1 Dem Sangmeister. Vom Knechte Jahwes, von David, der vor Jahwe die Worte dieses Liedes redete, als ihn Jahwe errettet hatte aus der Hand aller seiner Feinde, auch aus der Hand Sauls. Vgl. 2. Sam. 22. Dieser Psalm scheint entstanden zu sein, als David die Verheißungen in 2. Sam. 7 empfangen hatte (vgl. V.51).
2 Er sprach: Von Herzen lieb ich dich, Jahwe, meine Stärke!
3 Jahwe, mein Fels, meine Burg, mein Retter bist du! / Mein Gott ist mein Hort, zu dem ich fliehe. / Mein Schild Vgl. 1. Mos. 15,1., das Horn meines Heils D.h. die Macht, die meiner Ohnmacht aufhilft., meine Feste ist er.
4 Preiswürdig, ruf ich, ist Jahwe, / Ich ward errettet von meinen Feinden!
5 Des Todes Stricke umfingen mich, / Verderbliche Bäche schreckten mich;
6 Der Unterwelt Bande umringten mich, / Es ergriffen mich Schlingen des Todes. In V.5 und 6 schildert David in kurzen, treffenden Worten alle Not und alle Schrecken der Verfolgung, die er durch Saul zu erdulden hatte.
7 In meiner Angst rief ich Jahwe an / Und schrie zu meinem Gott. / Da vernahm er mein Beten aus seinem Palast Gemeint ist der himmlische Palast oder Tempel Gottes., / Mein Schreien drang in seine Ohren.
8 Es wankte und schwankte die Erde, / Der Berge Grundfesten bebten / Und zitterten, weil er zornig war.
9 In seiner Nase stieg Rauch empor, / Aus seinem Munde fraß Feuer, / Glühende Kohlen flammten aus ihm. V.8 und 9 beschreiben, wie Gott unter großen äußeren Naturereignissen David zu Hilfe kommt. In V.9c ist an Wetterleuchten zu denken.
10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, / Unter seinen Füßen war Wolkennacht. Schwarze Wolkenmassen senken sich bei der Entladung des Gewitters (V.10 bis 16) auf die Erde hinab.
11 Er fuhr auf dem Kerub und flog einher, / Schwebte auf den Schwingen des Windes. Ein Sturm verkündet das herannahende Gewitter. Der Kerub ist der Träger der Gegenwart Gottes (vgl. Ps. 80,2; 99,1; Hes. 1). In 1. Mos. 3,24 werden die Kerube als Paradieseshüter erwähnt. Die Bedeutung des Wortes ist unklar. Vielleicht hängt es mit dem assyrischen Wort karâbu = segnen, beten zusammen.
12 Er machte Dunkel zu seiner Hülle, / Zu seinem Gezelte ringsumher; / Es umgab ihn Wasserflut und dickes Gewölk. Gott wird von den dicken, regenreichen Gewitterwolken verhüllt.
13 Vom Glanz vor ihm her durchzuckten die Wolken / Hagel und feurige Kohlen. Die Gewitterwolken gehen von dem Licht aus, in dem Gott wohnt. Aus dem Glanz vor ihm her entzünden sich Feuerkohlen.
14 Es donnerte Jahwe vom Himmel her, / Der Höchste ließ seine Stimme Den Donner. schallen / (Mit Hagel und feurigen Kohlen).
15 Er schoß seine Pfeile Die Blitze., zerstreute sie. Davids Feinde.
16 Da wurden sichtbar die Betten des Meeres, / Bloßgelegt des Erdrunds Gründe / Vor deinem Schelten, Jahwe, / Vor deines Zornhauchs Schnauben. Sogar das Meer und die Erde kommen in Aufruhr.
17 Er griff aus der Höhe, erfaßte mich / Und zog mich aus tiefen Wassern. Jahwe streckte seine Hand aus der Höhe und zog den Schwerbedrängten aus den Wassern, d.h. aus der Macht seiner Feinde zu sich empor.
18 Von meinem Todfeind befreite er mich, / Von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren.
19 An meinem Unglückstag überfielen sie mich, / Aber Jahwe ward meine Stütze.
20 Er führte mich ins Freie hinaus Er führte ihn aus Not und Todesgefahr in die Morgenluft der Freiheit.; / Er rettete mich, weil er mich liebte.
21 Jahwe vergalt mir nach meiner Gerechtigkeit Gott half David, weil dieser "der Mann nach seinem Herzen" war (V.21-25)., / Nach meiner Hände Reinheit lohnte er mir.
22 Denn Jahwes Wege bin ich gewandelt, / Nicht abgefallen von meinem Gott.
23 Nein, all seine Rechte befolgte ich treu, / Von seinen Satzungen wich ich nicht.
24 Ich war ohne Tadel vor ihm / Und hütete mich vor Missetat.
25 Drum vergalt mir Jahwe nach meiner Gerechtigkeit, / Nach meiner Lauterkeit, die ihm bekannt.
26 Dem Guten erzeigst du dich gütig, / Mit dem redlichen Manne verfährst du redlich;
27 Dem Reinen zeigst du dich rein, / Dem Falschen vergiltst du nach seinem Verhalten. Gottes Verhalten zum Menschen entspricht dem Verhalten des Menschen zu Gott (V.26-27).
28 Denn du hilfst den bedrückten Leuten Den Frommen und Redlichen (V.26-27a)., / Doch stolze Augen erniedrigst du.
29 Du machst meine Leuchte licht; / Jahwe, mein Gott, erhellet mein Dunkel. Gott erhält David und sein Haus. Das Dunkel, das über den König hereinbricht, wird von Gott immer wieder gelichtet.
30 Denn im Vertrauen auf dich greif ich Heerhaufen an, / Und mit meinem Gott überspringe ich Mauern.
31 Gottes Wege sind makellos, / Jahwes Wort ist bewährt Es ist lauteres, gediegenes Gold.; / Ein Schild ist er allen, die zu ihm fliehn.
32 Denn wer ist Eloah als Jahwe allein? Über den Gottesnamen Eloah s. Einleitung. / Und wer ist ein Hort außer unserem Gott?
33 Gott ist's, der mich mit Kraft gegürtet, / Der meinen Weg ohn Anstoß machte. So daß ich ohne Hindernis dem Ziel entgegeneilen konnte.
34 Er gab mir der Hindin Schnelligkeit Vgl. 2. Sam. 2,18. / Und stellte mich auf die Höhen. Wörtlich: "auf meine Höhen". Gemeint sind hier wohl die Höhen des Landes Kanaan, die David als König "seine" Höhen nennen kann.
35 Er übte meine Hände zum Kampf, / Daß meine Arme den ehernen Bogen spannten.
36 Du gabst mir den Schild deines Heils, / Deine Rechte stützte mich, / Und deine Milde Oder: "deine Herablassung". Gott hat den einfachen Hirtenknaben David zum König seines Volkes erhöht. machte mich groß.
37 Du ließest mich frei meines Weges gehn Gott räumte alle Hindernisse hinweg, die ihm im Weg standen., / Und meine Knöchel wankten nicht.
38 Ich verfolgte die Feinde und holte sie ein; / Ich kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet. David vernichtete seine inneren und äußeren Feinde.
39 Ich zerschellte sie, daß sie nimmer aufstanden, / Zu meinen Füßen sanken sie hin.
40 Du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, / Du beugtest meine Gegner unter mich.
41 Meine Feinde ließest du vor mir fliehn, / Und meine Hasser zerschellte ich.
42 Sie schrien, aber kein Helfer war da; / Sie schrien zu Jahwe - er hörte sie nicht. Das Gebet der Feinde um Errettung fand keine Erhörung.
43 Ich zerrieb sie wie Staub Daß sie wie Staub wurden. vor dem Winde, / Wie Gassenkot zertrat ich sie.
44 Du halfst mir aus Volkesfehden Wahrscheinlich ein Hinweis auf Absaloms und Sebas Empörung (2. Sam. 15-20). V.44b-46 reden von Davids Siegen über auswärtige heidnische Völker., / Setztest mich ein zum Herrscher der Heiden: / Leute, mir unbekannt, wurden mir dienstbar.
45 Schon als sie hörten (von meinen Siegen), gehorchten sie mir Schon auf die bloße Kunde von Davids Siegen unterwarfen sich ihm manche (2. Sam. 8,9-10)., / Des Auslands Bewohner schmeichelten mir.
46 Des Auslands Bewohner welkten dahin Sie konnten David nicht standhalten. / Und kamen zitternd aus ihren Burgen. Um sich David zu unterwerfen.
47 Jahwe lebt, mein Hort sei gepriesen, / Erhoben der Gott meines Heils,
48 Der Gott, der mir Rache verliehn / Und Völker mir unterworfen,
49 Der mich gerettet von meinen Feinden! / Über meine Gegner erhebst du mich. / Entreißt mich dem Mann der Gewalttat.
50 Drum preis ich dich, Jahwe, unter den Völkern, / Deinem Namen will ich lobsingen. Vgl. Röm. 15,9. Hier führt Paulus zum Beweis, daß das messianische Heil nach Gottes Barmherzigkeit auch den Heiden zuteil werden soll, neben 5. Mos. 32,43 und Ps. 117,1 auch den 50. Vers unseres Psalms an.
51 Denn Jahwe schenkt seinem Könige Heil / Und erweiset Gnade seinem Gesalbten: / David und seinem Samen auf ewig!
1 Dem Chorleiter. Von David, dem Diener Jahwes, der Jahwe dieses Lied sang, nachdem er ihn vor Saul und allen anderen Feinden gerettet hatte. An dem Tag sang er:
2 Ich liebe dich, Jahwe, du meine Stärke! /
3 Jahwe, mein Fels, mein Schutz und mein Retter, / mein Gott, meine Burg, in der ich mich berge, / mein Schild, meine Zuflucht und mein sicheres Heil.
4 Ich rufe: "Jahwe sei gelobt!" / Schon bin ich von meinen Feinden befreit.
5 Ich war in den Fesseln des Todes gefangen, / Sturzbäche des Unheils erschreckten mich.
6 Mit Stricken des Todes war ich gebunden, / die Todesfalle schlug über mir zu.
7 Ich rief zu Jahwe in meiner Angst, / schrie um Hilfe zu meinem Gott. Er hörte mich in seinem Tempel, / mein Hilfeschrei drang an sein Ohr.
8 Da wankte und schwankte die Erde, / es zitterten die Gründe der Berge. / Sie bebten, denn er wurde zornig.
9 Rauch stieg auf von seiner Nase, / und Feuer schoss aus seinem Mund, / glühende Kohlen sprühten hervor.
10 Er neigte den Himmel tief auf die Erde / und fuhr auf dunklen Wolken herab.
11 Er flog auf einem Cherub, / er schwebte auf den Schwingen des Sturms.
12 Er hüllte sich in Finsternis wie in ein Zelt, / in Regendunkel und schwarzes Gewölk.
13 Vor seinem Glanz zogen die Wolken vorbei / mit Hagel und feuriger Glut.
14 Im Himmel ließ Jahwe den Donner grollen, / laut dröhnte die Stimme des Höchsten / mit Hagel und feuriger Glut.
15 Er schoss seine Pfeile und verjagte die Feinde, / er schleuderte Blitze und verwirrte sie.
16 Da zeigten sich die Betten des Wassers, / die Fundamente der Welt wurden entblößt / vor deinem Drohen, Jahwe, / vor dem Schnauben deines zornigen Atems.
17 Aus der Höhe griff seine Hand nach mir, / sie fasste mich und zog mich aus der Flut.
18 Er entriss mich den mächtigen Feinden, / die stärker waren als ich und mich hassten.
19 Sie überfielen mich am Tag meines Unglücks. / Doch Jahwe wurde mein Halt.
20 Er führte mich hinaus ins Weite, / befreite mich, weil er mich mochte.
21 Jahwe hat mir meine Treue vergolten, / mich nach der Reinheit meiner Hände beschenkt.
22 Denn ich hielt mich an die Wege Jahwes, / fiel nicht schuldig von meinem Gott ab.
23 Seine Gebote standen mir immer vor Augen, / seine Befehle wies ich nicht von mir weg.
24 Ich lebte ohne Tadel vor ihm / und nahm mich in Acht vor der Sünde.
25 So hat Jahwe mir meine Treue vergolten, / denn meine Hände waren rein.
26 Einem Gütigen zeigst du dich gütig, / einem treuen Mann treu.
27 Dem Reinen zeigst du dich rein, / doch dem Falschen bist du verdreht.
28 Ja, du rettest das gebeugte Volk, / doch stolze Augen zwingst du nieder.
29 Ja, du lässt mein Lebenslicht brennen. / Jahwe, mein Gott, macht das Dunkel mir hell.
30 Ja, mit dir überrenn ich ein Heer, / mit meinem Gott überspring ich die Mauer.
31 Ja, Gott - sein Weg ist tadellos, / Jahwes Wort ist unverfälscht. / Ein Schild ist er für alle, / die Schutz bei ihm suchen.
32 Ja, wer ist Gott, wenn nicht Jahwe! / Wer ist ein Fels, wenn nicht unser Gott!
33 Dieser Gott ist meine Kraft, / er macht meinen Weg tadellos.
34 Er macht meine Füße gazellenflink, / und standfest auf allen Höhen.
35 Er lehrt meine Hände das Kämpfen, / und meine Arme, den Bogen zu spannen.
36 Du gabst mir den Schild deines Heils, / und deine Hand hat mich gestützt. / Deine Demut machte mich groß!
37 Du schafftest Raum meinen Schritten, / meine Knöchel blieben fest.
38 Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein. / Erst als sie vernichtet waren, kehrte ich um.
39 Zerschmettert habe ich sie, / sie stehen nicht wieder auf. / Sie fielen tot vor meine Füße.
40 Du versorgtest mich mit Kraft zum Kampf, / zwangst meine Gegner unter mich nieder.
41 Du hast meine Feinde zur Flucht gezwungen, / ich konnte meine Hasser vernichten.
42 Sie schrien, aber da war kein Retter, / zu Jahwe, doch er hörte sie nicht.
43 Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Wind, / leerte sie wie Straßendreck aus.
44 Du hast mich den Streitigkeiten des Volkes entrissen, / hast mich zum Haupt der Völker gesetzt. / Ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir.
45 Sie hörten mir zu und gehorchten sofort. / Ausländer kamen und krochen vor mir.
46 Zitternd kamen sie aus ihren Burgen / und gaben ihren Widerstand auf.
47 Jahwe lebt! Gepriesen sei mein Fels, / erhoben der Gott meines Heils!
48 Denn Gott hat mir Rache verschafft, / hat mir die Völker unterworfen /
49 und mich gerettet vor zornigen Feinden. / Du hast mich über meine Gegner erhoben, / mich vom Mann der Gewalttat befreit.
50 Darum will ich dich loben, Jahwe, / deinen Ruhm vor den Völkern besingen, der seinem König große Siege verschafft, / der seinem Gesalbten Gnade erweist, / David und seinen Nachkommen allen.