1 Als es aber Morgen geworden, hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Rat wider Jesum, O. betreffs Jesu um ihn zu töten.
2 Und nachdem sie ihn gebunden hatten, führten sie ihn weg und überlieferten ihn Pontius Pilatus, dem Landpfleger.
3 Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, daß er verurteilt ward, gereuete es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück
4 und sagte: Ich habe gesündigt, daß ich schuldloses Blut überliefert habe. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Siehe du zu.
5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel das Heiligtum; vergl. V. 55 und machte sich davon und ging hin und erhenkte sich.
6 Die Hohenpriester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Korban d. h. in den Opferkasten zu werfen, dieweil es Blutgeld Eig. ein Preis für Blut ist.
7 Sie hielten aber einen Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zu einer Begräbnisstätte für Fremde.
8 Deswegen ist jener Acker genannt Blutacker bis auf den heutigen Tag.
9 Da ist erfüllt worden, das geredet ist durch den Propheten Jeremias, der da spricht: "Und ich nahm die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, wofür die von den Söhnen Israels ihn schätzten,
10 und gab sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat". Vergl. Sach. 11,12-13
11 Jesus aber stand vor dem Landpfleger. Und der Landpfleger fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es.
12 Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt ward, antwortete er nichts.
13 Da spricht Pilatus zu ihm: Hörest du nicht, wie vieles sie wider dich zeugen?
14 Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so daß der Landpfleger sich sehr verwunderte.
15 Auf das Fest aber war der Landpfleger gewohnt, der Volksmenge einen Gefangenen frei zu geben, welchen sie wollte.
16 Sie hatten aber dazumal einen berüchtigten Gefangenen, Namens Barabbas.
17 Als sie nun versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Wen wollt ihr, daß ich euch losgeben soll, den Barabbas oder Jesum, der da genannt ist Christus?
18 denn er wußte, daß sie ihn aus Neid überliefert hatten.
19 Während er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte sein Weib zu ihm sagend: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten; denn viel habe ich heute gelitten im Traum um seinetwillen.
20 Die Hohenpriester aber und die Ältesten überredeten die Volksmenge, daß sie um den Barabbas bäten, Jesum aber umbrächten.
21 Der Landpfleger aber antwortete und sprach zu ihnen: Welchen von den beiden wollt ihr, daß ich euch losgebe? Sie aber sprachen: Den Barabbas.
22 Pilatus spricht zu ihnen: Was soll ich denn mit Jesu tun, der da genannt ist Christus? Sie sagen alle: Er werde gekreuzigt!
23 Der Landpfleger aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrieen übermäßig sagend: Er werde gekreuzigt!
24 Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor dem Volke und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blute dieses Gerechten; sehet ihr zu.
25 Und alles Volk antwortete und sprach: Sein Blut über uns und über unsere Kinder!
26 Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesum aber ließ er geißeln, und überlieferte ihn, auf daß er gekreuzigt würde.
27 Dann nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum mit sich in das Prätorium und versammelten über ihn die ganze Schar;
28 und sie zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel Eig. einen scharlachroten Mantel, (wie die römischen Soldaten ihn trugen) um.
29 Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt, und ein Rohr in seine Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Kniee und verspotteten ihn sagend: Sei gegrüßt, König der Juden!
30 Und sie spieen ihn an, nahmen das Rohr und schlugen auf sein Haupt.
31 Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an; und sie führten ihn hin, um ihn zu kreuzigen.
32 Als sie aber hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene, Namens Simon; diesen zwangen sie, daß er sein Kreuz trug.
33 Und als sie an einen Ort gekommen waren, genannt Golgatha, das heißt Schädelstätte,
34 gaben sie ihm Essig V. 1.: Wein, wie Mark. 15,23 zu trinken mit Galle vermischt; und als er es geschmeckt, wollte er nicht trinken.
35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los warfen.
36 Und sie saßen und bewachten ihn daselbst.
37 Und sie setzten oben über seinem Haupte seine Beschuldigung, geschrieben: Dieser ist Jesus, der König der Juden.
38 Dann werden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.
39 Die Vorübergehenden aber lästerten ihn, schüttelten ihre Köpfe
40 und sagten: Der du den Tempel das Heiligtum; vergl. Kap. 26,55 abbrichst und in drei Tagen aufbauest, rette dich selber. Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuze.
41 Desgleichen aber verspotteten ihn auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:
42 Andere hat er gerettet, sich selber kann er nicht retten. Wenn er Israels König ist; so steige er jetzt herab vom Kreuze, und wir wollen ihm glauben.
43 Er vertrauet auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn will; W. begehrt denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn. -
44 Auf dieselbe Weise schmäheten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
45 Aber von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis über das ganze Land O. die ganze Erde bis zur neunten Stunde;
46 um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit starker Stimme sagend: Eli, eli, lama sabachthani? das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
47 Als aber etliche der Dastehenden es hörten, sagten sie: Dieser ruft den Elias.
48 Und alsbald lief einer von ihnen und nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn.
49 Die Übrigen aber sagten: Halt, laßt uns sehen, ob Elias kommt, ihn zu retten!
50 Jesus aber schrie abermals mit starker Stimme und gab den Geist auf.
51 Und siehe, der Vorhang des Tempels das Heiligtum zerriß in zwei Stücke, von oben bis unten. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen,
52 und die Grüfte wurden aufgetan, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt;
53 und sie gingen nach seiner Auferweckung aus den Grüften und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen.
54 Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesum bewachten, das Erdbeben sahen und das, was geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!
55 Es waren aber daselbst viele Weiber, von ferne zusehend, die Jesu gefolgt waren von Galiläa und ihm gedient hatten;
56 unter welchen war Maria Magdalena d. i. von Magdala und Maria, Jakobus' und Joses' Mutter, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
57 Als es aber Abend geworden, kam ein reicher Mann von Arimathia, Namens Joseph, der auch selbst ein Jünger Jesu war.
58 Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, daß der Leib übergeben würde.
59 Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in reine, feine Leinwand,
60 und legte ihn in seine neue Gruft, die er in dem Felsen ausgehauen hatte; und er wälzte einen großen Stein vor die Tür der Gruft und ging hinweg.
61 Es waren aber daselbst Maria Magdalena und die andere Maria, die dem Grabe gegenüber saßen.
62 An dem folgenden Tage aber, der nach dem Rüsttage ist, versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus
63 und sprachen: Herr, wir haben uns erinnert, daß jener Verführer sagte, als er noch lebte: Nach drei Tagen stehe ich auf. O. werde ich auferweckt
64 So befiehl nun, daß das Grab gesichert werde bis zum dritten Tage, damit nicht seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volke sagen: Er ist auferstanden von den Toten; und die letzte Verführung wird ärger sein denn die erste.
65 Pilatus aber sprach zu ihnen: Ihr habt eine Wache; O. Ihr sollt eine Wache haben gehet hin, sichert es, W. wie wie ihr wisset.
66 Sie aber gingen hin, sicherten das Grab, nachdem sie den Stein versiegelt hatten, mit der Wache.
1 Nach Tagesanbruch Etwa um 6 Uhr morgens. berieten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, wie sie das Todesurteil an Jesus Das sie 26,66 gefällt hatten. am besten vollziehen lassen könnten.
2 Dann führten sie ihn gefesselt ab und überlieferten ihn dem Statthalter Pontius Pilatus Jedes vom Hohen Rat gefällte Todesurteil mußte von dem römischen Statthalter als dem Stellvertreter des Kaisers bestätigt werden. Pilatus war 26-36 n. Chr. Statthalter von Judäa..
3 Als Judas, sein Verräter, sah, daß er verurteilt worden war, da brachte er, von Reue gequält Diese Reue war keine gottgefällige Traurigkeit (2. Kor. 7,10), sondern nur die Qual des bösen Gewissens; sie wirkte bei Judas den Tod., die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück
4 und sprach: "Ich habe mich versündigt durch den Verrat unschuldigen Bluts."
5 Sie antworteten ihm: "Was geht uns das an? Das ist deine Sache!" Da warf er das Geld in den Tempel und eilte davon, ging hin und erhängte sich.
6 Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sprachen: "Es darf nicht in den Tempelschatz gelegt werden, denn es ist Blutgeld Ähnlich war das Gesetz 5. Mos. 23,19.."
7 So kauften sie denn nach einer Beratung den bekannten Töpferacker D.h. einen Acker, den früher ein Töpfer besessen hatte und der den Bewohnern Jerusalems, für die ja Matthäus zunächst geschrieben hat, unter dem Namen Töpferacker wohlbekannt war. dafür zum Begräbnisplatz für die Fremden Hier ist wahrscheinlich besonders an auswärtige Festpilger zu denken, die während ihres Aufenthaltes in Jerusalem starben..
8 Darum heißt der Acker noch heutigentags der Blutacker.
9 So erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: Ich nahm die dreißig Silberlinge, die ich als Lohn empfangen für ihn, auf den einige der Söhne Israels Nämlich die Mitglieder des Hohen Rates. einen Preis gesetzt,
10 und gab sie für den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte Diese Stelle, in der Matthäus den Verräter Judas redend einführt, findet sich nicht in diesem Wortlaut bei Jeremia; sondern sie erinnert zunächst an Sach. 11,12-13, lehnt sich aber jedenfalls an Jer. 18,2ff.; 32,6-9. Ich lese in V.10 [edooka], nicht [edookan]..
11 Jesus wurde nun vor den Statthalter geführt. Der fragte ihn: "Bist du der Juden König?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du sagst es." Damit bejaht Jesus die an ihn gerichtete Frage wie 26,64.."
12 Doch auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten erwiderte er nichts.
13 Da sprach Pilatus zu ihm: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?"
14 Aber er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß es den Statthalter sehr wunder nahm.
15 Nun pflegte der Statthalter an jedem Passahfest dem Volk nach dessen freier Wahl einen Gefangenen loszugeben Wohl zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten..
16 Man hatte damals aber einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Barabbas D.h. Sohn des Vaters, ein auch sonst vorkommender Beiname..
17 Als sich nun viele aus dem Volk angesammelt hatten, fragte sie Pilatus: "Wen soll ich euch losgeben: Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt In alten Handschriften des zweiten Jahrhunderts führt hier auch Barabbas den bei den Juden nicht seltenen Namen Jesus (Jesus Barabbas).?"
18 Er wußte nämlich, daß sie ihn nur aus Neid überantwortet hatten.
19 Während er auf dem Richterstuhl Der vor seinem Palast unter freiem Himmel stand. saß, ließ seine Frau Die Sage nennt sie Klaudia Prokula. ihm sagen: "Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten Tue ihm nichts zuleide.; denn ich habe heute nacht einen unheilvollen Traum über ihn gehabt Sie fürchtet, ihr Mann könne sich durch die Verurteilung eines Gerechten die göttliche Rache zuziehen. Diese Heidin hatte wohl mehr von Jesus und seiner Wirksamkeit gehört.."
20 Die Hohenpriester und die Ältesten hatten indes das Volk dazu beredet, Barabbas sich loszubitten und Jesu Tod zu fordern.
21 Als nun der Statthalter sie von neuem fragte: "Wen von diesen beiden soll ich euch losgeben?", da riefen sie: "Barabbas!"
22 Pilatus sprach zu ihnen: "Was soll ich denn mit Jesus machen, den man den Messias nennt?" Sie riefen alle: "Ans Kreuz mit ihm!"
23 Da fragte der Statthalter: "Was hat er denn verbrochen?" Sie aber schrien nur noch lauter: "Ans Kreuz mit ihm!"
24 Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, sondern daß der Lärm immer ärger wurde, da ließ er Wasser bringen, wusch sich vor aller Augen die Hände Um nach einer bekannten jüdischen Sitte damit seine Unschuld an Jesu Tod zu erklären: 5. Mos. 21,6f. und sprach: "Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten! Seht ihr zu Wie ihr es verantworten könnt.!"
25 Da rief das ganze Volk: "Sein Blut komme auf uns und auf unsere Kinder!"
26 Da gab er ihnen Barabbas los. Jesus aber ließ er geißeln Nach römischer Sitte ging die Geißelung der Kreuzigung voraus. Die Römer verhängten den Kreuzestod als "Sklaventod" über Unfreie und Nichtbürger. und übergab ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung.
27 Nun führten die Soldaten des Statthalters Jesus in das Innere des Palastes Die römischen Statthalter, deren Wohnsitz in Cäsarea am Meer war, wohnten bei ihrem Aufenthalt in Jerusalem in dem früheren Palast des Königs Herodes d. Gr. und sammelten die ganze Schar Wörtlich: "die ganze Kohorte". Die römische Kohorte, der zehnte Teil der Legion, hatte etwa 600 Mann. Natürlich kann sich nur ein kleiner Teil dieser Abteilung in dem Palast befunden haben, so daß der Ausdruck ganz allgemein von einer Schar Soldaten gebraucht wird. ihrer Genossen, um ihren Spott mit ihm zu treiben Wörtlich: "sie sammelten die ganze Schar gegen ihn"..
28 Sie entkleideten ihn, legten ihm einen scharlachroten Soldatenmantel um Der sein Königsmantel sein sollte.,
29 flochten aus Dornen eine Krone Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.263ff. und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm einen Rohrstab Als Königszepter. in seine rechte Hand. Dann beugten sie die Knie vor ihm und riefen höhnisch: "Heil dir, Judenkönig!"
30 Dabei spien sie ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihn damit aufs Haupt.
31 Als sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den Soldatenmantel aus, legten ihm seine eigenen Kleider wieder an und führten ihn ab zur Kreuzigung.
32 Als sie die Stadt verließen Die Hinrichtungen geschahen außerhalb der Stadt (1. Kön. 21,13; Apg. 7,58)., trafen sie einen Mann aus Kyrene Kyrene mit einer zahlreichen jüdischen Bevölkerung war eine große und blühende Stadt Libyens in Nordafrika., namens Simon. Den zwangen sie, Jesu Kreuz zu tragen.
33 So kamen sie zu einem Platz, namens Golgatha, das heißt Schädelstätte Der Hügel hatte seinen Namen wahrscheinlich von seiner schädelförmigen Gestalt..
34 Dort gaben sie Die römischen Soldaten, die Jesus kreuzigen sollten. ihm betäubenden Wein zu trinken Mit einem betäubenden Gift gemischter Wein (an unserer Stelle wörtlich: "Wein mit Galle", d.h. hier jedenfalls mit Gift von bitterem Geschmack gemischt) wurde nach jüdischer und heidnischer Sitte den Hinzurichtenden angeboten, um sie für die Schmerzen abzustumpfen.. Doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken Er wollte alle Schmerzen mit vollem Bewußtsein leiden..
35 Nach seiner Kreuzigung verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen Nach einem römischen Gesetz fielen die Kleider der Hingerichteten den Vollstreckern des Urteils zu. - Hinter "das Los darüber warfen" lassen einige Handschriften die Worte folgen: "damit der Ausspruch des Propheten in Erfüllung gehe: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen" (Ps. 22,19). Aber nach den besten Zeugen sind diese Worte nicht ursprünglich; sie sind hier jedenfalls aus Joh. 19,24 eingefügt worden..
36 Dann setzten sie sich dort nieder und hielten bei ihm Wache Die Gekreuzigten wurden bewacht..
37 Über seinem Haupt aber war eine Inschrift angebracht mit der Angabe seiner Schuld Auch dies pflegte sonst bei Kreuzigungen zu geschehen., die lautete: Dies ist Jesus, der Juden König.
38 Auch wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken.
39 Die Vorübergehenden aber schmähten ihn: sie schüttelten den Kopf Ps. 22,8; 109,25.
40 und sprachen: "Du wolltest ja den Tempel niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen. Nun hilf dir selbst! Bist du Gottes Sohn, so steige vom Kreuz herab!"
41 Auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und den Ältesten spotteten und sagten:
42 "Anderen hat er geholfen, und sich selbst kann er nun nicht helfen! Er will ja der König Israels sein! Nun gut, so mag er jetzt vom Kreuz heruntersteigen! Dann wollen wir an ihn glauben.
43 Er hat auf Gott vertraut; der mag ihn nun retten, wenn's ihm gefällt Ps. 22,9; Weish. Sal. 2,13.17-20.. Er hat ja gesagt: ich bin Gottes Sohn."
44 Ebenso beschimpften ihn die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
45 Von der sechsten Stunde aber bis zur neunten Von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags. bedeckte Finsternis die ganze Gegend D.h. Jerusalem und seine Umgebung: dies scheint der Sinn des griechischen Ausdrucks zu sein..
46 Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachthani!" Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen Ps. 22,2.?
47 Als dies einige der Umstehenden hörten, sprachen sie: "Der ruft Elia Dies ist eine spöttische Verdrehung der Worte Jesu.."
48 Sofort lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf einen Rohrstab und wollte ihm zu trinken geben.
49 Da sprachen die anderen: "Laß doch Gib ihm nicht zu trinken!! Wir wollen sehen, ob Elia wirklich kommt und ihm hilft Dies ist offenbar Spott gegenüber der mitleidigen Tat dessen, der Jesus zu trinken geben will. Denn Jesu Angstruf schien ihm von quälendem Durst, der gewöhnlichen furchtbaren Plage der Gekreuzigten, zu zeugen.."
50 Jesus aber schrie nochmals laut und gab den Geist auf.
51 In diesem Augenblick zerriß der Tempelvorhang Durch einen Vorhang wurde das Heilige von dem Allerheiligsten getrennt. Außerdem gab es aber damals im Tempel noch einen anderen prächtigen Vorhang: der hing vor der Eingangspforte, die aus der Vorhalle in das Heilige führte. Nun hat aber nach jüdischen Berichten gerade an dieser Eingangspforte während des Passahfestes um das Jahr 30 (oder 29) n. Chr. zur Zeit des Abendopfers ein wunderbarer Vorgang stattgefunden, der von den Schriftgelehrten als ein Vorzeichen von der Zerstörung des Tempels betrachtet wurde. Ebenso haben auch die alten Kirchenväter des Zerreißen des Vorhangs im Augenblick des Todes Jesu auf den Untergang des Tempels gedeutet (vgl. Th. Zahn: Das Evangelium des Matthäus, S.706f.). von oben bis unten in zwei Stücke.
52 Die Erde erbebte. Die Felsen zerbarsten. Die Gräber Die Felsengräber in der Nähe von Jerusalem. öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen Viele Gerechte der Vorzeit, die dort begraben lagen. wurden auferweckt;
53 die gingen aus ihren Gräbern hervor, kamen nach seiner Auferstehung in die heilige Stadt Jerusalem. und erschienen vielen.
54 Als aber der Hauptmann und seine Leute, die bei Jesus Wache hielten, das Erdbeben und, was sich sonst noch zutrug, sahen, da wurden sie von großer Furcht erfüllt und sprachen: "Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen Sie hatten wohl gehört, daß Jesus wegen dieses Bekenntnisses angeklagt und gekreuzigt worden war.!"
55 Es waren dort auch viele Frauen, die von fern zusahen: sie hatten Jesus von Galiläa her begleitet und ihm gedient.
56 Unter ihnen waren auch Maria aus Magdala Einer Ortschaft am Westufer des Sees Genezaret., Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
57 Am Abend kam ein reicher Mann, aus Arimathäa D.i. wohl Rama (Ramathaim) in Efraim, Samuels Geburtsort (1. Sam. 1,19), später als Stadt Judäas bezeichnet (1. Makk. 11,34; Luk. 23,51). gebürtig, mit Namen Josef, der auch eine Jünger Jesu geworden war Wohin Josef, der jedenfalls in Jerusalem seinen Wohnsitz hatte, kam, wird nicht gesagt. Er kam wohl nach Golgatha und begab sich von da zu Pilatus..
58 Der ging zu Pilatus und bat ihn um Jesu Leichnam. Da befahl Pilatus, man solle ihm den Leichnam überlassen.
59 Nun nahm Josef den Leichnam, ließ ihn in reine Leinwand wickeln
60 und in ein noch unbenutztes Grab legen, da er für sich in einen Felsen hatte hauen lassen. Dann ließ er einen großen Stein vor die Grabesöffnung wälzen und entfernte sich Vgl. über Christi Grab G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, XXI, Golgatha und das Grab..
61 Maria aus Magdala aber und die andere Maria blieben dort und setzten sich dem Grab gegenüber.
62 Am nächsten Tag, am Tag nach dem Freitag D.h. also am Sabbat; wörtlich: "am Tag nach der Vorbereitung" auf den Sabbat., kamen die Hohenpriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus
63 und sprachen: "Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten gesagt hat: 'Nach drei Tagen werde ich auferstehen.'
64 Laß nun das Grab bis zum dritten Tag streng bewachen, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen und dann zum Volk sagen: 'Er ist von den Toten auferstanden.' Dann wäre der letzte Betrug noch schlimmer als der erste Als den ersten Betrug sehen sie wohl Jesu Erklärung an, daß er der verheißene Messias sei. Es scheint, sie wollen Pilatus glauben machen, es drohe dem Staate eine Gefahr, wenn Jesu Jünger seine Auferstehung verkündigten.."
65 Pilatus sprach zu ihnen: "Ihr sollt eine Wache haben. Geht hin und verwahrt das Grab, so gut ihr könnt."
66 Da gingen sie hin und sicherten das Grab: sie versiegelten den Stein Etwa so, daß sie Fäden über den Stein zogen, die dann an den Enden mit Siegelerde am Grab angesiegelt wurden. und stellten die Wache aus.