1 An den Flüssen Babels Die Flüsse Babels sind der Euphrat und der Tigris. Außerdem ist aber auch an die vielen Kanäle und Wasserläufe zu denken, von denen Babylon der Bewässerung wegen durchzogen war. Die Juden sammelten sich wohl deshalb gern an fließendem Wasser, weil sie dort am einfachsten die durch das Gesetz vorgeschriebenen Waschungen und Reinigungen vollziehen konnten (vgl. Apg. 16,31)., daß saßen wir und weinten, / Wenn wir an Zion gedachten.
2 An den Weiden Die Weiden sind genauer die sog. Euphratpappeln, deren junge Bäume den Weiden ähnlich sehen., die dort standen, / Hingen wir unsre Zithern auf. Sie hatten, fern von der Heimat und vom Tempel, keine Freudigkeit, auf den Zithern zu spielen.
3 Denn da wollten unsre Sieger von uns Lieder hören / Und unsre Quäler Freudengesang. / "Singt uns", so riefen sie (höhnisch), / "eins von den Zionsliedern!" Dies war ein übermütiger Scherz, den sich die Sieger mit den Besiegten machten. So mußte ja auch der gefangene Simson den Philistern aufspielen (Richt. 16,25).
4 Wie sollten wir Jahwes Lieder singen / In einem fremden Lande? Die Gefangenen wollten ihr Heiligstes nicht dem Hohn der Feinde preisgeben. Deshalb halfen sie sich mit der Ausrede, Jahwes Lieder könnten nur in Jahwes Land gesungen werden.
5 Vergeß ich dein Jerusalem, / So sterbe mir ab meine rechte Hand! Alle Juden, die in der Verbannung das Andenken an Jerusalem verloren, gingen im Heidentum unter.
6 Meine Zunge klebe an meinem Gaumen D.h. sie versage mir den Dienst., / Wenn ich nicht dein O Jerusalem. gedenke, / Wenn mir nicht Jerusalem / Meine höchste Freude ist.
7 Gedenke, o Jahwe, Edoms Söhnen / Den Tag Jerusalems D.h. den Tag der Zerstörung Jerusalems., / Die da riefen: "Nieder, nieder mit ihr / Bis auf den Grund!"
8 O Tochter Babels Die Tochter Babels ist die Einwohnerschaft Babels., du Zwingherrin, wohl dem, der dir vergelten wird / All das, was du an uns verübt!
9 Wohl dem, der deine jungen Kinder ergreift / Und sie am Felsen zerschmettert! Daß dies geschehen werde, war schon in Jes. 13,16 geweissagt worden. Der Dichter wünscht also, daß das bereits verkündigte göttliche Strafgericht über Babel völlig hereinbrechen möge. Es spricht sich daher in seinen Worten kein gehässiger Rachegeist aus, sondern nur das Verlangen, daß Gottes Ehre und Herrlichkeit durch die Vernichtung der feindlichen Weltmacht offenbar werde. Ähnliches lesen wir ja auch von dem geistlichen Babel in Offb. 18; 19,1ff. - Der Dichter des 137. Psalms gedenkt des tiefen Schmerzes, der die treuen Juden in der babylonischen Verbannung erfüllte (V.1-6), und wünscht, daß Babel und sein Bundesgenosse Edom wegen der Zerstörung Jerusalems das göttliche Strafgericht erfahren möchten (V.7-9). Der Psalm ist jedenfalls nach der Rückkehr aus Babel entstanden und soll wohl auch in den Juden, die noch in Babel zurückgeblieben waren, die Sehnsucht nach der Heimat lebendig machen.