1 Preise Jahwe, o meine Seele! / Jahwe, mein Gott, du bist sehr groß: / Mit Hoheit und Pracht hast du dich gekleidet,
2 In Licht dich gehüllt wie in ein Gewand. / Wie ein Zelttuch hat er die Himmel gespannt. Er hat sie über die Erde hin ausgespannt.
3 Im Wasser hat er seine Söller gewölbt. Gottes Königspalast ist das Himmelsgewölbe, das einem mächtigen Söller oder Obergemach vergleichbar über der Erde und den oberen Wassern ruht. / Wolken macht er zu seinem Wagen. / Auf des Windes Flügeln fährt er einher.
4 Winde macht er zu seinen Boten Vgl. 2. Mos. 14,21., / Zu seinen Dienern Feuerflammen. Vgl. 2. Mos. 3,2. S. Hebr. 1,7.
5 Die Erde hat er auf Pfeiler gegründet Die gleichsam frei schwebende Erde hat feste innere Stützen., / So daß sie nicht wanket immer und ewig.
6 Die Urflut hat er darüber Über die Erde. gedeckt wie ein Kleid, / Selbst über den Bergen standen Wasser.
7 Vor deinem Machtruf entflohen sie Die Gewässer der Urflut. Das Machtwort findet sich in 1. Mos. 1,11., / Vor deinem gewaltigen Donner eilten sie ängstlich hinweg
8 - Während Berge sich hoben und Täler sich senkten - / An den Ort, den du ihnen bestimmt. V.8a ist eine Zwischenbemerkung, die angibt, wie das Festland aus der Urflut hervortrat. V.8b schließt sich an V.7b.
9 Eine Grenze hast du ihnen Den Gewässern. gesetzt Nach der Sintflut (vgl. Hiob 38,8-11)., die dürfen sie nicht überschreiten. / Sie dürfen nicht wiederkehren, daß sie die Erde bedecken.
10 Du sendest Quellen in Bäche aus, / Die zwischen den Bergen fließen.
11 Sie Die Bäche. tränken alles Getier des Gefilds; / Auch Wildesel stillen ihren Durst.
12 An den Bächen wohnen des Himmels Vögel, / Und aus den Zweigen ertönt ihr Lied.
13 Er tränkt die Berge aus seinen Söllern. S. V.3. / Von dem, was dein Regen wachsen läßt Wörtlich: "Von der Frucht deiner Werke". Die "Werke" Gottes sind der Regen und überhaupt die Feuchtigkeit, die aus den "Söllern" (V.13) hervorgehen und als deren "Frucht" oder Erzeugnis die Pflanzen als Nahrung für Menschen und Vieh hervorwachsen., wird das Erdreich gesättigt.
14 Gras lässest du sprossen für das Vieh / Und Kraut Dazu gehören nicht nur die Futterkräuter, sondern auch das Getreide und das Gemüse. zum Nutzen des Menschen: / So bringst du Brot D.h. Nahrung im allgemeinen. aus der Erde hervor.
15 Und der Wein soll erfreun des Sterblichen Herz, / Sein Antlitz soll glänzen vom Öl Indem es mit Öl gesalbt wird. In dem heißen Klima des Morgenlandes wird die Haut, wenn man sie nicht mit Fett einreibt, leicht grob und rauh., / Und das Brot soll erquicken des Sterblichen Herz.
16 Jahwes Bäume Jahwes Bäume sind solche Bäume, die ohne die Pflege des Menschen wachsen, die also ganz unter Gottes Obhut stehen; unter diesen Bäumen werden in V.16b besonders die Zedern des Libanon genannt. trinken sich satt Vom Regen.: / Libanons Zedern, die er gepflanzt.
17 Dort nisten Vögel, / Vor allen der Storch, der sein Nest auf Zypressen hat.
18 Die Berge dagegen, die hohen, sind der Steinböcke Sitz. / In den Felsen finden die Klippdachse Schutz.
19 Er schuf den Mond, die Zeiten zu messen Nach den Mondphasen kann der Mensch die Monate abgrenzen und überhaupt das Jahr einteilen., / Dazu auch die Sonne, die ihren Untergang kennt. Die Sonne weiß, wann sie untergehen soll, so daß der Wechsel von Tag und Nacht stets regelmäßig ist.
20 Läßt du Finsternis kommen, so wird es Nacht. / Da regt sich alles Getier des Waldes:
21 Die jungen Löwen vor allen, die da brüllen nach Raub / Und von Gott ihre Nahrung fordern.
22 Die Sonne geht auf: da schleichen sie weg / Und legen sich nieder in ihren Höhlen.
23 Der Mensch geht an sein Tagewerk, / An seine Arbeit bis auf den Abend.
24 Jahwe, wie sind deiner Werke so viel! / Sie alle hast du mit Weisheit vollbracht. / Voll ist die Erde von deinen Gütern.
25 Da ist das Meer - so groß und so weit! / Drin ist ein zahllos Gewimmel: / Kleine Tiere und große.
26 Dort ziehen auch Schiffe dahin. / Und der Leviatan ist da, den du geschaffen, / Daß er sich tummle in den Fluten. Der Leviatan ist hier offenbar ein Seeungeheuer; im Buch Hiob (40,25) dagegen ist er das Krokodil.
27 Sie alle Alle Geschöpfe. schauen zu dir empor, / Daß du ihnen Speise gebest zu rechter Zeit.
28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie ein; / Öffnest du deine Hand, so werden sie satt von Gutem.
29 Verbirgst du dein Antlitz, so erschrecken sie; / Nimmst du weg ihren Odem: sie müssen verscheiden / Und kehren zurück in ihren Staub. Aus dem sie durch das Wort des Allmächtigen hervorgegangen sind (1. Mos. 1,24).
30 Deinen Lebensodem sendest du aus, und sie werden geschaffen: / So erneust du das Antlitz Die Oberfläche. der Erde. Indem Gott jeden Tag und jedes Jahr Leben schwinden und Leben kommen läßt, erneuert er das Antlitz der Erde. Das geschieht namentlich auch im Frühling nach der Erstarrung des Winters.
31 Jahwes Herrlichkeit währe auf ewig! / Es freue sich Jahwe seiner Werke! Wie er sich ja auch nach vollbrachtem Schöpfungswerk freuen konnte, als er alles "sehr gut" fand (1. Mos. 1,31). Macht ihm die Erde keine Freude, so ist es ihm ein Leichtes, sie zu vertilgen (V.32).
32 Blickt er die Erde an, so erzittert sie; / Berührt er die Berge, so rauchen sie. Dieser Vers weist hin auf Erdbeben und vulkanische Ausbrüche.
33 Ich will Jahwe singen mein Leben lang, / Meinem Gotte spielen, solange ich bin.
34 Mög ihm auch mein Sinnen Das Sinnen oder die Gedanken meines Herzens (vgl. Ps. 19,15). gefallen! / Ich will mich Jahwes freun.
35 Mögen die Sünder vom Erdboden schwinden / Und die Gottlosen nicht mehr sein! Denn sie hindern Gottes Freude an seinen Werken und auch die Freude der Frommen. Auf der neuen Erde wird keine Sünde und Gottlosigkeit mehr zu finden sein. / Meine Seele, preise du Jahwe! Der letzte Ton dieses Psalms ist derselbe wie der erste, ebenso wie in Ps. 103. - Alexander von Humboldt sagt von Ps. 104: "In dem einzigen Psalm 104 ist, möchte man sagen, das Bild des ganzen Kosmos dargelegt. Man erstaunt, in einer Lehrdichtung von so geringem Umfang mit wenig Zügen das Universum geschildert zu sehen" (nach Ed. König, "Die Psalmen", S.44). / Lobet Jah! Hebräisch: "Hallelûjah" - ein Aufruf an alle Geschöpfe. Dieser Aufruf "Hallelûjah" kommt im Psalter hier zum erstenmal vor; außerhalb des Psalters findet er sich nicht.
1 Auf, meine Seele, preise Jahwe! / Jahwe, mein Gott, du bist sehr groß, / bekleidet mit Hoheit und Pracht.
2 Du, der das Licht wie ein Tuch um sich schlingt, / den Himmel wie ein Zeltdach ausspannt;
3 der sich aus Wasser seine Kammern baut; / der Wolken zu seinen Wagen macht / und schwebt auf den Schwingen des Sturms;
4 der die Winde zu seinen Boten macht, / loderndes Feuer zu seinen Gehilfen.
5 Er hat die Erde auf Fundamente gegründet, / bis in Ewigkeit kommt sie niemals ins Wanken.
6 Die Flut bedeckte sie wie ein Kleid, / das Wasser stand über den Bergen.
7 Vor deiner Zurechtweisung musste es fliehen, / deine Donnerstimme trieb es fort.
8 Da hoben sich die Berge, die Täler senkten sich / an den Ort, den du für sie bestimmt hast.
9 Du hast dem Wasser Grenzen gesetzt, / es darf sie nie überschreiten, / nie wieder wird es die Erde bedecken.
10 Du lässt Quellen entspringen, sie werden zu Bächen, / zwischen den Bergen fließen sie hin.
11 Wilde Tiere trinken aus ihnen, / die Wildesel löschen dort ihren Durst.
12 An diesen Bächen wohnen die Vögel, / aus dichtem Laub ertönt ihr Gesang.
13 Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, / durch dein Wirken wird die Erde satt.
14 Gras lässt du sprossen für das Vieh, / Pflanzen für die Arbeit des Menschen. / So zieht er Nahrung aus der Erde
15 und Wein, der den Menschen erfreut, / Öl, mit dem er seinen Körper pflegt, / und Brot, mit dem er sich stärkt.
16 Gesättigt werden die Bäume Jahwes, / die von ihm gepflanzten Libanonzedern.
17 In ihnen nisten die Vögel. / Der Storch hat sein Haus in Zypressen.
18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, / dem Klippdachs bieten die Felsen Schutz.
19 Er hat den Mond gemacht, um Zeiten zu bestimmen, / die Sonne, die ihren Untergang kennt.
20 Du lässt die Dunkelheit kommen, und es wird Nacht; / da regen sich alle Tiere im Wald.
21 Die Junglöwen brüllen nach Beute, / sie fordern ihre Speise von Gott.
22 Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück / und suchen im Versteck ihr Lager.
23 Dann geht der Mensch an seine Arbeit / und tut seine Pflicht bis zum Abend.
24 Wie zahlreich sind deine Werke, Jahwe! / Du hast sie alle mit Weisheit gemacht. / Von deinen Geschöpfen ist die Erde erfüllt.
25 Da ist das Meer, groß und weit nach allen Seiten hin; / da wimmelt es von Leben, groß und klein und ohne Zahl.
26 Da ziehen Schiffe ihre Bahn, / auch der Leviatan, der Riesenfisch, / den du gebildet hast, um mit ihm zu spielen.
27 Sie alle, sie warten auf dich, / dass du ihnen ihre Speise gibst zur richtigen Zeit.
28 Du gibst ihnen, und sie sammeln sie ein. / Du öffnest deine Hand: Sie werden an guten Dingen satt.
29 Du verbirgst dein Gesicht: Sie werden verstört. / Du entziehst ihren Atem: Sie vergehen / und werden wieder zu Staub.
30 Du sendest deinen Lebensgeist: Sie werden geschaffen. / Du erneuerst das Gesicht der Erde.
31 Die Herrlichkeit Jahwes bleibe ewig! / Jahwe freue sich an seinen Werken!
32 Blickt er die Erde an, bebt sie; / berührt er die Berge, speien sie Rauch.
33 Mein Leben lang will ich Jahwe besingen, / will meinem Gott spielen, so lange ich bin.
34 Möge ihm gefallen, was ich ersinne, / denn ich selbst freue mich an Jahwe!
35 Mögen die Sünder von der Erde verschwinden / und die Gottlosen nicht mehr sein! / Auf, meine Seele, preise Jahwe! / Halleluja!