1 Flüchtet, ihr Kinder Benjamin, aus Jerusalem hinaus, und stoßet in die Posaune zu Tekoa, und errichtet ein Zeichen über Beth-Hakkerem; denn Unglück ragt herein von Norden her und große Zerschmetterung.
2 Die Schöne und die Verzärtelte, die Tochter Zion, vertilge ich.
3 Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; sie schlagen Zelte rings um sie auf, weiden ein jeder seinen Raum {O. sein Teil} ab.
4 "Heiliget einen Krieg {d.h. Weihet einen Krieg; vergl. Kap. 12,3; 22,7; 51,27} wider sie! Machet euch auf und laßt uns am Mittag hinaufziehen!... Wehe uns! denn der Tag hat sich geneigt, denn die Abendschatten strecken sich.
5 Machet euch auf und laßt uns in der Nacht hinaufziehen und ihre Paläste verderben!"
6 Denn so hat Jehova der Heerscharen gesprochen: Fället Bäume und schüttet einen Wall wider Jerusalem auf! Sie ist die Stadt, die heimgesucht werden soll; sie ist voll Bedrückung in ihrem Innern.
7 Wie ein Brunnen sein Wasser quellen läßt, so läßt sie ihre Bosheit quellen. Gewalttat und Zerstörung werden in ihr gehört, Wunde und Schlag sind beständig vor meinem Angesicht.
8 Laß dich zurechtweisen, Jerusalem, damit meine Seele sich nicht von dir losreiße, damit ich dich nicht zur Wüste mache, zu einem unbewohnten Lande.
9 So spricht Jehova der Heerscharen: Wie am Weinstock wird {O. soll} man Nachlese halten an dem Überrest Israels. Lege wieder deine Hand an, wie der Winzer an die Ranken.
10 Zu wem soll ich reden und wem Zeugnis ablegen, daß sie hören? Siehe, ihr Ohr ist unbeschnitten, und sie können nicht aufmerken; siehe, das Wort Jehovas ist ihnen zum Hohn geworden, sie haben keine Lust daran.
11 Und ich bin voll des Grimmes Jehovas, bin müde, ihn zurückzuhalten. - Ergieße ihn über die Kinder auf der Gasse und über den Kreis der Jünglinge allzumal; denn sowohl Mann als Weib werden getroffen werden {d.h. vom Zorne} , der Alte wie der Hochbetagte;
12 und ihre Häuser werden anderen zugewandt werden, Felder und Weiber allzumal. Denn ich strecke meine Hand aus wider die Bewohner des Landes, spricht Jehova.
13 Denn von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten sind sie insgesamt der Gewinnsucht ergeben; und vom Propheten bis zum Priester üben sie allesamt Falschheit {O. Lüge} ,
14 und sie heilen die Wunde {eig. den Bruch; so auch später} der Tochter meines Volkes leichthin und sprechen: Friede, Friede! und da ist doch kein Friede.
15 Sie werden beschämt werden {Eig. sind beschämt worden (prophetisches Perfektum); so auch Kap. 8,9. 12.} , weil sie Greuel verübt haben. Ja, sie schämen sich keineswegs, ja, Beschämung kennen sie nicht. Darum werden sie fallen unter den Fallenden; zur Zeit, da ich sie heimsuchen werde, werden sie straucheln {O. hinstürzen} , spricht Jehova.
16 So spricht Jehova: Tretet auf die Wege, und sehet und fraget nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Guten sei, und wandelt darauf; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Aber sie sprechen: Wir wollen nicht darauf wandeln.
17 Und ich habe Wächter über euch bestellt, die da sagen: Merket auf den Schall der Posaune! Aber sie sprechen: Wir wollen nicht darauf merken.
18 Darum höret, ihr Nationen, und wisse {O. nimm wahr} , du Gemeinde, was wider sie {And. üb.: unter ihnen} geschieht!
19 Höre es, Erde! Siehe, ich bringe Unglück über dieses Volk, die Frucht ihrer Gedanken; denn auf meine Worte haben sie nicht gemerkt, und mein Gesetz - sie haben es verschmäht.
20 Wozu soll mir denn Weihrauch aus Scheba {S. die Anm. zu Jes. 60,6} kommen, und das gute Würzrohr aus fernem Lande? Eure Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig und eure Schlachtopfer mir nicht angenehm.
21 Darum, so spricht Jehova: Siehe, ich lege diesem Volke Anstöße, daß Väter und Kinder darüber straucheln, daß der Nachbar und sein Genosse zumal umkommen.
22 So spricht Jehova: Siehe, es kommt ein Volk aus dem Lande des Nordens, und eine große Nation macht sich auf {Eig. regt sich} von dem äußersten Ende der Erde.
23 Bogen und Wurfspieß führen sie, sie sind grausam und ohne Erbarmen; ihre Stimme braust wie das Meer, und auf Rossen reiten sie: gerüstet wider dich, Tochter Zion, wie ein Mann zum Kriege. -
24 Wir haben die Kunde von ihm vernommen: Unsere Hände sind schlaff geworden; Angst hat uns ergriffen, Wehen, der Gebärenden gleich. -
25 Gehe nicht hinaus aufs Feld und wandle nicht auf dem Wege; denn der Feind hat ein Schwert, - Schrecken ringsum!
26 Tochter meines Volkes, gürte dir Sacktuch um und wälze dich in der Asche, trauere wie um den Eingeborenen, führe bittere Klage! denn plötzlich wird der Verwüster über uns kommen.
27 Ich habe dich zum Prüfer unter meinem Volke gesetzt, als eine Feste {d.h. unerschütterlich} , damit du ihren Weg erkennen und prüfen möchtest.
28 Allesamt sind sie die Widerspenstigsten der Widerspenstigen; sie gehen als Verleumder umher, sie sind Erz und Eisen {d.h. unedles Metall}; sie handeln verderbt allesamt.
29 Versengt vom Feuer ist der Blasebalg, zu Ende ist das Blei {das Blei, welches zugesetzt wird, um die Masse in Fluß zu bringen}; vergebens hat man geschmolzen und geschmolzen: Die Bösen sind nicht ausgeschieden worden.
30 Verworfenes Silber nennt man sie, denn Jehova hat sie verworfen.
1 Fliehet, Nachkommen Benjamin's! aus Jerusalem; blaset die Posaune zu Thekoa! und zu Beth-Cherem stellet ein Panier auf! denn das Unglück zeigt sich schon von Norden her, und eine große Verheerung.
2 Die hübsche und zärtliche Tochter Zions, ich will sie vertilgen!
3 Hirten werden sie mit ihrer Heerde beziehen, und rings um sie her Gezelte aufschlagen, und Jeder seinen Theil abweiden.
4 Weihet wider sie den Krieg! Wohlan! wir müßten sie zur Mittagszeit erstürmen. Schade für uns, daß der Tag sich schon neigt, und die Abendschatten länger werden.
5 Doch auf! noch in der Nacht laßt uns sie erstürmen, und zertrümmern ihre Paläste!
6 Denn so spricht Gott, der Weltenherrscher: Fället Bäume, und ziehet einen Wall um Jerusalem; dieß ist die Stadt, die gestraft werden soll. In ihr ist Alles Unterdrückung.
7 Wie ein Brunnen sein Wasser quellen läßt, so läßt sie ihre Bosheit quellen. Von Gewaltthätigkeit und Verderbniß hört man nur in ihr; Wunden und Schläge sind immer vor Augen.
8 O! laß dich doch bessern, Jerusalem! damit sich meine Seele nicht von dir wendet; damit ich dich nicht zu einer Wüste mache, zu einem Land, das nicht bewohnt wird.
9 So spricht Jehova, der Weltenherrscher: man wird unter den übriggebliebenen Israeliten, wie an einem Weinstocke, Nachlese halten. Strecke deine Hand noch einmal, wie ein Weinleser, nach den Körben!
10 Aber zu wem soll ich reden? wen beschwören, daß sie hören? Sieh! unbeschnitten ist ihr Ohr, so daß sie nicht hören können; siehe! das Wort Jehova's ist ihnen zum Spott geworden; sie haben kein Gefallen daran.
11 Voll bin ich vom Zorn Jehova's, ich kann ihn nicht zurückhalten! Schütte ihn aus über die Kinder auf den Straßen, und über die Versammlung der Jünglinge zugleich! denn sowohl Männer als Weiber, Alte und Abgelebte, sollen gefangen werden.
12 Ihre Häuser sollen Fremden zutheil werden, sammt den Aeckern und Weibern; ich will meine Hand ausstrecken wider die Einwohner diese Landes, spricht Jehova.
13 Denn vom Kleinen bis zum Großen sind Alle gewinnsüchtig, und vom Propheten bis zum Priester, sie alle sind Betrüger.
14 Leichtfertig behandeln sie die Wunden meines Volkes, sagend: Friede, Friede, da doch kein Friede da ist.
15 Sie sollen sich schämen, daß sie so schändliche Dinge ausüben; aber sie schämen sich nicht, und Scham kennen sie nicht. Darum sollen sie übereinander stürzen, hinfallen zur Zeit, wann ich sie strafe, spricht Jehova.
16 So spricht Jehova: Bleibet auf dem Wege stehen! sehet euch um, und fraget nach den vorigen Wegen, welches der beste Weg sey, und darauf wandelt; damit ihr Ruhe findet für eure Seele. Aber sie sagten: Wir wollen nicht darauf wandeln.
17 Ich habe euch Wächter bestellt (und gesagt): Gebet acht auf den Posaunenschall! aber sie sagten: Wir wollen nicht darauf achten:
18 Darum höret, ihr Völker! erkenne du, Versammlung! was ihnen widerfahren soll.
19 Erde, höre zu! Ich will Elend über dieses Volk bringen, als Frucht ihrer Anschläge; weil sie nicht hören auf meine Aussprüche, und mein Gesetz verachteten.
20 Was soll mir der Weihrauch, der aus Saba kommt, und der beste Kalmus aus fernem Lande? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, und eure Schlachtopfer sind mir unangenehm.
21 Deßwegen spricht Jehova also: Siehe! ich lege diesem Volke einen Anstoß, daß sich daran stoßen Väter und Söhne mit einander, der Nachbar und sein Freund umkommen.
22 So spricht Jehova: Siehe! ein Volk rückt aus von Norden her, ein starkes Volk bricht von der Erde Grenzen auf;
23 Bogen führt es und Spieße, es ist grausam, und ohne Erbarmen, ihr Toben ist dem Meeresbrausen gleich, und sie sprengen auf Rossen daher, gerüstet gleich Helden zum Kriege wider dich, du Tochter Zions.
24 Wir hören nur das Gerücht von ihm, schon sinken unsere Hände; Angst ergreift uns, Schmerzen gleich der Gebärenden.
25 O! geht nicht hinaus auf's Feld, und wandelt nicht auf dem Wege! denn des Feindes Schwert verbreitet Schrecken ringsumher!
26 O Tochter meines Volkes! zieh ein Trauerkleid an, und bestreue dich mit Asche; trauere wie um einen einzigen Sohn, klage bitterlich! denn schnell bricht der Verwüster über uns herein.
27 Ich habe dich als Prüfer unter meinem Volke an einem festen Platze aufgestellt, damit du genau kennen, und prüfen solltest ihren Weg.
28 Sie Alle sind abgefallen, widerspenstig, verläumderisch; sie sind von Erz und Eisen, und insgesammt verdorben.
29 Der Blasebalg bläst, vom Feuer ist das Blei verzehrt, vergebens läutert man; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden.
30 Man nennt sie verworfenes Silber; denn Jehova hat sie verworfen.