1 Ich frage nun: Hat Gott sein Volk verstoßen Ps. 94,4.? Nimmermehr! Ich bin doch auch ein Israelit Paulus selbst ist ein Beispiel für Gottes Barmherzigkeit gegen Israel (vgl. 1. Tim. 1,16): denn hätte Gott Israel in seiner Gesamtheit verstoßen, so könnte sich auch kein einziger Israelit zu Christus bekehren., entsprossen aus Abrahams Geschlecht, aus dem Stamm Benjamin.
2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er sich einst zum Eigentum erwählt. Wißt ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte von Elia sagt? Der klagt vor Gott über Israel:
3 Herr, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre umgestürzt; ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten mir nach dem Leben 1. Kön. 19,10..
4 Doch wie lautet Gottes Antwort? Ich habe mir 7000 Männer erhalten, die nie ihre Knie gebeugt haben vor Baal 1. Kön. 19,18..
5 Ebenso gibt's auch heute einen (treuen) Überrest, den Gottes Gnade auserwählt hat.
6 Ist aber hier die Gnade ausschlaggebend, dann können keine Werke dabei in Frage kommen. Sonst wäre ja die Gnade keine Gnade mehr.
7 Wie steht's also? Was Israel erstrebt, das hat es (als Gesamtheit) nicht erlangt. Nur die Auserwählten haben es erlangt. Die anderen aber sind verstockt,
8 wie geschrieben steht: Gott hat ihnen einen Geist der Schläfrigkeit gegeben - Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören - bis auf den heutigen Tag Vgl. Jes. 29,10; 5. Mos. 29,3..
9 Und David sagt: Ihr Tisch Sind mit dem Tisch das Gesetz und seine Werke gemeint? soll ihnen zur Schlinge werden und zum Strick, zur Falle und zur Vergeltung "Zur Vergeltung" dafür, daß sie das Heil in Christus verworfen haben.!
10 Ihre Augen sollen sich verdunkeln, daß sie nicht sehen; und ihre Rücken beuge immerdar Nämlich: in geistlicher Knechtschaft. Ps. 69,23-24.!
11 Ich frage nun: Sind sie deshalb gestrauchelt, um ins Verderben zu fallen? Nimmermehr! Sondern durch ihren Fehltritt Gemeint ist die Verwerfung der Heilsbotschaft durch die Juden. ist das Heil zu den Heiden gekommen Vgl. Apg. 13,46., damit sie dadurch gereizt würden, auch selbst das Heil zu suchen.
12 Hat nun aber schon der Fehltritt der Juden die Welt reich gemacht Der Unglaube der Juden war die Ursache, daß den Heiden die Frohe Botschaft verkündigt wurde., und hat schon die kleine Zahl, die aus ihrer Mitte gläubig geworden ist, den Heiden solchen Segen zugeführt, wie groß wird da erst der Segen für die Heiden sein, wenn sich einst die Vollzahl der Juden bekehrt Wenn sich Israel einst als Volk zu Christus bekehrt, dann soll es in dem kommenden Friedensreich die Heiden zu der Erkenntnis der Wahrheit führen.?
13 Jetzt wende ich mich an euch, ihr Heidenchristen Von hier bis zum Schluß des Kapitels wendet sich der Apostel an die heidenchristliche Minderheit der römischen Gemeinde.. Gerade ich bin ja in besonderem Sinn Heidenapostel. Aber es ist doch auch eine Ehre für mein Amt,
14 wenn ich versuche, in (meinen Landsleuten,) meinem Fleisch und Blut, den Eifer (für die Frohe Botschaft) zu wecken und wenigstens einige von ihnen zum Heil zu führen.
15 Denn hat schon ihre Verwerfung der Heidenwelt (die Wohltaten der) Versöhnung gebracht Vgl. 2. Kor. 5,18-20., was wird dann ihre Wiederannahme mit sich bringen? Nichts anderes als die Auferstehung aus den Toten Wörtlich: "Leben aus Toten". Das scheint auf die erste Auferstehung zu gehen. Wenn Jesus zu seinem Volk Israel kommt, wird es sich zu ihm bekehren (Matth. 23,39); bei Christi Wiederkunft aber werden ja auch die Toten, die in ihm ruhen, auferstehen (1. Thess. 4,16; 1. Kor. 15,23)..
16 Ist das Erstlingsbrot heilig, so ist auch der ganze Teig heilig 4. Mos. 15,17-21.; und ist die Wurzel heilig, dann sind es auch die Zweige Das Erstlingsbrot und die Wurzel sind vielleicht die Stammväter des Volkes Israel, namentlich Abraham. Weil Gott die Erzväter erwählt und ihnen seine Verheißungen geschenkt hat, darum sollen auch ihre Nachkommen des messianischen Heils teilhaftig werden..
17 Sind aber einige Zweige abgebrochen, und bist du "Du" Heidenchrist. als Zweig eines wilden Ölbaums an ihrer Stelle eingepfropft worden und hast nun Anteil an der Wurzel und dem Saft des edlen Ölbaums:
18 so erhebe dich nicht in Hochmut über die (abgehauenen) Zweige Die abgehauenen Zweige sind die ungläubigen Juden.! Erhebst du dich trotzdem, so bedenke: nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
19 Du kannst nun sagen: "Die Zweige sind abgebrochen worden, weil ich eingepfropft werden sollte."
20 Ganz recht! Sie sind wegen ihres Unglaubens abgebrochen worden; und du stehst an ihrer Stelle, weil du glaubst. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!
21 Denn hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, so könnte er vielleicht dich auch nicht verschonen Wenn du vom Glauben abfällst..
22 So schau denn hin auf Gottes Güte und auf Gottes Strenge! Gegen die Gefallenen Die Gefallenen sind die ungläubigen Juden. offenbart sich Gottes Strenge. An dir aber erweist sich seine Güte, wenn du im Guten treu verharrst. Sonst wirst du auch abgehauen.
23 Umgekehrt sollen jene Die ungläubigen Juden., wenn sie nicht im Unglauben verharren, wieder eingepfropft werden. Denn Gott hat die Macht, sie wieder einzupfropfen.
24 Bist du herausgeschnitten aus dem wilden Ölbaum, dem du ursprünglich angehörst, und im Widerspruch mit deiner Herkunft einem edlen Ölbaum eingepfropft worden: wieviel leichter können diese Die ungläubigen Juden, wenn sie sich zu Christus bekehren. ihrem angestammten Ölbaum, dem sie ursprünglich als Zweige angehören, wieder eingepfropft werden!
25 Damit ihr euch nicht selbst für weise haltet Sinn: damit ihr Heidenchristen in eurer vermeintlichen Weisheit nicht verkehrt über die Juden urteilt., liebe Brüder, will ich euch hier Kunde geben über ein Geheimnis: Verstockung ist über einen Teil von Israel gekommen, und die wird so lange währen, bis der Heiden Vollzahl (in der Kirche) eingegangen ist.
26 Dann wird ganz Israel gerettet werden Sinn: dann wird sich Israel als Volk zu Christus bekehren und das ihm zugedachte messianische Heil empfangen., wie geschrieben steht: Es wird aus Zion kommen der Erretter Der Erretter ist der Messias., der wird von Jakob wegtun das gottlose Wesen.
27 So will ich einen Bund mit ihnen schließen, wenn ich hinweggenommen habe ihre Sünden Frei nach Jes. 59,20-21; 27,9..
28 Weil die Juden zur Zeit gegen die Heilsbotschaft verstockt sind, stehen sie Gott feindlich gegenüber, und das kommt euch zugute Denn den Heiden wurde die Heilsbotschaft verkündigt, weil die Juden diese voll Feindschaft zurückwiesen.. Weil sie aber auserwählt sind, werden sie noch immer um der Väter willen von Gott geliebt V.28 ist frei übersetzt..
29 Denn Gott nimmt seine Gnadengaben und Berufung nicht zurück.
30 Wie ihr "Ihr" Heidenchristen. einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, nun aber sein Erbarmen erfahren habt zu einer Zeit, wo sie Die Juden. - Ich setze in V.31 [nyn] hinter [houtoi] und streiche [nyn] vor [eleethoosin]. ungehorsam sind:
31 so sind sie Die Juden. jetzt ungehorsam zu einer Zeit, wo ihr Barmherzigkeit erfahrt, damit auch sie Die Juden. dereinst Erbarmen finden.
32 Denn Gott hat sie Die Juden. als Volk Wörtlich: "sie alle". in den Kerker des Unglaubens eingeschlossen, um sich (einst) des ganzen Volkes zu erbarmen Wenn es sich zu Christus bekehrt (vgl. V.26)..
33 Wie unergründlich tief ist Gottes Gnadenfülle, Weisheit und Erkenntnis In seiner Weisheit wendet Gott alle Mittel zweckmäßig an; in seiner Erkenntnis hat er eine vollkommene Einsicht in das Wesen aller Menschen, Dinge und Verhältnisse.! Wie unerforschlich sind seine Gerichte Die sich in Israels Verstockung offenbaren., wie unbegreiflich seine Wege!
34 Denn: Wer hat des Herrn Sinn verstanden? Und wer hat ihn beraten Jes. 40,13.?
35 Wer hätte ihm etwas geschenkt, was ihm vergolten werden müßte Hiob 41,3.?
36 Von ihm, durch ihn, für ihn sind alle Dinge. Ihm sei Lobpreis in Ewigkeit! Amen.
1 Ich frage nun: "Hat Gott sein Volk etwa verstoßen?" Auf keinen Fall! Ich bin ja selbst ein Israelit, ein Nachkomme Abrahams aus dem Stamm Benjamin.
2 Nein, Gott hat sein Volk nicht verstoßen. Er hat es doch von Anfang an erwählt. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift von Elija sagt, als er sich bei Gott über das Volk beklagt?
3 "Herr, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre niedergerissen. Ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten."
4 Und was gab Gott ihm zur Antwort? "Ich habe 7000 Männer für mich übrig gelassen, die sich nicht vor dem Götzen Baal auf die Knie geworfen haben."
5 So ist es auch jetzt: Gott hat einen Rest von seinem Volk übrig gelassen, einen Rest, den er aus Gnade ausgewählt hat -
6 aus Gnade, also nicht aufgrund von Werken, sonst wäre die Gnade ja nicht mehr Gnade.
7 Was heißt das nun? Was Israel erstrebt, hat nicht das ganze Volk, sondern nur der ausgewählte Rest erlangt. Die Übrigen sind starrsinnig geworden,
8 wie die Schrift sagt: "Gott hat einen Geist der Verblendung über sie kommen lassen. Sie haben Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören, und so ist es bis zum heutigen Tag."
9 Und David sagt: "Ihre Opfer sollen ihnen zur Schlinge und zum Fangnetz werden, zur Falle und zum Strafgericht.
10 Ihre Augen sollen erblinden, dass sie nichts mehr sehen, und ihr Rücken soll sich beugen unter der ständigen Last."
11 Sind sie etwa gestrauchelt, um nie wieder aufzustehen? - Auf keinen Fall! Vielmehr hat ihr Fehltritt den anderen Völkern die Rettung gebracht, um die Juden wiederum eifersüchtig zu machen.
12 Wenn nun schon die Welt durch ihren Fehltritt reich gemacht wurde und ihr Verlust für die anderen Völker einen großen Gewinn brachte, was wird es dann erst sein, wenn Israel in voller Zahl umkehrt?
13 Euch Nichtjuden aber sage ich: Als Apostel für die Völker bin ich stolz auf meinen Dienst.
14 Denn vielleicht kann ich dadurch mein eigenes Volk eifersüchtig machen und einige von ihnen retten.
15 Denn wenn schon die Verstoßung Israels der Welt die Versöhnung mit Gott brachte, was wird dann erst Israels Wiederannahme bringen? Nicht weniger als Leben aus dem Tod.
16 Wenn das erste Brot der neuen Ernte Gott geweiht ist, dann ist alles Korn dieser Ernte geheiligt. Wenn die Wurzel des Baumes Gott geweiht ist, dann sind es auch die Zweige.
17 Nun sind einige Zweige ausgebrochen worden, und du wurdest als neuer Zweig unter die übrigen eingepfropft. Obwohl du von einem wilden Ölbaum stammst, hast du jetzt Anteil am Saft aus der Wurzel des edlen Ölbaums.
18 Du hast keinen Grund, verächtlich auf die anderen Zweige herabzusehen. Und wenn du es dennoch tust, sollte dir klar sein: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!
19 Vielleicht wirst du nun sagen: "Die Zweige sind ja herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werden konnte."
20 Das ist richtig. Aber dass sie ausgebrochen wurden, lag an ihrem Unglauben. Und du hast deinen Stand nur durch den Glauben. Sei also nicht überheblich, sondern pass auf, dass es dir nicht genauso geht.
21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, warum sollte er dann dich verschonen?
22 Du siehst hier also die Güte und die Strenge Gottes: Seine Strenge gilt denen, die sich von ihm abgewandt haben, aber seine Güte gilt dir, sofern du dich auf seine Güte verlässt; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden.
23 Doch auch die anderen Zweige können wieder eingepfropft werden, vorausgesetzt, sie halten nicht an ihrem Unglauben fest. Gott hat sehr wohl die Macht dazu.
24 Denn wenn du aus dem wilden Ölbaum, zu dem du von Natur aus gehörtest, ausgeschnitten und gegen die natürliche Ordnung in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wie viel leichter wird es dann sein, die Zweige, die natürlicherweise zum edlen Ölbaum gehören, wieder an ihre Stelle einzupfropfen.
25 Und damit ihr euch nichts auf eure Klugheit einbildet und falsche Schlüsse daraus zieht, will ich euch das folgende Geheimnis bekannt machen: Ein Teil von Israel hat sich verhärtet. Aber das gilt nur so lange, bis die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist.
26 Israel als Ganzes wird allerdings so gerettet werden, wie geschrieben steht: "Aus Zion wird der Retter kommen, der alle Gottlosigkeit von Jakobs Nachkommen entfernt.
27 Und der Bund, den ich mit ihnen schließen werde, besteht darin, dass ich sie von ihren Sünden befreie."
28 Ihre Einstellung zum Evangelium macht sie zwar zu Feinden - was euch zugute kommt -, aber von der Erwählung her gesehen sind sie Geliebte - wegen ihrer Stammväter.
29 Denn Gott nimmt seine Gnadengeschenke nicht zurück und bereut seine Berufungen nie.
30 Früher hattet ihr Gott nicht gehorcht und habt jetzt doch - wegen Israels Ungehorsam - Gottes Erbarmen gefunden.
31 So sind auch sie jetzt ungehorsam geworden, damit sie dadurch, dass ihr Gottes Erbarmen gefunden habt, schließlich ebenso Erbarmen finden.
32 Denn Gott hat alle zusammen zu Gefangenen ihres Ungehorsams gemacht, weil er allen sein Erbarmen schenken will.
33 Wie unermesslich reich ist Gottes Weisheit, wie abgrundtief seine Erkenntnis! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!
34 Denn wer hat jemals seine Gedanken erkannt, wer ist je der Berater des Herrn gewesen?
35 Wer hat ihm je etwas gegeben, das Gott ihm zurückgeben müsste?
36 Denn von ihm kommt alles, durch ihn steht alles und zu ihm geht alles. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig! Amen.