1 Ein Gedicht (?) Das hier gebrauchte hebräische Wort miktâm, das außerdem noch in den Überschriften von Ps. 56-60 vorkommt, ist dunkel. Franz Delitzsch hält die Bedeutung "Inschrift, Inschriftgedicht" oder "Stichwortgedicht" für möglich, weil in den Psalmen dieser Art ein sinnreicher Spruch durch besondere Einführung oder durch kehrversartige Wiederholung sich inschrift- und denksteinartig heraushebe. von David. / Behüte mich, Gott, denn ich fliehe zu dir!
2 Ich spreche zu Jahwe: "Mein Herr bist du, / Du bist mein höchstes Gut."
3 Und zu den Heiligen, die im Lande sind, (sag ich): / "Das sind die Herrlichen, an ihnen hab ich meine Lust." Bei dem Psalmisten ist die Liebe zu Gott verbunden mit der Liebe zu den Heiligen, d.h. zu denen, die Gottes Willen tun. Die Heiligen sind ihm zugleich die Herrlichen, die Edlen, die Erlauchten.
4 Viel Qualen warten derer, die andern Göttern dienen. / Nicht will ich ihre Blut-Trankopfer spenden Wie der Psalmist die Heiligen liebt, so verabscheut er die Götzendiener. Ihrer wartet eine qualvolle Zukunft. Er will von ihren Opferspenden nichts wissen. Wenn er diese Opferspenden "Blut-Trankopfer" nennt, so ist vielleicht daran zu denken, daß die Heiden ihren Opferwein nicht selten mit Blut zu mischen pflegten (vgl. Jes. 57,3ff.). / Noch ihre Namen Die Namen der Götzen (2. Mos. 23,13). auf meine Lippen nehmen.
5 Jahwe ist mein Erbteil und mein Becher Wie jeder Israelit seinen Anteil am Land erhält, wie jeder Gast beim Mahl seinen Teil an Speise und Trank bekommt, so ist Jahwe selbst des Psalmisten Erbe und Eigentum; und er bleibt es auch für immer., / Du bewahrst mein Los. Das Lebenslos und Schicksal des Gerechten hält Jahwe mit seiner starken Hand fest.
6 Ich empfing mein Teil in lieblichem Lande, / Ein solches Erbe gefällt mir wohl. Mein Lebenslos ist herrlich, sagt der Psalmist, da Jahwe selbst mein Teil ist. Darum wohne ich auch gleichsam in einem lieblichen Paradies.
7 Ich preise Jahwe, der mich beraten Das beste Teil zu erwählen, d.h. ihm treu zu dienen., / Auch des Nachts mahnt mich dazu Gott zu preisen und zu danken. mein Gewissen. Wörtlich: "mahnen mich meine Nieren".
8 Ich halte mir Jahwe beständig vor Augen. / Ist er mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
9 Drum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele, / Auch mein Leib ist sicher geborgen. Nicht nur sein Herz (sein Geist) und seine Seele, sondern auch sein Leib ist unter Gottes Schutz sicher geborgen.
10 Denn du gibst meine Seele dem Tode Wörtlich: der Scheôl, der Unterwelt. nicht preis. / Du läßt deinen Frommen Damit meint der Psalmist sich selbst. das Grab nicht schaun.
11 Du wirst mir zeigen den Lebenspfad: / Vor deinem Antlitz ist Fülle an Freuden, / In deiner rechten sind ewige Wonnen. Die Wonnen, die Gott in seiner Rechten hält, teilt er den Seinen mit. - Weil von Gott, der Quelle des Lebens, alles Leben und alle Seligkeit ausgeht, darum kann auch der "Fromme" (V.10) nicht im Tode bleiben, sondern er wird in ewigen Wonnen vor Gott leben. Diese Worte haben ihre volle Erfüllung erst in Christus gefunden (Apg. 2,25ff.; 13,35-37). So hat David in diesem Psalm einen prophetischen Blick getan, dessen volle Bedeutung seinem Geist gewiß noch nicht enthüllt war (vgl. 1. Petr. 1,10f.).