1 (Gesang der Festgemeinde auf dem Wege zum Tempelberg:) / (1. Chor:) / Danket Jahwe, denn er ist gütig, / (2. Chor:) / Ja, ewig währet seine Huld. Ps. 118 zeigt uns, wie ein siegreicher Feldherr mit einer großen Festgemeinde auf den Tempelberg in Jerusalem zieht, um dort Gott für seine wunderbare Hilfe zu danken. Wer ist dieser Feldherr? Mir scheint, wir dürfen an Judas Makkabäus denken, der nach seinen Siegen über die Syrer im Dezember 165 v.Chr. in Jerusalem unter großer Freude des ganzen Volkes den Tempel von allem heidnischen Wesen reinigte und ihn wieder dem Dienst Gottes weihte (s. 1. Makk. 4,36-59; 2. Makk. 10,1-8). Zum Andenken an dieses Ereignis wurde von den Juden alljährlich vom 25. Kislev an (Mitte Dezember) acht Tage lang das Fest der Tempelweihe gefeiert, an dem auch Jesus teilgenommen hat (Joh. 10,22). Bei der Wichtigkeit dieses Festes wäre es ganz erklärlich, wenn die ursprüngliche Ordnung des Festes im Psalter Aufnahme gefunden hätte. Anderseits aber zeigt sich, daß Ps. 118 auch ältere gottesdienstliche Lieder enthält; Anfang und Schluß des Psalms weisen deutlich hin auf Lieder, die bei der Grundsteinlegung des zweiten Tempels nach der Rückkehr der Juden aus Babylon gesungen worden sind (Esra 3,10-11). - Wie andere Psalmenerklärer so habe auch ich versucht, die einzelnen Teile des 118. Psalms verschiedenen Sängern und Chören zuzuweisen.
2 (1. Chor:) / Es spreche Israel: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld."
3 (1. Chor:) / Es spreche Aarons Haus: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld."
4 (1. Chor:) / Es mögen alle sprechen, die Jahwe fürchten Vgl. Ps. 115,11.: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld."
5 (Der Chorführer allein im Namen der ganzen Festgemeinde:) / Als ich aus der Bedrängnis Jahwe anrief, / Da erhörte mich Jah und machte mich frei.
6 Ist Jahwe mit mir, so fürchte ich nichts: / Was können mir Menschen tun? Hebr. 13,6.
7 Tritt Jahwe für mich als Helfer auf, / So schau ich siegreich auf meine Hasser.
8 (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Es ist besser, bei Jahwe Zuflucht zu suchen / (Der ganze Chor:) / Als zu vertrauen auf Menschen.
9 (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Es ist besser, bei Jahwe Zuflucht zu suchen / (Der ganze Chor:) / Als zu vertrauen auf Fürsten. Das hat auch Judas Makkabäus erfahren. Denn bei den Fürsten oder den Vornehmen und Edlen seines Volkes fand er keinen Beistand.
10 (Der siegreiche Feldherr allein:) / Es haben mich alle Heiden umringt, / Doch in Jahwes Namen Indem ich Jahwes Namen gläubig anrief (s. 1. Makk. 4,7-14). zerhieb ich sie.
11 Sie haben mich umringt, ja immer wieder umringt; / Doch in Jahwes Namen zerhieb ich sie.
12 Sie haben mich sogar wie Bienen umringt Vgl. 5. Mos. 1,44., / Doch wie ein Dornenfeuer sind sie erloschen So schnell wie ein Dornenfeuer erlischt, sind die Feinde vernichtet worden.: / In Jahwes Namen zerhieb ich sie.
13 Man hat mich zwar heftig gestoßen, damit ich käme zu Fall, / Doch Jahwe hat mir geholfen.
14 Mein Sieg und mein Sang war Jah, / Er ward meine Rettung.
15 (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Ein Jubel- und Siegesruf schallt in den Zelten der Frommen: / (Der ganze Festchor:) / "Jahwes Rechte tut mächtige Taten.
16 Jahwes Recht ist hoch erhoben, / Jahwes Rechte tut mächtige Taten."
17 (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Ich werde nicht sterben Nicht im Kampf fallen., sondern leben / Und verkünden die Werke Jahs.
18 (Der siegreiche Feldherr allein nach der Ankunft des Festzuges vor den Tempeltoren:) / Hart zwar hat Jah mich gezüchtigt So konnte Judas Makkabäus in Wahrheit sprechen im Andenken an seine harten Kämpfe mit den Syrern., / Aber dem Tod mich nicht preisgegeben.
19 Tut mir die Tore auf, durch die nur Gerechte ziehn Vgl. Jes. 26,7.; / Eingehn will ich in sie, ich will Jah danken!
20 Dies ist das Tor, das zu Jahwe führt Das Tor, das zum Tempel führt, führt auch zu Gott, der im Tempel wohnt und von dort aus sein Volk segnet.: / Gerechte dürfen hier eingehn.
21 (Der siegreiche Feldherr allein:) / Dir dank ich, daß du mich erhört / Und mir Errettung gebracht hast.
22 (Der Chor der Priester vom Tempel aus:) / Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / Der ist zum Eckstein geworden. Judas Makkabäus hatte zwar bei den Bauleuten, d.h. bei den Oberen und Vornehmen seines Volkes, keine Hilfe und Unterstützung gefunden. Aber er, der verschmähte Stein, wurde durch Gottes mächtigen Beistand zum Eckstein, indem er seinem Volk Heil und Errettung brachte. So ist Judas Makkabäus ein Vorbild Christi, an dem sich V.22f. vollkommen erfüllt hat (Matth. 21,42-44; Mark. 12,10-12; Apg. 4,11; 1. Petr. 2,7, vgl. auch Jes. 28,16).
23 (Der ganze Festchor:) / Von Jahwe ist dies geschehn: / Wunderbar ist es in unsern Augen.
24 (Der Chor der Priester:) / Dies ist der Tag, den Jahwe gemacht. / Laßt uns jubeln und sein uns freun!
25 (Der ganze Festchor:) / Ach, Jahwe, gewähre doch Hilfe! Hebr. Hoschiah na (Hosianna); s. Matth. 21,9; Mark. 11,9f.; Joh. 12,13. / Ach, Jahwe, gib doch Gedeihn! Ein flehentlicher Ruf zu Gott mit der Bitte um seinen ferneren Beistand im Blick auf die schweren Kämpfe, die noch bevorstehen.
26 (Der Chor der Priester antwortet darauf:) / Gesegnet sei er, der da kommt, mit Jahwes Namen! Jahwes Name wird durch die Priester segnend auf den durch das Tempeltor einziehenden siegreichen Feldherrn gelegt (vgl. 4. Mos. 6,27). Mit ihm wird aber auch zugleich die ganze Festgemeinde gesegnet (V.26b). Mit den Worten in V.26a wurde Jesus in Verbindung mit dem Hosiannaruf bei seinem Einzug in Jerusalem vom Volk begrüßt (Matth. 21,9; Mark. 11,9; Luk. 19,38). Er erschien ja als der vollkommene Befreier, der durch seinen Tod den größten Sieg für die ganze Menschheit erringen wollte. / Wir haben euch gesegnet von Jahwes Tempel aus.
27 (Der ganze Festchor:) / Ein starker Gott Hebräisch "El". ist Jahwe: er hat uns Licht gespendet. Das Licht der Freiheit und Freude. / (Der Chor der Priester:) / Bindet die Opfertiere so zahlreich an mit Stricken, / (Daß sie den Vorhof füllen) / Bis an die Hörner des Altars! Später waren in dem von Herodes d.Gr. erbauten Tempel an der Nordseite des Brandopferaltars kupferne Ringe angebracht, an denen die Opfertiere festgebunden wurden, ehe man sie zur Opferung an den Altar führte (nach Franz Delitzsch). Die "Hörner des Altars" waren hervorragende Spitzen an den vier Ecken des Brandopferaltars (und auch des Räucheraltars). Sie wurden mit dem Blut des Opfertieres bestrichen (2. Mos. 29,12; 30,10; 3. Mos. 4,7.18.25; 8,15) und dienten auch als Zufluchtsstätte für solche, die den Tod zu fürchten hatten (1. Kön. 1,50f.; 2,28).
28 (Der siegreiche Feldherr allein:) / Mein starker Gott bist du: ich will dir danken. / Du bist mein Gott: dich will ich rühmen.
29 (Der ganze Festchor und der Chor der Priester, also die ganze Festversammlung mit einem Munde:) / Danket Jahwe, denn er ist gütig; / Ja, ewig währet seine Huld!