1 Dem Sangmeister, auf Flöten(?). Die Bedeutung des hier gebrauchten hebräischen Wortes ist unsicher, wenn auch der Gebrauch der Flöte im Gottesdienst durch Jes. 30,29 bezeugt wird. Ein Psalm Davids. Halten wir an der Abfassung dieses Psalms durch David fest, so betrachten wir ihn wohl am besten als ein Morgengebet des Königs, ehe er Gottes Heiligtum auf dem Berg Zion aufsuchte. Nun ist ja freilich in V.8 von einem "Hause" Gottes und einem "Tempel" die Rede. Deshalb könnte man meinen, der Psalm passe nur in eine Zeit, wo der salomonische Tempel schon bestand. Aber auch das Zelt, das David auf dem Berg Zion für die Bundeslade errichten ließ, kann sehr wohl "Haus" Gottes genannt werden, wie denn auch die Wohnung der Erzväter, obwohl sie gewöhnlich kein festes Gebäude war, dennoch als "Haus" bezeichnet wird (1. Mos. 27,15). Auch das hebräische Wort hékâl (Tempel) bedeutet nicht notwendig ein großes, steinernes Gebäude. Sogar der Himmel heißt Jahwes hékâl (Ps. 18,7; 29,9). Außerdem wissen wir gar nicht, wie das von David für die Bundeslade hergerichtete Zelt im einzelnen beschaffen war. Jedenfalls war es die heilige Wohnung Jahwes; und in den Vorhof dieser Wohnung will David nach seinem Morgengebet eintreten, um sich dort, dem Allerheiligsten ("dem heiligen Tempel") zugewandt, in heiliger Ehrfurcht vor Gott niederzuwerfen.
2 Höre, Jahwe, meine Worte, / Merke auf mein Seufzen!
3 Horch auf mein Hilferufen, / Mein König und mein Gott, / Denn ich will zu dir beten!
4 Am Morgen höre, Jahwe, meine Stimme! / Am Morgen richt ich (mein Gebet) zu dir / Und schaue (nach Erhörung) aus.
5 Denn nicht ein Gott, dem Böses wohlgefällt, bist du; / Der Frevler darf nicht bei dir weilen.
6 Nicht dürfen Prahler vor dein Auge treten, / Du hassest alle Übeltäter.
7 Du bringst die Lügenredner um; / Wer mit Mord und Tücke umgeht, den verabscheut Jahwe.
8 Ich aber darf ob deiner reichen Gnade in dein Haus eingehn, / Ich darf vor deinem heilgen Tempel niederknien in deiner Frucht.
9 Jahwe, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; / Ebne deinen Weg vor mir!
10 Denn in ihrem Munde ist keine Wahrheit, / Ihr Herz ist voller Frevel. / Ein offenes Grab ist ihre Kehle, / Mit ihrer Zunge schmeicheln sie. Röm. 3,13.
11 Laß sie büßen, Elohim, / Daß sie in ihren Plänen scheitern! / Ob ihrer Sünden Menge stoße sie hinweg, / Denn sie sind widerspenstig gegen dich!
12 Doch freuen laß sich alle, die bei dir Zuflucht suchen; / Auf ewig laß sie jauchzen, da du sie beschirmst! / Frohlocken werden in dir alle, / Die deinen Namen lieben.
13 Denn du, o Jahwe, segnest den Gerechten. / Gleich einem Schild umgibst du ihn mit Huld.