1 Dem Sangmeister, nämlich Jedutun. Jedutun, derselbe wie Etan (1. Chron. 15,19), war ein Sangmeister Davids, der dritte neben Asaf und Heman (1. Chron. 16,37.41f.; 25,1-4; 2. Chron. 5,12; 35,15). Ihm wurde wahrscheinlich der Psalm zum Vortrag übergeben. Ein Psalm Davids.
2 Ich sprach: "Ich will meinen Wandel hüten, / Daß ich nicht sündige mit meiner Zunge. / Ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, / Solange der Frevler vor mir ist." Der Psalmist, der selbst schwer leiden muß, wird innerlich angefochten durch das häufige Glück der Gottlosen (vgl. Ps. 73). Wo bleibt da Gottes Gerechtigkeit, wenn der Frevler gute Tage hat, während der Fromme Unglück erfährt? Aber der Psalmist will bei diesem Widerspruch nicht klagen, denn wie leicht könnte er sich dann gegen Gott versündigen! Er will vielmehr sein Leid in seiner Brust verschließen. Aber dies gelingt ihm doch nicht. Das Feuer in seinem Inneren brennt so stark, daß er es nicht löschen kann. Er muß deshalb seinem gequälten Herzen in Worten Luft machen. Das geschieht in der Rede V.5-7. Danach wird er ruhig, indem er die Nichtigkeit des irdischen Lebens bedenkt. So ergibt er sich im zweiten Teil des Psalms (von V.8 ab) glaubend und hoffend der Gnade Gottes, die die Sünde vergibt und mit der Vergebung auch Frieden spendet.
3 Ich verstummte in stiller Ergebung; / Ich schwieg, obwohl alles Glückes bar. / Doch es wühlte mein Schmerz in mir.
4 Es glühte mein Herz in meiner Brust, / Ein inneres Feuer verzehrte mich, / Da mußte ich reden mit meiner Zunge:
5 "Tu mir, Jahwe, mein Ende Lebensende. kund, / Und wie lang meine Tage währen, / Daß ich seh, wie vergänglich ich bin.
6 Nur handbreit Nur sehr kurz.| machtest du meine Tage, / Meine Lebenszeit ist wie nichts vor dir. / Ein Hauch nur ist jeder Mensch, wie fest er auch steht! / Sela.
7 Als Schattenbild nur wandelt der Mensch. / Um ein Nichts erregt er sich wild: / Er sammelt Reichtum. und weiß nicht, wer es errafft." Wer das Gesammelte schließlich einheimsen wird (vgl. Luk. 12,18-20).
8 Nun, Herr, wes soll ich denn harren? Worauf soll ich denn bei dieser Nichtigkeit des menschlichen Lebens meine Hoffnung setzen? / Ich hoffe allein auf dich!
9 Von meinen Sünden errette mich, / Zum Spott des Gottlosen mache mich nicht!
10 Ich schweige, tue den Mund nicht auf; / Denn du, du hast es getan. Du hast mir das Leiden auferlegt. Aber ich darf doch um Gnade bitten (V.11).
11 Nimm deine Plage weg von mir! / Deiner mächtigen Hand erliege ich.
12 Du züchtigst den Menschen, du strafst ihn ob seiner Schuld, / Daß seine Schönheit zergeht wie ein mottenfräßiges Kleid. Ein Hauch nur ist jeder Mensch! Sela.
13 Höre, o Jahwe, mein Gebet, vernimm mein Flehn! / Zu meinen Tränen schweige nicht! / Denn ein Gast Ein Fremdling, dessen wahre Heimat nicht die Erde ist, ja auch nicht Kanaan, das Land des Volkes Gottes. nur bin ich bei dir, / Ein Pilgrim Ein Beisaß, der in dem Land, wo er weilt, kein Bürgerrecht hat. Vgl. 1. Mos. 23,4; 3. Mos. 25,23; 1. Chron. 29,15; auch 1. Petr. 2,11; Hebr. 11,13. wie all meine Väter.
14 Schau weg von mir Wende deinen Zornblick ab von mir., daß ich fröhlich werde, / Eh ich hinfahre Ehe ich sterbe. und nicht mehr bin.
1 Dem Musikmeister Jeduthun; ein Psalm von David.
2 Ich dachte: »Achten will ich auf meine Wege (= mein Verhalten),daß ich nicht sünd’ge mit meiner Zunge;ich will meinem Mund einen Zaum anlegen,solange noch der Frevler (oder: ein Gottloser) vor mir steht.«
3 So ward ich denn stumm, ganz stumm, mit Gewalt schweigsam (?);doch es wühlte mein Schmerz noch wilder.
4 Das Herz ward mir heiß in der Brust,ob meinem Grübeln brannte ein Feuer in mir;da ließ ich meiner Zunge freien Lauf:
5 »HERR, laß mein Ende mich wissenund welches (= wie klein) das Maß meiner Tage ist!Laß mich erkennen, wie vergänglich ich bin!
6 Ach, spannenlang hast du mir die Tage gemacht,und meines Lebens Dauer ist wie nichts vor dir:ja, nur als ein Hauch steht jeglicher Mensch da!« SELA.
7 Fürwahr nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher,nur um ein Nichts wird so viel Lärm gemacht;man häuft auf und weiß nicht, wer es einheimst.
8 Und nun, o Allherr, wes soll ich harren?Meine Hoffnung geht auf dich (allein).
9 Errette mich von allen meinen Sünden,zum Spott der Toren laß mich nicht werden!
10 Ich schweige, tu meinen Mund nicht auf,denn du hast’s so gefügt.
11 Nimm deine Plage weg von mir:unter dem Druck deiner Hand erlieg’ ich.
12 Züchtigst du einen Menschenmit Strafen um der Sünde willen,so läßt du seine Schönheit vergehn wie die Motte (= wie Mottenfraß):ach, nur ein Hauch ist jeglicher Mensch! SELA.
13 Höre, o HERR, mein Gebet und vernimm mein Schreien,bleib’ nicht stumm bei (oder: zu) meinen Tränen!Denn ein Gast (nur) bin ich bei dir,ein Beisaß (= Schützling) wie all meine Väter (vgl. Hebr 11,13).
14 Blick weg von mir, daß mein Antlitz sich wieder erheitert,bevor ich dahinfahre und nicht mehr bin!