1 Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog durch das Ostjordanland in das Gebiet von Judäa Jesus reiste als nicht auf dem kürzeren und gewöhnlichen Weg durch Samaria (Luk. 951f.) nach Judäa, sondern er zog durch Peräa..
2 Eine große Volksmenge begleitete ihn, deren Kranke er dort In Peräa. heilte.
3 Da traten Pharisäer Die in der Landschaft Peräa ansässig waren. zu ihm; die wollten ihm eine Falle stellen und fragten ihn: "Darf jemand sein Weib aus jedem beliebigen Grund entlassen Schon vor der Zeit Jesu war die Ansicht über die Gründe zu einer Ehescheidung in den Schulen der jüdischen Schriftgelehrten geteilt. In 5. Mos. 24,1 wurden die Worte: "Um etwa einer Unlust willen" oder richtiger: "Wenn er etwas Widerwärtiges an ihr entdeckt" in der Schule Schammais von etwas Schändlichem oder Lasterhaftem verstanden, während die Schule Hillels darunter jedes dem Mann Mißfällige verstand, so daß der Mann sein Weib schon dann entlassen könne, wenn sie ihm das Essen habe anbrennen lassen. Die Pharisäer hofften nun, Jesus werde auf ihre verfängliche Frage so antworten, daß sie eine der über die Ehescheidungsfrage zankenden Schulen Hillels oder Schammais gegen ihn aufhetzen könnten. Aber, ohne sich auf die Schulstreitigkeiten einzulassen, erklärte Jesus deutlich und bestimmt: Jede Lösung des Ehebandes ist verboten. Denn V.9 erlaubt wohl eine Trennung im Fall der Unzucht, nicht aber eine Wiederverheiratung.?"
4 Er antwortete: "Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer im Anfang die Menschen als Mann und Weib geschaffen hat 1. Mos. 1,27.?
5 Und er hat gesagt: Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich aufs engste mit seinem Weib verbinden, und beide werden eins sein Wörtlich: "Ein Fleisch sein." 1. Mos. 2,24..
6 Sie sind als nicht mehr zwei, sondern eins. Was nun Gott vereinigt hat, das soll der Mensch nicht trennen!"
7 Sie sprachen zu ihm: "Warum hat denn Mose geboten, der Mann solle Wenn ihm die Fortführung der Ehe unmöglich erscheine. der Frau einen Scheidebrief ausstellen und dürfe sie dann aus seinem Haus entlassen 5. Mos. 24,1. An dieser Stelle handelt es sich übrigens um kein Gebot, sondern nur um eine Erlaubnis, wie Jesus auch in seiner Antwort hervorhebt.?"
8 Er antwortete ihnen: "Wegen eurer Herzenshärtigkeit Um noch größeres Übel abzuwenden. hat euch Mose erlaubt, eure Frauen zu entlassen. Doch anfangs ist es nicht so gewesen.
9 Ich sage euch aber: "Wer sein Weib aus einem anderen Grund entläßt als wegen Unzucht und eine andere heiratet, der ist ein Ehebrecher. Und wer eine (von ihrem Mann) entlassene Frau zum Weib nimmt, der ist auch ein Ehebrecher Vgl. 5,31-32.."
10 Da sprachen die Jünger zu ihm: "Wenn es zwischen Mann und Weib so steht, dann ist es besser, nicht zu heiraten."
11 Er antwortete ihnen: "Nicht jeder ist dazu Ehelos zu bleiben. fähig, sonder der allein, dem es verliehen ist Dem von Gott die besondere Gnadengabe zuteil geworden ist, ehelos zu bleiben (1. Kor. 7,7-9)..
12 Es gibt Ehelose, die von Geburt an zur Ehe untüchtig sind Weil ihnen die Zeugungsfähigkeit mangelt., und es gibt Ehelose, denen durch Menschen die Fähigkeit zur Ehe genommen worden ist Und zwar durch Entmannung.; aber es gibt auch Ehelose, die mit Rücksicht auf das Königreich der Himmel freiwillig auf die Ehe verzichtet haben Um dem Herrn mit ungeteilter Hingebung dienen zu können (1. Kor. 7,29-34).. Wer dazu fähig ist Freiwillig auf die zu verzichten., der tue es!"
13 Dann brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen unter Gebet die Hände auflege. Die Jünger aber fuhren die Leute Die die Kinder brachten. mit rauhen Worten an.
14 Doch Jesus sprach: "Laßt die kleinen Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Denn gerade ihnen ist das Himmelreich bestimmt."
15 Dann legte er ihnen die Hände auf und verließ den Ort.
16 Und siehe, einer trat an ihn heran und fragte: "Meister, was für ein gutes Werk muß ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?"
17 Er antwortete ihm: "Warum fragst du mich nach dem, was gut ist? Nur ein einziger ist gut. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote."
18 Er sprach zu ihm: "Welche?" Jesus erwiderte: "Diese: Du sollst nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen!
19 Ehre Vater und Mutter! Und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 2. Mos. 20,12-16; 5. Mos. 5,16-20.."
20 Der Jüngling sprach zu ihm: "Dies alles habe ich treu erfüllt. Was fehlt mir noch?"
21 Da antwortete ihm Jesus: "Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe deine Habe und gib das Geld den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir Der reiche Jüngling (V.20.22) glaubte, sich durch gute Werke das ewige Leben verdienen zu können. Nun wollte er von Jesus wissen, welches gute Werk er ganz besonders tun müsse. Jesus zeigte ihm, daß er auf ganz verkehrtem Weg sei. Nur einer ist gut: Gott. Die Menschen hingegen sind allesamt von Natur böse und können deshalb aus eigener Kraft nichts Gutes tun. Doch hat ihnen der allein gute Gott den Weg gezeigt, auf dem sie zum Leben eingehen können; dieser Weg ist der Gehorsam gegen die von Gott dem Volk Israel gegebenen Gebote. Neuer Gebote bedarf es also nicht. In seiner Oberflächlichkeit meint nun der Jüngling, mit den alten bekannten Geboten sei er längst fertig. Darauf fordert Jesus etwas von ihm, was ihn zur wahren Selbsterkenntnis bringen sollte. Der Jüngling hielt sich schon für vollkommen gerecht. Aber er sollte einsehen, daß die Vollkommenheit nur dann für ihn zu erlangen sei, wenn er in Jesu Nachfolge alles Irdisch aufopfern könne.!"
22 Als der Jüngling das hörte, ging er traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen Die Betrübnis des Jünglings zeigt, daß wenigstens ein Anfang der Sinnesänderung bei ihm eingetreten war; es fehlte ihm aber die Kraft zum völligen Durchbruch, weil sein Herz an seinem Reichtum hing..
23 Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher kommt nur schwer ins Königreich der Himmel.
24 Ja ich sage euch: Ein Kamel kommt leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes Königreich Ähnlich heißt es in der 7. Sure des Korans: "Siehe, denen, die unsere Zeichen der Lüge zeihen und sich hoffärtig von ihnen abwenden, sollen die Tore des Himmels nicht geöffnet werden, und sie sollen nicht eher eingehen ins Paradies, als bis ein Kamel durch ein Nadelöhr geht." Im Talmud ist öfter sprichwörtlich die Rede von dem Elefanten, der durch ein Nadelöhr geht.."
25 Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sprachen: "Ja, wer kann dann überhaupt gerettet werden?"
26 Jesus aber sah sie an und erwiderte: "Mit menschlicher Kraft ist das zwar nicht möglich; mit Gottes Hilfe aber ist alles möglich Die Menschen können durch eigene Kraft die Errettung oder Seligkeit nicht erlangen, wie der reiche Jüngling meinte; aber mit Gottes Hilfe können alle, auch die Reichen, die größten Hindernisse hierbei überwinden.."
27 Da nahm Petrus das Wort und sprach zu ihm: "Sieh, wir Im Gegensatz zu dem reichen Jüngling. haben alles aufgegeben und sind dir nachgefolgt. Welcher Lohn wird uns dafür?"
28 Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn der Menschen zur Zeit der Wiedergeburt auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, dann sollt auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels als Herrscher leiten Das in diesem Vers mit "Wiedergeburt" übersetzte griechische Wort palingenesia kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor und zwar Tit. 3,5. Dort bedeutet es die Wiedergeburt durch die Taufe. An unserer Stelle ist aber die allgemeine Welterneuerung (Apg. 3,21) damit gemeint (vgl. auch 2. Petr. 3,13; Offb. 21,1). Bei den stoischen Philosophen bedeutete palingenesia das Wiedererstehen der Welt aus dem allgemeinen Weltbrand..
29 Ja jeder, der Geschwister, Eltern, Weib und Kind oder Äcker und Häuser um meines Namens willen fahren läßt, der soll reichen Ersatz dafür empfangen und das ewige Leben als Erbe bekommen.
30 Doch in vielen Fällen werden die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein Petrus und die anderen Apostel, die nach einem besonderen Lohn trachten, sollen bedenken, daß manche, die nach menschlicher Ansicht viel im Reich Gottes geleistet haben und an erster Stelle stehen, schließlich nach Gottes Urteil nur einen geringen Lohn und die letzten Plätze erhalten werden. Dies wird nun durch das folgende Gleichnis erläutert..
1 Als Jesus diese Rede beendet hatte, zog er weiter. Er verließ Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa und das Ostjordanland.
2 Die Menschen kamen in Scharen zu ihm, und er heilte sie.
3 Dann kamen einige Pharisäer und wollten ihm eine Falle stellen. Sie fragten: "Darf ein Mann aus jedem beliebigen Grund seine Frau aus der Ehe entlassen?"
4 "Habt ihr nie gelesen", erwiderte Jesus, "dass Gott die Menschen von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat?
5 Und dass er dann sagte: 'Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden eine Einheit sein.'?
6 Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eine Einheit. Und was Gott zusammengefügt hat, sollen Menschen nicht scheiden!"
7 "Warum hat Mose dann aber gesagt", entgegneten sie, "dass man der Frau einen Scheidebrief ausstellen soll, bevor man sie wegschickt?"
8 Jesus erwiderte: "Nur, weil ihr so harte Herzen habt, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen wegzuschicken. Am Anfang war es jedoch nicht so.
9 Doch ich sage euch: Wer sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet - es sei denn, sie wäre ihm untreu geworden -, begeht Ehebruch. Auch wer eine Geschiedene heiratet, begeht Ehebruch."
10 Da sagten die Jünger: "Dann wäre es ja besser, gar nicht zu heiraten!"
11 Jesus erwiderte: "Das ist etwas, was nicht alle fassen können, sondern nur die, denen es von Gott gegeben ist.
12 Manche sind nämlich von Geburt an unfähig zur Ehe, andere sind es durch einen späteren Eingriff geworden, und wieder andere verzichten von sich aus auf die Ehe, weil sie ganz für das Reich da sein wollen, das der Himmel regiert. Wer es fassen kann, der fasse es!"
13 Danach wurden Kinder zu Jesus gebracht, damit er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Doch die Jünger wiesen sie unfreundlich ab.
14 Aber Jesus sagte: "Lasst doch die Kinder zu mir kommen, und hindert sie nicht daran! Das Reich, das der Himmel regiert, ist ja gerade für solche wie sie bestimmt."
15 Und er legte den Kindern die Hände auf. Dann zog er weiter.
16 Da kam ein Mann zu ihm und fragte: "Rabbi, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?"
17 "Was fragst du mich nach dem Guten?", entgegnete Jesus. "Gut ist nur einer. Doch wenn du das Leben bekommen willst, dann halte die Gebote!"
18 "Welche denn?", fragte der Mann. Jesus antwortete: "Du sollst nicht morden, nicht die Ehe brechen, nicht stehlen und keine Falschaussagen machen.
19 Ehre deinen Vater und deine Mutter, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"
20 Der junge Mann erwiderte: "Das alles habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?"
21 "Wenn du vollkommen sein willst", sagte Jesus zu ihm, "dann geh, und verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen - du wirst dann einen Schatz im Himmel haben -, und komm, folge mir nach!"
22 Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen.
23 Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Ich versichere euch: Für einen Reichen ist es schwer, in das Reich hineinzukommen, das der Himmel regiert.
24 Ich sage es noch einmal: Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes Reich."
25 Als die Jünger das hörten, gerieten sie völlig außer sich und fragten: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?"
26 Jesus blickte sie an und sagte: "Das für Menschen Unmögliche ist möglich bei Gott."
27 Da erklärte Petrus: "Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt. Was werden wir dafür bekommen?"
28 "Ich versichere euch", erwiderte Jesus, "wenn der Menschensohn in der kommenden Welt auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen, um die zwölf Stämme Israels zu richten.
29 Und jeder, der meinetwegen Haus, Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, bekommt es hundertfach zurück und wird das ewige Leben erhalten.
30 Aber viele, die jetzt die Großen sind, werden dann die Geringsten sein, und die jetzt die Letzten sind, werden dann die Ersten sein."