1 Ich, Judas, ein Knecht Jesu Christi und ein Bruder des Jakobus (Mt 13,55), sende meinen Gruß den Berufenen, die in Gott, dem Vater, geliebt und für Jesus Christus bewahrt sind.
2 Barmherzigkeit, Friede und Liebe mögen euch immer reichlicher zuteil werden!
3 Geliebte! Da es mein Herzenswunsch ist, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, fühle ich mich gedrungen, in meiner Zuschrift die Mahnung an euch zu richten, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal übergeben worden ist.
4 Es haben sich nämlich gewisse Leute nebenbei (= heimlich) eingeschlichen, die schon längst für folgendes Verdammungsurteil aufgeschrieben sind: »Gottlose Leute, welche die Gnade unsers Gottes zur Ausschweifung verkehren (oder: zu einem zügellosen Leben mißbrauchen) und unsern alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.«
5 Ich will euch aber daran erinnern – die betreffenden Tatsachen sind euch allerdings sämtlich schon bekannt –, daß der Herr (zuerst) zwar das Volk Israel aus dem Lande Ägypten gerettet, beim zweiten Mal aber die, welche nicht glaubten, vernichtet hat;
6 daß er ferner die Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Wohnstätte verlassen hatten, für den großen Gerichtstag mit ewigen Fesseln in der Finsternis drunten verwahrt hat (2.Petr 2,4-9).
7 Wie Sodom und Gomorrha nebst den umliegenden Städten, die in gleicher Weise wie diese in Unzucht gelebt und (Wesen von) andersartigem Fleisch nachgestellt haben (vgl. 1.Mose 6,1-2; 19,4-8), stehen sie als warnendes Beispiel da, indem sie die Strafe ewigen Feuers zu erleiden haben.
8 Trotzdem beflecken sich auch diese Leute in ihren Träumereien fleischlich in gleicher Weise, erkennen keine Herrschermacht an und lästern Herrlichkeiten (d.h. Engelmächte; vgl. 2.Petr 2,10).
9 Dagegen hat der Erzengel Michael, als er mit dem Teufel um den Leichnam Moses stritt und einen Wortwechsel mit ihm führte, kein lästerndes Urteil über ihn auszusprechen gewagt, sondern (nur) gesagt: »Der Herr wolle dich zur Ruhe verweisen!« (Sach 3,2)
10 Diese Leute dagegen schmähen, was sie gar nicht kennen; worauf sie sich aber nach ihrer natürlichen Veranlagung wie die vernunftlosen Tiere verstehen, darin (oder: dadurch) richten sie sich zugrunde.
11 Wehe ihnen! Sie sind auf dem Wege Kains (1.Mose 4,8) gegangen, haben sich aus Gewinnsucht in die Verirrung Bileams (2.Petr 2,15) verstricken lassen und sich durch ihre Auflehnung wie einst Korah ins Verderben gestürzt.
12 Dies sind die Leute, die bei euren Liebesmahlen als Schmutzflecken ohne Scheu mitschmausen und es sich dabei wohl sein lassen; regenlose Wolken sind sie, die von Winden vorübergetrieben werden, spätherbstlich kahle, fruchtlose, zweimal abgestorbene, entwurzelte Bäume,
13 wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen (oder: aufschäumen lassen), Irrsterne, denen die dunkelste Finsternis in (alle) Ewigkeit aufbewahrt ist.
14 Nun, auch diesen Leuten gilt die Weissagung, die Henoch, der siebte Nachkomme Adams, ausgesprochen hat mit den Worten: »Siehe, gekommen ist der Herr inmitten seiner heiligen Zehntausende,
15 um Gericht über alle zu halten und um alle Gottlosen zu bestrafen wegen aller ihrer gottlosen Taten, mit denen sie gefrevelt haben, und wegen aller frechen Reden, die sie als gottlose Sünder gegen ihn geführt haben.«
16 Dies sind die mißvergnügten Leute, die über ihr Geschick stets murren, obwohl sie nach ihren Lüsten wandeln, Leute, deren Mund hochfahrende Reden führt, während sie da, wo es ihren Vorteil gilt, hochstehenden Personen huldigen (= ins Gesicht schmeicheln).
17 Ihr aber, Geliebte, bleibet der Worte eingedenk, welche die Apostel unsers Herrn Jesus Christus vormals geredet haben;
18 sie haben euch (immer wieder) verkündet: »In der Endzeit werden Spötter auftreten, die nach ihren der Gottlosigkeit zugewandten Lüsten wandeln.«
19 Dies sind die Leute, welche Spaltungen (oder: Parteiungen) hervorrufen, seelische (= bloße Sinnen-) Menschen, die den (heiligen) Geist nicht haben.
20 Ihr aber, Geliebte, erbauet euch auf eurem hochheiligen Glaubensgrunde, betet im heiligen Geiste
21 und bewahret euch dadurch in der Liebe Gottes, voll zuversichtlichen Wartens auf die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesus Christus, (die euch) zum ewigen Leben (führen wird)!
22 Und mit den einen, die sich in Zweifeln befinden, habt Mitleid:
23 reißt sie aus dem Feuer heraus und rettet sie so! Mit den anderen dagegen habt Mitleid in Furcht, indem ihr sogar das Kleid (an ihnen) verabscheut, das vom Fleisch her beschmutzt ist!
24 Dem aber, der euch vor allem Straucheln (oder: Wanken) zu bewahren und euch unsträflich mit Frohlocken vor das Angesicht seiner Herrlichkeit hinzustellen vermag,
25 ihm, dem alleinigen Gott, der durch unsern Herrn Jesus Christus unser Retter (oder: Heiland) ist – ihm gebührt Herrlichkeit (oder: Ehre) und Erhabenheit (oder: Majestät), Macht und Gewalt (wie) vor aller Weltzeit, (so) auch jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.
1 Judas, Jesu Christi Knecht und des Jakobus Bruder, begrüßt die (zum Heil) Berufenen, die mit Gott dem Vater in Liebe vereint und für Jesus Christus auserwählt sind.
2 Barmherzigkeit, Friede und Liebe werde euch reichlich zuteil!
3 Geliebte, während ich gerade mit allem Fleiß dabei bin, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben Judas war gerade beschäftigt mit der Abfassung eines umfassenden Sendschreibens, das jedoch nicht auf uns gekommen ist, als er sich genötigt sah, zunächst diesen kurzen Brief zu schreiben, um uns unbekannte judenchristliche Gemeinden vor gefährlichen Irrlehrern zu warnen, die in ihrer Mitte aufgetreten waren., sehe ich mich genötigt, euch (zunächst) in diesem Brief zu ermahnen, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen Der ganzen Christenheit. ein für allemal überliefert worden ist.
4 Denn es haben sich gewisse Leute heimlich (bei euch) eingeschlichen, die schon früher geschildert sind als solche, die unter dieses Urteil fallen: "Ruchlos sind sie; sie mißbrauchen die Gnade unseres Gottes Nämlich: die Freiheit vom mosaischen Gesetz., um ein Lasterleben zu führen, und verleugnen Durch ihr Sündenleben. unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus Hier weist Judas hin auf 2. Petr. 2,1-3,4.."
5 Ich möchte euch nun daran erinnern, wenn euch das alles auch schon bekannt ist, daß der Herr, der zum zweiten Mal ein Volk aus Ägyptenland errettet hat, über die Ungläubigen Verderben kommen ließ Bei dieser Übersetzung ist die erste Errettung aus Ägypten die Befreiung aus dem geistlichen Ägypten durch Christus. Die ungläubigen Juden, die diese Erlösung nicht angenommen haben, sind dem Verderben anheimgefallen bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr..
6 Auch gewisse Engel, die ihre Herrscherstellung nicht behauptet, sondern die ihnen zugewiesene Wohnung Den Himmel. verlassen haben Um den Töchtern der Menschen nachzugehen (1. Mos. 6,2.4. "Kinder" oder "Söhne Gottes" werden im Alten Testament die Engel genannt, siehe Anm. 11 zu Hebr. 1. Vgl. auch 2. Petr. 2,4). In dem etwa 100 v.Chr. entstandenen Buch Henoch, das zur Zeit des Judas bei den Juden und Christen in hohem Ansehen stand, wird erzählt, daß Engel den hohen Himmel und die heilige, ewige Wohnstätte verlassen und mit Weibern Unzucht getrieben haben; es heißt dort auch von einem dieser gefallenen Engel: "Binde Asasel und lege ihn in die Finsternis!", verwahrt er in der Finsternis Der Unterwelt., wo sie mit ewigen Ketten gebunden sind, für das Gericht des großen Tages.
7 Ebenso stehen uns Sodom und Gomorra mit ihren Nachbarstädten Adama und Zeboim (1. Mos. 14,2; 5. Mos. 29,22; 2. Petr. 2,6.10)., die ähnlich wie die eben erwähnten Engel Unzucht getrieben haben und anderem Fleisch nachgegangen sind Vgl. 2. Mos. 22,18; 3. Mos. 18,23; 5. Mos. 27,21., als warnendes Beispiel vor Augen: sie leiden das Strafgericht eines ewigen Feuers.
8 Trotzdem beflecken auch diese Träumer Die Irrlehrer (V.4). in ähnlicher Weise ihren Leib Durch Unzucht.. Sie wollen von einer Oberhoheit nichts wissen und (voll Hohn und Spott) lästern sie überirdische Mächte Vgl. die Bemerkungen zu 2. Petr. 2,10f..
9 Nun hat nicht einmal der Erzengel Michael, als er mit dem Teufel über Moses Leichnam in Streit und Wortwechsel geriet, ein lästerndes Urteil über ihn Den Teufel. auszusprechen gewagt; sondern er sagte nur: "Der Herr strafe dich!" Nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Origenes bezieht sich Judas hier auf eine Stelle aus der "Himmelfahrt Moses", einer damals vielgelesenen, vielleicht unter dem Kaiser Klaudius (41-54) griechisch verfaßten Schrift. - Nach einer rabbinischen Meinung überließ Gott dem Michael, dem Schutzengel Israels (Dan. 10,13.21), das Begräbnis Moses. Der Satan erklärte jedoch Mose eines ehrenvollen Begräbnisses für unwürdig, weil er den Ägypter getötet habe (2. Mos. 2,12).
10 Diese Leute Die Irrlehrer. aber lästern das, was sie gar nicht kennen Nämlich: die bösen Engelmächte, die sie voll Hohn und Spott für ungefährlich erklären.. Sie folgen den sinnlichen Trieben wie die unvernünftigen Tiere, und damit richten sie sich zugrunde Ein Hinweis auf das Lasterleben der Irrlehrer (vgl. 2. Petr. 2,12)..
11 Weh ihnen Das einzige Wehe in den neutestamentlichen Briefen.! Sie sind auf dem Weg Kains gewandelt Dies bedeutet vielleicht, daß sie wie der Brudermörder Kain mit Haß erfüllt sind gegen alle, die die Wahrheit verkündigen.; aus Gewinnsucht haben sie sich in die Verführung Bileams gestürzt Wie Bileam, so verführen auch die Irrlehrer zur Unzucht (vgl. 4. Mos. 22,7; 31,16; 2. Petr. 2,15; Offb. 2,14) und lassen sich für ihre schändlichen Lehren noch Geld zahlen., und sie sind in ihrer Empörung umgekommen wie Korah Wie sich Korah und seine Rotte gegen Mose und Aaron empörten (4. Mos. 16), so empören sich die Irrlehrer gegen die Vorsteher der Gemeinden. - Wenn in V.11 die Zeitwörter in der Vergangenheit stehen, so läßt sich dies wohl am einfachsten in der Weise erklären, daß Judas die Laufbahn der Irrlehrer schon als vollendet betrachtet und ihr schließliches Schicksal voraussieht..
12 Diese Menschen schmausen als Schandflecke schamlos mit bei euern Liebesmahlen und mästen sich Während sie die Armen leer ausgehen lassen (vgl. 1. Kor. 11,21; 2. Petr. 2,13).. Sie sind Wolken ohne Wasser Sie verheißen Regen (d.h. erfrischende Belehrung), geben ihn aber nicht., die von den Winden hinweggetrieben werden. Sie gleichen Bäumen im Spätherbst, an denen man keine Frucht mehr findet. Ja sie sind zweimal erstorben Sie sind einmal aus dem Tod in das Leben gekommen, dann aber wieder in den Todeszustand zurückgesunken. und mit der Wurzel ausgerissen.
13 Wilde Meereswogen sind sie, die ihre eigene Schande ausschäumen Und andere damit bespritzen (vgl. Jes. 57,20).. Irrsternen gleichen sie: die Dunkelheit der Finsternis erwartet sie auf ewig Vgl. 2. Petr. 2,17..
14 Ihnen gilt, was Henoch, Adams siebenter Nachkomme 1. Mos. 5,18., geweissagt hat: "Der Herr", so spricht er, "ist gekommen Die Tatsache wird schon als vollendet geschaut. mit viel tausend seiner heiligen Engel Vgl. 5. Mos. 33,2; Matth. 25,31.,
15 um über alle Gericht zu halten und alle Gottlosen zu strafen wegen all ihrer ruchlosen Werke, womit sie gefrevelt, und wegen aller Lästerworte, die sie, die gottlosen Sünder, gegen ihn geredet haben Diese Worte stehen im Buch Henoch 1,9 und lauten nach Dillmanns Übersetzung aus dem äthiopischen Text: "Und siehe, er kommt mit Zehntausenden von Heiligen, um Gericht über sie zu halten, und wird die Gottlosen vernichten und rechten mit allem Fleisch über alles, was die Sünder und die Gottlosen gegen ihn getan und begangen haben."."
16 Mit ihrer Stellung unzufrieden, murren diese Leute Das heißt wohl: Sie murren gegen die Gemeindevorsteher, weil sie mit ihrer Stellung in der Gemeinde nicht zufrieden sind, sondern in ihrem Ehrgeiz nach Höherem streben., während sie nach ihren Lüsten wandeln. Ihr Mund führt stolze Reden Dies scheint zu bedeuten: Sie prahlen mit ihren Vorzügen, um die christlichen Gemeinden für sich einzunehmen und sie gegen ihre Vorsteher aufzuwiegeln (vgl. 2. Petr. 2,18)., und dabei kriechen sie vor solchen Leuten, von denen sie Gewinn erhoffen.
17 Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus einst zu euch geredet sind!
18 Sie haben euch gesagt: "In der letzten Zeit werden Spötter auftreten, die nach ihren gottlosen Lüsten wandeln Diese Weissagung findet sich 2. Petr. 3,3. Hieraus ergibt sich: 1) daß Judas später geschrieben hat als Petrus und 2) daß er sich an denselben Leserkreis wendet wie dieser.."
19 Dies sind Leute, die Spaltungen in den Gemeinden anrichten: sie sind seelisch Sie folgen ihren seelischen, sinnlichen Trieben. und haben keinen Geist Der Heilige Geist wohnt nicht in ihnen (vgl. 1. Kor. 2,14)..
20 Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf dem Grund eures allerheiligsten Glaubens und betet in der Kraft des Heiligen Geistes Vgl. Röm. 8,26.!
21 Bleibt dadurch fest in Gottes Liebe Hier ist wohl die Liebe Gottes zu seinen Kindern gemeint. und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus, die euch zum ewigen Leben führen wird Das wird geschehen bei der Wiederkunft Christi (Tit. 2,13).!
22 Mit den Schwankenden D.h. mit denen, die zwischen der Treue gegen die kirchliche Ordnung und dem Abfall noch schwanken. habt Erbarmen Der griechische Wortlaut in V.22 ist sehr unsicher.:
23 rettet sie und reißt sie aus dem Feuer D.h. aus der Gefahr des Verderbens (vgl. Amos 4,11; Sach. 3,2; 1. Kor. 3,15).! Auch den anderen Die "anderen" sind solche, die schon tief oder ganz in den Abfall verstrickt sind. helft in erbarmender Liebe! Doch seid dabei auf der Hut: verabscheut sogar das vom Fleisch befleckte Unterkleid Der Sinn dieser Stelle ist wahrscheinlich: Helft den Abgefallenen, aber laßt euch nicht von ihrer Sünde anstecken; verabscheut und meidet alles, was euch auch nur äußerlich verunreinigen könnte! (Das Unterkleid bedeckte den nackten Körper.)!
24 Dem aber, der euch vor allem Straucheln bewahren und tüchtig machen kann, unsträflich und mit Jauchzen zu erscheinen vor seiner Herrlichkeit Bei Christi Wiederkunft.:
25 ihm, dem alleinigen Gott, der uns errettet durch Jesus Christus, unseren Herrn, gebührt Herrlichkeit und Hoheit, Macht und Gewalt vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.