1 Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Franz Delitzsch setzt Ps. 41 unmittelbar vor die Empörung Absaloms. Absalom benutzte vielleicht eine längere Krankheit seines Vaters dazu, sich in Israel beliebt zu machen und das Ansehen Davids zu untergraben (2. Sam. 15,1ff.). Dabei half ihm Ahitofel, Davids treuloser Freund (Ps. 41,10; 2. Sam. 16,23). Wenn nun auch David die drohende Gefahr heraufziehen sah, so fand er doch nicht den Mut und die Kraft, die Empörung im Keim zu ersticken. Daran hinderten ihn wohl vor allem seine Liebe zu Absalom und sein böses Gewissen wegen der Bluttat an Uria, die jedenfalls im Volk ruchbar geworden war (Ps. 41,5), so daß er nun in seinem Handeln gelähmt wurde.
2 Heil dem, der des Armen sich annimmt In V.2-4 wird das Los dessen gepriesen, der sich des Armen und Leidenden annimmt. Dann klagt aber der Psalmist von V.5 ab, daß man sich gegen ihn in seiner äußeren und inneren Not ganz anders benimmt., / Am Tage des Unglücks wird Jahwe ihn retten.
3 Jahwe schirmt ihn, erhält ihn am Leben, / Daß man im Lande ihn glücklich preist. / Nicht gibst du ihn hin seiner Feinde Wut.
4 Jahwe wird ihn auf dem Siechbett stützen; / Seine Krankheit wandelst du zur Genesung. Wörtlich: "Sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit."
5 Ich spreche: "Jahwe, sei mir gnädig, / Heile mich: ich habe gesündigt an dir!"
6 Meine Feinde wünschen mir Böses an: / "Wann stirbt er? Wann wird sein Name vergehn?" Während der Psalmist Gott reuig um Hilfe bittet, wünschen ihm seine Feinde den Tod.
7 Besucht mich einer In meiner Krankheit., so redet er Lüge. / Sein Herz sammelt Bosheit an; / Dann geht er hinaus und macht es kund. Er macht den Verleumdungsstoff, den er angesammelt hat, nach seinem Besuch draußen auf der Straße und in der Stadt weiter bekannt.
8 All meine Hasser zischeln gemeinsam wider mich Alle, die ihm gehässig gegenüberstehen, verbreiten die von den übelwollenden Besuchern mitgeteilten Nachrichten über seinen bedenklichen Gesundheitszustand; aber man spricht vorläufig nur ganz vorsichtig im Flüsterton davon, weil man sich vor David fürchtet., / Sie sinnen Unheil gegen mich aus: Sie malen die Krankheitsberichte noch schlimmer aus.
9 "Verderben ist über ihn ausgegossen "Tödliche Krankheit hat ihn ergriffen, so lauten die übertreibenden Berichte der Feinde.; / Er hat sich gelegt, steht nicht wieder auf."
10 Selbst mein Freund, auf den ich vertraute, mein Tischgenosse Wörtlich: "der mein Brot aß". / Hebt nun seine Ferse gegen mich. Um mir einen Fußtritt zu versetzen. - Nach den Worten Jesu in Joh. 13,18 ist der Verrat des Judas in diesem Vers geweissagt. Ahitofel, Davids treuloser Freund, ist also ein Vorbild des Judas, der Davids Sohn und Herrn verraten hat.
11 Du aber, Jahwe, sei mir gnädig und richte mich auf, / Damit ich es ihnen vergelte! Als von Gott eingesetzter König hatte David die Pflicht, an den Empörern die von ihnen verdiente Vergeltung zu vollziehen.
12 So erkenne ich dann, daß du mich liebst, / Wenn mein Feind nicht über mich jubeln darf.
13 Mich aber hältst du aufrecht ob meiner Unschuld / Und stellst mich vor dein Antlitz auf ewig. Die David geschenkte messianische Verheißung hat eine Bedeutung für die Ewigkeit (2. Sam. 7,16).
14 Gepriesen sei Jahwe, Israels Gott, / Von Ewigkeit zu Ewigkeit! / Amen, Amen. Mit dieser Lobpreisung schließt das erste Buch des Psalters.