1 Die beiden Psalmen 42 und 43 bilden ein Ganzes.Dem Sangmeister. Eine Betrachtung(?) Vgl. die Überschrift des 32. Psalms. der Söhne Korahs. Korah, ein Urenkel Levis und ein Enkel Kahats, kam durch ein göttliches Strafgericht wegen seiner Empörung gegen Mose und Aaron ums Leben, während seine Söhne nicht mitbetroffen wurden (4. Mos. 16; 26,11). In der Familie Korahs fand David treue Anhänger. Aus ihrer Mitte kamen einige zu ihm nach Ziklag, um ihm in seinem Kampf für sein Königsrecht zu helfen (1. Chron. 12,7). Nachkommen Korahs dienten nicht nur als Torhüter des Heiligtums auf Zion (1. Chron. 26,1-19), sondern auch als Sangmeister und Musiker. Der Sangmeister Heman stammte aus der Familie Kahats; er war also ein Korahit (1. Chron. 6,18), und Hemans 14 Söhne waren unter der Leitung ihres Vaters beim Gesang im Heiligtum tätig mit Zimbeln, Harfen und Zithern (1. Chron. 25,5-6). Die Psalmen der Söhne Korahs preisen Gott als den in Jerusalem thronenden König und sprechen eine innige Freude an den Gottesdiensten des Heiligtums aus. - Der Dichter des 42./43. Psalms ist fern von dem Heiligtum auf Zion und umgeben von solchen, die sein als eines von Gott Verlassenen spotten. Nach der ansprechenden Vermutung von Franz Delitzsch kommt hier ein Levit in Frage, der sich im Gefolge Davids befand, als dieser auf der Flucht vor Absalom jenseits des Jordans in Mahanaim weilte (2. Sam. 17,24).
2 Wie eine Hindin lechzt nach Wasserbächen, / So lechzt meine Seele, Elohim, nach dir. Während nach einer Bemerkung von Franz Delitzsch im ersten Buch des Psalters der Gottesname Jahwe 272mal und der Name Elohim nur 15mal vorkommt, findet sich im zweiten Buch des Psalters der Name Elohim 164mal, Jahwe dagegen nur 30mal.
3 Meine Seele dürstet nach Elohim, dem lebendigen Gott. / Wann werd ich kommen und vor Elohim erscheinen? Nämlich: in seinem Heiligtum auf Zion. Erwähnt sei hier das schöne Wort Jung-Stillings: "Selig sind, die da Heimweh haben; denn sie sollen nach Hause kommen."
4 Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, / Weil man mich immer höhnisch fragt: / "Wo ist denn nun dein Gott?"
5 Voll Wehmut denk ich jetzt daran Wörtlich: "Daran will ich gedenken und ausschütten in mir meine Seele.", / Wie ich einst wallte mit des Volkes Menge, / Wie ich sie leitete zum Hause Elohims: Als Levit oder Priester war er der Führer des festlichen Zuges. / Die Festversammlung, die laut jubelte und dankte.
6 Was bist du, meine Seele, denn so tief betrübt? / Was bist du so erregt in mir? / Harr nur auf Elohim! denn noch werd ich ihm danken: / Er ist ja meine Hilfe.
7 Mein Gott, in mir ist meine Seele tief betrübt. / Drum In seiner Betrübnis denkt der Dichter fort und fort seines Gottes, von dessen Heiligtum er in der Fremde geschieden ist. denk ich dein im Land des Jordans / und der Hermongipfel bei dem Mizarberge. Dieser Berg ist unbekannt, doch s. G. Dalman, Orte und Wege Jesu, 1924, S.218, V.7b versetzt uns in das Ostjordanland, wo Mahanaim lag.
8 Eine Flut ruft der andern zu Ein Wasserschwall folgt dem anderen, wie von ihm gerufen. beim Rauschen der Wasserfälle. Hier läßt sich denken an die mächtigen Wasserfälle des Jordans bei der Stadt Paneas, dem späteren Cäsarea Philippi. "Deiner" Wasserfälle, so sagt der Dichter. Es sind Gottes Wasserfälle, weil sie von Gottes Schöpfermacht zeugen. / All deine Wellen und Wogen fahren über mich! Dem Psalmisten ist zumute, als gingen all die gewaltigen Wassermengen als Unglückswogen über sein Haupt.
9 Es schenkte mir Jahwe tagsüber seine Gnade, / Und in der Nachtzeit sang ich ihm mein Lied, / Ich betete zum Gott meines Lebens.
10 So sprech ich nun zu Gott, der mir ein Fels: / Warum hast du denn mein vergessen? / Warum soll ich betrübt einhergehen, / Wenn der Feind mich drängt?" Die Erfahrung in der Vergangenheit (V.9) gibt dem Dichter in seiner traurigen Lage den Mut zu der vertrauensvollen Bitte in V.10.
11 Es trifft mich wie ein Mordstoß, / wenn mich meine Dränger schmähen, / Wenn sie mich täglich höhnisch fragen: / "Wo ist nun dein Gott?"
12 Was bist du, meine Seele, denn so tief betrübt? / Was bist du so erregt in mir? / Harr nur auf Elohim; denn noch werd ich ihm danken: / Er ist ja meine Hilfe und mein Gott.
1 Dem Chorleiter. Ein Lehrgedicht von den Söhnen Korachs.
2 Wie ein Hirsch nach klarem Wasser lechzt, / so sehne ich mich nach dir, mein Gott.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, / nach dem lebendigen Gott. / Wann darf ich wieder kommen, / wann vor seinem Angesicht stehn?
4 Tränen waren Tag und Nacht mein Brot, / denn sie sagten täglich zu mir: / "Wo ist denn nun dein Gott?"
5 Darüber denke ich nach, / und schütte mein Herz in mir aus: / Wie ich mitzog mit der Schar, / sie bei Jubelgeschrei und Lobgesang / in Gottes Haus führte, / mitten im Lärm der feiernden Menge.
6 Was bist du so gebeugt, meine Seele, / was stöhnst du in mir? / Hoffe auf Gott! Denn ich werde ihn noch loben / für die Rettung, die von ihm kommt.
7 Mein Gott, ich bin ganz aufgelöst. / Darum denke ich an dich / aus dem Land des Jordan, / der Hermongipfel und des Kleinen Bergs.
8 Die Tiefe ruft der Tiefe zu / beim Tosen deiner Wasserfälle. / All deine Wogen und Wellen / gehen über mich hin.
9 Am Tag bietet Jahwe seine Gnade auf, / nachts ist sein Lied bei mir, / ein Gebet zum Gott meines Lebens.
10 Sagen will ich zu Gott, meinem Fels: / "Warum hast du mich vergessen? / Warum laufe ich trauernd herum, / bedrückt durch den Feind?"
11 Mörderische Qual in meinen Knochen / ist der Hohn meiner Bedränger, / die mich täglich fragen: "Wo ist denn dein Gott?" Was bist du so gebeugt, meine Seele, / was stöhnst du in mir? / Hoffe auf Gott! Denn ich werde ihn noch loben / für die Rettung, die von ihm kommt, meinem Gott.