1 Dem Sangmeister. Von David. Ein Psalm. Ein Lied.
2 Elohim steht auf: seine Feinde zerstieben, / Und seine Hasser fliehen vor ihm.
3 Wie Rauch verweht, verwehest du sie. / Wie Wachs vor Feuer zerschmilzt, / So müssen die Frevler vor Gott vergehn.
4 Doch die Gerechten sollen sich freun, sie sollen frohlocken vor Elohim / Und sich ergötzen in Wonne.
5 Singt Elohim, spielt seinem Namen, / Preist ihn, der auf Wolken einherfährt! / Jah ist sein Name: jauchzet vor ihm!
6 Ein Vater der Waisen und Anwalt der Witwen / Ist Elohim in seiner heiligen Wohnstatt.
7 Verlassen gibt Elohim ein Heim, / Er führt Gefangene aus zum Glück. / Doch die Abtrünnigen bleiben im dürren Land.
8 Elohim, als du vor deinem Volk herzogst, / Als du durch die Wüste schrittst, - Sela. -
9 Da bebte die Erde, / Auch die Himmel troffen vor Elohim; / Der Sinai da - (er bebte) vor Elohim, / Israels Gott.
10 Mit reichlichem Segen besprengst du, Elohim, dein Erbe; / Und war es ermattet, hast du es erquickt.
11 Deine Schar fand Wohnung darin. In der Wüste. / Gütig hast du den Armen Dein armes, in sich selbst ohnmächtiges und elendes Volk. versorgt, Elohim.
12 Adonái ließ mächtigen Ruf erschallen. Die Kämpfe Israels mit den Königen Kanaans in den Tagen Josuas und der Richter werden nicht einfach nacheinander aufgezählt, sondern in kurzen Zügen, in wenigen, aber treffenden Worten, die bei einer oberflächlichen Betrachtung keinen rechten Zusammenhang zu haben scheinen, werden uns jene großen Ereignisse vor die Augen geführt. Mit V.12a werden wir sofort mitten in die Handlung hineinversetzt. Gewaltige Kämpfe werden geführt, und herrliche Siege werden durch Gottes Hilfe errungen. Nun läßt Gott "mächtigen Ruf erschallen", indem er die Kunde von diesen Siegen dem ganzen Volk mitteilen läßt. / Siegkünderinnen gab es in großer Zahl. Weil die Siege so zahlreich sind, darum gibt es auch eine große Zahl Siegesbotinnen. Das waren besonders die Frauen und Jungfrauen Israels, die mit Gesang und Pauken den Sieg unter dem Volk feierten.
13 Mit ihren Scharen flohen die Könige, flohen, / Und die Hausfrau verteilte die Beute. Brachten die Männer aus den Kämpfen reiche Beute nach Hause, so wurden deren einzelne Stücke, wie es scheint, den Hausfrauen gegeben, die sie weiter verteilten (vgl. Richt. 5,30; 2. Sam. 1,24).
14 Wenn ihr zwischen den Hürden lagt, / Waren der Taube Flügel mit Silber bezogen / Und ihre Schwingen mit gelblichem Gold. Nach den vielen, schweren Kämpfen konnte Israel endlich friedlich und sicher im Land Kanaan wohnen, wie eine Herde lagert in ihrer Hürde. Da sah es aus, als ob ein Flug Tauben sich niedergelassen hätte, in deren schönem Gefieder die Sonne spielte.
15 Als der Allmächtige Könige dort Im Land Kanaan. zerstreute, / Fiel Schnee auf Zalmon. Auch diese Worte sind wie die unmittelbar vorangehenden bildlich zu verstehen. Dem Bewohner Kanaans ist ein mit Schnee bedeckter Berggipfel ein herzerquickender Anblick, und das schneegekrönte Haupt des Berges Zalmon in Efraim (Richt. 9,48) scheint für David ein besonders erfreuliches Bild gewesen zu sein. Ein schneebedeckter Berg spendet Kühlung und Erfrischung. So kam für Israel, als der Allmächtige die Könige Kanaans zerstreut hatte, eine wohltuende Ruhe, "eine Zeit der Erquickung nach der Hitze des Streits", wie es in der Übersicht kurz ausgedrückt ist.
16 Ein Berg Elohims ist Basans Gebirge Das Gebirge Basans heißt "ein Berg Elohims", weil es sich unter den anderen Bergen des Landes als eine majestätische Schöpfung Gottes hervorhebt, die durch ihre kühnen Felsmassen den Eindruck finsterer Hoheit und stolzer Unbezwingbarkeit macht., / Reich an Gipfeln ist Basans Gebirge.
17 Was blickt ihr so scheel, ihr Berge, ihr Gipfel, / Auf jenen Berg, den sich Elohim zum Wohnsitz erkoren? / Ja, Jahwe wird ewig dort thronen.
18 Der Wagen Elohims sind Zehntausende, tausend und abertausend Der gehäufte Ausdruck bezeichnet eine unzählbare Menge. Feuerwagen und Feuerrosse erscheinen 2. Kön. 2,11; 6,17 als Bild der Engelmächte (vgl. Dan. 7,10)., / Adonái weilt unter ihnen, / Der Sinai ist im Heiligtum. Gott will sich auf Zion ebenso mächtig und herrlich erweisen wie einst bei der Gesetzgebung am Sinai.
19 Du bist zur Höhe emporgestiegen, du hast Gefangne weggeführt, / Hast Gaben an Menschen empfangen, / Auch Widerspenstige sollen wohnen bei Jah Elohim. Zur Höhe Zions (vgl. Jer. 31,12; Hes. 17,23) stieg Gott empor an dem Tage, da die Bundeslade feierlich von David dorthin gebracht wurde. Gefangene führte Gott weg, als er David Gnade gab, die Burg Zion aus der Hand der Jebusiter zu gewinnen (2. Sam. 5,6-10), wodurch Gott sich gleichsam den Weg bahnte, zum Berg Zion emporzusteigen. Endlich "Gaben an Menschen" empfing Gott insofern, als David Priester und Leviten zum besonderen Dienst Gottes und seines Heiligtums auf Zion bestellte (1. Chron. 15,2ff.; 16,4ff.37.38). Und nicht nur seinen Getreuen wollte Gott von Zion aus seinen Segen spenden, sondern auch auf "Widerspenstige", wenn sie sich von ihrem Ungehorsam bekehrten, sollte sich Gottes Gnade erbarmend niederlassen. / In Eph. 4,8 deutet Paulus V.19, den Kernvers des 68. Psalms, auf die Himmelfahrt Christi und die Sendung des Heiligen Geistes. Aber er führt den Vers nicht wörtlich an. Während David von Gott sagt: "Du hast Gaben an Menschen empfangen", schreibt der Apostel Paulus von dem erhöhten Christus: "Er hat den Menschen Gaben gegeben." - Bevor Gott seinen Wohnsitz auf Zion nahm, überwand er durch David die seinem Volk feindlichen Scharen der Philister, Amalekiter und Jebusiter (1. Sam. 23,30; 2. Sam. 5,6ff.). So hat auch Christus, ehe er zur Höhe seines himmlischen Königsthrons emporstieg, mächtige Feinde besiegt: Sünde, Tod und Teufel. Aber er hat auch "Gaben an Menschen" empfangen; denn der Vater hat dem Sohn eine Auswahl aus der Menschheit, nämlich die Kirche, zum besonderen Eigentum geschenkt (Joh. 17,6). Und diesen Menschen, die Christus vom Vater empfangen hat, hat er nun seinerseits Gaben gegeben. Diese Gaben sind jedoch nicht unpersönliche Kräfte oder Einflüsse, sondern lebendige Personen: "Er hat einige gegeben als Apostel, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer" (Eph. 4,11). In der Einen großen Gabe des Heiligen Geistes, der am Pfingsttag ausgegossen wurde, waren also auch diese vier Gaben des erhöhten Christus: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer mit enthalten. So zeigt uns der Apostel Paulus, daß der 68. Psalm eine prophetische Bedeutung für die christliche Kirche hat. Er ist das erhabene Siegeslied, worin die Erhöhung Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes mit der wunderbaren Fülle ihrer gnadenreichen Wirkungen prophetisch verherrlicht wird. Ja, vielleicht läßt uns dieser Psalm einen Blick tun in die Geschichte der Kirche vom Pfingstfest an bis zu der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines Reiches.
20 Gepriesen sei Adonái! / Er trägt uns Tag für Tag; / Er, Gott, ist unsre Hilfe. Sela.
21 Er, Gott, ist uns ein Gott, der rettet: / Jahwe Adonái hat Ausgangswege auch für den Tod.
22 Ja, Elohim zerschellt seiner Feinde Haupt. / Den Haarscheitel des, der stolz einhergeht in seiner Sündenschuld. "Das Haupt der Feinde" des Herrn, "das Haupt über weites Land" (Ps. 110,6), der Mann, der mit erhobenem Haarscheitel, in gewaltiger Kraft und unbußfertigem Übermut stolz in seiner Sündenschuld einherschreitet, dies ist der Mensch der Sünde, der Widerchrist (2. Thess. 2,3).
23 Gesprochen hat Adonái: "Aus Basan bring ich (dich) heim Gott will Israel am Ende der Tage aus Basan, d.h. aus allen Ländern, wohin es zertreut worden ist, nach Kanaan zurückführen., / Bring (dich) heim aus Meerestiefen Die Meerestiefen sind wohl ein Bild des Totenreiches; dann wäre hier ein Hinweis auf die Auferstehung.,
24 Damit dein Fuß sich bade in Blut, / Deiner Hunde Zunge ihr Teil an den Feinden habe." Vgl. Offb. 19,17-21.
25 Man wird deinen Prachtzug sehn, Elohim, / Meines Gottes, meines Königs Zug ins Heiligtum hinein "Was nun V.25-28 geschildert wird, ist nicht Freude über einen in nächster Vergangenheit errungenen Sieg, nicht die Freude über die vorzeitige Erlösung am Schilfmeer, sondern die Freudenfeier Israels, wenn es die Gerichts- und Erlösungstat seines Gottes erlebt haben wird" (Franz Delitzsch).:
26 Sänger schreiten voran, dann folgen Saitenspieler / Inmitten Pauken schlagender Jungfraun Sie schlagen mit Handpauken den Takt des Festreigens.:
27 "In Chören preist Elohim V.27 ist der Anfang des Gesanges., / Preist Adonái, ihr aus Israels Born!" Israel ist hier der Erzvater Jakob, von dem das Volk wie aus seinem Quellbrunnen stammt (vgl. Jes. 48,1; 51,1).
28 Da ist Benjamin der Kleine mit ihrem Herrscher In der Festversammlung sind alle Stämme Israels mit ihren Fürsten vertreten. Es werden je zwei der südlichen (Benjamin und Juda) und der nördlichen Stämme (Sebulon und Naftali) genannt. Benjamin heißt "der Kleine" oder "der Jüngste": er war ja Jakobs jüngster Sohn, und der Stamm war klein nach dem Umfang seines Gebiets und der Zahl seiner Bewohner. Der hebräische Text ist in V.28a dunkel. Die englische Bibelübersetzung hat "mit ihrem Herrscher", als lauteten die Worte: zair im rodem. Der "Herrscher" sind dann wohl die im folgenden genannten Fürsten Judas; denn Juda war der königliche Stamm.: / Den Fürsten Judas in ihrem Purpur. So übersetzt der Kirchenvater Hieronymus. / Da sind Sebulons Fürsten, Naftalis Fürsten. Sebulon und Naftali werden in dem Siegeslied der Debora (Richt. 4,6; 5,18) wegen ihrer todesmutigen Vaterlandsliebe besonders gefeiert.
29 Verordnet hat dein Gott, daß du so mächtig seist. In V.29-36 beschreibt der Psalmist, welche Folgen die künftige Erlösungstat Gottes an Israel inmitten der Völkerwelt haben wird. / Stärke drum, Elohim, was du uns bereitet!
30 Von deinem Tempel aus (walte du) über Jerusalem Jerusalem mit seinem Tempel soll für die Völker der Erde der geistliche Mittelpunkt in dem künftigen messianischen Reich sein (z.B. Jes. 2,2ff.; 61,8ff.; 66,23; Sach. 14,16ff.: / Dir sollen Könige Gaben bringen.
31 Bedrohe das Tier des Schilfs Wahrscheinlich ist das Nilpferd gemeint, der Behemoth (Hiob 40,21), ein Bild Ägyptens (vgl. Jes. 30,6 nach richtiger Übersetzung "Der Behemoth des Mittagslandes")., der Stiere Schar mit den Völkerkälbern Die Stiere bedeuten die Herrscher und Gewaltigen; die Kälber sind die Völker, über die diese Stiere herrschen., / Damit sie sich niederwerfen mit Silberstücken! Zum Zeichen der Huldigung. / Zerstreue die Völker, die Kriege lieben!
32 Aus Ägypten werden Gesandte So nach LXX. kommen, / Kusch Äthiopien (vgl. Apg. 8,26-39). eilt her und bringt Elohim seine Gaben.
33 Ihr Reiche der Erde, singt Elohim, / Preist Adonái mit Saitenspiel! Sela.
34 Preist ihn, der da fährt durch die Himmel, die Himmel der Urzeit! / Er läßt seine Stimme erschallen, seine mächtige Stimme. Vgl. Offb. 21,5a.
35 Gebt Elohim die Ehre! / Über Israel thront seine Hoheit, / In den Wolken ist seine Macht!
36 Hehr bist du, Elohim, von deinen Heiligtümern aus. / Israels Gott - er gibt seinem Volke Macht und Kraft. Ja, hehr und herrlich wird Gott sich einst offenbaren von seinen "Heiligtümern" aus, nämlich aus dem himmlischen und dem irdischen Jerusalem, wenn die "Macht" des Auferstandenen die "Kräfte" der zukünftigen Welt in ihrer ganzen Fülle erscheinen. / Gepriesen sei Elohim!