1 Nach Tagesanbruch Etwa um 6 Uhr morgens. berieten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, wie sie das Todesurteil an Jesus Das sie 26,66 gefällt hatten. am besten vollziehen lassen könnten.
2 Dann führten sie ihn gefesselt ab und überlieferten ihn dem Statthalter Pontius Pilatus Jedes vom Hohen Rat gefällte Todesurteil mußte von dem römischen Statthalter als dem Stellvertreter des Kaisers bestätigt werden. Pilatus war 26-36 n. Chr. Statthalter von Judäa..
3 Als Judas, sein Verräter, sah, daß er verurteilt worden war, da brachte er, von Reue gequält Diese Reue war keine gottgefällige Traurigkeit (2. Kor. 7,10), sondern nur die Qual des bösen Gewissens; sie wirkte bei Judas den Tod., die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück
4 und sprach: "Ich habe mich versündigt durch den Verrat unschuldigen Bluts."
5 Sie antworteten ihm: "Was geht uns das an? Das ist deine Sache!" Da warf er das Geld in den Tempel und eilte davon, ging hin und erhängte sich.
6 Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sprachen: "Es darf nicht in den Tempelschatz gelegt werden, denn es ist Blutgeld Ähnlich war das Gesetz 5. Mos. 23,19.."
7 So kauften sie denn nach einer Beratung den bekannten Töpferacker D.h. einen Acker, den früher ein Töpfer besessen hatte und der den Bewohnern Jerusalems, für die ja Matthäus zunächst geschrieben hat, unter dem Namen Töpferacker wohlbekannt war. dafür zum Begräbnisplatz für die Fremden Hier ist wahrscheinlich besonders an auswärtige Festpilger zu denken, die während ihres Aufenthaltes in Jerusalem starben..
8 Darum heißt der Acker noch heutigentags der Blutacker.
9 So erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: Ich nahm die dreißig Silberlinge, die ich als Lohn empfangen für ihn, auf den einige der Söhne Israels Nämlich die Mitglieder des Hohen Rates. einen Preis gesetzt,
10 und gab sie für den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte Diese Stelle, in der Matthäus den Verräter Judas redend einführt, findet sich nicht in diesem Wortlaut bei Jeremia; sondern sie erinnert zunächst an Sach. 11,12-13, lehnt sich aber jedenfalls an Jer. 18,2ff.; 32,6-9. Ich lese in V.10 [edooka], nicht [edookan]..
11 Jesus wurde nun vor den Statthalter geführt. Der fragte ihn: "Bist du der Juden König?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du sagst es." Damit bejaht Jesus die an ihn gerichtete Frage wie 26,64.."
12 Doch auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten erwiderte er nichts.
13 Da sprach Pilatus zu ihm: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?"
14 Aber er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß es den Statthalter sehr wunder nahm.
15 Nun pflegte der Statthalter an jedem Passahfest dem Volk nach dessen freier Wahl einen Gefangenen loszugeben Wohl zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten..
16 Man hatte damals aber einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Barabbas D.h. Sohn des Vaters, ein auch sonst vorkommender Beiname..
17 Als sich nun viele aus dem Volk angesammelt hatten, fragte sie Pilatus: "Wen soll ich euch losgeben: Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt In alten Handschriften des zweiten Jahrhunderts führt hier auch Barabbas den bei den Juden nicht seltenen Namen Jesus (Jesus Barabbas).?"
18 Er wußte nämlich, daß sie ihn nur aus Neid überantwortet hatten.
19 Während er auf dem Richterstuhl Der vor seinem Palast unter freiem Himmel stand. saß, ließ seine Frau Die Sage nennt sie Klaudia Prokula. ihm sagen: "Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten Tue ihm nichts zuleide.; denn ich habe heute nacht einen unheilvollen Traum über ihn gehabt Sie fürchtet, ihr Mann könne sich durch die Verurteilung eines Gerechten die göttliche Rache zuziehen. Diese Heidin hatte wohl mehr von Jesus und seiner Wirksamkeit gehört.."
20 Die Hohenpriester und die Ältesten hatten indes das Volk dazu beredet, Barabbas sich loszubitten und Jesu Tod zu fordern.
21 Als nun der Statthalter sie von neuem fragte: "Wen von diesen beiden soll ich euch losgeben?", da riefen sie: "Barabbas!"
22 Pilatus sprach zu ihnen: "Was soll ich denn mit Jesus machen, den man den Messias nennt?" Sie riefen alle: "Ans Kreuz mit ihm!"
23 Da fragte der Statthalter: "Was hat er denn verbrochen?" Sie aber schrien nur noch lauter: "Ans Kreuz mit ihm!"
24 Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, sondern daß der Lärm immer ärger wurde, da ließ er Wasser bringen, wusch sich vor aller Augen die Hände Um nach einer bekannten jüdischen Sitte damit seine Unschuld an Jesu Tod zu erklären: 5. Mos. 21,6f. und sprach: "Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten! Seht ihr zu Wie ihr es verantworten könnt.!"
25 Da rief das ganze Volk: "Sein Blut komme auf uns und auf unsere Kinder!"
26 Da gab er ihnen Barabbas los. Jesus aber ließ er geißeln Nach römischer Sitte ging die Geißelung der Kreuzigung voraus. Die Römer verhängten den Kreuzestod als "Sklaventod" über Unfreie und Nichtbürger. und übergab ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung.
27 Nun führten die Soldaten des Statthalters Jesus in das Innere des Palastes Die römischen Statthalter, deren Wohnsitz in Cäsarea am Meer war, wohnten bei ihrem Aufenthalt in Jerusalem in dem früheren Palast des Königs Herodes d. Gr. und sammelten die ganze Schar Wörtlich: "die ganze Kohorte". Die römische Kohorte, der zehnte Teil der Legion, hatte etwa 600 Mann. Natürlich kann sich nur ein kleiner Teil dieser Abteilung in dem Palast befunden haben, so daß der Ausdruck ganz allgemein von einer Schar Soldaten gebraucht wird. ihrer Genossen, um ihren Spott mit ihm zu treiben Wörtlich: "sie sammelten die ganze Schar gegen ihn"..
28 Sie entkleideten ihn, legten ihm einen scharlachroten Soldatenmantel um Der sein Königsmantel sein sollte.,
29 flochten aus Dornen eine Krone Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.263ff. und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm einen Rohrstab Als Königszepter. in seine rechte Hand. Dann beugten sie die Knie vor ihm und riefen höhnisch: "Heil dir, Judenkönig!"
30 Dabei spien sie ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihn damit aufs Haupt.
31 Als sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den Soldatenmantel aus, legten ihm seine eigenen Kleider wieder an und führten ihn ab zur Kreuzigung.
32 Als sie die Stadt verließen Die Hinrichtungen geschahen außerhalb der Stadt (1. Kön. 21,13; Apg. 7,58)., trafen sie einen Mann aus Kyrene Kyrene mit einer zahlreichen jüdischen Bevölkerung war eine große und blühende Stadt Libyens in Nordafrika., namens Simon. Den zwangen sie, Jesu Kreuz zu tragen.
33 So kamen sie zu einem Platz, namens Golgatha, das heißt Schädelstätte Der Hügel hatte seinen Namen wahrscheinlich von seiner schädelförmigen Gestalt..
34 Dort gaben sie Die römischen Soldaten, die Jesus kreuzigen sollten. ihm betäubenden Wein zu trinken Mit einem betäubenden Gift gemischter Wein (an unserer Stelle wörtlich: "Wein mit Galle", d.h. hier jedenfalls mit Gift von bitterem Geschmack gemischt) wurde nach jüdischer und heidnischer Sitte den Hinzurichtenden angeboten, um sie für die Schmerzen abzustumpfen.. Doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken Er wollte alle Schmerzen mit vollem Bewußtsein leiden..
35 Nach seiner Kreuzigung verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen Nach einem römischen Gesetz fielen die Kleider der Hingerichteten den Vollstreckern des Urteils zu. - Hinter "das Los darüber warfen" lassen einige Handschriften die Worte folgen: "damit der Ausspruch des Propheten in Erfüllung gehe: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen" (Ps. 22,19). Aber nach den besten Zeugen sind diese Worte nicht ursprünglich; sie sind hier jedenfalls aus Joh. 19,24 eingefügt worden..
36 Dann setzten sie sich dort nieder und hielten bei ihm Wache Die Gekreuzigten wurden bewacht..
37 Über seinem Haupt aber war eine Inschrift angebracht mit der Angabe seiner Schuld Auch dies pflegte sonst bei Kreuzigungen zu geschehen., die lautete: Dies ist Jesus, der Juden König.
38 Auch wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken.
39 Die Vorübergehenden aber schmähten ihn: sie schüttelten den Kopf Ps. 22,8; 109,25.
40 und sprachen: "Du wolltest ja den Tempel niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen. Nun hilf dir selbst! Bist du Gottes Sohn, so steige vom Kreuz herab!"
41 Auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und den Ältesten spotteten und sagten:
42 "Anderen hat er geholfen, und sich selbst kann er nun nicht helfen! Er will ja der König Israels sein! Nun gut, so mag er jetzt vom Kreuz heruntersteigen! Dann wollen wir an ihn glauben.
43 Er hat auf Gott vertraut; der mag ihn nun retten, wenn's ihm gefällt Ps. 22,9; Weish. Sal. 2,13.17-20.. Er hat ja gesagt: ich bin Gottes Sohn."
44 Ebenso beschimpften ihn die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
45 Von der sechsten Stunde aber bis zur neunten Von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags. bedeckte Finsternis die ganze Gegend D.h. Jerusalem und seine Umgebung: dies scheint der Sinn des griechischen Ausdrucks zu sein..
46 Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachthani!" Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen Ps. 22,2.?
47 Als dies einige der Umstehenden hörten, sprachen sie: "Der ruft Elia Dies ist eine spöttische Verdrehung der Worte Jesu.."
48 Sofort lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf einen Rohrstab und wollte ihm zu trinken geben.
49 Da sprachen die anderen: "Laß doch Gib ihm nicht zu trinken!! Wir wollen sehen, ob Elia wirklich kommt und ihm hilft Dies ist offenbar Spott gegenüber der mitleidigen Tat dessen, der Jesus zu trinken geben will. Denn Jesu Angstruf schien ihm von quälendem Durst, der gewöhnlichen furchtbaren Plage der Gekreuzigten, zu zeugen.."
50 Jesus aber schrie nochmals laut und gab den Geist auf.
51 In diesem Augenblick zerriß der Tempelvorhang Durch einen Vorhang wurde das Heilige von dem Allerheiligsten getrennt. Außerdem gab es aber damals im Tempel noch einen anderen prächtigen Vorhang: der hing vor der Eingangspforte, die aus der Vorhalle in das Heilige führte. Nun hat aber nach jüdischen Berichten gerade an dieser Eingangspforte während des Passahfestes um das Jahr 30 (oder 29) n. Chr. zur Zeit des Abendopfers ein wunderbarer Vorgang stattgefunden, der von den Schriftgelehrten als ein Vorzeichen von der Zerstörung des Tempels betrachtet wurde. Ebenso haben auch die alten Kirchenväter des Zerreißen des Vorhangs im Augenblick des Todes Jesu auf den Untergang des Tempels gedeutet (vgl. Th. Zahn: Das Evangelium des Matthäus, S.706f.). von oben bis unten in zwei Stücke.
52 Die Erde erbebte. Die Felsen zerbarsten. Die Gräber Die Felsengräber in der Nähe von Jerusalem. öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen Viele Gerechte der Vorzeit, die dort begraben lagen. wurden auferweckt;
53 die gingen aus ihren Gräbern hervor, kamen nach seiner Auferstehung in die heilige Stadt Jerusalem. und erschienen vielen.
54 Als aber der Hauptmann und seine Leute, die bei Jesus Wache hielten, das Erdbeben und, was sich sonst noch zutrug, sahen, da wurden sie von großer Furcht erfüllt und sprachen: "Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen Sie hatten wohl gehört, daß Jesus wegen dieses Bekenntnisses angeklagt und gekreuzigt worden war.!"
55 Es waren dort auch viele Frauen, die von fern zusahen: sie hatten Jesus von Galiläa her begleitet und ihm gedient.
56 Unter ihnen waren auch Maria aus Magdala Einer Ortschaft am Westufer des Sees Genezaret., Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
57 Am Abend kam ein reicher Mann, aus Arimathäa D.i. wohl Rama (Ramathaim) in Efraim, Samuels Geburtsort (1. Sam. 1,19), später als Stadt Judäas bezeichnet (1. Makk. 11,34; Luk. 23,51). gebürtig, mit Namen Josef, der auch eine Jünger Jesu geworden war Wohin Josef, der jedenfalls in Jerusalem seinen Wohnsitz hatte, kam, wird nicht gesagt. Er kam wohl nach Golgatha und begab sich von da zu Pilatus..
58 Der ging zu Pilatus und bat ihn um Jesu Leichnam. Da befahl Pilatus, man solle ihm den Leichnam überlassen.
59 Nun nahm Josef den Leichnam, ließ ihn in reine Leinwand wickeln
60 und in ein noch unbenutztes Grab legen, da er für sich in einen Felsen hatte hauen lassen. Dann ließ er einen großen Stein vor die Grabesöffnung wälzen und entfernte sich Vgl. über Christi Grab G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, XXI, Golgatha und das Grab..
61 Maria aus Magdala aber und die andere Maria blieben dort und setzten sich dem Grab gegenüber.
62 Am nächsten Tag, am Tag nach dem Freitag D.h. also am Sabbat; wörtlich: "am Tag nach der Vorbereitung" auf den Sabbat., kamen die Hohenpriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus
63 und sprachen: "Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten gesagt hat: 'Nach drei Tagen werde ich auferstehen.'
64 Laß nun das Grab bis zum dritten Tag streng bewachen, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen und dann zum Volk sagen: 'Er ist von den Toten auferstanden.' Dann wäre der letzte Betrug noch schlimmer als der erste Als den ersten Betrug sehen sie wohl Jesu Erklärung an, daß er der verheißene Messias sei. Es scheint, sie wollen Pilatus glauben machen, es drohe dem Staate eine Gefahr, wenn Jesu Jünger seine Auferstehung verkündigten.."
65 Pilatus sprach zu ihnen: "Ihr sollt eine Wache haben. Geht hin und verwahrt das Grab, so gut ihr könnt."
66 Da gingen sie hin und sicherten das Grab: sie versiegelten den Stein Etwa so, daß sie Fäden über den Stein zogen, die dann an den Enden mit Siegelerde am Grab angesiegelt wurden. und stellten die Wache aus.
1 Früh am nächsten Morgen traten die Hohen Priester mit den Ratsältesten zusammen und fassten den offiziellen Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen.
2 Dann ließen sie ihn fesseln, führten ihn ab und übergaben ihn Pilatus.
3 Als Judas nun klar wurde, dass sein Verrat zur Verurteilung von Jesus geführt hatte, bereute er seine Tat und brachte den Hohen Priestern und Ältesten die dreißig Silberstücke zurück.
4 "Ich habe gesündigt", sagte er. "Ich habe einen Unschuldigen verraten." - "Was geht uns das an?", erwiderten sie, "das ist deine Sache."
5 Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Dann ging er weg und erhängte sich.
6 Die Hohen Priester nahmen die Silberstücke an sich und sagten: "Das Geld darf man nicht zum Tempelschatz tun, weil Blut daran klebt."
7 Sie beschlossen, den sogenannten "Töpferacker" dafür zu kaufen, als Friedhof für die Ausländer.
8 Deshalb heißt dieses Stück Land heute noch "Blutacker".
9 So erfüllte sich die Voraussage des Propheten Jeremia: "Sie nahmen die dreißig Silberstücke - die Summe, die er den Israeliten wert war -
10 und kauften davon den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte."
11 Als Jesus dem Statthalter vorgeführt wurde, fragte ihn dieser: "Bist du der König der Juden?" - "Ja, es ist so, wie du sagst", erwiderte Jesus.
12 Daraufhin brachten die Hohen Priester und Ältesten schwere Beschuldigungen gegen ihn vor. Doch Jesus gab keine Antwort.
13 Pilatus fragte ihn: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?"
14 Aber zu seinem Erstaunen gab Jesus auch ihm keine einzige Antwort.
15 Nun war es üblich, dass der Statthalter jedes Jahr zum Passafest einen Gefangenen freiließ, den das Volk selbst bestimmen durfte.
16 Damals saß gerade ein berüchtigter Aufrührer namens Jesus Barabbas im Gefängnis.
17 Da fragte Pilatus in die Menge, die sich versammelt hatte: "Wen soll ich euch losgeben - Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?"
18 Er wusste ja, dass sie ihm Jesus nur aus Neid ausgeliefert hatten.
19 Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ seine Frau ihm ausrichten: "Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig! Seinetwegen hatte ich heute Nacht einen schlimmen Traum."
20 Doch die Hohen Priester und Ratsältesten hetzten die Menge auf, die Freilassung von Barabbas und die Hinrichtung von Jesus zu fordern.
21 Der Statthalter fragte: "Wen von beiden soll ich euch freigeben?" - "Barabbas!", schrien sie.
22 "Was soll ich dann mit Jesus tun, der Messias genannt wird?" - "Kreuzigen!", schrien sie alle.
23 "Aber warum?", fragte Pilatus. "Was hat er denn verbrochen?" Doch sie schrien nur noch lauter: "Kreuzige ihn!"
24 Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte und der Tumult immer schlimmer wurde, ließ er sich Wasser bringen. Vor den Augen der Menge wusch er sich die Hände und sagte: "Ich bin schuldlos am Tod dieses Mannes! Das müsst ihr verantworten!"
25 Da schrie das ganze Volk: "Die Schuld an seinem Tod soll auf uns und unsere Kinder fallen!"
26 Daraufhin gab Pilatus ihnen den Barabbas frei. Jesus aber ließ er mit der schweren Lederpeitsche geißeln und übergab ihn dann den Soldaten zur Kreuzigung.
27 Die führten ihn zunächst in den Palast des Statthalters, das sogenannte Prätorium, und riefen die ganze Mannschaft zusammen.
28 Sie zogen ihn aus und hängten ihm ein scharlachrotes Gewand um.
29 Dann flochten sie eine Krone aus Dornenzweigen und setzten sie ihm auf. Schließlich drückten sie einen Stock in seine rechte Hand, salutierten und riefen: "Sei gegrüßt, König der Juden!"
30 Sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock aus der Hand und schlugen ihn damit auf den Kopf.
31 Als sie genug davon hatten, ihn zu verspotten, nahmen sie ihm den Umhang wieder ab, zogen ihm seine eigenen Gewänder an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.
32 Unterwegs begegnete ihnen ein Mann namens Simon. Er stammte aus Zyrene. Die Soldaten zwangen ihn, das Kreuz für Jesus zu tragen.
33 So brachten sie ihn bis zu der Stelle, die Golgota heißt, das bedeutet "Schädelplatz".
34 Dann wollten sie ihm Wein zu trinken geben mit einem Zusatz, der bitter war wie Galle. Als er gekostet hatte, wollte er aber nicht davon trinken.
35 So nagelten sie ihn ans Kreuz und verlosten dann seine Kleidung unter sich.
36 Dann setzten sie sich hin und bewachten ihn.
37 Über seinem Kopf hatten sie ein Schild angebracht, auf dem der Anklagegrund für seine Hinrichtung stand: "Das ist Jesus, der König der Juden."
38 Zusammen mit Jesus kreuzigten sie zwei Verbrecher, einen rechts und einen links von ihm.
39 Die Leute, die vorbeikamen, schüttelten den Kopf
40 und riefen höhnisch: "Du wolltest ja den Tempel abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen! Rette dich doch selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, steig vom Kreuz herab!"
41 Auch die Hohen Priester, die Gesetzeslehrer und die Ratsältesten machten sich über ihn lustig.
42 "Andere hat er gerettet", riefen sie, "sich selbst kann er nicht retten! Er ist ja der König von Israel. Soll er doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben!
43 Er hat auf Gott vertraut, soll der ihm jetzt helfen, wenn er wirklich Freude an ihm hat. Er hat ja gesagt: 'Ich bin Gottes Sohn.'"
44 Auch die Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt waren, beschimpften ihn genauso.
45 Um zwölf Uhr mittags wurde der Himmel über dem ganzen Land plötzlich finster. Das dauerte drei Stunden.
46 Dann, gegen drei Uhr, schrie Jesus laut: "Eli, Eli, lema sabachthani?" Das heißt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
47 Einige der Herumstehenden hörten das und sagten: "Seht, er ruft Elija!"
48 Einer von ihnen holte schnell einen Schwamm, tauchte ihn in sauren Wein, steckte ihn auf ein Rohr und hielt ihn Jesus zum Trinken hin.
49 "Wartet!", riefen die anderen, "wir wollen doch sehen, ob Elija kommt, um ihn zu retten."
50 Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und starb.
51 In diesem Augenblick riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde fing an zu beben, Felsen zerrissen
52 und Grüfte öffneten sich. Viele verstorbene Heilige wurden auferweckt.
53 Nach der Auferstehung von Jesus kamen sie aus ihren Grüften, gingen in die Heilige Stadt und erschienen vielen Menschen.
54 Der Hauptmann und die Soldaten, die mit ihm Jesus bewachten, erschraken sehr, als sie das Erdbeben erlebten und die anderen Dinge wahrnahmen. "Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn", sagten sie.
55 Es standen auch viele Frauen dort, die von weitem zugesehen hatten. Sie waren Jesus seit der Zeit seines Wirkens in Galiläa gefolgt und hatten ihm gedient.
56 Unter ihnen waren Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, sowie die Mutter der Zebedäussöhne.
57 Als es Abend wurde, kam Josef, ein reicher Mann aus Arimathäa, der auch ein Jünger von Jesus war.
58 Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam von Jesus. Pilatus ordnete an, Josef den Leib zu überlassen.
59 Da nahm Josef ihn, wickelte ihn in reines Leinentuch
60 und legte ihn in seine eigene Gruft, die neu aus dem Felsen gehauen war. Bevor er ging, wälzte er einen großen Stein vor den Eingang.
61 Maria aus Magdala und die andere Maria waren dabei. Sie hatten sich dem Grab gegenüber hingesetzt.
62 Am nächsten Tag - es war der Sabbat - kamen die Hohen Priester und Pharisäer bei Pilatus zusammen.
63 "Herr", sagten sie, "uns ist eingefallen, dass dieser Verführer, als er noch lebte, behauptet hat: 'Nach drei Tagen werde ich wieder auferstehen.'
64 Gib deshalb bitte den Befehl, dass die Gruft bis zum dritten Tag bewacht wird! Sonst könnten seine Jünger kommen und ihn stehlen und dann dem Volk gegenüber behaupten, er sei von den Toten auferstanden. Die zweite Verführung wäre dann noch schlimmer als die erste."
65 "Ihr sollt eure Wache haben", erwiderte Pilatus. "Geht und sichert die Gruft, so gut ihr könnt!"
66 So zogen sie los, versiegelten den Stein am Eingang und sicherten das Grab mit der Wache.