1 Dort traten Pharisäer und Sadduzäer an ihn heran, um ihn auszuhorchen, und forderten ihn auf, er möge sie ein Wunderzeichen vom Himmel sehen lassen Zuerst treten die Schriftgelehrten in Galiläa gegen Jesus auf (9,3), dann die dortigen Pharisäer (9,11; 12,2.14.24), darauf beide zusammen (12,38). Später kommen auch Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem (15,1). Nun treten im Bunde mit den Pharisäern auch die Sadduzäer als Feinde Jesu auf..
2 Er aber erwiderte ihnen: "(Am Abend sagt ihr: 'Es wird gutes Wetter, denn der Himmel ist gerötet',
3 und frühmorgens: 'Heute wird es stürmisch, denn der Himmel ist rötlich und trübe.' Des Himmels Aussehen wißt ihr zu deuten, und die Zeichen der Zeit D.h. die bedeutsamen Zeitumstände und Zeitereignisse. versteht ihr nicht Die eingeklammerten Worte in V.2 und 3 fehlen in wichtigen alten Handschriften.?)
4 Ein böses, gottvergessenes Geschlecht begehrt ein Zeichen; es wird ihm aber kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona 12,39.." Damit wandte er sich von ihnen und ging weg.
5 Als die Jünger an das andere Ufer Gemeint ist wohl das Ostufer des Sees Genezaret (15,39). kamen, entdeckten sie, daß sie vergessen hatten, Brot mitzunehmen.
6 Da sprach Jesus zu ihnen: "Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!"
7 Die Jünger dachten bei sich und sprachen es auch gegeneinander aus: "Das sagt er, weil wir kein Brot mitgenommen haben Die Jünger meinten, sie sollten wieder ans Land gehen, um Brot zu kaufen, sich aber bei dem Einkauf vor dem gesäuerten Brot der Pharisäer und der Sadduzäer hüten.."
8 Jesus merkte das und sprach: "Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr kein Brot mithabt Die Jünger denken, Jesus habe sie an das Brot erinnert, weil er fürchte, sie könnten auf der Fahrt Mangel leiden. Das war Kleinglaube, denn sie hatten doch eben erst erfahren, wie wunderbar Jesus Brot verschaffen konnte.?
9 Fehlt's euch denn immer noch an Einsicht Für die bildlichen Reden Jesu, in diesem Fall für die Worte in V.11.? Denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wieviel große Körbe voll ihr noch mitgenommen habt?
10 Und denkt ihr nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wieviel kleine Körbe voll ihr noch mitgenommen habt?
11 Seht ihr denn nicht ein, daß ich bei meinen Worten nicht an Brot gedacht habe? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!"
12 Nun erst verstanden sie, daß er nicht gemeint hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig der Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
13 Hierauf kam Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi Diese Stadt, die früher Paneas hieß und am Fuße des Libanon in der Nähe der Jordanquellen lag, war von dem Vierfürsten Philippus, dem Bruder des Herodes Antipas, neugegründet worden. Von ihm trug sie auch den Beinamen zum Unterschied von der Stadt Cäsarea am Mittelländischen Meer, dem Wohnsitz des römischen Statthalters. Cäsarea heißt "die Kaiserliche". Cäsarea am Libanon zu Ehren des Tiberius.. Dort frage er seine Jünger: "Wofür halten die Leute den Menschensohn?"
14 Sie sprachen: "Die einen halten dich für Johannes den Täufer, die anderen für Elia, wieder andere für Jeremia oder sonst einen der Propheten."
15 Da sprach er zu ihnen: "Für wen haltet ihr mich denn?"
16 Simon Petrus antwortete: "Du bist der Messias, der Sohn Gottes, des Lebendigen "Der Sohn Gottes, des Lebendigen" ist mehr als "Du bist der Messias". Gott der Lebendige ist Jahwe. Petrus bekennt also: Jesus ist Jahwes Sohn. Er ist der, von dem es Ps. 2,7 heißt: "Jahwe hat zu mir gesagt: 'Du bist mein Sohn.'" (Vgl. auch Spr. 30,4: "Wie heißt er und heißt sein Sohn?")."
17 Da erwiderte ihm Jesus: "Selig bist du, Simon, Jonas Sohn Jesus nennt ihn mit seinem ganzen Namen im Gegensatz zu dem neuen Namen, den er ihm geben will.; denn nicht ein sterblicher Mensch von Fleisch und Blut hat dir dies offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
18 Und ich sage dir: Du bist Petrus D.h. ein Stein oder Fels (4,18)., und im Anschluß an diesen Stein Oder: "Zu diesem (ersten) Stein andere Steine fügend." Die hier gebrauchte griechische Präposition epi mit Dativ bezeichnet u.a. auch den Anlehnungspunkt: an den Felsstein Petrus sollen sich andere Steine anschließen, aus denen Jesus das geistliche Haus seiner Kirche baut. Diese Bausteine der Kirche sind lebendige Menschen. Menschen, die das von Petrus in V.16 abgelegte Bekenntnis auch zu dem ihren machen müssen. Petrus ist der erste Baustein des geistlichen Hauses der Kirche, weil er dieses Bekenntnis zuerst klar und bestimmt ausgesprochen hat. Aber wenn auch dem Petrus durch Gottes Gnade (V.17) diese Auszeichnung zuteil geworden ist, so sind doch außer ihm alle anderen Apostel (und mit den Aposteln die Propheten) Grundsteine des geistlichen Hauses der Kirche, während Christus selbst der Eckstein dieses Grundes ist (Eph. 2,20f.; Offb. 21,14; vgl. auch 1. Kor. 12,28). will ich das Haus meiner Kirche bauen Kirche heißt griechisch ekklesia, ein Wort, das im Neuen Testament 115mal vorkommt (nicht in den Evangelien des Mark., Luk. und Joh.; 1. und 2. Joh., 2. Tim., Tit., Jud.). Ekklesia kommt her von ekkletos = aufgerufen, aufgeboten. Daher bedeutet ekklesia bei den Griechen die Volksversammlung, die zu gemeinsamer Beratung einberufen wurde und die aus einer "Auswahl" des ganzen Volkes bestand. Ekklesia entspricht dem hebräischen kahal im Alten Testament, das außer der allgemeinen Bedeutung "Versammlung" noch die besondere Bedeutung der gottesdienstlichen Gemeinde und Gemeinschaft Israels hat. Ähnlich dem hebräischen Ausdruck Kehal Jahweh ("die Gemeinde Jahwes") redet Paulus von der ekklesia Gottes, die als von Gott einberufene Versammlung zugleich seine, des Vaters, Familie ist, deren Glieder ohne Unterschied des Volkes, Standes und Geschlechts "in Christus" alle gleichberechtigte Brüder sind. In Matth. 16,18 spricht Jesus von seiner ekklesia, wie ja auch von seinem Königreich die Rede ist., und des Totenreiches Tore sollen sie nicht bezwingen Im Gegensatz zu dem Hause des Lebensfürsten (der Kirche) steht ein Haus des Todes und seines Herrn und Fürsten (Hebr. 2,14). Die Tore sind ein Bild der Macht und Stärke. Die Macht des Totenreiches, das den Bau der Kirche Jesu zerstören möchte, soll durch die Auferstehung und die Verwandlung derer, die Christus angehören, in seiner ganzen Ohnmacht offenbar werden (1. Thess. 4,15-18; 1. Kor. 15,21-57)..
19 Ich will dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben: Was du auf Erden binden wirst, das soll im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das soll im Himmel gelöst sein Das Königreich der Himmel ist jetzt hier auf Erden die Kirche. Zu diesem Haus, das Jesus nach V.18 bauen will, soll Petrus die Schlüssel haben. Das Tragen der Schlüssel ist das Zeichen des Hausverwalters (Jes. 22,22; Offb. 3,7). Petrus soll also die Aufsicht über Jesu Haus haben. Kraft dieses Auftrags darf er nun binden und lösen. Wie unter anderen J. Wellhausen und Th. Zahn bemerken, heißt "binden und lösen" nach dem aramäischen Sprachgebrauch soviel wie "für erlaubt und für verboten erklären". Diese Ausdrücke wurden auch gebraucht von der Tätigkeit der jüdischen Schriftgelehrten, sofern sie dem Volke gesetzliche Weisungen und Vorschriften erteilten. Petrus hat als Verwalter des Hauses Jesu zugleich die Aufgabe, die Kirche zu leiten und ihr im Namen und im Sinne seines Meisters Gebote und Verordnungen zu geben, die im Himmel gültig sind. Doch nicht Petrus allein, sondern alle Apostel haben dieselbe Vollmacht empfangen (Matth. 18,18). Ja Paulus nennt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitarbeiter "Verwalter und Haushalter Gottes" (1. Kor. 4,1; Tit. 1,7), eine Bezeichnung, die 1. Petr. 4,10 sogar allen Christen beigelegt wird. Petrus selbst sagt ferner ausdrücklich, daß nicht nur er, sondern auch die anderen Apostel den Gläubigen das Gebot des Herrn und Heilandes mitgeteilt haben (2. Petr. 3,2; vlg. auch 1. Thess. 4,2; 2. Thess. 3,4.6; 1. Kor. 11,17.34b; Apg. 2,42a). So verstanden ist demnach Binden und Lösen umfassender als "Sünden vergeben und Sünden behalten" in Joh. 20,23; es umfaßt das ganze Gebiet apostolischer Leitung und Lehre.."
20 Dann schärfte er seinen Jüngern ein, sie sollten niemand sagen, daß er der Messias sei Vgl. 12,16. Jesus weiß, daß ihn nur eine kleine Schar als Messias aufnehmen wird, während die Masse des Volkes, voran dessen Häupter und Leiter, ihn verwerfen (V.21)..
21 Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern darzulegen: er müsse nach Jerusalem gehen und dort viel leiden von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten D.h. dem Hohen Rat.; ja er müsse den Tod erdulden, aber am dritten Tag wieder auferstehen.
22 Da nahm ihn Petrus beiseite, begann ihm ernste Vorstellungen zu machen und sprach: "Gott bewahre, Herr! Das darf dir nimmermehr geschehen!"
23 Er aber wandte sich weg und sprach zu Petrus: "Mir aus den Augen, Satan D.h. Widersacher.! Du willst mich verführen Du willst mich von dem mir vorgezeichneten Weg abbringen.! Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich."
24 Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wer mein Nachfolger sein will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
25 Denn wer sein Leben retten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es gewinnen Vgl. 10,38-39. Die Gedankenverbindung zwischen V.23 und 24 ist: Nicht nur Jesus selbst muß leiden, sondern auch jeder seiner Jünger..
26 Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei sein Seelenheil verliert? Oder welchen Preis kann jemand zahlen, um sich damit sein Seelenheil zu erkaufen Und über das Heil der Seelen wird der Menschensohn im Endgericht entscheiden: "denn" V.27.?
27 Denn der Menschensohn wird kommen in seines Vaters Herrlichkeit und in Begleitung seiner Engel; dann wird er einem jeden nach seinem Tun vergelten. Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, sollen den Tod nicht schmecken, ehe sie den Menschensohn in seiner Königsherrschaft haben kommen sehen Das geschah sechs Tage später bei der Verklärung Jesu auf dem Berg, die im folgenden berichtet wird. Da sahen die drei Jünger Jesus wirklich in himmlischer Königsherrlichkeit. Vgl. Luk. 23,42.."
1 Da kamen die Pharisäer und Sadduzäer zu Jesus. Sie wollten ihn auf die Probe stellen und verlangten ein Zeichen vom Himmel.
2 Er erwiderte: "Wenn sich der Himmel am Abend rot färbt, sagt ihr: 'Es gibt schönes Wetter.'
3 Doch wenn er sich am Morgen rot färbt und trübe ist, sagt ihr: 'Heute gibt es Sturm.' Das Aussehen des Himmels könnt ihr richtig einschätzen. Wieso könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht beurteilen?
4 Eine verdorbene Generation, die von Gott nichts wissen will, verlangt nach einem Zeichen! Doch es wird ihnen keins gegeben werden, nur das des Propheten Jona." Damit ließ er sie stehen und ging weg.
5 Bei der Fahrt auf die andere Seite des Sees hatten die Jünger vergessen, Brot mitzunehmen.
6 Als Jesus nun warnend sagte: "Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!",
7 dachten sie, er sage das, weil sie kein Brot mitgenommen hatten.
8 Als Jesus merkte, was sie beschäftigte, sagte er: "Was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot habt? Ihr Kleingläubigen!
9 Begreift ihr es immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht daran, wie viel Körbe voll Brotstücke ihr eingesammelt habt, als ich die fünf Brote für die Fünftausend austeilte?
10 Und bei den sieben Broten für die Viertausend, wie viel Körbe voll Brocken habt ihr da eingesammelt?
11 Begreift ihr denn immer noch nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe, als ich euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer warnte?"
12 Da endlich verstanden sie, dass er die Lehre der Pharisäer und Sadduzäer gemeint hatte und nicht den Sauerteig, der zum Brotbacken verwendet wird.
13 Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?"
14 "Einige halten dich für Johannes den Täufer", antworteten sie, "andere für Elija und wieder andere für Jeremia oder einen der alten Propheten."
15 "Und ihr", fragte er weiter, "für wen haltet ihr mich?"
16 "Du bist der Messias", erwiderte Petrus, "der Sohn des lebendigen Gottes."
17 Darauf sagte Jesus zu ihm: "Wie glücklich bist du, Simon Ben-Jona; denn das hat dir mein Vater im Himmel offenbart. Von einem Menschen konntest du das nicht haben.
18 Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und alle Mächte des Todes können ihr nichts anhaben.
19 Ich werde dir die Schlüssel zu dem Reich geben, das der Himmel regiert; was du auf der Erde bindest, wird im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde löst, das wird im Himmel gelöst sein."
20 Anschließend schärfte Jesus seinen Jüngern ein, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.
21 Und dann begann er ihnen klarzumachen, dass er nach Jerusalem gehen und dort von den Ratsältesten, den Hohen Priestern und Gesetzeslehrern vieles erleiden müsse, er werde getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
22 Da nahm Petrus ihn beiseite und fuhr ihn an. "Niemals, Herr!", sagte er. "Das darf auf keinen Fall mit dir geschehen!"
23 Doch Jesus drehte sich um und sagte zu Petrus: "Geh mir aus den Augen, du Satan! Du willst mich zu Fall bringen. Was du denkst, kommt nicht von Gott, sondern von Menschen."
24 Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss sein Kreuz aufnehmen und mir folgen.
25 Denn wer sein Leben unbedingt bewahren will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben meinetwegen verliert, der wird es gewinnen.
26 Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber das Leben einbüßt? Was könnte er schon als Gegenwert für sein Leben geben?
27 Denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen und jedem nach seinem Tun vergelten.
28 Ich versichere euch: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen."