchtung der Häuser gefeiert, und zwar zum Andenken an die durch Judas Makkabäus im Dezember 165 v.Chr. vollzogene Reinigung und Neueinweihung des von Antiochus Epiphanes entweihten Tempels. Aus diesem Fest ist das christliche Kirchweihfest entstanden.. Es war Winter Nach meiner Zeitrechnung: Dezember 28 oder 29 n.Chr..
23 Jesus ging auf dem Tempelplatz in der Halle Salomos umher Die Halle Salomos (vgl. Apg. 3,11) war eine Säulenhalle an der Ostseite des Tempels, die nach der Volksmeinung noch von dem alten Salomonischen Bau herrührte und bei der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. verschont geblieben war..
24 Da umringten ihn die Juden Die ihm feindlichen Oberen des Volkes. und sprachen zu ihm: "Wie lange läßt du uns im ungewissen? Bist du der Messias, so sag es uns frei heraus!"
25 Jesus antwortete ihnen: "Ich habe es euch gesagt, aber ihr wollt nicht glauben. Die Werke, die ich in meines Vaters Namen tue, die legen Zeugnis für mich ab.
26 Ihr glaubt aber nicht, denn ihr gehört nicht zu meinen Schafen.
27 Meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.
28 Ich gebe ihnen das ewige Leben; sie sollen nicht verlorengehen in alle Ewigkeit; und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist stärker als alle anderen Mächte; und niemand kann sie meines Vaters Hand entreißen.
30 Ich und der Vater sind eins Darum wirkt der Vater nur durch den Sohn, und der Sohn wirkt nur durch des Vaters Macht. Deshalb ruht der, der in des Sohnes Hand ist, auch in der Hand des allmächtigen Vaters.."
31 Da holten die Juden aufs neue Vgl. 8,59. Steine herbei, um ihn zu steinigen.
32 Jesus aber sprach zu ihnen: "Viel herrliche Werke, die der Vater durch mich gewirkt, habe ich euch sehen lassen; welches dieser Werke ist denn schuld daran, daß ihr mich steinigen wollt?"
33 Die Juden erwiderten ihm: "Nicht ein trefflich Werk, das du getan, veranlaßt uns, daß wir dich steinigen wollen, sondern deine Gotteslästerung: obwohl du nur ein Mensch bist, willst du doch Gott sein."
34 Jesus antwortete ihnen: "Steht nicht in euerm Gesetz Das Gesetz bedeutet hier das ganze Alte Testament; gemeint ist die Stelle Ps. 82,6. geschrieben: 'Ich habe gesagt: ihr seid Götter Ps. 82 enthält eine drohende Anrede Gottes an ungerechte Obrigkeiten Israels. Die obrigkeitlichen Personen werden in V.66 "Götter" genannt, weil sie in ihrem amtlichen Wirken Vertreter Gottes sein sollten für das Volk.?"
35 Das Gesetz hat also die Männer, an die dieser Gottesspruch In Ps. 82,6. ergangen ist, Götter genannt, und die Schrift muß doch gültig bleiben -:
36 wollt ihr nun den, den der Vater geweiht Für seinen Beruf ausgesondert und durch die Gabe des Heiligen Geistes dazu ausgerüstet. und in die Welt gesandt hat, der Lästerung beschuldigen, weil ich gesagt habe: 'Ich bin Gottes Sohn Wenn in dem unverbrüchlichen Gotteswort in Ps. 82,6 schon die obrigkeitlichen Personen Israels, die noch dazu ihre Macht in Ungerechtigkeit mißbrauchten, als Stellvertreter Gottes für sein Volk Götter und Söhne des Höchsten genannt werden, wie kann man da Jesus, den höchsten und vollkommensten Gesandten und Stellvertreter Gottes, der Lästerung beschuldigen, wenn er sich Gottes Sohn nennt!?'
37 Tue ich nicht meines Vaters Werke, dann glaubt mir nicht!
38 Tue ich sie aber, und ihr wollt mir Meinem Selbstzeugnis, abgesehen von seiner Bewährung durch die Werke. nicht glauben, dann glaubt doch wenigstens meinen Werken, damit ihr einseht und erkennt, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin Vgl. V.30.."
39 Da suchten sie ihn abermals Vgl. 7,30.32.44. festzunehmen, doch er entging ihren Händen. A|
40 Er kehrte dann in das Ostjordanland zurück an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte 1,28., und nahm dort Aufenthalt.
41 Viele kamen zu ihm, und man sagte: "Johannes hat freilich kein Zeichen getan; doch alles, was Johannes von diesem Mann gesagt hat, ist wahr gewesen."
42 Und viele wurden dort an ihn gläubig.
1 "Ich versichere euch mit allem Nachdruck: Wer nicht durch das Tor in den Pferch für die Schafe hineingeht, sondern anderswo über die Mauer klettert, ist ein Dieb und ein Räuber.
2 Der Hirt geht durch das Tor zu den Schafen hinein.
3 Ihm öffnet der Wächter am Eingang, und auf seine Stimme hören auch die Schafe. Er ruft seine Schafe mit Namen einzeln aus der Herde heraus und führt sie ins Freie.
4 Wenn er sie dann draußen hat, geht er vor ihnen her. Und sie folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.
5 Einem Fremden würden sie nicht folgen, sondern weglaufen, weil sie seine Stimme nicht kennen."
6 Die Zuhörer verstanden nicht, was Jesus mit diesem Bild meinte.
7 Jesus begann noch einmal: "Ja, ich versichere euch: Ich bin das Tor zu den Schafen.
8 Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber. Aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
9 Ich bin das Tor. Wenn jemand durch mich hineinkommt, wird er gerettet. Er wird ein- und ausgehen und gute Weide finden.
10 Ein Dieb kommt nur, um Schafe zu stehlen und zu schlachten und Verderben zu bringen. Ich bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen und alles reichlich dazu.
11 Ich bin der gute Hirt. Ein guter Hirt setzt sein Leben für die Schafe ein.
12 Ein bezahlter Hirt, dem die Schafe nicht selbst gehören, läuft davon, wenn er den Wolf kommen sieht. Dann fällt der Wolf über die Schafe her und jagt die Herde auseinander.
13 Einem bezahlten Hirten geht es nur um die Bezahlung. Die Schafe sind ihm gleichgültig.
14 Ich bin der gute Hirt; ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich
15 - so wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.
16 Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht aus diesem Pferch sind. Auch sie muss ich herführen. Sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden eine einzige Herde unter einem Hirten sein.
17 Und weil ich mein Leben hergebe, liebt mich mein Vater. Ich gebe es her, um es wiederzunehmen.
18 Niemand nimmt es mir, sondern ich gebe es freiwillig her. Ich habe die Macht, es zu geben, und die Macht, es wieder an mich zu nehmen. So lautet der Auftrag, den ich von meinem Vater erhalten habe."
19 Wegen dieser Worte entstand wieder ein Zwiespalt unter den Juden.
20 Viele von ihnen sagten: "Er ist von einem bösen Geist besessen! Er ist verrückt! Warum hört ihr ihm überhaupt zu?"
21 Aber andere meinten: "Nein, so redet kein Besessener. Kann etwa ein Dämon Blinden das Augenlicht wiedergeben?"
22 Damals war gerade Winter, und in Jerusalem fand das Fest der Tempelweihe statt.
23 Auch Jesus hielt sich im Tempel auf, in der Säulenhalle Salomos.
24 Da umringten ihn die Juden und fragten: "Wie lange willst du uns noch hinhalten? Wenn du der Messias bist, dann sage es frei heraus!"
25 "Ich habe es euch doch schon gesagt", erwiderte Jesus, "aber ihr glaubt mir ja nicht. Alles, was ich im Namen meines Vaters tue, beweist, wer ich bin.
26 Aber ihr gehört nicht zu meiner Herde, wie ich euch schon gesagt habe, und darum glaubt ihr nicht.
27 Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, sie folgen mir
28 und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verlorengehen und niemand wird sie mir entreißen.
29 Denn mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, was es gibt; niemand kann sie ihm entreißen.
30 Ich und der Vater sind eins."
31 Da hoben die Juden wieder Steine auf, um ihn damit zu töten.
32 Jesus sagte ihnen: "Viele gute Werke habe ich im Auftrag meines Vaters unter euch getan. Für welches davon wollt ihr mich steinigen?"
33 "Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht", wüteten die Juden, "sondern wegen Gotteslästerung! Denn du machst dich selbst zu Gott, obwohl du nur ein Mensch bist."
34 Jesus erwiderte: "Steht in eurem Gesetz nicht auch der Satz: 'Ich habe gesagt, ihr seid Götter!'?
35 Wenn also diejenigen Götter genannt werden, an die das Wort Gottes erging - und die Schrift kann nicht außer Kraft gesetzt werden -
36 wie könnt ihr da behaupten: 'Du lästerst Gott!', weil ich sagte: 'Ich bin Gottes Sohn'; ich, der vom Vater gerade dazu erwählt und in die Welt gesandt wurde?
37 Wenn das, was ich tue, nicht die Werke meines Vaters sind, müsst ihr mir nicht glauben.
38 Sind sie es aber, dann lasst euch wenigstens von den Werken überzeugen, wenn ihr schon mir nicht glauben wollt. An ihnen müsstet ihr doch erkennen, dass der Vater in mir ist, und dass ich im Vater bin."
39 Da versuchten sie wieder, ihn festzunehmen. Aber er entzog sich ihren Händen.
40 Er überquerte den Jordan und ging an die Stelle, an der Johannes getauft hatte. Dort blieb er,
41 und viele Menschen kamen zu ihm. "Johannes hat zwar keine Wunder getan", sagten sie, "aber alles, was er über diesen Mann gesagt hat, entspricht der Wahrheit."
42 So kamen dort viele zum Glauben an Jesus.