1 An jenem Tage ging Jesus aus seinem Hause In Kapernaum. und setzte sich an den Strand des Sees Genezaret..
2 Da sammelte sich eine große Schar um ihn. Deshalb trat er in einen Fischerkahn und setzte sich dort nieder, während das ganze Volk am Ufer stand.
3 Und er redete zu ihnen vielerlei durch Gleichnisse Das Gleichnis nimmt seinen Stoff aus der Natur oder dem täglichen Leben und veranschaulicht dadurch eine geistliche Wahrheit. und sprach:
4 "Ein Sämann ging aus zu säen. Beim Säen fielen einige Körner an den Weg Längs des Ackerfeldes.. Da kamen die Vögel und pickten sie auf.
5 Andere Körner fielen auf steinigen Grund, wo sie nicht viel Erde hatten. Dort schossen sie schnell in den Halm, weil es der Erdschicht an Tiefe fehlte.
6 Als dann die Sonne heiß schien, litten die Halme von ihrer Glut; und weil sie nicht Wurzel hatten, verdorrten sie.
7 Andere Körner fielen dahin, wo Dornen wuchsen. Da schossen die Dornen auf und erstickten die Saat.
8 Andere Körner fielen auf guten Boden und brachten Frucht: hundertfältig, sechzigfältig, dreißigfältig.
9 Wer Ohren hat, der höre!"
10 Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?"
11 Er antwortete: "Weil euch die Fähigkeit verliehen ist Von Gott., in die Geheimnisse des Königreichs der Himmel einzudringen Und zwar auch ohne Gleichnisse., jenen aber nicht
12 Denn wer (viel) hat, der soll noch mehr empfangen, daß er die Fülle habe; doch wer nur wenig hat, dem soll sogar das wenige genommen werden V.12 ist eine sprichwörtliche Redeweise. Der Sinn ist: Die Jünger, die schon viel Erkenntnis empfangen haben, dringen immer tiefer in die Geheimnisse des Gottesreiches ein; das Volk dagegen würde seine geringe Erkenntnis der göttlichen Wahrheit ganz verlieren, wenn Jesus seiner schwachen Fassungskraft nicht durch Gleichnisreden zu Hilfe käme. Dies wird dann in V.13 weiter begründet..
13 Gerade deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie trotz ihrer Augen nicht sehen und trotz ihrer Ohren nicht hören und verstehen.
14 So erfüllt sich an ihnen die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen,
15 denn dieses Volkes Herz ist unempfänglich, ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen Freilich auch den Augen der Jünger ist die Bedeutung der Gleichnisse ohne Erklärung verschlossen. Sie stehen also in gewissem Sinne mit dem Volk auf einer Stufe. Aber die Jünger haben Sehnsucht, in die Worte Jesu einzudringen, und sie bitten ihn deshalb um Aufschluß (V.36) Bei der stumpfen, gleichgültigen Masse des Volkes dagegen findet sich solche Sehnsucht nicht. An ihr erfüllt sich darum auch die alte Weissagung des Propheten Jesaja (6,9-10). Der Text der Verse 13-15 ist sehr schwankend. Der kürzeste und vielleicht ursprünglichste Wortlaut, den auch der Kirchenvater Irenäus überliefert hat, ist in V.14b und 15a: Mach dieses Volkes Herz stumpf, verschließe ihre Ohren und blende ihre Augen. Dann folgt sofort V.16, was einen sehr guten Zusammenhang ergibt. Um den gewöhnlichen Text dem des Irenäus ähnlich zu gestalten, habe ich V.15b eingeklammert.. (So können sie nicht sehen mit ihren Augen, mit ihren Ohren können sie nicht hören, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile.)
16 Glückselig aber sind eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören.
17 Denn viele Propheten und Gerechte - das versichere ich euch - haben sich gesehnt, zu schauen was ihr seht, und haben es nicht geschaut, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört Sie wollten Jesus und seine Wahrheit sehen und hören..
18 Euch nun will ich das Gleichnis vom Sämann deuten:
19 Hört einer das Wort vom Königreich und hat kein Verständnis dafür, so kommt der Böse Der Teufel. und nimmt den Samen weg, der in sein Herz gesät war: bei solchem fällt der Same an den Weg.
20 Was auf steinigen Boden fällt, das bedeutet einen, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt;
21 es schlägt aber nicht Wurzel in ihm, sondern er hält nur eine Zeitlang aus. Kommen Trübsal und Verfolgung um des Wortes willen, so wird er bald im Glauben wankend.
22 Was dahin fällt, wo Dornen wachsen, das bedeutet einen Hörer, bei dem die Sorge um die irdischen Dinge Wörtlich: "um die Dinge dieser Weltzeit". - Wie die Juden einen Unterschied machten zwischen [haa oolam hadseh], der Zeit vor dem Kommen des Messias, und [haa oolam habbaa], der Zeit nach dem Kommen des Messias, so wird auch im Neuen Testament unterschieden zwischen [houtos aioon] oder [ho aioon houtos], dem gegenwärtigen Äon und der gegenwärtigen Weltzeit (Matth. 12,32; Luk. 20,34; Eph. 1,21; auch einfach [ho aioon] Matth. 28,20; Mark. 4,19, oder [ho aioon ho enestoos] Gal. 1,4; [ho nyn aioon] 1. Tim. 6,17; Tit. 2,12), d.h. der Zeit vor Christi Wiederkunft, der Zeit des durch die Sünde hervorgerufenen Elends und Leidens, und [ho aioon ho enestoos], dem zukünftigen Äon oder der zukünftigen Weltzeit (Matth. 12,32; Eph. 1,21; auch [ho aioon ho erchomenos] Luk. 18,30; Mark. 10,30; [ho aioon ekeinos] Luk. 20,35; [hoi aioones hoi eperchomenoi] Eph. 2,7), d.h. der Zeit nach Christi Wiederkunft, wo sich sein Reich in Herrlichkeit offenbaren soll. und der verführerische Reiz des Reichtums das Wort zu ersticken, so daß es fruchtlos bleibt.
23 Was aber auf guten Boten fällt, dies bedeutete einen Hörer, der für das Verständnis hat: der bringt dann Frucht, der eine hundertfältig, der andere sechzigfältig, der dritte dreißigfältig.
24 Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor, indem er sprach: "Das Königreich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.
25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind: der streute Unkrautsamen mitten unter den Weizen und ging dann weg.
26 Als nun die Saat aufging und Frucht ansetzte, zeigte sich auch das Unkraut.
27 Da kamen die Knechte zum Hausherrn und sprachen: 'Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?'
28 Er antwortete ihnen: 'Das hat ein Feind getan.' Da fragten ihn seine Knechte: 'Sollen wir nun hingehen und es ausjäten?'
29 Er sagte: 'Nein; ihr würdet sonst beim Sammeln des Unkrauts auch den Weizen mit ausreißen.
30 Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Zur Erntezeit will ich dann den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel zum Verbrennen, den Weizen aber bringt in meinen Speicher!'"
31 Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor: "Das Königreich der Himmel ist einem Senfkorn gleich, das einer nimmt und auf seinen Acker sät.
32 Es ist das kleinste unter allen Samenkörnern. Ist es aber ausgewachsen, so ist es größer als die anderen Gartenkräuter und wird sogar ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten Die Vögel sind dem Baum schädlich, denn sie fressen seine Frucht ab. Das Reich Gottes wird sich zwar äußerlich weit ausbreiten, aber es werden, wie auch das vorangehende Gleichnis vom Unkraut zeigt, schädliche und zerstörende Mächte darin Eingang finden (Offb. 18,2).."
33 Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: "Das Königreich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nimmt und ihn so lange in drei Scheffel Weizenmehl knetet, bis der ganze Teig durchsäuert ist Der Sauerteig ist überall im Neuen Testament das Bild von etwas Bösem (Matth. 16,6.11.12; Mark. 8,15; Luk. 12,1; Gal. 5,9; 1. Kor. 5,6-8). Ebenso wie in den beiden vorigen Gleichnissen wird also auch hier darauf hingewiesen, wie das Böse in das sich äußerlich ausbreitende Reich Gottes eindringt und alles durchsäuert. Hier sei noch bemerkt, daß einem der vornehmsten Priester in alten heidnischen Rom, dem flamen dialis, der Gebrauch des Sauerteigs untersagt war, weil der aus dem Verderben entstanden sei und die Masse, der er beigemischt werde, verderbe. Bekannt ist, daß den Israeliten bei Todesstrafe verboten war, während der Zeit des Passahfestes gesäuertes Brot zu essen (2. Mos. 12,15).."
34 Dies alles redete Jesus zu dem Volk in Gleichnissen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen, damit sich der Ausspruch des Propheten erfülle Ps. 78,2. Nach der Überschrift stammt dieser Psalm von Asaph, der auch 2. Chron. 29,30 ein Seher (oder Prophet) genannt wird.: Ich will meinen Mund zu Gleichnisreden öffnen; ich will verkünden, was seit Anbeginn der Welt verhüllt gewesen ist Gemeint sind die Geheimnisse des Himmelreichs, die von Anfang an schon verhüllt dagewesen sind und die Jesus offenbart hat, wenn auch nicht, wie in Ps. 78, durch lehrhafte Beispiele aus der Geschichte Israels, sondern durch Gleichnisreden, die an Vorgänge aus dem alltäglichen Leben anknüpfen..
36 Dann entließ er die Volksmenge und kehrte in sein Haus zurück Vgl. V.1. Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!"
37 Er antwortete: "Der Sämann, der den guten Samen ausstreut, ist der Menschensohn.
38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Königreichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen 1. Joh. 3,9-10..
39 Der Feind, der das Unkraut sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende dieser Weltzeit. Die Schnitter sind die Engel.
40 Wie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieser Weltzeit gehen.
41 Der Menschensohn wird seine Engel Oder: Boten. senden; die sollen aus seinem Königreich alle Verführer und Übeltäter sammeln
42 und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein 8,12..
43 Dann werden die Gerechten hervorleuchten wie die Sonne in ihres Vaters Königreich Dan. 12,3.. Wer Ohren hat, der höre!
44 Das Königreich der Himmel gleicht einem Schatz, der in einem Ackerfeld vergraben liegt. Den findet einer, deckt ihn wieder zu (mit Erde) und geht dann hin in seiner Freude, verkauft all seine Habe und kauft den Acker Um sich mit dem Acker auch den Schatz rechtmäßig aneignen zu können. Denn der Schatz, der sich in einem gekauften Gegenstand befand, gehörte dem Käufer..
45 Weiter gleicht das Königreich der Himmel einem Händler, der wertvolle Perlen sucht.
46 Hat er aber eine besonders wertvolle Perle gefunden, so geht er hin, verkauft all seine Habe und kauft die Perle Der nächste Sinn des 5. und 6. Gleichnisses ist: Man soll alles andere mit Freuden hingeben, wenn es gilt, das Himmelreich zu gewinnen..
47 Weiter gleicht das Königreich der Himmel einem Schleppnetz, das ins Meer geworfen wird und womit man allerlei Fische fängt Die verschiedenen Fische sind ein Bild der verschiedenen Menschen und Völker..
48 Ist es voll, so zieht man es ans Ufer "Vom Ufer aus zog man das mit Hilfe eines Bootes ausgelegte Schleppnetz [sageenee] mit langen Seilen ans Land und las dort aus, was es mitgebracht hatte." G. Dalman: Orte und Wege Jesu, S.143.. Dort setzen sich die Fischer und sammeln die guten Fische in Gefäße, die schlechten Die nach dem Gesetz unreinen (3. Mos. 11,9-12). aber werfen sie weg.
49 So wird es auch am Ende dieser Weltzeit sein. Die Engel werden ausgehen, sie werden die Bösen von den Gerechten scheiden
50 und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein.
51 Hab ihr dies alles verstanden Frage an die Jünger, zu denen Jesus allein im Haus V.37 bis 50 gesprochen hat. Sie haben die fünf letzten Gleichnisse ohne Deutung verstanden.?"
52 Sie antworteten ihm: "Jawohl!" Dann fuhr er fort: "Darum Weil die Jünger in das Verständnis der Lehrweise Jesu eindringen, so daß sie selbst zu Lehrern heranreifen. gilt hier der Satz: Jeder Schriftgelehrte, der für den Dienst des Königreichs der Himmel ausgebildet worden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem Vorrat Neues und Altes mitteilt Zwei Erfordernisse sind also für die Lehrer des Reiches Gottes nötig: 1. ein reicher geistlicher Vorrat, 2. Abwechslung, indem je nach dem Bedürfnis der Hörer bisher Unbekanntes und schon Bekanntes mitgeteilt wird.."
53 Als Jesus diese Gleichnisreden vollendet hatte, zog er von dort Von Kapernaum. weg
54 und kam in seine Vaterstadt Nazaret.. Dort lehrte er die Leute in ihrem Versammlungshaus, so daß sie voller Staunen sprachen: "Woher hat der Mann solche Weisheit und Wunderkräfte?
55 Ist er nicht des Tischlers Sohn So nach G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S. 78ff. L. Schneller Faßt das Wort [tektoon] unter der Voraussetzung, daß das Bauhandwerk gemeint sei, in der Bedeutung "Maurer", weil der Häuserbau Palästinas keine andere Berufsart fordere. Vgl. dagegen Dalmans Bemerkungen auf S. 78 der erwähnten Schrift.? Heißt nicht seine Mutter Maria? Sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder Jakobus wurde der erste Bischof der Gemeinde zu Jerusalem. Judas ist der Verfasser des Judasbriefes.?
56 Wohnen nicht auch seine Schwestern alle hier bei uns Sie waren wohl in Nazaret verheiratet. Josef, der Nährvater Jesu, wird seit Jesu Jugendzeit (zuletzt Luk. 2,41ff.) nie mehr genannt; er ist vielleicht schon früh gestorben.? Woher hat er denn dies alles?"
57 Und sie wollten nichts von ihm wissen. Da sprach Jesus zu ihnen: "Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Heimat und im Kreise seiner Hausgenossen."
58 Er tat dort auch nur wenig Wunder, weil sie nicht glaubten.
1 Noch am selben Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich ans Ufer des Sees.
2 Es versammelten sich so viele Menschen um ihn, dass er sich in ein Boot setzen musste, um von dort aus zur Menge am Ufer sprechen zu können.
3 Er redete lange und erklärte vieles in Gleichnissen. Unter anderem sagte er: "Hört zu! Ein Bauer ging auf den Acker, um zu säen.
4 Beim Ausstreuen fiel ein Teil der Körner auf den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf.
5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, der nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt war. Weil die Saat dort wenig Erde hatte, ging sie bald auf.
6 Als dann aber die Sonne höher stieg, verbrannten die jungen Pflanzen und vertrockneten, weil sie keine tiefer gehenden Wurzeln hatten.
7 Wieder ein anderer Teil fiel ins Dornengestrüpp, das die Saat bald überwucherte und erstickte.
8 Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht: zum Teil hundertfach, zum Teil sechzig- oder dreißigfach."
9 Jesus schloss: "Wer Ohren hat und hören kann, der höre zu!"
10 Da kamen seine Jünger zu ihm und fragten: "Warum sprichst du in Gleichnissen zu ihnen?"
11 Er erwiderte: "Euch hat Gott die Geheimnisse des Reiches anvertraut, das der Himmel regierts, ihnen ist es nicht gegeben.
12 Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.
13 Deshalb verwende ich Gleichnisse, wenn ich zu ihnen rede. Sie sehen und sehen doch nichts, sie hören und hören und verstehen trotzdem nichts.
14 An ihnen erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas: 'Hört nur zu, ihr versteht doch nichts; / seht nur hin, ihr werdet trotzdem nichts erkennen.
15 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, / ihre Ohren hören schwer, / und ihre Augen sind zu. / Sie wollen mit ihren Augen nichts sehen, / mit ihren Ohren nichts hören / und mit ihrem Herz nichts verstehen. / Sie wollen nicht umkehren, dass ich sie heile.'
16 Ihr aber seid glücklich zu preisen! Denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17 Denn ich versichere euch: Viele Propheten und Gerechte hätten gern gesehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen; gern hätten sie gehört, was ihr hört, doch sie haben es nicht gehört.
18 Ich will euch nun das Gleichnis vom Säen erklären.
19 Wenn jemand das Wort von dem Reich hört, das der Himmel regiert, und nicht versteht, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Böse kommt und reißt weg, was in das Herz dieses Menschen gesät wurde.
20 Die Saat auf dem felsigen Boden entspricht Menschen, die das Wort hören und es gleich freudig aufnehmen.
21 Doch weil sie unbeständig sind, kann es bei ihnen keine Wurzeln schlagen. Wenn sie wegen der Botschaft in Schwierigkeiten geraten oder gar verfolgt werden, wenden sie sich gleich wieder ab.
22 Andere Menschen entsprechen der Saat, die ins Dornengestrüpp fällt. Sie haben die Botschaft gehört, doch dann gewinnen die Sorgen ihres Alltags, die Verlockungen des Reichtums die Oberhand und ersticken das Wort. Es bleibt ohne Frucht.
23 Die Menschen schließlich, die dem guten Boden entsprechen, hören die Botschaft und verstehen sie und bringen auch Frucht, einer hundertfach, einer sechzig- und einer dreißigfach."
24 Jesus erzählte noch ein anderes Gleichnis: "Mit dem Reich, das der Himmel regiert, verhält es sich wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.
25 Eines Nachts, als alles schlief, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und machte sich davon.
26 Als die Saat aufging und Ähren ansetzte, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
27 Da kamen die Sklaven des Mannes herbei und fragten: 'Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?'
28 'Das hat einer getan, der mir schaden will', erwiderte er. Die Sklaven fragten: 'Sollen wir hingehen und das Unkraut ausreißen?'
29 'Nein', entgegnete er, 'ihr würdet mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißen.
30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn es dann so weit ist, werde ich den Erntearbeitern sagen: Reißt zuerst das Unkraut aus und bindet es zum Verbrennen in Bündel. Und dann bringt den Weizen in meine Scheune.'"
31 Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: "Mit dem Reich, das der Himmel regiert, verhält es sich wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker sät.
32 Es ist zwar das kleinste aller Samenkörner, aber was daraus wächst, wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es wird ein richtiger Baum daraus, sodass die Vögel kommen und in seinen Zweigen nisten."
33 Jesus erzählte noch ein Gleichnis: "Mit dem Reich, das der Himmel regiert, ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nimmt und unter einen halben Sack Mehl mischt. Am Ende ist die ganze Masse durchsäuert."
34 Das alles sagte Jesus der Menschenmenge, er gebrauchte dabei aber nur Gleichnisse.
35 So erfüllte sich, was durch den Propheten angekündigt ist: "Ich will in Gleichnissen reden und verkündige so, / was seit Erschaffung der Welt verborgen war."
36 Dann schickte Jesus die Leute weg und ging ins Haus. Dort wandten sich die Jünger an ihn: "Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!", baten sie.
37 Jesus antwortete: "Der Mann, der den guten Samen aussät, ist der Menschensohn.
38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Menschen, die zur Herrschaft Gottes gehören. Das Unkraut sind die Menschen, die dem Bösen gehören.
39 Der Feind, der das Unkraut gesät hat, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt, und die Erntearbeiter sind die Engel.
40 So wie das Unkraut ausgerissen und verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein:
41 Der Menschensohn wird seine Engel ausschicken, und sie werden aus seinem Reich alle entfernen, die ein gesetzloses Leben geführt und andere zur Sünde verleitet haben,
42 und werden sie in den glühenden Ofen werfen. Dann wird das große Weinen und Zähneknirschen anfangen.
43 Und dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne. Wer Ohren hat, der höre zu!
44 Mit dem Reich, das der Himmel regiert, verhält es sich wie mit einem im Acker vergrabenen Schatz, der von einem Mann entdeckt wird. Voller Freude geht er los, verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.
45 Mit diesem Reich ist es auch wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht.
46 Als er eine besonders wertvolle entdeckt, geht er los, verkauft alles, was er hat, und kauft sie.
47 Mit dem Reich, das der Himmel regiert, ist es auch wie mit einem Schleppnetz, das im See ausgebracht wird. Mit ihm fängt man Fische jeder Art.
48 Wenn es voll ist, ziehen es die Männer ans Ufer. Dann setzen sie sich hin und sortieren die Fische aus. Die guten lesen sie in Körbe und die ungenießbaren werfen sie weg.
49 So wird es auch am Ende der Welt sein. Die Engel werden die Menschen, die Böses getan haben, von den Gerechten trennen
50 und in den glühenden Ofen werfen. Dann wird das große Weinen und Zähneknirschen anfangen."
51 "Habt ihr alles verstanden?", fragte Jesus seine Jünger. "Ja!", erwiderten sie.
52 Da sagte er zu ihnen: "Also ist jeder Gesetzeslehrer, der ein Jünger des Reiches geworden ist, das der Himmel regiert, gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt."
53 Im Anschluss an diese Gleichnisreden zog Jesus weiter.
54 Er kam in seinen Heimatort und ging in die Synagoge und lehrte. Erstaunt fragten seine Zuhörer: "Wo hat er diese Weisheit nur her? Und woher hat er die Kraft, solche Wunder zu tun?
55 Ist er denn nicht der Sohn des Bauhandwerkers? Ist nicht Maria seine Mutter, und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder?
56 Und seine Schwestern leben doch auch bei uns! Wo hat er das alles nur her?"
57 Und sie ärgerten sich über ihn. Da sagte Jesus zu ihnen: "Überall wird ein Prophet geehrt, nur nicht in seinem Heimatort und in seiner Familie."
58 Wegen ihres Unglaubens tat er dort nicht viele Wunder.