1 Als er dann aufblickte (= Umschau hielt), sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten einlegten.
2 Da sah er auch eine arme Witwe dort zwei Scherflein (vgl. Mk 12,42) hineintun
3 und sagte: »Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen eingelegt;
4 denn jene haben alle aus ihrem Überfluß eine Gabe in den Gotteskasten getan, sie aber hat aus ihrer Dürftigkeit alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß.«
5 Als einige dann vom Tempel sagten, er sei (ein Prachtbau) mit herrlichen Steinen und Weihgeschenken geschmückt, antwortete er:
6 »Was ihr da anschaut – es werden Tage kommen, an denen kein Stein auf dem andern liegen bleibt, der nicht niedergerissen wird.«
7 Da richteten sie die Frage an ihn: »Meister, wann wird dies denn geschehen, und welches ist das Anzeichen dafür, wann dies eintreten wird?«
8 Da antwortete er: »Seht zu, daß ihr nicht irregeführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ›Ich bin es (d.h. Christus, oder: der Messias)‹, und ›Die Zeit ist nahe!‹ Lauft ihnen nicht nach!
9 Wenn ihr ferner von Kriegen und Aufständen hört, so laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß zuerst kommen, aber das Ende ist dann noch nicht sogleich da.«
10 Hierauf fuhr er fort: »Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere (Jes 19,2);
11 auch gewaltige Erdbeben werden stattfinden und hier und da Hungersnöte und Seuchen; auch schreckhafte Erscheinungen und große Zeichen vom Himmel her werden erfolgen.«
12 »Aber ehe alles dies geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch an die Synagogen und Gefängnisse überantwortet und euch vor Könige und Statthalter führt um meines Namens willen.
13 Da wird euch dann Gelegenheit geboten werden, Zeugnis (für mich) abzulegen.
14 So beherzigt denn (die Warnung) wohl, daß ihr euch nicht im voraus Sorge über die Art eurer Verteidigung machet;
15 denn ich selbst werde euch Redegabe und Weisheit verleihen, der alle eure Widersacher nicht zu widerstehen noch zu widersprechen imstande sein sollen.
16 Ihr werdet aber sogar von Eltern und Geschwistern, von Verwandten und Freunden überantwortet werden, ja man wird manche von euch töten,
17 und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein.
18 Doch es soll kein Haar von eurem Haupte verlorengehen:
19 durch standhaftes Ausharren werdet ihr euch das Leben gewinnen.«
20 »Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren umlagert seht, dann erkennet daran, daß seine Zerstörung nahe bevorsteht.
21 Dann sollen die (Gläubigen) in Judäa ins Gebirge fliehen und die Bewohner (der Hauptstadt) auswandern und die auf dem Lande Wohnenden nicht in die Stadt hineinziehen;
22 denn dies sind die Tage der Vergeltung (5.Mose 32,35), damit alles in Erfüllung gehe, was in der Schrift steht.
23 Wehe den Frauen, die in jenen Tagen guter Hoffnung sind, und den Müttern, die ein Kind zu nähren haben! Denn große Not wird im Lande herrschen und ein Zorngericht über dieses Volk ergehen;
24 und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und in die Gefangenschaft unter alle Heidenvölker weggeführt werden, und Jerusalem wird von Heiden zertreten werden (Sach 12,3), bis die Zeiten der Heiden abgelaufen sind.«
25 »Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen in Erscheinung treten und auf der Erde wird Verzweiflung der Völker in ratloser Angst beim Brausen des Meeres und seines Wogenschwalls herrschen,
26 indem Menschen den Geist aufgeben vor Furcht und in banger Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden; denn (sogar) die Kräfte des Himmels werden in Erschütterung geraten (Jes 34,4).
27 Und hierauf wird man den Menschensohn in (oder: auf) einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit (Dan 7,13).
28 Wenn dies nun zu geschehen beginnt, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor; denn eure Erlösung naht.«
29 Er sagte ihnen dann noch ein Gleichnis: »Seht den Feigenbaum und alle anderen Bäume an:
30 sobald sie ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr es seht, von selbst, daß nunmehr der Sommer nahe ist.
31 So sollt auch ihr, wenn ihr alles dieses eintreten seht, erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist.
32 Wahrlich ich sage euch: Dieses (d.h. das gegenwärtige) Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht.
33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nimmermehr vergehen!«
34 »Habt aber auf euch selbst acht, daß eure Herzen nicht etwa durch Schlemmerei und Trunkenheit und Sorgen des Lebens beschwert werden und jener Tag euch unvermutet überfalle wie eine Schlinge;
35 denn hereinbrechen wird er über alle Bewohner der ganzen Erde.
36 Seid also allezeit wachsam und betet darum, daß ihr die Kraft empfanget, diesem allem, was da kommen soll, zu entrinnen und vor den Menschensohn hinzutreten!«
37 Tagsüber war Jesus im Tempel, wo er lehrte; an jedem Abend aber ging er (aus der Stadt) hinaus und übernachtete am sogenannten Ölberg;
38 und das ganze Volk kam schon frühmorgens zu ihm, um ihm im Tempel zuzuhören.
1 Als er aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferstock warfen.
2 Da sah er auch eine arme Witwe dort zwei kleine Münzen Wörtlich: Zwei Lepta (Mark. 12,42). einlegen
3 und sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen eingelegt.
4 Denn jene haben alle aus ihrem Überfluß eine Gabe in den Gotteskasten eingelegt; sie aber hat trotz ihrer Dürftigkeit ihre ganze Habe eingelegt."
5 Einige redeten davon, wie der Tempel mit schönen Steinen Er war von weißem Marmor gebaut. und Weihgeschenken Selbst heidnische Fürsten stifteten solche. geschmückt sei. Da sagte er:
6 "Es werden Tage kommen, wo von dem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt; alles soll in Trümmer gehen."
7 Sie fragten ihn: "Meister, wann geschieht denn das? Und welches Zeichen wird gegeben, wenn sich dies ereignen soll?"
8 Er erwiderte: "Habt acht, daß ihr euch nicht irreführen laßt! Denn mancher wird kommen unter meinem Namen und behaupten: 'Ich bin (der Messias)' und: 'Die Zeit Da der Messias kommt. ist nahe.' Folgt diesen Leuten nicht!
9 Hört ihr dann von Kriegen und von inneren Wirren, so laßt euch dadurch nicht in Schrecken bringen. Denn das muß zunächst geschehen. Aber damit ist noch nicht sofort das Ende da."
10 Dann fuhr er fort: "Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere.
11 Gewaltige Erdbeben werden stattfinden, hier und da werden Hungersnöte und Seuchen sein, und am Himmel wird man schreckliche Erscheinungen und große Wunderzeichen sehen.
12 Doch ehe dies alles eintritt, wird man die Hände an euch legen und euch verfolgen: dann bringt man euch vor die Gerichte In den jüdischen Versammlungshäusern. und wirft euch ins Gefängnis, und um meines Namens willen führt man euch vor Könige und Statthalter.
13 Das wird euch widerfahren, damit ihr von mir Zeugnis ablegt.
14 Beherzigt nun, daß ihr nicht schon vorher an eure Verteidigung zu denken braucht.
15 Denn ich will euch Beredsamkeit und Weisheit schenken, so daß alle eure Widersacher dagegen nichts ausrichten oder sagen können.
16 Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern, von Blutsverwandten und Freunden (euern Feinden) überliefert werden; ja manche von euch wird man töten,
17 und alle Welt wird euch hassen, weil ihr meinen Namen bekennt.
18 Es soll jedoch kein Haar von euerm Haupt verlorengehen Nicht das geringste Leid trifft sie von ungefähr (Matth. 10,30)..
19 Durch eure Standhaftigkeit gewinnt euch das Leben Das ewige Heil (vgl. Matth. 10,22).!
20 Wenn ihr aber Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann seid gewiß, daß die Verwüstung der Stadt ganz nahe ist.
21 Dann sollen, die in Judäa sind, in das Gebirge fliehen; die Leute auf dem Land sollen nicht hineingehen in die Stadt Dies bezieht sich auf die Christen..
22 Denn dann sind die Tage der Vergeltung da 5. Mos. 32,35; Hos. 9,7; Jer. 5,29., damit alles in Erfüllung gehe, was geschrieben steht.
23 Weh den Frauen, die Kinder erwarten, und stillenden Müttern in jenen Tagen! Denn es wird große Not im Land In Palästina. herrschen, und ein Zorngericht wird über dieses Volk Die Juden. ergehen:
24 sie werden durch des Schwertes Schärfe fallen und gefangen weggeführt unter alle Völker Nach der Angabe des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus sind 1100000 Juden bei der Belagerung Jerusalems umgekommen und 97000 während des ganzen Krieges in Gefangenschaft geraten.; und Heiden Nichtjuden. werden Jerusalem mit Füßen treten Indem sie dort rücksichtslos als Herren schalten (Jes. 63,18; Dan. 9,26)., bis die Zeit der Heidenvölker abgelaufen ist D.h.: bis die Zeit der vier Weltreiche zu Ende ist und Israel während des Friedensreiches Jesu als das heilige Volk des Höchsten wieder in Kanaan und Jerusalem wohnt (Dan. 7; Jes. 2,2-4; Sach. 14,8-11)..
25 Dann Wenn die Zeit der Heidenvölker zu Ende geht, also kurz vor der herrlichen Erscheinung Jesu. wird man Wunderzeichen an Sonne, Mond und Sternen sehen, und auf Erden wird die Völker Angst ergreifen, wenn sie bei dem Tosen der Meereswogen Ps. 65,8. ratlos sind.
26 Da sollen die Menschen vor Furcht vergehen in bangem Warten auf die Dinge, die über den Erdkreis kommen werden. Denn die Himmelskräfte werden wanken Matth. 24,29..
27 Und dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.
28 Wenn aber dieses Wohl hauptsächlich die Ereignisse in V.25 und 26. anfängt zu geschehen, so schaut auf und hebt das Haupt empor; denn eure Errettung naht!"
29 Er veranschaulichte dies durch ein Gleichnis: "Seht", so sprach er, "den Feigenbaum und alle anderen Bäume an!
30 Wenn ihr wahrnehmt, daß sie ausschlagen, so wißt ihr von selbst Ohne daß es euch jemand zu sagen braucht., daß nun der Sommer nahe ist.
31 So sollt ihr auch, wenn ihr dies kommen seht, gewiß sein, daß Gottes Königreich nahe ist.
32 Wahrlich, ich sage euch: Diese Weltzeit ist nicht eher zu Ende, als bis alles geschehen ist.
33 Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nimmermehr vergehen.
34 Seid aber auf der Hut, daß eure Herzen nicht durch Rausch und Trunkenheit und durch die Sorgen um das Irdische belastet werden; sonst überfällt euch jener Tag ganz unvermutet wie eine Schlinge.
35 Denn er wird sicher kommen über alle, die auf der ganzen Erde wohnen.
36 Darum wacht allezeit und betet, damit ihr jedem Widerstand zum Trotz die Kraft empfangt, zu entrinnen alledem, was kommen soll, und sicher dazustehen in der Gegenwart des Menschensohnes Vgl. Matth. 24,31; 2. Thess. 2,1: "das Versammeltwerden zum Herrn".!"
37 Tagsüber hielt er sich im Tempel auf und lehrte dort; des Abends aber verließ er die Stadt und übernachtete auf dem sogenannten Ölberg.
38 Frühmorgens schon kam alles Volk zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören.