1 Von David. Hat David den 35. Psalm gedichtet, so führt er darin nur weiter aus, was er 1. Sam. 14,16 Saul gegenüber ausspricht. Auch bei diesem Psalm läßt sich nicht sagen, ob ihn David unter dem Eindruck der Verfolgungszeit verfaßt hat oder ob er auf Grund seiner damaligen Erfahrungen die Angst und Not des Gerechten in einem Lied für die Gemeinde schildern will. In drei Teilen (V.1-10; 11-18; 19-28) kehren Klage, Gebet und Dankgelübde wieder, doch so, daß im Einklang die Klage nicht unmittelbar hervortritt, sondern eingekleidet wird in eine Aufforderung an Gott, dem Bedrängten zu Hilfe zu eilen. / Bestreite, Jahwe, meine Bestreiter, / Bekriege, die mich bekriegen!
2 Ergreife Schild und Tartsche Mit dem (kleinen) Schild werden die feindlichen Hiebe abgewehrt; die Tartsche, ein großer Schild, deckt den ganzen Körper., / Steh auf, um mir zu helfen!
3 Zücke den Speer und die Axt wider meine Verfolger, / Sprich zu meiner Seele: "Ich helfe dir!"
4 Schande und Schmach mögen ernten, / Die mir nach dem Leben trachten; / Zurückweichen und erröten müssen, / Die auf mein Unglück sinnen!
5 Sie seien wie Spreu vor dem Winde, / Und Jahwes Engel stoße sie weg! Vgl. 2. Mos. 14,19-25.
6 Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, / Und Jahwes Engel verfolge sie!
7 Denn sie haben ihr Netz mir ohn Ursach gelegt, / Ohn Ursach mir eine Grube gegraben.
8 Verderben treffe ihn Unter der Mehrzahl seiner Feinde denkt der Psalmist nun an einen besonders., eh er's meint, / Ihn fange das Netz, das er heimlich gestellt! / Er falle hinein und verderbe!
9 Dann wird meine Seele in Jahwe sich freun, / Ob seiner Hilfe frohlocken.
10 Es sagen all meine Gebeine: "Wer gleicht dir, o Jahwe? / Du rettest den Armen aus des Stärkern Hand, / Den Armen und Dürftigen von seinem Räuber."
11 Falsche Zeugen erheben sich, / Sie fragen nach Dingen, die ich nicht weiß Sie verlangen, daß ich Vergehen bekennen soll, deren ich mich gar nicht schuldig gemacht habe.;
12 Sie vergelten mir Böses für Gutes. Man denke hier an die Worte Sauls in 1. Sam. 24,18. / Wie bin ich allein und verlassen! Und wie aufrichtig und teilnehmend hat er sich früher gezeigt (V.13f.)!
13 Ich aber, waren sie krank, trug Trauerkleider, / Machte mich müde mit Fasten / Und betete gesenkten Haupts.
14 Als wär er mein Freund, mein Bruder, so (leidvoll) ging ich einher; / Wie um meine Mutter trauernd, so war ich gebeugt von Schmerz. Der Psalmist verließ die, die ihm jetzt undankbar und feindlich entgegentreten, früher nicht in ihrer Not, sondern er nahm wie ein liebevoller Freund und Bruder an ihrem Ergehen teil.
15 Nun aber bei meinem Sturze Über Davids Sturz vgl. 1. Sam. 19. freuen sie sich und treten zusammen, / Es rotten sich wider mich Wichte Elende Wichte, Menschen aus der Hefe des Volkes, denen er früher gar keine Beachtung schenkte. Solche Leute gesellen sich nun zu seinen undankbaren Freunden., die ich nicht kannte; / Sie lästern und hören damit nicht auf.
16 Wie Ruchlose Possenreißer Wie Leute, die um einen guten Leckerbissen höhnische Possen reißen und denen die Ehre ihres Nächsten um einen schmackhaften Kuchen feil ist. (Die Stelle ist dunkel.) / Fletschen sie wider mich ihre Zähne.
17 O Herr, wie lange noch willst du es ansehn? / Schütze mein Leben vor ihrem Verderben, / Entreiß meine Seele Wörtlich: "meine Einzige" (Ps. 22,21). den jungen Löwen!
18 Ich will dich preisen in großer Gemeinde, / Unter zahlreichem Volke dich rühmen.
19 Laß sich nicht über mich freun, die mir grundlos feind sind, / Laß nicht, die mich ohn Ursach hassen Vgl. Ps. 69,5; Joh. 15,25., mein hämisch spotten! Wörtlich: "mit dem Auge blinzeln oder zwinkern".
20 Denn sie reden nicht, was zum Frieden dient, / Nein, gegen die Stillen im Lande ersinnen sie Trug.
21 Sie reißen den Mund weit auf wider mich, / Sie rufen: "Ei, ei, nun sehen wir's ja!" Wir sehen jetzt, was wir wünschten.
22 Du siehst es, Jahwe, drum schweige nicht! / O Herr, sei nicht ferne von mir!
23 Wach auf, wach auf und schaffe mir Recht! / Mein Gott, mein Herr, tritt du für mich ein!
24 Schaff Recht mir nach deiner Gerechtigkeit, o Jahwe, mein Gott! / Sie sollen ja nicht über mich frohlocken.
25 Sie sollen nicht denken: "Ei, nun ist's erreicht!" / Nicht glauben: "Jetzt haben wir ihn vernichtet."
26 Beschämt und enttäuscht müssen alle werden, / Die sich meines Unglücks freun. / Es müssen sich hüllen in Schande und Schmach, / Die sich stolz wider mich erheben.
27 Laß jubeln und jauchzen, die mir gönnen mein Recht! Die wünschen, daß meine Gerechtigkeit, meine Unschuld an den Tag komme. / Laß sie allzeit sprechen: "Jahwe ist groß, / Der das Heil seines Knechtes begehret!"
28 Meine Zunge soll deine Gerechtigkeit preisen, / Fort und fort deinen Ruhm verkünden.
1 Von David.Streite, HERR, mit denen, die mich bestreiten,kämpfe mit denen, die mich bekämpfen!
2 Ergreife Schild und Tartsche (= den kleinen und den großen Schild)und stehe auf zur Hilfe für mich!
3 Zücke die Lanze und sperre meinen Verfolgern den Weg,sprich zu meiner Seele: »Deine Hilfe bin ich!«
4 Laß in Schmach und Schande geraten,die mir nach dem Leben trachten;zurückweichen müssen und schamrot werden,die auf Unheil gegen mich sinnen!
5 Laß sie werden wie Spreu vor dem Winde,während der Engel des HERRN sie zurückstößt!
6 Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig sein,während der Engel des HERRN sie verfolgt!
7 Denn ohn’ Ursach haben sie heimlich ihr Netz mir gestellt,meinem Leben ohn’ Ursach eine Grube gegraben.
8 Möge Verderben ihn unversehens treffen,und sein Netz, das er heimlich gestellt, das möge ihn fangen:zum Verderben gerate er selbst hinein!
9 Dann wird mein Herz frohlocken über den HERRNund sich freuen ob seiner Hilfe;
10 alle Glieder meines Leibes werden bekennen:»HERR, wer ist dir gleich?Du bist’s, der den Elenden rettet vor dem Überstarkenund den Elenden und Armen vor dem Räuber.«
11 Es treten Lügenzeugen (gegen mich) auf,befragen mich über Dinge, von denen ich nichts weiß;
12 sie vergelten mir Böses für Gutes,bringen Vereinsamung über mich.
13 Ich aber – als krank sie lagen, war ein Sack mein Gewand;ich kasteite mich mit Fasten (vgl. 3.Mose 16,29),und mein Gebet kehrte sich gegen mich selbst;
14 als wär’s mein Freund, mein Bruder, so ging ich einher;wie einer, der Leid um die Mutter trägt,so senkte ich trauernd das Haupt.
15 Doch jetzt ob meinem Sturze frohlocken sie und tun sich zusammen,sie treten zu kränkendem Spott zusammen gegen mich,und Leute, die ich nicht kenne, lästern mich unaufhörlich,
16 die heuchlerischen Kuchenbettler (d.h. ruchlosen Schmarotzer),die doch mit den Zähnen gegen mich knirschen.
17 O Allherr, wie lange noch willst du’s ansehn?Entreiß meine Seele ihren Lügenreden (oder Verwüstungen),mein Leben den jungen Löwen!
18 Dann will ich dir danken in großer Versammlung,vor zahlreichem Volke dich preisen.
19 Laß sich nicht freun über mich, die ohn’ Ursach mir feind sind,laß nicht mit den Augen blinzeln, die ohne Grund mich hassen!
20 Sie reden ja nicht, was zum Frieden dient,nein, gegen die Stillen im Lande ersinnen sie Worte des Truges;
21 sie reißen den Mund weit auf gegen mich,sie rufen: »Haha, wir haben’s mit unsern eigenen Augen gesehn!«
22 Du hast’s gesehn, HERR: bleibe nicht stumm,o Allherr, bleibe nicht fern von mir,
23 Erhebe dich doch, wache auf, mir Recht zu schaffen,mein Gott und Allherr, meine Sache zu führen!
24 Schaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, HERR mein Gott,laß sie sich über mich nicht freuen!
25 Laß sie in ihrem Herzen nicht sagen: »Haha! So wollten wir’s!«Laß sie nicht sagen: »Wir haben ihn verschlungen!«
26 Laß sie alle enttäuscht und schamrot werden,die meines Unglücks sich freuen,laß in Schmach und Schande sich kleiden,die gegen mich großtun!
27 Laß jubeln und fröhlich sein, die mein Recht mir wünschen,und laß sie immer bekennen: »Groß ist der HERR,dem das Heil seines Knechtes am Herzen liegt!«
28 Dann soll meine Zunge verkünden deine Gerechtigkeit(und) deinen Ruhm den ganzen Tag.