1 "Danket Jahwe, denn er ist gütig; / Ewig währt ja seine Huld!"
2 So sollen sprechen Jahwes Erlöste, / Die er erlöst hat aus Feindeshand,
3 Und die er gesammelt aus vielen Landen: / Von Ost und West, von Nord und Süd.
4 Sie irrten vom Weg in der Wüste und Öde, / Eine Stadt als Wohnsitz fanden sie nicht.
5 Sie litten Hunger und Durst: / Ihre Seele verzagte in ihnen.
6 Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not: / Der riß sie heraus aus ihren Ängsten.
7 Er führte sie auf ebnem Weg, / Daß sie kamen in eine wohnliche Stadt.
8 Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen.
9 Er hat ja die lechzende Seele gesättigt / Und die hungrige Seele mit Gutem gefüllt.
10 Sie wohnten in Dunkel und Todesschatten, / Gefangen in Elend und Eisenbanden. Vgl. Hiob 36,8. - Die Verbannung in Babel glich einem großen Gefängnis.
11 Denn sie hatten Jahwes Worten getrotzt / Und den Rat des Höchsten verachtet.
12 Drum beugte er auch durch Mühsal ihr Herz: / Nun sanken sie hin ohne Helfer.
13 Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not: / Der machte sie frei aus ihren Ängsten.
14 Er ließ sie aus Dunkel und Todesschatten, / Und ihre Fesseln zersprengte er.
15 Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen.
16 Denn er hat zerbrochen Türen von Erz / Und eiserne Riegel zerschlagen.
17 Gottlose mußten ob sündigen Wandels / Und ob Übertretungen leiden:
18 Jegliche Speise verabscheuten sie Sie waren so krank, daß ihnen keine Speise mehr schmeckte., / Und sie waren schon nahe den Pforten des Todes.
19 Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not / Der machte sie frei aus ihren Ängsten.
20 Er sandte sein Wort und heilte sie Das Wort Gottes erscheint hier gleichsam persönlich, als Bringer des göttlichen Segens: ein Hinweis auf das Wort, das in der Zeiten Fülle Fleisch wurde (Joh. 1,14). / Und ließ sie entrinnen aus ihren Gruben. Aus den tiefen Leiden, in die sie versenkt waren.
21 Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen.
22 Sie sollen bringen Opfer des Danks, / Seine Taten erzählen mit Jubel.
23 Die mit Schiffen das Meer befuhren, / Ihren Handel trieben in großen Gewässern,
24 Sie Sie hauptsächlich, sie vor allem. haben Jahwes Werk geschaut / Und seine Wunder im Meeresstrudel.
25 Auf sein Wort brauste ein Sturmwind daher, / Der türmte empor die Wogen des Meers.
26 Sie Die Seeleute. stiegen himmelan, bald fuhren sie in die Tiefe: / Ihre Seel verging in Weh.
27 Sie schwankten und wankten wie Trunkne, / Und all ihre Weisheit war dahin. In V.26 und 27 wird die Seekrankheit geschildert.
28 Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not, / Der führte sie aus ihren Ängsten.
29 Er dämpfte den Sturm zum Säuseln, / Und stille schwiegen des Meeres Wogen.
30 Da wurden sie froh, daß es ruhig geworden Daß die Meereswogen sich besänftigt hatten.; / Er führte sie dann zum ersehnten Hafen.
31 Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen.
32 Ja sie sollen ihn preisen in der Gemeinde Wohl im Tempel. / Und im Ältestenrate Wohl auf dem Platz der öffentlichen Versammlung am Tor (Rut 4,1-2). ihn loben.
33 Er Gott. machte auch Ströme zur Wüste / Und Wasserquellen zu dürrem Land,
34 Fruchtbares Feld zur salzigen Steppe / Wegen der Bosheit seiner Bewohner. Hier kann man an Sodom und Gomorra denken (1. Mos. 19,24-25).
35 Er wandelte Wüsten in Wasserteiche / Und dürres Land in Wasserquellen.
36 Dort machte er Hungrige seßhaft: / Sie bauten sich eine Wohnstadt.
37 Sie besäten Äcker, pflanzten Weingärten / Und gewannen Ertrag an Frucht.
38 Gott segnete sie: sie mehrten sich sehr, / Auch ihr Vieh ließ sich nicht vermindern.
39 Doch manchmal nahmen sie ab und sanken dahin / Durch den Druck von Unglück und Kummer.
40 Aber er, "der auf Fürsten Verachtung gießt / Und in wegloser Öde sie irren läßt" - V. 40 stammt aus Hiob 12,21a und 24b.
41 Er hob die Armen aus Elend hervor / Und mehrte ihre Sippen wie Herden. Machte sie so zahlreich wie Herden. Gott brachte sein Volk nach Zeiten des Unglücks und Niedergangs immer wieder zu Glück und Aufstieg. Das zeigte sich auch besonders nach der babylonischen Gefangenschaft.
42 Redliche sollen das sehn mit Freuden, / Doch alle Frevler müssen verstummen.
43 Wer weise ist, der beachte dies / Und verstehe die Gnaden Jahwes! Ps. 107 scheint nach der Rückkehr der Juden aus Babel entstanden zu sein. Er ist wahrscheinlich bei einem großen Dankfest gesungen worden. In dem Psalm wird geschildert, wie Gott die Menschen aus mancherlei Nöten und Gefahren errettet: aus drückender Gefangenschaft, wohl im Andenken an die Verbannung in Babel (V.10-16), aus lebensgefährlicher Krankheit (V.17-22), aus den Schrecken einer Seefahrt (V.23-32). Darauf wird ausgeführt, wie Gott ein verwüstetes Land wiederherstellt, während er die Mächtigen der Erde demütigt. Hier ist jedenfalls zu denken an die Wiederbesiedlung Palästinas nach der Rückkehr der Juden aus Babel, als das babylonische Weltreich durch den Perserkönig Cyrus vernichtet worden war. Anderseits aber ist der ganze Psalm so allgemein gehalten, daß er als ein Danklied des Volkes zu allen Zeiten benutzt werden konnte.