1 In jenen Tagen Matthäus erzählt hier im Tone der alttestamentlichen Geschichte (vgl. 2. Mos. 2,11). trat Johannes der Täufer auf und ließ in der Wüste Judäas Hier werden auch die Ufer des Jordan, die gegen das Tote Meer hin ebenfalls Wüste sind, zu der Wüste von Judäa gerechnet, die südlich von Jerusalem bei Thekoa anfing und sich bis an das Tote Meer erstreckte. den Ruf erschallen:
2 "Ändert euern Sinn Die Übersetzung "Tut Buße" folgt nicht der griechischen Grundschrift, sondern der lateinischen Vulgata. Der griechische Ausdruck bezeichnet die Abwendung von dem bisherigen Zustand und Verhalten; er entspricht dem hebräischen schubu (bekehrt euch)., denn das Königreich der Himmel Dieser Ausdruck findet sich 32- oder 33mal bei Matthäus (denn der Text in Matth. 19,24 ist unsicher), sonst nirgends im N.T. Joh. 3,5 ist wahrscheinlich "Königreich Gottes" nicht "Königreich der Himmel" die ursprüngliche Lesart. ist nahe herbeigekommen!"
3 Er ist der Mann, vom dem der Prophet Jesaja gesprochen hat: In der Wüste ruft eine Stimme: "Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Pfade Jes. 40,3.!"
4 Johannes aber trug ein Kleid von Kamelhaaren und um seine Hüften einen Ledergurt So erinnerte Johannes schon äußerlich an Elia (2. Kön. 1,8). Johannes trug ein aus Kamelhaaren gewebtes Obergewand.; und seine Nahrung waren Heuschrecken Oder, wie einige nach einer Änderung des Textes verstehen: die Früchte des Johannisbrotbaums. Heuschrecken werden auch heute noch in Palästina sowie in Arabien und Äthiopien namentlich von armen Leuten gegessen. und wilder Honig Wilder Honig ist Honig von Bienenschwärmen, die sich in Felsspalten, hohlen Baumstämmen und anderswo angebaut haben. Aber vgl. G. Dalman a.a.O., S.92f..
5 Da gingen die Leute aus Jerusalem, aus ganz Judäa und aus der ganzen Gegend um den Jordan zu ihm hinaus,
6 ließen sich im Jordanflusse taufen und bekannten ihre Sünden Vgl. die Anmerkung zu Mark. 1,4..
7 Als er nun auch viele Pharisäer und Sadduzäer Pharisäer heißt: die Abgesonderten. So sind sie wohl ursprünglich von ihren Gegnern genannt worden, weil sie sich, um eine besondere Reinigkeit zu erlangen, von der Masse des Volkes absonderten. Die Pharisäer, die ohne Zweifel auf die Frommen oder Chasidäer der Makkabäerzeit zurückgehen, und die sich selbst Chaberim, d.h. die Nächsten, oder noch deutlicher die wahre Gemeinde Israels nannten, sahen es als ihre Aufgabe an, außer dem Gesetze Moses auch alle Überlieferungen der Schriftgelehrten mit peinlichster Gewissenhaftigkeit zu beachten. Namentlich für die Sabbatfeier und die äußerliche Reinheit stellten sie eine geradezu verwirrende Fülle von Satzungen auf. Dadurch entstand nun allmählich eine ganz neue Frömmigkeit: man wollte mit äußeren Werken Gottes Wohlgefallen erlangen und sich durch die eignen Leistungen einen bestimmten Lohn bei ihm verdienen. Die Pharisäer hielten die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten fest und scheinen neben der göttlichen Allmacht auch die menschliche Freiheit und die damit verbundene Verantwortlichkeit betont zu haben. - Die Sadduzäer, deren Name vielleicht auf ein Parteihaupt Zadok oder Sadduk zurückgeht, waren vor allem eine politische Partei. Das judäische Gemeinwesen stand ihnen höher als das mosaische Gesetz. Sie lehrten, des Menschen Los hänge von seinem eignen Tun und Lassen ab. Gott habe dem Menschen den freien Willen geschenkt, damit er sein Schicksal selbst begründe. Der Schöpfer mische sich nicht in die irdischen Angelegenheiten, sondern jeder bestimme selbst durch sein eignes Handeln, wie sich sein Lebenslauf gestalte. Daß die Sadduzäer bei solchen Anschauungen die leibliche Auferstehung sowie das Dasein von Engeln und Geistern leugneten, ist eigentlich ganz selbstverständlich. Dabei hielten sie aber daran fest, daß die Richtschnur für alles menschliche Handeln das heilige Gesetz Gottes sei, das Gott seinem Volke Israel durch Mose gegeben habe, während sie dagegen alle Überlieferungen der Schriftgelehrten als nicht verbindlich zurückwiesen. Pharisäer und Sadduzäer standen sich daher aufs schroffste gegenüber. Die Pharisäer legten alles Gewicht auf die Religion; für die Sadduzäer, die ihre Anhänger hauptsächlich unter der vornehmen, adligen Priesterschaft hatten, war die Politik die Hauptsache. Zu Jesu Zeit waren die Pharisäer als die Feinde der römischen Fremdherrschaft die eigentliche Volkspartei, während die Adelspartei der Sadduzäer, die sich auf die Gunst der Römer und die Herodianischen Herrscherhauses stützte, ihre Macht und politische Bedeutung immer mehr einbüßte. zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Schlangenbrut "Ihr Arglistigen, die ihr wie die alte Schlange Gottes Gnadenabsicht widerstrebt."! Wer hat euch denn gesagt, daß ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt?
8 So bringt den Frucht, wie sie der Sinnesänderung entspricht!
9 Und laßt euch nur nicht beikommen, zu denken: 'Wir haben ja Abraham zum Vater Nach einem rabbinischen Ausspruch wird Abraham einst an dem Tor der Hölle sitzen und nicht zugeben, daß ein beschnittener Israelit hineinkommt..' Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen hier dem Abraham Kinder entstehen lassen.
10 Schon liegt die Axt den Bäumen an der Wurzel; und jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
11 Ich taufe euch mit Wasser, damit ihr euern Sinn ändert. Der aber nach mir kommt, hat größere Gewalt als ich, und ich bin nicht wert, ihm seine Schuhe nachzutragen "Ich bin nicht wert, ihm den geringsten Sklavendienst zu leisten.": der wird euch mit Heiligem Geiste und mit Feuer taufen Die Bußfertigen wird er mit dem Heiligen Geist begaben, die Unbußfertigen dagegen mit dem Feuer des Gerichtes strafen..
12 Er hat schon die Wurfschaufel in der Hand und wird seine Tenne D.h. das auf der Tenne aufgehäufte gedroschene Getreide. reinigen: seinen Weizen wird er in den Speicher sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit einem Feuer, das niemand löschen kann."
13 Damals kam auch Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.
14 Der aber suchte ihn davon abzubringen, indem er sprach: "Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?"
15 Doch Jesus antwortete ihm: "Laß mich nur! Denn so ziemt es uns Dir und mir., jede Vorschrift Durch die das Königreich der Himmel eingeführt werden soll. zu erfüllen." Da gab Johannes ihm nach.
16 In dem Augenblick aber, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser emporstieg, tat sich der Himmel über ihm auf, und er Jesus. sah den Geist Gottes wie eine Taube Das heißt wahrscheinlich: in Gestalt einer Taube. niederschweben und auf sich kommen.
17 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: "Dies ist mein geliebter Sohn Vgl. Ps. 2,7., den ich erkoren habe Um das Königreich der Himmel aufzurichten.."
1 In jenen Tagen trat aber Johannes der Täufer öffentlich auf und predigte in der Wüste von Judäa:
2 »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!«
3 Dieser (Johannes) ist nämlich der Mann, auf den sich das Wort des Propheten Jesaja bezieht, der da sagt (Jes 40,4): »Eine Stimme ruft laut in der Wüste: ›Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade (oder: ebnet ihm) seine Pfade!‹«
4 Johannes selbst aber trug ein Gewand von Kamelhaaren und einen Ledergurt um seine Hüften; seine Nahrung bestand in Heuschrecken und wildem Honig.
5 Da zog denn Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Gegend am Jordan zu ihm hinaus
6 und ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen, indem sie ihre Sünden offen bekannten.
7 Als er aber einmal viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, dem drohenden Zorngericht zu entfliehen?
8 So schafft denn Früchte, die der Buße würdig sind (oder: entsprechen),
9 und laßt euch nicht in den Sinn kommen, bei euch zu sagen (oder: zu denken): ›Wir haben ja Abraham zum Vater.‹ Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus den Steinen hier Kinder zu erwecken.
10 Schon ist aber den Bäumen die Axt an die Wurzel gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
11 Ich taufe euch nur mit Wasser zur Buße (vgl. V.8); der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht gut genug, ihm seine Schuhe abzunehmen (oder: nachzutragen): der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen.
12 Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; seinen Weizen wird er in die Scheuer sammeln, die Spreu aber mit unlöschbarem Feuer verbrennen.«
13 Damals kam Jesus von Galiläa her an den Jordan zu Johannes, um sich (auch) von ihm taufen zu lassen.
14 Der wollte ihm aber nicht zu Willen sein und sagte: »Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?«
15 Doch Jesus gab ihm zur Antwort: »Laß es für diesmal geschehen (oder: so sein), denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.« Da gab Johannes ihm nach.
16 Als Jesus aber getauft und soeben aus dem Wasser gestiegen war, siehe, da taten sich ihm die Himmel auf, und er (Johannes oder Jesus) sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn (oder: sich) kommen.
17 Und siehe, eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe!«