1 Oder wißt ihr nicht Vgl. Anfang von 6,3. - Während in 6,15-23 die zweite Hälfte von 6,14 erläutert wird, folgt nun in Kap. 7 die Ausführung der ersten Hälfte von 6,14., liebe Brüder - ich rede ja zu Leuten, die mit dem Gesetz Gemeint ist das Gesetz Moses; der Apostel redet also vorwiegend zu Judenchristen. wohlbekannt sind -, daß das Gesetz den Menschen während seines ganzen Lebens beherrscht?
2 Eine verheiratete Frau zum Beispiel ist durch das Ehegesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt. Stirbt aber der Mann, so ist sie frei von dem Gesetz, wodurch sie an den Mann gebunden war.
3 Gibt sie sich also zu Lebzeiten ihres Mannes einem anderen Mann hin, so führt sie den Namen Ehebrecherin. Nach dem Tod ihres Mannes aber ist sie von dem Ehegesetz frei: sie ist dann keine Ehebrecherin, wenn sie sich mit einem anderen Mann vermählt.
4 Nun denn, meine Brüder, auch ihr seid durch den Leib Christi Der am Kreuz gestorben ist (6,3). dem Gesetz gegenüber tot Nämlich: durch die Taufe; Röm. 6,3-4; Gal. 2,19a., und ihr sollt einem anderen zu eigen werden: dem, der deshalb von den Toten auferweckt worden ist, damit wir Frucht bringen im Dienst Gottes Vgl. 6,4..
5 Denn solange wir im Fleisch lebten Das "Fleisch" ist der vorchristliche Zustand., waren die durch das Gesetz aufgeregten sündlichen Leidenschaften Vgl. 4,15; 5,20; 7,7-13. in unseren Gliedern Die Glieder sind Sitz und Werkzeug der Sünde. wirksam, so daß wir Frucht brachten für den Tod.
6 Jetzt aber sind wir vom Gesetz los: für unseren früheren Zwingherrn Das Gesetz. sind wir tot und dienen nun (Gott) in einem neuen Zustand unter der Herrschaft des Geistes. Denn der alte Zustand unter der Herrschaft des Buchstabens Des Gesetzes. hat ein Ende.
7 Was folgt hieraus? Ist das Gesetz Sünde? Nimmermehr! Aber ich hätte die Sünde nie erkannt ohne das Gesetz. Was zum Beispiel böse Begierde ist, davon wüßte ich nichts, wenn das Gesetz nicht immer wieder spräche: Du sollst nicht begehren Vgl. 1. Mos. 3,1-6. Das Verbot reizt zum Begehren des Verbotenen.!
8 Dies Gebot diente nun der Sünde als Waffe wider mich und erregte in mir allerlei böse Begierden 2. Mos. 20,17; 5. Mos. 5,18.. Denn ohne Gesetz ist die Sünde tot D.h.: der innere Zwiespalt ist ohne Gesetz noch nicht geweckt..
9 Einst lebte ich dahin, ohne etwas vom Gesetz zu wissen. Dann trat das Gebot an mich heran. Da ward die Sünde (in mir) lebendig Dies ist der Gegensatz von "tot", V.8.,
10 und - ich starb. Das Gebot, das mir zum Leben dienen sollte, gereichte mir so in Wirklichkeit zum Tod.
11 Denn die Sünde benützte das Gebot als Waffe wider mich: sie verführte mich, und so hat sie mir gerade durch das Gebot den Tod gebracht V.9-11 scheint der Apostel wie schon V.7 und 8 im Namen der vorchristlichen Menschheit zu reden. Als harmlos-unbefangenes Kind wußte auch er selbst einst ebensowenig etwas vom Gesetz wie Adam im Stand der Unschuld (1. Mos. 2,7-15). Da trat das Gesetz mit seinem Gebot: "du sollst!" an ihn heran wie an Adam (1. Mos. 2,16-17). Und das Gebot reizte ihn wie den ersten Menschen zur Übertretung..
12 Es bleibt demnach dabei: Das Gesetz an sich ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut V.12 enthält die zusammenfassende Schlußantwort auf die Frage von V.7..
13 Ist denn nun das Gute mein Tod geworden? Nimmermehr! Die Sünde hat mich in den Tod gestürzt. Die sollte als Sünde offenbar werden: darum hat sie mir durch das Gute Nämlich: durch das Gebot. den Tod gebracht. So sollte sich gerade durch den Mißbrauch des Gebotes die grenzenlose Sündigkeit der Sünde zeigen.
14 Das Gesetz - so wissen wir - ist geistlich. Ich aber bin fleischlich, unter die Herrschaft der Sünde verkauft Das Gesetz kann wegen der fleischlichen Gesinnung des Menschen nicht geistlich wirken..
15 Mein ganzes Tun ist mir ein Rätsel. Ich führe ja nicht aus, was ich mir vornehme; sondern gerade was ich verabscheue, das tue ich V.15-17 beschreibt der Apostel, worin das Verkauftsein unter die Herrschaft der Sünde besteht; es mutet ihn an, als handle nicht er selbst, sondern ein anderer..
16 Tue ich aber das, was meinem Willen entspricht, dann stimme ich dem Gesetz innerlich zu (und erkenne an), daß es gut ist.
17 Also bin ich es nicht, der das Böse vollbringt, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
18 Ich weiß ja V.18-23 folgt nun eine weitere Erklärung über das Böse im Menschen.: es wohnt in mir, das heißt in meinem Fleisch In meinem natürlichen Wesen und Willen. nichts Gutes. Ich kann wohl das Gute wollen; aber mir fehlt die Kraft, es zu vollbringen.
19 Denn ich tue nicht das Gute, das ich will; nein, das Böse, das ich nicht will, das führe ich aus.
20 Tue ich aber gerade das, was ich nicht will, so bin ich es nicht, der das Böse vollbringt, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
21 Dies ist also die Regel, die ich immer wieder finde: will ich das Gute tun, so ist das Böse da.
22 Denn Begründet V.21: "will ich das Gute tun". nach meinem inneren Menschen Vgl. 2. Kor. 4,16; Eph. 3,16. Was V.17.18.20 im Gegensatz zu der Sünde und dem Fleisch das Ich heißt, wird hier im Gegensatz zu den Gliedern des Leibes (dem äußeren Menschen) der innere Mensch genannt. habe ich Freude am Gesetz Gottes.
23 Ich entdecke aber in meinen Gliedern ein anderes Gesetz Eine andere Gewalt. "Das Gesetz in den Gliedern" ist vielleicht der natürliche Hang zur Sünde, der den Willen bestimmt und sich durch Sinnlichkeit äußert; "das Gesetz der Sünde" ist vielleicht die Gewalt der Sünde, die zum sündhaften Entschluß fortreißt. Vgl. Gal. 5,17; 1. Petr. 2,11., das mit dem Gesetz meiner Vernunft Die "Vernunft" (Eph. 4,23) oder der innere Mensch (V.22) denkt und will. Mit dem Gesetz der Vernunft will der Mensch das Gute mit Bewußtsein. im Kampf liegt und mich gefangennimmt für das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
24 Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich erretten von diesem Todesleib Weil der Leib von der Sünde beherrscht wird, ist er auch dem Tod verfallen.?
25 Dank sei Gott! Er hat's getan durch Jesus Christus, unseren Herrn Durch Christus ist der Wunsch in V.24 erfüllt, und der Erlöste kann Gott dafür danken.! So bleibt es denn dabei: Auf meine eigene Kraft gestellt, diene ich mit der Vernunft dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde V.14-24 beschreibt der Apostel (wie es scheint) aus eigener Erfahrung den Zustand eines Menschen, der einen Zug nach oben, ein Heimweh nach Gott hat, aber selbst aus eigener Kraft (V.25) das Gute tun will. Sein aufrichtiges Ringen endet mit dem Klageruf V.24. Doch auch der Wiedergeborene wird diese Not fühlen, wenn er dem "fleischlichen" Wesen (V.14) wieder Raum gibt und dann mit dem alten Menschen, der wieder auflebt, kämpfen muß. Zu beachten ist, daß Paulus V.14-24 von der Gegenwart redet: er weiß, daß auch er die Vollkommenheit noch nicht erreicht hat (Phil. 3,12-14). Kap. 8 schildert dann der Apostel, was für den Menschen, der in Christi Gemeinschaft fest beharrt, nicht nur möglich, sondern auch wirklich ist. Es scheint, "daß Paulus in 8,1 den Faden von 7,1-6 wieder aufnimmt, jedoch nicht ohne auf 7,7-25 noch mehrfach zurückzublicken"..
1 Nun ist euch doch klar, liebe Geschwister - ich rede ja zu Leuten, die das Gesetz kennen -, dass das Gesetz für einen Menschen nur so lange Geltung hat, wie er lebt.
2 So ist zum Beispiel eine verheiratete Frau durch das Gesetz an ihren Mann gebunden, so lange er lebt. Stirbt ihr Mann, ist sie frei von dem Gesetz, das sie an ihn band.
3 Wenn sie sich also zu Lebzeiten ihres Mannes mit einem anderen einlässt, gilt sie als Ehebrecherin. Stirbt aber der Mann, ist sie nicht mehr durch das Gesetz gebunden. Es steht ihr frei, einen anderen zu heiraten. Sie wird deswegen nicht zur Ehebrecherin.
4 So ist es auch mit euch, liebe Geschwister. Durch den körperlichen Tod des Messias seid ihr dem Gesetz gegenüber zu Tode gekommen, sodass ihr jetzt einem anderen angehören könnt, nämlich dem, der von den Toten auferweckt wurde. Und das bedeutet: Jetzt kann unser Leben für Gott Frucht bringen.
5 Denn als wir noch unserem natürlichen Wesen folgten, war alles, was wir taten, von den durch das Gesetz erregten sündigen Leidenschaften bestimmt. Die einzige Frucht, die das brachte, war der Tod.
6 Doch jetzt sind wir vom Gesetz freigekommen, wir sind tot für das Gesetz, das uns früher gefangen hielt. Jetzt stehen wir im Dienst einer neuen Ordnung, der des Geistes, und werden nicht mehr von der alten beherrscht, die vom Buchstaben des Gesetzes bestimmt war.
7 Heißt das nun, dass das Gesetz Sünde ist? Auf keinen Fall! Aber ohne Gesetz hätte ich nie erkannt, was Sünde ist. Auch die Begierde wäre nie in mir erwacht, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: "Du sollst nicht begehren!"
8 Doch die Sünde nutzte die Gelegenheit und stachelte durch das Gebot jede Begierde in mir auf. Ohne Gesetz ist die Sünde tot.
9 Ich dagegen lebte, solange ich noch ohne Gesetz war. Als dann aber das Gebot kam, fing die Sünde an zu leben -
10 und ich starb. Das Gebot, das mir das Leben erhalten sollte, brachte mir den Tod.
11 Denn die Sünde ergriff die Gelegenheit und benutzte das Gesetz, um mich zu täuschen und zu töten.
12 Es bleibt also dabei: Das Gesetz ist heilig, und seine Forderungen sind heilig, gerecht und gut.
13 Hat nun das Gute mir den Tod gebracht? Auf keinen Fall! Schuld war die Sünde. Sie hat mir den Tod gebracht und das Gute dazu benutzt. So hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Die Forderungen des Gesetzes haben nur die Abscheulichkeit der Sünde ans Licht gebracht.
14 Wir wissen ja, dass das Gesetz vom Geist Gottes erfüllt ist. Ich dagegen bin von meiner Natur bestimmt und der Sünde unterworfen.
15 Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht das, was ich will, sondern gerade das, was ich hasse.
16 Wenn ich aber das tue, was ich gar nicht tun will, gebe ich dem Gesetz Recht und heiße es gut.
17 Dann aber bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meiner Natur, nichts Gutes wohnt. Es fehlt mir nicht am Wollen, aber ich bringe es nicht fertig, das Gute zu tun.
19 Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht will.
20 Wenn ich aber das tue, was ich gar nicht will, dann bin nicht mehr ich der Handelnde, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
21 Ich stelle also ein Gesetz des Bösen in mir fest, obwohl ich doch das Gute tun will.
22 Denn meiner innersten Überzeugung nach stimme ich dem Gesetz Gottes freudig zu,
23 aber in meinen Gliedern sehe ich ein anderes Gesetz wirken, das mit dem Gesetz in meinem Innern in Streit liegt und mich zu seinem Gefangenen macht.
24 Ich unglückseliger Mensch! Gibt es denn niemand, der mich aus dieser tödlichen Verstrickung befreit?
25 Doch! Und dafür danke ich Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Es gilt also beides: Meiner innersten Überzeugung nach diene ich dem Gesetz Gottes, meiner Natur nach aber bin ich dem Gesetz der Sünde versklavt.