1 Als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:
2 "Ihr wißt, daß übermorgen das Passahfest D.h. das Verschonungsfest, das jährlich am Abend des 14. Nisan zum Andenken an die Verschonung der Israeliten vor der letzten ägyptischen Plage gefeiert wurde. ist; dann wird der Menschensohn dem Kreuzestod überliefert."
3 Da versammelten sich die Hohenpriester und Ältesten des Volkes Die Mitglieder des Hohen Rates. in dem Palast des Hohenpriesters, namens Kaiphas Er hieß eigentlich Josef; Kaiphas (das von manchen Kephas = Stein gedeutet wird) war nur sein Beiname; er war Hoherpriester von 18-36 n. Chr.,
4 und beratschlagten, wie sie Jesus mit List in ihre Gewalt bekommen und töten könnten.
5 Sie sagten aber: "Nur nicht am Fest! Es könnte sonst zu einer Volkserhebung kommen Griff man den Herrn auf offenem Fest, so mußte man fürchten, daß ihn das Volk zu befreien suchte. Erst als der Hohe Rat Jesus den Römern überantwortet hatte, brauchte er nicht mehr die Öffentlichkeit zu scheuen.."
6 Als sich nun Jesus in Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen aufhielt 21,17. Simon war früher aussätzig gewesen und vielleicht von Jesus geheilt worden.,
7 trat eine Frau zu ihm mit einem Glas kostbaren Salböls und goß es auf sein Haupt, während er auf seinem Sitz beim Mahl ruhte Man saß beim Mahl nicht auf Stühlen, sondern lag auf Polstern. Das Waschen und Salben der Füße war beim Mahl etwas Gewöhnliches..
8 Bei diesem Anblick wurden die Jünger unwillig und sprachen:
9 "Schade um das Salböl! Man hätte es teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können."
10 Jesus hörte das und sprach zu ihnen: "Warum kränkt ihr die Frau? Sie hat ein rühmlich Werk an mir getan.
11 Denn Arme habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer.
12 Mit diesem Öl, das sie auf meinen Leib gegossen, hat sie mich zum Begräbnis gesalbt.
13 Wahrlich, ich sage euch: Wo in der weiten Welt diese meine Heilsbotschaft verkündigt wird, da wird man auch zu ihrem Gedächtnis von ihrer Tat erzählen."
14 Darauf ging einer der Zwölf, mit Namen Judas, aus Kariot, zu den Hohenpriestern
15 und sprach: "Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch in die Hände liefere?" Sie zahlten ihm dreißig Silberlinge Ein Silberling (Sekel) ist etwa 3 Goldmark. Vgl. Sach. 11,12..
16 Seitdem suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn zu verraten.
17 Am ersten Tag der ungesäuerten Brote Während der ganzen Festfeier vom 14.-21. Nisan mußte ungesäuertes Brot gegessen werden (2. Mos. 12,18-20). Am Abend des 13. Nisan wurde aller Sauerteig gesammelt und am Morgen des 14. verbrannt. traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: "Wo sollen wir das Passahmahl bereiten? Dieses Mahl hielt jede Familie am Abend des 14. Nisan, nachdem der Hausvater vorher im Tempelvorhof das Passahlamm geopfert hatte."
18 Er antwortete: "Geht in die Stadt Jerusalem. zu dem und dem Hier nennt Jesus den Namen des ihm befreundeten Hausbesitzers, den aber der Evangelist aus unbekannten Gründen verschweigt. und sprecht zu ihm: 'Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit Der Zeitpunkt meines Todes. ist nahe; bei dir will ich das Passah halten mit meinen Jüngern Jesus sollte und wollte vor seinem Tod noch das Passah halten..'"
19 Die Jünger führten Jesu Auftrag aus und richteten die Passahmahlzeit zu.
20 Als dann der Abend kam, nahm er mit den zwölf Jüngern beim Mahl Platz Die Passahmahlzeit fand nach jüdischen Berichten in folgender Ordnung statt: Nach einem Dankgebet trank der Hausvater mit seinen Tischgenossen den ersten Becher Wein; während des Mahls wurden vier Becher roten, mit Wasser gemischten Weins getrunken. Nach dem ersten Becher wurde ein Tisch mit bitteren Kräutern aufgetragen, die an die bitteren Leiden Israels in Ägypten erinnern sollten. Davon aß man, bis das ungesäuerte Brot mit dem Passahlamm vorgesetzt wurde. Nach einem abermaligen Dankgebet wurde der zweite Becher eingeschenkt. Nun gab der Hausvater eine Belehrung über die Bedeutung des Festes. Im Anschluß daran wurde der erste Teil des Hallel oder Lobgesangs (Ps. 113 und 114) angestimmt, worauf der zweite Becher getrunken wurde. Dann nahm der Hausvater zwei ungesäuerte Brote, brach das eine, sprach den Segen darüber, umwickelte ein Stück davon mit bitteren Kräutern, tunkte es in einen Brei (Charoset genannt) und aß es. Jetzt begann erst die eigentliche Mahlzeit, indem man das in den Brei getunkte Brot und das Passahlamm aß. Nach dem Essen segnete und trank der Hausvater den dritten Becher, den Becher des Lobpreises oder des Segens (1. Kor. 10,16). Nachdem der vierte Becher eingeschenkt war, wurde der zweite Teil des Hallel (Ps. 115-118) gesungen..
21 Während sie aßen, sprach er: "Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten!"
22 Da wurden sie tief betrübt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Herr, ich bin's doch nicht?"
23 Er erwiderte: "Der eben seine Hand mit mir in die Schüssel getunkt hat Gemeint ist das Eintunken des Brotes oder Fleisches in den Brei (Charoset)., der wird mich verraten.
24 Der Menschensohn geht zwar zum Tode, das steht ja von ihm geschrieben. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es am besten, er wäre nie geboren."
25 Da nahm Judas, sein Verräter, das Wort und fragte ihn: "Ich bin's doch nicht, Meister?" Er sprach zu ihm: "Du bist es Wörtlich: "Du hast es gesagt."."
26 Als sie aßen, nahm Jesus das Brot Er nahm eines der auf dem Tisch liegenden ungesäuerten Brote in die Hand., sprach den Segen, brach's und gab es seinen Jüngern mit den Worten: "Nehmt, eßt, das Dieses Brot. ist mein Leib!"
27 Darauf nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten:
28 "Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes 2. Mos. 24,8; Sach. 9,11., das für viele vergossen werden soll zur Vergebung der Sünden.
29 Doch ich sage euch: Ich will nie wieder von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, wo ich den neuen Wein mit euch trinke in meines Vaters Königreich."
30 Nach dem Lobgesang Dem zweiten Teil des großen Hallel, Ps. 115-118. gingen sie hinaus an den Ölberg.
31 Auf dem Weg dorthin sprach Jesus zu ihnen: "In dieser Nacht werdet ihr alle an mir irrewerden. Denn es steht geschrieben: Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen Frei nach Sach. 13,7..
32 Nach meiner Auferstehung aber will ich euch vorausgehen nach Galiläa Dort will sich Jesus mit seinen zerstreuten Aposteln wieder vereinigen.."
33 Petrus sprach zu ihm: "Wenn auch alle anderen an dir irrewerden - ich nun und nimmer!"
34 Jesus antwortete ihm: "Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, noch vor dem Hahnenschrei, wirst du mich dreimal verleugnen."
35 Petrus entgegnete ihm: "Und müßte ich auch mit dir sterben, ich verleugne dich sicher nicht." Ebenso sprachen auch alle anderen Jünger.
36 Dann kam Jesus mit seinen Jüngern zu einem Landgut Dessen Besitzer wohl mit Jesus befreundet war., mit Namen Gethsemane D.h. "Ölkelter" (es lag am westlichen Abhang des Ölbergs) oder "Kelter der Zeichen", vielleicht ein bildlich gemeinter Grundstückname. Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.340.. Und er sprach zu ihnen: "Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!"
37 Er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus Jakobus und Johannes (17,1). mit sich. Nun überfiel ihn Traurigkeit und Grauen,
38 und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist zum Tode betrübt; bleibt hier und wacht mit mir!"
39 Dann ging er ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch Der Kelch des Leidens und des Todes. an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst."
40 Und er kam zurück zu seinen Jüngern und fand sie schlafend. Da sprach er zu Petrus: "Könnt ihr denn nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?
41 Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist Der innere Mensch (Röm. 7,22). ist zwar willig Zum Guten., aber das Fleisch Das natürliche Wesen und Wollen. ist schwach Es kann das Gute nicht vollbringen (Röm. 7,18).."
42 Dann ging er zum zweiten Mal hin und betete: "Mein Vater, kann dieser Kelch nicht vorübergehen, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille."
43 Als er zurückkam fand er sie wieder schlafend; denn die Augen fielen ihnen zu vor Müdigkeit.
44 Und er verließ sie, ging wieder weg und betete zum dritten Mal, ganz mit denselben Worten.
45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: "Ihr schlaft noch weiter und ruht? Seht, der Augenblick ist nahe! Jetzt wird der Menschensohn in Sünderhände geliefert!
46 Auf, wir gehn! Mein Verräter naht!"
47 Während er noch redete, da erschien Judas, einer der Zwölf, begleitet von einer großen Schar, die, mit Schwertern und Knütteln bewaffnet, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes ausgesandt war.
48 Sein Verräter aber hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet und gesagt: "Wen ich küsse, der ist's, den nehmt fest!"
49 Sogleich nun trat er auf Jesus zu mit den Worten: "Sei gegrüßt, Meister!" und küßte ihn.
50 Jesus aber sprach zu ihm: "Freund, wozu bist du hier?" Nun traten sie hinzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn gefangen.
51 Doch einer der Begleiter Jesu streckte seine Hand aus, zog sein Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52 Da sprach Jesus zu ihm: "Stecke dein Schwert wieder ein! Denn alle, die zum Schwert greifen, sollen durchs Schwert umkommen.
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, er möge mir in diesem Augenblick mehr als zwölf Heerscharen Wörtlich: "Legionen". Eine römische Legion hatte zur Zeit des Kaisers Augustus etwa 6800 Mann. Engel zu Hilfe senden?
54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt? Es muß so kommen!"
55 Zugleich sprach Jesus zu der Schar: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangenzunehmen. Tagtäglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen."
56 - Dies alles aber ist geschehen, damit sich die Schriften der Propheten erfüllten V.56 gehört nicht mehr zu den Worten Jesu; es ist eine Bemerkung des Evangelisten.. - Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen.
57 Nach seiner Gefangennahme ward Jesus zu dem Hohenpriester Kaiphas geführt, bei dem sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten.
58 Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu des Hohenpriesters Palast; dort trat er ein und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wie es ende.
59 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten nach einem falschen Zeugnis gegen Jesus, damit sie ihm zum Tod verurteilen könnten.
60 Aber obwohl viele falsche Zeugen auftraten, fanden sie doch keines. Schließlich kamen zwei
61 und sagten aus: "Dieser Mann hat behauptet: Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen Dies ist eine Verdrehung der Worte Jesu in Joh. 2,19.."
62 Da erhob sich der Hohepriester und sprach zu ihm: "Antwortest du nichts auf das, was diese wider dich vorbringen?"
63 Doch Jesus schwieg. Dach sprach der Hohepriester zu ihm: "Ich beschwöre dich bei Gott, dem Lebendigen: Sag uns: bist du der Messias, Gottes Sohn Der Zusatz "Gottes Sohn" erklärt den Ausdruck "der Messias" näher. Daß der Name "Gottes Sohn" hier in seiner vollen Bedeutung steht wie 16,16, wird durch V.64 bestätigt Denn der Hohepriester und der Hohe Rat finden darin eine Gotteslästerung. Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn dem Hohenpriester "Gottes Sohn" nichts weiter bedeutet hätte als "Messias" nach der gewöhnlichen jüdischen Vorstellung.?"
64 Jesus erwiderte: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du hast's gesagt". Dies ist eine eidliche Bejahung der Frage des Hohenpriesters.. Doch ich versichere euch: Von nun an sollt ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht Der göttlichen Allmacht. und kommen auf des Himmels Wolken Ps. 110,1; Dan. 7,13.."
65 Da zerriß der Hohepriester seine Kleider Sonst Ausdruck der Trauer (2. Sam. 1,11), in dieser Hinsicht jedoch dem Hohenpriester verboten (3. Mos. 10,6); hier Ausdruck des Unwillens. Das jüdische Strafrechtsverfahren schrieb übrigens den Richtern das Zerreißen der Kleider zur Bezeugung einer Gotteslästerung vor. und sprach: "Er hat Gott gelästert! Was brauchen wir noch weiter Zeugen? Ihr habt ja selbst seine Gotteslästerung gehört.
66 Wie urteilt ihr?" Sie erwiderten ihm: "Er ist des Todes schuldig Wann ist nach jüdischen Gesetz der Gotteslästerer des Todes schuldig? Nur wenn er bei seiner Lästerung den "Namen" (den Jahwenamen) deutlich ausspricht. Der Hohe Rat weiß, vielleicht durch den Verräter Judas, Jesus hat sich (Matth. 16,16) Jahwes Sohn nennen lassen. Aber man kann es ihm nicht, der Vorschrift gemäß, durch zwei oder drei Zeugen beweisen. Darum erzwingt der Hohepriester gleichsam durch seine beschwörende Frage von Jesus die entscheidende Antwort. (So Bornhäuser: Zum Petrusbekenntnis und zur Hohenpriesterfrage, S.80f.).!"
67 Nun spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche
68 und sprachen dabei (höhnisch): "Zeig dich als Prophet, Messias! Sag uns: wer hat dich geschlagen Jesus soll den Namen des Betreffenden nennen.?"
69 Unterdes saß Petrus draußen im Hof Gemeint ist der innere Hof in der Mitte des viereckigen Gebäudes; das Verhör fand im Inneren des Palastes statt.. Da kam eine Magd auf ihn zu und sprach: "Du warst auch bei dem Jesus aus Galiläa!"
70 Er leugnete aber in Gegenwart aller und sagte: "Ich verstehe nicht, was du von mir willst."
71 Als er dann aus dem inneren Hof in die Halle Die in den äußeren Hof führte. trat, sah ihn eine andere Magd. Die sprach zu den Leuten dort: "Der hier hat zu Jesus von Nazaret gehört!"
72 Und wieder leugnete er und schwur dazu: "Ich kenne den Menschen nicht!"
73 Nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden zu Petrus und sprachen: "Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen! Schon deine Mundart verrät dich Die Galiläer wurden wegen ihrer Aussprache, die namentlich die Kehllaute nicht gehörig unterschied, von den Judäern verspottet.."
74 Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: "Ich kenne den Menschen nicht!" In dem Augenblick krähte ein Hahn L. Schneller hat in Jerusalem wahrgenommen, daß dort der Hahn jede Nacht zuerst zwischen 10 und 11 Uhr kräht. ("Der Bote aus Zion", März 1922, S. 7.).
75 Da dachte Petrus an Jesu Wort: "Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
1 Als nun Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern:
2 »Ihr wißt, daß übermorgen das Passah stattfindet; da wird der Menschensohn zur Kreuzigung überliefert.«
3 Damals kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palaste des Hohenpriesters namens Kaiphas zusammen
4 und berieten sich in der Absicht, Jesus mit List festzunehmen und zu töten.
5 Dabei sagten sie aber: »Nur nicht während des Festes, damit keine Unruhen unter dem Volk entstehen!«
6 Als Jesus sich aber in Bethanien im Hause Simons des (einstmals) Aussätzigen befand,
7 trat eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls an ihn heran und goß es ihm über das Haupt, während er bei Tische saß (bzw. lag).
8 Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: »Wozu diese Verschwendung?
9 Dieses (Salböl) hätte man doch teuer verkaufen und den Erlös den Armen geben können.«
10 Als Jesus es merkte, sagte er zu ihnen: »Warum macht ihr der Frau Vorwürfe? Sie hat ja doch ein gutes (oder: schönes) Werk an mir getan!
11 Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
12 Daß sie dieses Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan.
13 Wahrlich ich sage euch: Wo immer diese Heilsbotschaft in der ganzen Welt verkündet wird, da wird man auch von dem, was diese Frau getan hat, zum ehrenden Gedächtnis für sie erzählen.«
14 Hierauf ging einer von den Zwölfen namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern
15 und sagte: »Was wollt ihr mir geben, daß ich ihn euch in die Hände liefere?« Da zahlten sie ihm dreißig Silberstücke aus (Sach 11,12).
16 Von da an suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überliefern (= zu verraten).
17 Am ersten Tage der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: »Wo sollen wir dir alles vorbereiten, damit du das Passahmahl halten kannst?«
18 Er antwortete: »Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: ›Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; bei dir will ich das Passahmahl mit meinen Jüngern halten.‹«
19 Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, und richteten das Passahmahl zu.
20 Als es dann Abend geworden war, setzte er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch;
21 und während des Essens sagte er: »Wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern (= verraten)!«
22 Da wurden sie tief betrübt und fragten ihn, einer nach dem andern: »Ich bin es doch nicht etwa, Herr?«
23 Er antwortete: »Der die Hand zusammen mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich ausliefern (= verraten).
24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie über ihn in der Schrift steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser (oder: das Beste), er wäre nicht geboren!«
25 Da nahm Judas, der ihn verraten wollte, das Wort und fragte: »Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi (= Meister)?« Er erwiderte ihm: »Doch, du bist es.«
26 Während des Essens aber nahm Jesus das (oder: ein) Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: »Nehmt, esset! Dies ist mein Leib.«
27 Dann nahm er einen (oder: den) Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den mit den Worten: »Trinkt alle daraus!
28 Denn dies ist mein Blut, das Blut des (neuen) Bundes (2.Mose 24,8; Sach 9,11), das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
29 Ich sage euch aber: Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tage, an dem ich es mit euch neu trinken werde im Reiche meines Vaters.«
30 Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg.
31 Dabei (= unterwegs) sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen (oder: irre werden); denn es steht geschrieben (Sach 13,7): ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe der Herde sich zerstreuen.‹
32 Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch voraus nach Galiläa gehen.«
33 Da antwortete ihm Petrus: »Mögen auch alle an dir Anstoß nehmen (oder: irre werden): ich werde niemals an dir Anstoß nehmen (oder: irre werden)!«
34 Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«
35 Petrus antwortete ihm: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch niemals verleugnen!« Das gleiche versicherten auch die anderen Jünger alle.
36 Hierauf kam Jesus mit ihnen an einen Ort namens Gethsemane (d.h. Ölkelter) und sagte zu den Jüngern: »Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!«
37 Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich und fing an zu trauern und zu zagen (vgl. Mk 14,33).
38 Da sagte er zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!«
39 Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!«
40 Hierauf ging er zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: »So wenig seid ihr imstande gewesen, eine einzige Stunde mit mir zu wachen?
41 Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.«
42 Wiederum ging er zum zweitenmal weg und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!«
43 Als er dann zurückkam, fand er sie (wieder) schlafend, denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu.
44 Da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum drittenmal, wieder mit denselben Worten.
45 Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, daß der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird!
46 Steht auf, wir wollen gehen! Seht, mein Verräter ist nahe gekommen!«
47 Während er noch redete, da kam plötzlich Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes her (= gesandt).
48 Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest!«
49 Er trat also sogleich auf Jesus zu mit den Worten: »Sei gegrüßt, Rabbi (= Meister)!« und küßte ihn.
50 Jesus aber sagte zu ihm: »Freund, (tu das) wozu du hergekommen bist!« Hierauf traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest.
51 Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52 Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort (= in die Scheide)! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen!
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen (= Heerscharen; vgl. Mk 5,9) Engel zu Hilfe senden?
54 Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?«
55 In jener Stunde sagte Jesus zu den Haufen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen.
56 Dies alles ist aber geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden!« Hierauf verließen ihn die Jünger alle und ergriffen die Flucht.
57 Die Männer aber, die Jesus festgenommen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas ab, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelten.
58 Petrus aber folgte ihm von fern bis zum Palast des Hohenpriesters, ging hinein und setzte sich dort unter den Dienern hin, um den Ausgang der Sache abzuwarten.
59 Die Hohenpriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer falschen Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können;
60 doch sie fanden keine, obgleich viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei auf
61 und sagten aus: »Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.‹«
62 Da stand der Hohepriester auf und fragte ihn: »Entgegnest du nichts auf das, was diese Zeugen gegen dich aussagen?« Jesus aber schwieg.
63 Da sagte der Hohepriester zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Sage uns, bist du Christus (= der Messias), der Sohn Gottes?«
64 Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Ja, ich bin es! Doch ich tue euch kund: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht (= des Allmächtigen) und kommen auf den Wolken des Himmels.« (Dan 7,13; Ps 110,1)
65 Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr selbst die Gotteslästerung gehört! Was urteilt ihr?«
66 Sie gaben die Erklärung ab: »Er ist des Todes schuldig!«
67 Hierauf spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit den Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche
68 und sagten: »Weissage uns, Christus (= Messias)! Wer ist es, der dich geschlagen hat?«
69 Petrus aber saß (unterdessen) draußen im Hof. Da trat eine Magd auf ihn zu und sagte: »Du bist auch bei Jesus, dem Galiläer, gewesen!«
70 Er aber leugnete vor allen und sagte: »Ich verstehe nicht, was du da sagst!«
71 Als er dann in die Torhalle hinausgegangen war, bemerkte ihn eine andere Magd und sagte zu den Leuten dort: »Dieser ist auch mit Jesus, dem Nazoräer (vgl. 2,23), zusammen gewesen!«
72 Da leugnete er wieder, (diesmal) mit einem Eid: »ich kenne den Menschen nicht!«
73 Nach einer kleinen Weile aber traten die Leute, die dort standen, hinzu und sagten zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen: schon deine Sprache (= Mundart) verrät dich!«
74 Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht!«, und sogleich darauf krähte der Hahn.
75 Da dachte Petrus an das Wort Jesu, der ihm gesagt hatte (vgl. V.34): »Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich.