1 Dem Sangmeister, mit Saitenspielbegleitung. Eine Betrachtung (?) Davids. Ist der Psalm von David, so scheint manches darin auf die Empörung Absaloms hinzuweisen. - Der Psalm will solche, die in Not und Bedrängnis sind, in ihrer Trübsal trösten und sie zu festem Vertrauen auf Gottes Hilfe ermuntern.
2 Vernimm, Elohim, mein Gebet, / Entzieh dich nicht meinem Flehn!
3 Horch auf mich und erhöre mich, / Ich sinne ruhlos und seufze.
4 Denn ich muß hören des Feindes Stimme und empfinde des Frevlers Druck. / Sie wälzen Unheil auf mich und stellen mir grimmig nach.
5 Mein Herz bebt mir in der Brust, / Und Schrecken des Todes fallen auf mich.
6 Furcht und Zittern dringt auf mich ein, / Entsetzen hat mich bedeckt.
7 Drum sag ich: "O, hätt ich doch Schwingen wie Tauben! / Weg wollt ich fliegen, einen Ruhplatz suchen. Der Psalmist möchte fliehen wie eine Taube, die sich in schnellem Flug vor einem Unwetter oder den Krallen eines Raubvogels in eine Felsspalte flüchtet.
8 Ja, weithin möcht ich flüchten / Und in der Wüste rasten. Sela.
9 Eine Freistatt würd ich mir suchen / Vor dem Toben des Sturms, vor dem Wetter.
10 Verwirr ihre Zungen, Adonái, zerteile sie! Wie bei der babylonischen Sprachenverwirrung (1. Mos. 11,1-9). "Mache sie uneins untereinander!" Hier könnte man an die Beratungen der Feinde Davids kurz vor dem Ausbruch der Empörung Absaloms denken. / Denn ich schaue Gewalttat und Streit in der Stadt. Auch diese Worte lassen sich auf das Treiben der Anhänger Absaloms in Jerusalem deuten.
11 Tag und Nacht gehn sie auf den Mauern umher Dies bezieht Franz Delitzsch auf die Spione Absaloms., / Unheil und Elend ist drinnen. In Jerusalem.
12 Ja, Verderben ist drinnen; / Von ihrem Markte Von dem Markt der Stadt. weicht nicht Bedrückung und Trug.
13 Denn nicht ein Feind schmäht mich: / Das würd ich ertragen; / Auch nicht mein Hasser tut groß wider mich: / Dann würd ich mich vor ihm verbergen.
14 Nein, du bist's, den ich mir gleichgeschätzt, / Mein Freund und mein Vertrauter. Diese Worte könnte man sehr gut von Ahitofel, dem verräterischen Freund Davids, verstehen (2. Sam. 15,12; 16,23; Ps. 41,10).
15 Wie pflegten wir traute Gemeinschaft, / Gingen einträchtig Nach LXX. ins Haus Elohims!
16 Der Tod überrasche sie, / Mögen sie lebend zur Unterwelt fahren! Wie Korah und seine Rotte (4. Mos. 31-35). / Denn in ihrer Wohnstatt, in ihrem Herzen ist Bosheit.
17 Ich aber rufe zu Elohim, / Und Jahwe wird mich erretten.
18 Des Abends, Morgens und Mittags klag ich und seufze: / So hört er mein Flehn.
19 Er wird mich erretten, in Frieden mich leiten, daß keiner mir beikommt; / Denn ihrer Der Feinde. sind viele wider mich.
20 Gott wird hören und Antwort geben Gott wird die Reden der Feinde Davids, die sich gegen den König verschwören, hören und ihnen als strafender Richter Antwort geben, indem er sie zuschanden macht. - / Er, der da thronet seit Urbeginn. Sela. / Denn sie Die Feinde. besinnen sich nicht eines Bessern, / Elohim fürchten sie nicht.
21 Er Der in V.14f. genannte falsche Freund. legt seine Hand an seine Freunde, / Entweiht seinen Bund. Den Bund der Treue, den er mit dem Freund geschlossen hat.
22 Glatt wie Butter sind seine Worte, / Aber in seinem Herzen ist Krieg. / Seine Reden sind linder als Öl, / Und doch sind's gezückte Schwerter.
23 Wirf deine Bürde auf Jahwe 1. Petr. 5,7 nach LXX.! / Er wird dich versorgen; / Nimmer läßt er den Gerechten wanken.
24 Doch du, Elohim, wirst sie in die unterste Grube stürzen. / Die da mit Mord und Trug umgehn, / Sollen nicht ihres Lebens Hälfte erreichen. / Ich aber traue auf dich!
1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Lehrgedicht von David.
2 Gott, hör auf mein Gebet, / entziehe dich nicht meinem Flehen!
3 Höre auf mich und antworte mir! / Ich irre mit meiner Klage umher. / Verstört bin ich
4 vom Geschrei des Feindes, / vom Druck des Bösen. / Sie wälzen Unheil auf mich, / verfolgen mich mit zornigem Hass.
5 Die Angst schnürt mir die Kehle zu, / Todesfurcht hat mich überfallen.
6 Furcht und Zittern packten mich, / kaltes Grauen stieg in mir hoch.
7 Da wünschte ich mir: / Hätte ich Flügel wie die Taube, / ich flöge fort und ließ mich nieder.
8 Weit fort würde ich fliehen, / die Nacht in der Wüste verbringen. //
9 Ich würde schnell zu einer Zuflucht eilen, / wo ich sicher bin vor dem rasenden Sturm.
10 Reiß sie auseinander, Herr, verwirre ihre Sprache! / In der Stadt sehe ich nur Streit und Gewalt,
11 die Tag und Nacht auf den Mauern kreisen, / während Unheil und Elend drin herrschen.
12 Verderben breitet sich in ihr aus, / Gewalt und Betrug weichen nicht vom Platz.
13 Denn nicht mein Feind beschimpft mich, / das würde ich ertragen; / nicht mein Hasser tut groß gegen mich, / vor ihm könnte ich mich verstecken.
14 Doch du, ein Mensch meinesgleichen, / mein Freund und mein Vertrauter!
15 Wie haben wir unsre Gespräche genossen, / vereint mit der Menge in Gottes Haus.
16 Mag der Tod das Vergessen über sie breiten, / lebendig sollen sie hinab zu ihm fahren, / denn die Bosheit macht sich in ihrem Inneren breit.
17 Doch ich, ich rufe zu Gott, / und Jahwe wird mir helfen.
18 Abends und morgens und mittags / muss ich klagen und stöhnen. / Da hat er meine Stimme gehört,
19 befreite meine Seele zum Frieden, / dass niemand mir zu nahe kommt. / Denn viele gingen gegen mich an.
20 Gott wird mich hören und sie unterdrücken, / er thront ja von Ewigkeit her. // Sie kennen keine Verantwortung, / sie fürchten Gott nicht.
21 Der Verräter vergreift sich an seinen Freunden, / er bricht den feierlichen Bund.
22 Seine Worte sind süß wie Sahne, / doch sein Herz denkt nur an Krieg. / Glatt wie Öl fließt seine Rede, / doch jedes Wort ist wie ein Dolch.
23 Wirf auf Jahwe deine Last, / und er wird dich erhalten. / Niemals lässt er zu, dass der Gerechte wankt. Du, Gott, wirst sie in den Abgrund stürzen, / die Männer von Blut und Betrug. / Noch vor der Lebensmitte sterben sie. / Ich aber weiß mich sicher bei dir.