1 Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids.

2 Als der Prophet Nathan zu ihm kam, / nachdem er zu Batseba eingegangen war. Vgl. 2. Sam. Kap. 11 und 12.

3 Sei mir gnädig, Elohim, nach deiner Huld, / In großer Erbarmung tilg meine Frevel!

4 Wasche mich völlig von meiner Schuld / Und von meiner Sünde mache mich rein!

5 Denn meine Frevel sind mir bewußt, / Und meine Sünde ist stets vor mir.

6 An dir allein habe ich gesündigt, / Und was dir mißfällt, hab ich verübt. / Denn du sollst recht behalten mit deinem Spruch, / Rein erscheinen mit deinem Urteil. Der Psalmist erkennt hier als reuiger Sünder die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichtsspruches an. V.6c und d führt der Apostel Paulus in Röm. 3,4 nach LXX an.

7 Ich bin ja in Schuld geboren, / In Sünde hat mich meine Mutter empfangen.

8 Doch da du Wahrheit im Herzen liebst, / So mach mir im Innern Weisheit kund! Die Weisheit ist der Weg zur Wahrheit. Wenn Gott dem Psalmisten in der Verborgenheit seines Gemüts Weisheit kundtut, so kann er, obwohl in Sünde empfangen und geboren, also dahin gelangen, daß die Wahrheit oder das rechtschaffene, Gott wohlgefällige Wesen sein Herz ganz durchdringt. "Herz" heißt vielleicht wörtlich "Nieren", eine Bezeichnung des geheimsten Innenlebens.

9 Entsündige mich mit Ysop, so werd ich rein Eine Anspielung auf die Weise, wie die Aussätzigen gereinigt wurden: man besprengte sie mit einem Ysopbüschel, der in das Blut eines reinen Vogels getaucht war (3. Mos. 14,1-9)., / Wasche mich, so werd ich weißer als Schnee. Jes. 1,18. V.9b erinnert an die Waschungen, die alle levitisch Verunreinigten an sich vollziehen lassen mußten.

10 Sprich mir Wonne und Freude zu, / Daß deine Gebeine frohlocken, die du zerschlagen.

11 Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden Sieh meine Sünden nicht zornig und strafend an., / Und all meine Frevel tilge aus!

12 Ein reines Herz schaff mir, Elohim, / Einen festen Geist erneure in mir! Ein fester Geist ist der Gnade Gottes gewiß.

13 Wirf mich nicht weg von deinem Antlitz, / Deinen Heiligen Geist nimm nicht von mir!

14 Erfreue mich wieder mit deinem Heil, / Mit willigem Geiste stütze mich! Mache meinen durch deinen Heiligen Geist gereinigten menschlichen Geist allezeit willig und stark, deinen Willen zu tun.

15 Dann lehre ich Frevler deine Wege, / Und Sünder sollen sich zu dir kehren. Wenn sie zu ihrem Trost hören, wie gnädig sich Gott an dem Psalmisten bewiesen hat.

16 Von Blutschuld rette mich, Elohim, du Gott meines Heils! David denkt hier an die Blutschuld, die er durch Urias Tod auf sich geladen hatte. / So jauchzt meine Zunge ob deiner Gnade.

17 Adonái, tu mir die Lippen auf; / Dann wird mein Mund deinen Ruhm verkünden.

18 Schlachtopfer begehrst du ja nicht - sonst gäbe ich sie -; / Brandopfer gefallen dir nicht.

19 Elohims Schlachtopfer D.h. die Gott wahrhaft wohlgefälligen Schlachtopfer. sind ein zerbrochener Geist. / Ein zerbrochen, zerschlagen Herz, Elohim, verschmähest du nicht! In einem zerbrochenen Geist und einem zerschlagenen Herzen ist aller Hochmut des eigenen Ich ertötet; da wohnt Demut und aufrichtige Bußgesinnung, da offenbart sich die Armut im Geist (Jes. 57,15; Matth. 5,3).

20 Tu wohl an Zion in deiner Gnade, / Baue die Mauern Jerusalems!

21 Dann werden dir rechte Opfer gefallen Rechte Opfer sind solche, wie Gott sie haben will.: / Brandopfer, Ganzopfer Vgl. 3. Mos. 6,15f., / Dann wird man Stiere opfern auf deinem Altar. V.20 und 21 sind wohl ein späterer Zusatz, der in der babylonischen Gefangenschaft entstanden ist. Da sehnten sich alle treuen Juden nach dem Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels sowie nach dem Wiederbeginn des Opferdienstes. - Ps. 51 ist der vierte der sieben kirchlichen Bußpsalmen. Und in der Tat: in diesem ergreifenden Psalm finden die reumütigen Sünder aller Zeiten und Geschlechter ihren wahren Seelenzustand bloßgelegt.