1 Weil (oder: nachdem) bekanntlich schon viele es unternommen haben, einen Bericht über die Begebenheiten, die sich unter uns erfüllt (= vollzogen) haben, so abzufassen,
2 wie die Männer sie uns überliefert haben, die von Anbeginn an Augenzeugen und (alsdann) Diener des Wortes gewesen sind,
3 habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allen Tatsachen von den Anfängen an sorgfältig nachgegangen bin (= nachgeforscht habe), alles für dich, hochedler Theophilus, in richtiger (oder: sachgemäßer) Reihenfolge aufzuzeichnen,
4 damit du dich von der Zuverlässigkeit der Nachrichten (oder: Lehren), in denen du unterwiesen worden bist, überzeugen kannst.
5 Es lebte zur Zeit des jüdischen Königs Herodes ein Priester namens Zacharias aus der Priesterabteilung Abia; der hatte eine Frau aus der Zahl der Töchter (= der weiblichen Nachkommen) Aarons, die Elisabeth hieß.
6 Sie waren beide gerecht (= rechtschaffen) vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn ohne Tadel.
7 Sie hatten jedoch kein Kind, weil der Elisabeth Mutterfreuden versagt waren, und beide standen schon in vorgerücktem Alter.
8 Da begab es sich einst, als er nach der Ordnung seiner Abteilung den Priesterdienst vor Gott zu verrichten hatte,
9 daß er nach dem Brauch der Priesterschaft durch das Los dazu bestimmt wurde, in den Tempel des Herrn zu gehen und dort das Rauchopfer darzubringen (2.Mose 30,7; 1.Chr 24,19),
10 während die ganze Volksmenge draußen zur Stunde des Rauchopfers dem Gebet oblag.
11 Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars.
12 Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn;
13 der Engel aber sagte zu ihm: »Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet hat Erhörung gefunden, und deine Frau Elisabeth wird dir Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen Johannes geben sollst.
14 Du wirst Freude und Jubel (= Wonne) darüber empfinden, und viele werden sich über seine Geburt freuen,
15 denn er wird groß vor dem Herrn sein; Wein und (andere) berauschende Getränke wird er nicht genießen (Ri 13,4-5; 1.Sam 1,11), und mit heiligem Geist wird er schon von Geburt an erfüllt werden.
16 Viele von den Söhnen Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen;
17 und er ist es, der vor ihm (d.h. dem Herrn) einhergehen wird im Geist und in der Kraft des Elia, um die Herzen der Väter den Kindern wieder zuzuwenden (Mal 3,1.23-24) und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten (zu führen), um dem Herrn ein wohlbereitetes Volk zu schaffen.«
18 Da sagte Zacharias zu dem Engel: »Wie soll ich das für möglich halten? Ich selbst bin ja ein alter Mann, und meine Frau ist auch schon betagt.« (1.Mose 15,8; 18,11)
19 Da antwortete ihm der Engel: »Ich bin Gabriel, der (als Diener) vor Gottes Angesicht steht, und bin gesandt, um zu dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu verkündigen.
20 Doch nun vernimm: Du wirst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tage, an dem diese meine Verheißung sich erfüllt, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden.«
21 Das Volk wartete unterdessen auf Zacharias und wunderte sich darüber, daß er so lange im Tempel verweilte.
22 Als er endlich heraustrat, konnte er nicht zu ihnen reden; da merkten sie, daß er eine Erscheinung im Tempel gesehen hatte; und er seinerseits suchte sich ihnen durch Kopfnicken (oder: Winke) verständlich zu machen, blieb aber stumm.
23 Als dann die (sieben) Tage seines Priesterdienstes zu Ende waren, kehrte er heim in sein Haus.
24 Nach diesen Tagen aber wurde seine Frau Elisabeth guter Hoffnung; sie hielt sich fünf Monate lang in tiefer Zurückgezogenheit und dachte:
25 »So hat der Herr an mir getan in der Zeit, die er dazu ersehen hat, meine Schmach bei den Menschen von mir hinwegzunehmen.« (1.Mose 30,23)
26 Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott nach Galiläa in eine Stadt namens Nazareth gesandt
27 zu einer Jungfrau, die mit einem Manne namens Joseph aus dem Hause Davids verlobt war; die Jungfrau hieß Maria.
28 Als nun der Engel bei ihr eintrat, sagte er: »Sei gegrüßt, du Begnadete: der Herr ist mit dir!«
29 Sie wurde über diese Anrede bestürzt und überlegte (= konnte sich nicht erklären), was dieser Gruß zu bedeuten habe.
30 Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden!
31 Wisse wohl: du wirst guter Hoffnung werden und Mutter eines Sohnes, dem du den Namen Jesus (vgl. Mt 1,21) geben sollst.
32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,
33 und er wird als König über das Haus Jakobs in alle Ewigkeit herrschen, und sein Königtum wird kein Ende haben.« (Jes 9,7; 2.Sam 7,12-13)
34 Da sagte Maria zu dem Engel: »Wie soll das möglich sein? Ich weiß doch von keinem Manne.«
35 Da gab der Engel ihr zur Antwort: »Heiliger Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten dich überschatten; daher wird auch das Heilige, das (von dir) geboren werden soll, Gottes Sohn genannt werden.
36 Und nun vernimm: Elisabeth, deine Verwandte, ist ebenfalls trotz ihres hohen Alters mit einem Sohn gesegnet und steht jetzt schon im sechsten Monat, sie, die man unfruchtbar nennt;
37 denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.« (1.Mose 18,14)
38 Da sagte Maria: »Siehe, ich bin des Herrn Magd: mir geschehe nach deinem Wort!« Damit schied der Engel von ihr.
39 Maria aber machte sich in jenen Tagen auf und wanderte eilends in das Bergland nach einer Stadt (im Stamme) Juda;
40 dort trat sie in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.
41 Da begab es sich, als Elisabeth den Gruß der Maria vernahm, da bewegte sich das Kind lebhaft in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt
42 und brach mit lauter Stimme in die Worte aus: »Gesegnet (oder: gepriesen) bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!
43 Doch woher wird mir die Ehre (oder: das Glück) zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 Denn wisse: als der Klang deines Grußes mir ins Ohr drang, bewegte sich das Kind vor Freude lebhaft in meinem Leibe.
45 O selig die, welche geglaubt hat, denn die Verheißung, die der Herr ihr gegeben hat, wird in Erfüllung gehen!«
46 Darauf sprach Maria (vgl. 1.Sam 2,1-10):»Meine Seele erhebt den Herrn,
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter (oder: Heiland; Hab 3,18),
48 weil er die Niedrigkeit seiner Magd angesehen hat! (1.Sam 1,11)Denn siehe: von nun an werden alle Geschlechter mich selig preisen,
49 weil der Allmächtige Großes an mir getan hat (5.Mose 10,21).Ja, heilig ist sein Name (Ps 111,9),
50 und sein Erbarmen wird von Geschlecht zu Geschlechtdenen zuteil, die ihn fürchten (Ps 103,17).
51 Er wirkt seine Kraft aus mit seinem Arm,er zerstreut, die da hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn (Ps 89,11)
52 er stürzt Machthaber von den Thronenund erhöht Niedrige (Ps 147,6; Hiob 5,11);
53 Hungrige sättigt er mit Güternund läßt Reiche leer ausgehen (Ps 107,9; 34,11; 1.Sam 2,5.7-8).
54 Er hat sich Israels angenommen, seines Knechts,um der Barmherzigkeit zu gedenken (Jes 41,8; Ps 98,3),
55 wie er es unsern Vätern verheißen hat,dem Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.« (Mi 7,20; 1.Mose 17,7)
56 Maria blieb dann etwa drei Monate bei Elisabeth und kehrte hierauf in ihr Haus zurück.
57 Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft, und sie wurde Mutter eines Sohnes.
58 Als nun ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr ihr so große Barmherzigkeit erwiesen hatte, freuten sie sich mit ihr.
59 Am achten Tage kamen sie zur Beschneidung des Knäbleins und wollten es mit dem Namen seines Vaters Zacharias benennen;
60 doch seine Mutter sagte abwehrend: »Nein, er soll Johannes heißen!«
61 Sie entgegneten ihr: »In deiner Verwandtschaft gibt es doch keinen, der diesen Namen führt.«
62 Sie winkten nun seinem Vater die Frage zu, wie er ihn benannt haben wolle.
63 Der forderte ein Täfelchen und schrieb die Worte darauf: »Johannes ist sein Name!«, und alle verwunderten sich darüber.
64 In demselben Augenblick aber wurde ihm der Mund aufgetan, und das Band seiner Zunge (löste sich): er konnte wieder reden und pries Gott.
65 Da kam Furcht über alle, die in ihrer Nachbarschaft wohnten, und im ganzen Bergland von Judäa wurden alle diese Begebenheiten viel besprochen,
66 und alle, die von ihnen hörten, nahmen sie sich zu Herzen und sagten (oder: dachten): »Was wird wohl aus diesem Kinde werden?« Denn auch die Hand des Herrn war mit ihm.
67 Und sein Vater Zacharias wurde mit heiligem Geist erfüllt und sprach die prophetischen Worte aus:
68 »Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! (Ps 41,14; 72,18),Denn er hat sein Volk gnädig angesehen und ihm eine Erlösung geschaffen (Ps 111,4)
69 und hat uns ein Horn des Heils aufgerichtetim Hause Davids, seines Knechtes (Ps 132,17; 1.Sam 2,10).
70 So hat er es durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her verheißen:
71 retten will er uns von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen (Ps 106,10),
72 um unsern Vätern Barmherzigkeit zu erweisen (Mi 7,20)und seines heiligen Bundes zu gedenken (Ps 105,8-9; 106,45; 1.Mose 17,7),
73 des Eides, den er unserm Vater Abraham geschworen hat (1.Mose 22,16-17; Jer 11,5),er wolle uns erretten aus der Hand unserer Feinde
74 und uns verleihen, daß wir ihm furchtlos dienen
75 in Heiligkeit und Gerechtigkeitvor seinen Augen alle Tage unsers Lebens.
76 Aber auch du, Knäblein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden;denn du wirst vor dem Herrn einhergehen, ihm die Wege zu bereiten (Mal 3,1),
77 um seinem Volke die Erkenntnis des Heils zu verschaffen,die ihnen durch Vergebung ihrer Sünden zuteil werden wird (Jer 31,34).
78 So will es das herzliche Erbarmen unsers Gottes,mit dem uns der Aufgang aus der Höhe erschienen ist (Jes 60,1-2; Mal 3,20),
79 um denen Licht zu spenden, die in Finsternis und Todesschatten sitzen (Jes 9,2),und unsere Füße (= Schritte) auf den Weg des Friedens zu leiten.« –
80 Das Knäblein aber wuchs heran und wurde stark am Geist und hielt sich in der Einöde auf bis zum Tage seines öffentlichen Auftretens vor Israel.
1 Schon viele haben versucht, einen Bericht über die bei uns als sicher geltenden Begebenheiten
2 nach der Erzählung der ursprünglichen Augenzeugen und Diener des Wortes abzufassen.
3 So habe auch ich mich entschlossen, allen diesen Begebenheiten bis zu ihren Ausgangspunkten mit Sorgfalt nachzugehen und sie für dich, hochedler Theophilus, zusammenhängend aufzuzeichnen,
4 damit du deutlich einsiehst, daß alles, was du durch mündliche Belehrung vernommen hast, in jeder Hinsicht wahr und zuverlässig ist.
5 Zur Zeit des jüdischen Königs Herodes 37-4 v.Chr. lebte ein Priester, mit Namen Zacharias Zacharias, hebräisch Sacharja, bedeutet: dessen Jahwe gedacht hat.. Er gehörte zu der Ordnung Abias Die jüdische Priesterschaft war in 24 Abteilungen oder Dienstordnungen eingeteilt, deren Namen 1. Chron. 24,7-18 aufgezählt werden; Abia steht hier an achter Stelle. Unter diesen 24 Abteilungen wechselte, von den drei hohen Festen abgesehen, der tägliche Dienst im Tempel wöchentlich, so daß jede Abteilung durchschnittlich zweimal jährlich eine Woche lang Dienst hatte. Die meisten Priester wohnten in Städten und Dörfern im Land zerstreut und kamen nur während der Zeit ihres Dienstes nach Jerusalem. Nur die vornehmen Priester, die den jüdischen Adel bildeten, wohnten in der Hauptstadt; zu ihnen gehörten außer dem jeweiligen Hohenpriester und seinen Amtsvorgängern diejenigen Priesterfamilien, aus denen Hohepriester gewählt worden waren, und außerdem die Priester der Ordnung Jojarib, der ersten unter den 24 (1. Chron. 24,7). und hatte eine Frau aus der Zahl der Töchter Aarons Sie war also auch aus priesterlichem Geschlecht., die hieß Elisabet D.h. deren Eid Gott ist, oder: die bei Gott schwört..
6 Beide waren rechtschaffen vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn ohne Tadel.
7 Sie waren aber kinderlos, denn Elisabet war unfruchtbar; und beide standen schon in vorgerücktem Alter So daß sie keine Hoffnung mehr auf Leibeserben hatten..
8 Als Zacharias nun einst mit seiner Ordnung Der Ordnung oder Abteilung Abia. wieder an der Reihe war und vor Gott diente,
9 da fiel ihm eines Tages - wie bei den Priestern Sitte war Die Dienstpflichten der einzelnen Priester wurden täglich durch das Los verteilt. - durchs Los der Auftrag zu, das Räucherwerk anzuzünden 2. Mos. 30,7.. So trat er in des Herrn Tempel ein In das sogenannte Heilige, wo der Räucheraltar stand.,
10 während die ganze Menge des Volkes Das an dem Gottesdienst teilnahm. zur Stunde des Räucheropfers Hier ist wahrscheinlich die Zeit des Abendopfers gemeint: nachmittags um und nach 3 Uhr (Apg. 3,1). draußen Außerhalb des Heiligen in den Vorhöfen der Israeliten und der Weiber. betete.
11 Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite des Räucheraltars Außer dem Räucheraltar standen im Heiligen noch der Schaubrottisch und der Leuchter..
12 Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn.
13 Aber der Engel sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet Um einen Leibeserben. ist erhört worden: deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn schenken, dem sollst du den Namen Johannes D.h. Gotthold (wörtlich: Jahwe ist gnädig). geben.
14 Er wird deine Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen.
15 Denn nach des Herrn Urteil wird er bedeutend sein. Wein und berauschende Getränke wird er nie genießen Er wird lebenslang ein Nasiräer sein (4. Mos. 6,3; Richt. 13,4-5; 1. Sam. 1,11)., sondern schon von Geburt an wird er mit Heiligem Geist erfüllt sein.
16 Viele von Israels Söhnen wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren.
17 Ja in Elias Geist und Kraft wird er vor dem Herrn als Herold hergehen Das Kommen des Messiasreiches wird als Einzug Gottes bei seinem Volk gedacht (Jes. 40,1-11; Mal. 3,1-4)., um der alten Väter Sinn Man denke an Abraham, Mose, David. in dem jetzigen Geschlecht zu erwecken und die Ungehorsamen zu der Einsicht der Gerechten zu führen, damit dem Herrn ein Volk bereitet werde, das für sein Kommen gerüstet ist."
18 Zacharias sprach zu dem Engel: "Wie soll ich das für möglich halten Daß ich noch einen Sohn bekommen werde.? Denn ich bin ja ein alter Mann, und meine Frau ist auch schon hochbetagt."
19 Der Engel erwiderte ihm: "Ich bin Gabriel D.h. Mann oder Held Gottes. Wie im Alten, so werden auch im Neuen Testament nur zwei Engel mit Namen genannt: Gabriel und Michael (Dan. 8,16; 9,21; 10,13.21; 12,1. - Luk. 1,19.26; Offb. 12,7; Jud. 9). Tobias 3,25 und öfter kommt dann noch Rafael vor und 4. Esra 4,1. Uriel.; ich stehe immer dienstbereit vor Gott und bin jetzt gesandt, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen.
20 Sieh, bis zu dem Tag, wo dies geschieht, sollst du stumm sein und nicht reden können zur Strafe dafür, daß du meinen Worten nicht geglaubt, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden Der Bericht 1,8-22 findet sich, freilich entstellt, auch in Mohammeds Koran (Sure 3, V.33-36).."
21 Das Volk wartete indes auf Zacharias und war verwundert, daß er so lange im Heiligtum weilte.
22 Als er heraustrat, konnte er kein Wort zu ihnen reden Nach dem Räucheropfer, das nicht lange währte, erteilte der dienende Priester dem im Vorhof versammelten Volk den aaronischen Segen (4. Mos. 6,23-26); er sprach dabei den feierlichen Gottesnamen Jahwe aus, nicht den jetzt bei den Juden dafür als Ersatz üblichen Namen Adonai.. Daraus schlossen sie, er habe im Heiligtum eine Erscheinung gehabt. Er selbst gab ihnen das auch durch Zeichen zu verstehen und blieb stumm.
23 Als seine Dienstwoche zu Ende war, kehrte er wieder heim.
24 Um diese Zeit ward sein Weib Elisabet guter Hoffnung. Die ersten fünf Monate verließ sie ihre Wohnung nicht Sie wollte sich erst öffentlich zeigen, als sie ihres Zustandes gewiß war.; doch sie dachte:
25 "Dies hat der Herr an mir getan: jetzt hat er meine Schmach bei den Menschen in Gnaden weggenommen Kinderlosigkeit der Frauen war bei den Hebräern eine Schande.."
26 Im sechsten Monat Der Schwangerschaft Elisabets. sandte Gott den Engel Gabriel nach Galiläa in eine Stadt mit Namen Nazaret,
27 zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann aus dem Haus Davids, namens Josef; die Jungfrau hieß Maria Hebräisch Mirjam..
28 Als der Engel bei ihr eintrat, sprach er: "Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir."
29 Bei diesen Worten geriet sie in Verwirrung und fragte sich, was dieser seltsame Gruß bedeuten solle.
30 Da sprach der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden.
31 Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn bekommen, des Namen sollst du Jesus nennen Matth. 1,21..
32 Der wird gewaltig sein und ein Sohn des Höchsten heißen. Ja Gott der Herr wird ihm den Thron seines Ahnherrn David geben,
33 und er wird über Jakobs Haus in Ewigkeit herrschen, und sein Königtum wird kein Ende haben Jes. 9,7; 2. Sam. 7,12.13.16; Mich. 4,7; Dan. 7,14.."
34 Da sprach Maria zu dem Engel: "Wie soll das möglich sein? Ich habe ja keinen Ehegatten."
35 Der Engel entgegnete ihr: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und des Höchsten Kraft wird dich überschatten Der Ausdruck erinnert an die Wolkensäule 2. Mos. 40,34-35. - Während im Griechischen das Wort Geist (pneuma) sächlich ist, wird es im Hebräischen (ruach) fast immer weiblich gebraucht.. Darum soll auch das heilige Kind Sohn Gottes heißen.
36 Auch deine Verwandte Elisabet Die Art dieser Verwandtschaft ist uns unbekannt. hat trotz ihres hohen Alters einen Sohn empfangen, und sie, die als unfruchtbar galt, steht jetzt im sechsten Monat.
37 Denn bei Gott ist nichts unmöglich 1. Mos. 18,14.."
38 Maria sprach: "Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach deinem Wort." Da schied der Engel von ihr Eine abgeblaßte Erinnerung an die Geschichte 1,26-38 findet sich auch im Koran (3,30-32.37-42). Der Koran lehrt übrigens nicht nur Jesu übernatürliche Geburt (3,52; 21,91; 66,12), er lehrt auch weiter: Jesus ist rein und sündlos, er ist der Messias, Allahs Wort und Geist von ihm (4,156.160.170; 5,19; 4, 169). Er hat große Wunder und Zeichen getan (3,43; 5,112-115). Gott hat ihn ohne Tod zu sich genommen und ihn dadurch über alle Menschen erhöht (4,156; 3,48). Die Stunde seiner Wiederkunft ist das Vorzeichen des Weltgerichts (43,61). Mohammed stellt also in seinem Koran Jesus ungleich höher als manche "christliche Theologen" der Gegenwart, die von dem zweiten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses nur die Worte stehen lassen: Jesus ist geboren, er hat gelitten unter Pontius Pilatus, er ist gekreuzigt, gestorben und begraben..
39 Bald darauf begab sich Maria ohne Verzug in eine Stadt des judäischen Berglandes Wo Zacharias und Elisabet wohnten..
40 Sie trat in des Zacharias Haus und begrüßte Elisabet.
41 Als Elisabet Marias Gruß vernahm, da hüpfte das Kind in ihrem Schoß. Zugleich ward Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt,
42 und mit lautem Freudenschrei rief sie aus: "Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist das Kindlein in deinem Schoß!
43 Doch warum wird mir diese Ehre zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 Denn siehe, als dein Gruß in meine Ohren klang, da hüpfte das Kind vor Freude in meinem Schoß Das Kind freut sich über die nahe Geburt des Messias..
45 Heil dir, die du geglaubt hast, daß sich des Herrn Verheißung an dir erfüllen wird!"
46 Da sprach Maria Vgl. 1. Sam. 2,1-10.: "Meine Seele rühmt den Herrn,
47 und mein Geist frohlockt über Gott, meinen Retter;
48 denn er hat seine niedrige Magd gnädig angesehen 1. Sam. 1,11; Ps. 113,5-6.. Von nun an werden mich alle Geschlechter seligpreisen;
49 denn der Allmächtige hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig Ps. 111,9.,
50 und sein Erbarmen erweist sich von Geschlecht zu Geschlecht an denen, die ihn fürchten Ps. 103,13.17..
51 Mit seinem Arm vollbringt er gewaltige Taten, er macht zuschanden alle, die in ihrem Herzen Hoffart sinnen Ps. 89,11..
52 Mächtige stößt er vom Thron, und Niedrige hebt er empor Ps. 147,6; Hiob 5,11..
53 Hungrige füllt er mit Schätzen, und Reiche läßt er leer ausgehen Ps. 34,11; 107,9; 1. Sam. 2,5..
54 Er hat sich seines Knechtes Israel in Liebe angenommen Insofern er nun die alten Verheißungen erfüllen will. Jes. 41,8.;
55 denn nach den Worten, die er einst geredet hat zu unseren Vätern, will er nun Durch die Sendung des Messias. an Abraham und sein Geschlecht erbarmungsreich gedenken ewiglich Ps. 98,3; Mich. 7,20; 1. Mos. 17,7.."
56 Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabet; dann kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück.
57 Als für Elisabet die Stunde der Niederkunft kam, gebar sie einen Sohn.
58 Bei der Kunde, daß der Herr so große Barmherzigkeit an ihr getan, freuten sich ihre Nachbarn und Verwandten mit ihr.
59 Am achten Tag versammelte man sich zu der Beschneidung des Knaben. Man wollte ihm nach seinem Vater den Namen Zacharias geben.
60 Seine Mutter aber erhob Einspruch dagegen und sagte: "Nein, er soll Johannes heißen."
61 Man wandte ihr ein: "Kein einziger aus deiner Verwandtschaft trägt diesen Namen."
62 Nun fragte man seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen er für ihn bestimme.
63 Da ließ er sich ein Täfelchen bringen und schrieb darauf: "Johannes ist sein Name." Alle staunten Weil die Eltern in dem seltenen Namen übereinstimmten..
64 Sofort öffnete sich sein Mund, seine Zunge ward gelöst, er konnte wieder reden und pries Gott.
65 Da wurden alle Leute in der Nachbarschaft von heiliger Scheu ergriffen. Ja in dem ganzen Bergland von Judäa sprach man von allen diesen Begebenheiten Die V.5-25.57-64 berichtet werden..
66 Jeder, der davon hörte, behielt es im Gedächtnis und fragte sich: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" Denn die Hand des Herrn war in der Tat mit ihm.
67 Sein Vater Zacharias, vom Heiligen Geist erfüllt, sprach damals Bei der Beschneidung des Johannes (V.64) in dem Kreis seiner Verwandten und Freunde. so in Weissagung:
68 "Gepriesen sein der Herr, der Gott Israels Ps. 41,14; 72,18; 111,9.; denn er hat sein Volk in Gnaden angesehen und es befreit.
69 Ja einen starken Retter hat er uns erstehen lassen in dem Haus seines Knechtes David 1. Sam. 2,10. -
70 wie er von altersher durch seiner heiligen Propheten Mund verheißen hat - :
71 Um uns von unseren Feinden zu erretten und aus den Händen aller, die uns hassen Ps. 106,10..
72 Damit will er Barmherzigkeit beweisen unseren Vätern und auch gedenken seines heiligen Bundes Ps. 105,8; 106,45; 1. Mos. 17,7.:
73 Des Eides, den er unserem Vater Abraham geschworen 1. Mos. 22,16-17..
74 Darum schenkt er uns die Gnade, der Feinde Händen zu entrinnen und ihm, von aller Furcht befreit, zu dienen,
75 indem wir heilig und gerecht all unsere Lebenstage vor ihm wandeln.
76 Du aber, Kind, sollst ein Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst vor dem Herrn hergehen, ihm die Wege zu bereiten Mal. 3,1.:
77 Du sollst sein Volk zu der Erkenntnis jenes Heils führen, das sie erlangen werden durch Vergebung ihrer Sünden Jer. 31,34..
78 Die schenkt uns das Erbarmen unseres Gottes, durch dessen Gnadenblick uns strahlt ein Lichtglanz aus der Höhe Durch den kommenden Messias. Jes. 60,1-2; Mal. 3,20.,
79 der denen leuchten soll, die jetzt in Finsternis und Todesschatten sitzen Jes. 9,1., um unsere Schritte auf den Friedensweg Auf den Weg, der zum Frieden oder Heil führt (Jes. 59,8). zu lenken."
80 Der Knabe aber wuchs heran und erstarkte im Geist. Er lebte später in der Wüste bis zu dem Tag, da er öffentlich vor Israel auftrat.