1 Von Salomo. Die LXX hat hier: "Auf Salomo." Nach diesem Wortlaut ist also Salomo nicht der Verfasser, sondern der Gegenstand des 72. Psalms. Und das wird wohl auch richtig sein. Aber damit ist die Bedeutung des Psalms keineswegs erschöpft. Denn manches darin kann sich nicht auf Salomo beziehen (s. V.5.11.17). Salomo und sein Friedensreich sind ein Vorbild von dem Messias und seinem Königreich, in dem Friede und Gerechtigkeit in vollem Maße herrschen werden. Mit Ps. 72 sind deshalb zu vergleichen Stellen wie Jes. 9,1-6; 11,1-10. / Elohim, gib dem Könige Macht zu richten / Und laß den Königssohn sie üben in deiner Gerechtigkeit!
2 Mög er dein Volk gerecht regieren / Und deine Armen Damit sind die wirtschaftlich Schwachen gemeint, die von den Reichen bedrückt und ausgesogen wurden (z.B. Amos 8,4; Jes. 3,14-15; 10,2; 14,32; Hes. 22,29)., wie sich's gebührt!
3 Laß Frieden tragen die Berge dem Volk Friede oder Heil sei die Frucht, die auf den Bergen zum Segen des ganzen Volkes reift., / Und Gerechtigkeit kleide deine Hügel!
4 Er Der von Gott gesalbte König. schaffe Recht den Armen im Volk, / Er helfe den dürftigen Leuten / Und zermalme alle Bedrücker!
5 Er bleibe Frei nach LXX., solange die Sonne scheint, / Solange der Mond zu sehn, von Geschlecht zu Geschlecht.
6 Er sei wie Regen, der Wiesen benetzt, / Wie reiche Güsse, die Felder befeuchten. Das Bild soll veranschaulichen, wie wohltätig und segensreich die Herrschaft des Königs sein wird.
7 In seinen Tagen soll blühen das Recht Hier lese ich mit Kittel zédek. / Und Friede in Fülle, bis nimmer der Mond.
8 Er herrsche von Meer zu Meer Vom Mittelmeer bis zum Toten Meer., / Vom Strom bis ans Ende der Erde. Vom Euphratstrom bis zu den fernsten Gegenden des Westens. Beim Antritt seiner Regierung herrschte Salomo vom Euphrat bis zur Grenze Ägyptens.
9 Die Wüstenbewohner knien vor ihm, / Seine Feinde werden den Boden küssen. Wörtlich: "werden Staub lecken"; sie werden sich dem König demütig unterwerfen.
10 Von Tarsis Tartessus in Südspanien; das war damals der fernste Westen. und von den Inseln Des Mittelmeeres. entrichten die Könige Gaben, / Von Scheba In Südarabien (1. Kön. 10). und Seba D.h. Meroe in Äthiopien. bringen die Könige Zins herbei.
11 Huldigen sollen ihm alle Könige, / Alle Völker ihm dienen.
12 Denn er rettet den Armen, der Hilfe erfleht, / Den Dürftigen, der keinen Beistand hat.
13 Er erbarmt sich des Schwachen und Armen, / Und der Elenden Leben errettet er.
14 Von Druck und Gewalttat macht er sie frei, / Ihr Blut ist teuer in seinen Augen.
15 So leben sie denn Die Armen und mit dem Tod Bedrohten bleiben durch den Willen des Königs am Leben.; ja, er Der König. wird sie mit Gold aus Scheba beschenken. / Drum werden sie Die von ihm erretteten Armen. stetig auch für ihn Den König. beten / Und allzeit ihm Segen wünschen.
16 Getreide in Fülle sei im Land, sogar auf den Gipfeln der Berge; / Wie der Libanon woge und rausche die Frucht. Das Getreide möge so hoch und dicht stehen, daß es, vom Wind bewegt, wie der Zedernwald des Libanons rauscht. / Wie der Erde Kräuter so zahlreich / Mögen die Städtebewohner erblühn. Nicht nur das Land soll Früchte in Fülle tragen, sondern auch die Bevölkerung soll sich erstaunlich mehren.
17 Sein Name bleibe auf ewig! / Solange die Sonne scheint, möge sein Name bestehn! Frei nach LXX. / Es mögen sich alle segnen mit ihm Mit dem Namen des Königs (vgl. 1. Mos. 22,18; 26,4). Die Segensfülle des von Gott gesalbten Königs ist das Höchste, was sich die Untertanen wünschen., / Alle Völker ihn glücklich preisen!
18 Gepriesen sei Jahwe Elohim, Israels Gott, / Der Wunder vollbringt allein!
19 Und gepriesen sei ewig sein herrlicher Name! / Sein Ruhm erfülle die ganze Erde! / Amen. Amen. V.18 und 19 gehören nicht zum 72. Psalm. Sie bilden die Lobpreisung, womit das zweite Buch des Psalters schließt (vgl. Ps. 41,14).
1 Für Salomo. Gott, gib dein Richteramt dem König, / dem Königssohn deine Gerechtigkeit,
2 dass er dein Volk in Gerechtigkeit richte / und verhelfe den Gebeugten zum Recht.
3 Dann tragen die Berge Frieden, / die Hügel Gerechtigkeit dem Volk.
4 Er schaffe Recht den Gebeugten im Volk, / bringe Hilfe den Kindern des Armen, / zertrete die Unterdrücker.
5 Man wird dich fürchten, / solange Sonne und Mond uns scheinen, / von Generation zu Generation.
6 Er gleiche dem Regen, der auf gemähte Wiesen fällt, / dem Regenschauer, der das Land durchfeuchtet.
7 In seiner Zeit blüht der Gerechte auf, / Fülle von Frieden wird sein, / bis der Mond nicht mehr ist.
8 Er wird herrschen von Meer zu Meer, / vom Euphrat bis zu den Enden der Erde.
9 Die Wüstenvölker knien vor ihm / und seine Feinde lecken den Staub.
10 Die Könige von Tarschisch und den fernsten Inseln / bringen ihm Geschenke. / Die Könige von Scheba und Saba bringen Tribut.
11 Alle Herrscher huldigen ihm / und alle Völker werden ihm dienen.
12 Denn er befreit den Armen, der um Hilfe ruft, / den Gebeugten, dem niemand hilft.
13 Er erbarmt sich des Geringen und Schwachen, / er rettet das Leben des Armen.
14 Von Druck und Gewalt erlöst er ihre Seele, / denn vor ihm hat ihr Leben einen Wert!
15 Der König möge leben! / Vom Gold von Scheba gebe man ihm. / Man bete beständig für ihn / und segne ihn den ganzen Tag.
16 Es sei Überfluss an Korn im ganzen Land, / es woge bis auf die Gipfel der Berge. / Wie der Libanon möge seine Frucht erblühen. / Es sprieße aus den Städten wie das Grün der Erde.
17 Sein Name soll ewig bestehen, / an der Sonne wachse sein Ruhm. / In seinem Namen wünsche man sich Segen, / glücklich preisen ihn alle Nationen.
18 Gelobt sei Jahwe, der Gott Israels! / Er tut Wunder, er allein.
19 Ewig gepriesen sei der Name seiner Majestät! / Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Welt! / Amen, ja, so soll es sein!
20 Hier enden die Gebete von David Ben-Isai.