1 Es begab sich aber an einem Sabbat, daß er durch die Kornfelder wanderte; dabei pflückten seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie in den Händen und aßen sie (d.h. die Körner).
2 Da sagten einige von den Pharisäern zu ihnen: »Warum tut ihr da etwas, das man am Sabbat nicht tun darf?«
3 Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr auch davon nichts gelesen (1.Sam 21,2-7), was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern hungerte?
4 Wie er da ins Gotteshaus hineinging, dort die Schaubrote nahm und sie aß und auch seinen Begleitern davon gab, obgleich doch niemand außer den Priestern sie essen darf?«
5 Er schloß mit den Worten: »Der Menschensohn ist Herr (auch) über den Sabbat.«
6 An einem anderen Sabbat aber ging er in die Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechter Arm verdorrt (d.h. gelähmt) war.
7 Da lauerten die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm auf, ob er wohl am Sabbat heilen würde, um dann einen Grund zu einer Anklage gegen ihn zu haben;
8 er aber kannte ihre Gedanken wohl. Er sagte nun zu dem Manne mit dem gelähmten Arm: »Stehe auf und tritt vor in die Mitte!« Jener stand auf und trat hin.
9 Dann sagte Jesus zu ihnen: »Ich frage euch: Darf man am Sabbat Gutes tun, oder soll man Böses tun? Darf man ein Leben erhalten, oder soll man es zugrunde gehen lassen?«
10 Nachdem er sie dann alle ringsum (zornig) angeblickt hatte, sagte er zu ihm: »Strecke deinen Arm aus!« Jener tat es, und sein Arm wurde wieder hergestellt.
11 Jene aber wurden ganz sinnlos vor Wut und besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten.
12 Es begab sich aber in diesen Tagen, daß er hinausging auf den Berg, um zu beten, und er verbrachte dort die (ganze) Nacht im Gebet zu Gott.
13 Als es dann Tag geworden war, rief er seine Jünger (= Anhänger) zu sich und wählte zwölf aus ihnen aus, die er auch Apostel (d.h. Sendboten) nannte:
14 Simon, den er auch Petrus (d.h. Fels oder Felsenmann) nannte, und dessen Bruder Andreas; ferner Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,
15 Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon mit dem Beinamen ›der Eiferer‹,
16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskarioth, der (später) zum Verräter an ihm wurde.
17 Als er dann mit ihnen (vom Berge) wieder hinabgestiegen war, blieb er auf einem ebenen Platz stehen samt einer großen Schar seiner Jünger (= Anhänger) und einer zahlreichen Volksmenge aus dem ganzen jüdischen Lande, besonders aus Jerusalem, auch aus dem Küstenlande von Tyrus und Sidon.
18 Alle diese waren gekommen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen; auch die von unreinen Geistern Geplagten fanden Heilung;
19 und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle.
20 Da richtete er seine Augen auf seine Jünger und sagte: »Selig seid ihr Armen, denn euer Teil ist das Reich Gottes!
21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden! Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!
22 Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch aus ihrer Gemeinschaft ausschließen und euch schmähen und euren Namen als ein Schimpfwort verwerfen um des Menschensohnes willen!
23 Freuet euch alsdann und jubelt! Denn wisset wohl: euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Väter haben ja an den Propheten ebenso gehandelt.
24 Doch wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin (= bereits empfangen)!
25 Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet Hunger leiden! Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen!
26 Wehe euch, wenn alle Welt mit Lobesworten von euch redet! Ihre Väter haben ja an den falschen Propheten ebenso gehandelt.«
27 »Euch aber, meinen Hörern, sage ich: Liebet eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen,
28 segnet die, welche euch fluchen, betet für die, welche euch anfeinden (oder: kränken)!
29 Wer dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und wer dir den Mantel wegnimmt, dem verweigere auch den Rock nicht!
30 Jedem, der dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück!
31 Und wie ihr von den Leuten behandelt werden wollt, ebenso behandelt auch ihr sie!
32 Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder lieben ja die, welche ihnen Liebe erweisen.
33 Und wenn ihr (nur) denen Gutes erweist, die euch Gutes tun: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder tun dasselbe.
34 Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr (das Geliehene) zurückzuerhalten hofft: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder leihen den Sündern, um ebensoviel zurückzuerhalten.
35 Nein, liebet eure Feinde, tut Gutes und leihet aus, ohne etwas zurückzuerwarten! Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig (auch) gegen die Undankbaren und Bösen.
36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!«
37 »Und richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, dann werdet ihr auch nicht verurteilt werden; laßt (eure Schuldner) frei, dann werdet ihr auch freigelassen werden.
38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden: ein reichliches, festgedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch in den Schoß schütten; denn mit demselben Maß, mit dem ihr zumeßt, wird euch wieder zugemessen werden.« –
39 Er legte ihnen dann auch ein Gleichnis vor: »Kann wohl ein Blinder einen Blinden führen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen? (Mt 15,14)
40 Der Jünger (oder: Schüler) steht nicht über seinem Meister (oder: Lehrer): jeder (Jünger) wird, wenn er völlig ausgebildet ist, immer nur wie sein Meister sein (Mt 10,24-25).
41 Was siehst du aber den Splitter im Auge (vgl. Mt 7,5) deines Bruders, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht wahrnimmst?
42 Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Bruder, laß mich den Splitter, der in deinem Auge steckt, herausziehen‹, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht gewahrst? Du Heuchler! Ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, daß du den Splitter herausziehst, der im Auge deines Bruders steckt.«
43 »Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, und umgekehrt keinen schlechten Baum, der gute Früchte bringt.
44 Jeden Baum erkennt man ja an seinen Früchten; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und von einem Dornbusch kann man keine Trauben lesen.
45 Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer seines Herzens das Gute hervor, während ein böser Mensch aus der bösen (Schatzkammer seines Herzens) das Böse hervorbringt; denn wovon das Herz voll ist, davon redet sein Mund.«
46 »Was nennt ihr mich aber ›Herr, Herr!‹ und tut doch nicht, was ich (euch) sage?
47 Wer zu mir kommt und meine Worte hört und nach ihnen tut – ich will euch zeigen, wem der zu vergleichen ist:
48 Er gleicht einem Manne, der, als er ein Haus bauen wollte, bis in die Tiefe ausgraben ließ und die Grundmauer auf den Felsen legte. Als nun Hochwasser kam, stieß die Flut an jenes Haus, vermochte es aber wegen seiner festen Bauart nicht zu erschüttern.
49 Wer aber (meine Worte) hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem Manne, der ein Haus ohne feste Grundmauer auf den (lockeren) Erdboden baute. Als dann die Flut dagegen stieß, stürzte es sogleich in sich zusammen, und der Einsturz (oder: Trümmerhaufen) dieses Hauses war gewaltig.«
1 Einst ging er am Sabbat v. Soden klammert hinter [en sabbatoo] das Wort [deuteroprootoo] ein. Dieser dunkle Ausdruck bedeutet vielleicht: "Am ersten Sabbat nach dem zweiten Passahtag." Von dem zweiten Passahtag, dem 16. Nisan, an zählte man nämlich sieben Sabbate, deren erster hier wohl gemeint ist. Damals stand das Getreide in Ähren; am 16. Nisan wurde die Erstlingsgarbe dargebracht (3. Mos. 23,6.10.11.15.16). durch Getreidefelder. Seine Jünger rissen Ähren ab,
2 zerrieben sie in der Hand und aßen die Körner. Da sprachen einige der Pharisäer: "Warum tut ihr etwas, was man am Sabbat nicht darf?"
3 Jesus antwortete ihnen: "Habt ihr denn nicht einmal gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte?
4 Wie er in das Haus Gottes ging, dort die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab, obwohl allein die Priester sie verzehren dürfen?"
5 Dann fuhr er fort: "Der Menschensohn ist auch über den Sabbat Herr."
6 An einem anderen Sabbat ging er in das Versammlungshaus und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechter Arm war abgestorben.
7 Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber lauerten ihm auf, ob er am Sabbat heile, damit sie einen Grund hätten, ihn zu verklagen.
8 Er aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit dem abgestorbenen Arm: "Steh auf, tritt vor!" Er stand auf und trat vor.
9 Da sprach Jesus zu ihnen: "Ich frage euch: Soll man am Sabbat lieber Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder vernichten?"
10 Dann sah er sie alle ringsum zornig an und sprach zu dem Mann: "Strecke deinen Arm aus!" Das tat er, und sein Arm ward wiederhergestellt.
11 Da wurden sie mit Wut erfüllt und besprachen miteinander, was sie gegen Jesus tun könnten.
12 In jenen Tagen zog er sich auf die Höhe Gemeint ist das Bergland nördlich vom See Genezaret. zurück, um dort zu beten, und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.
13 Nach Tagesanbruch rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte:
14 Simon, dem er den Namen Petrus gab, und Andreas, seinen Bruder; Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus;
15 Matthäus und Thomas; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon, genannt "der Eiferer";
16 Judas, den Sohn des Jakobus Wohl derselbe wie Lebbäus und Thaddäus (Matth. 10,3; Mark. 3,18)., und Judas aus Kariot, der sein Verräter wurde.
17 Mit ihnen stieg er vom Berg herab und machte auf einem ebenen Platz Halt. Dort umringte ihn eine große Schar seiner Jünger und eine zahlreiche Volksmenge aus dem ganzen jüdischen Land, besonders aus Jerusalem, und aus dem Küstenstrich von Tyrus und Sidon.
18 Sie alle waren herbeigekommen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden gesund.
19 Jeder in der Menge suchte ihn anzurühren; denn eine Kraft ging von ihm aus, und er heilte sie alle.
20 Da hob er seine Augen auf, sah seine Jünger an und sprach: "Selig seid ihr Armen; denn Gottes Königreich ist euer Teil.
21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt einst gesättigt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr sollt einst lachen.
22 Selig seid ihr, wenn euch die Leute um des Menschensohnes willen hassen, ausstoßen, schmähen und euern Namen ächten.
23 Freut euch dann und hüpft vor Wonne! Denn euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Vorfahren haben es ja mit den Propheten ebenso gemacht.
24 Aber weh euch Reichen! Denn ihr habt euer Glück schon weg Das ist eben ihr Reichtum, worin sie ihr Glück suchen..
25 Weh euch, die ihr jetzt ganz gesättigt seid! Denn euch soll einst hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht! Denn ihr sollt einst voll Trauer weinen.
26 Weh euch, wenn euch alle Leute schmeicheln! Ihre Vorfahren haben es ja mit den falschen Propheten ebenso gemacht.
27 Euch aber, die ihr hören wollt auf meine Worte, sage ich: Liebt eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen;
28 segnet, die euch fluchen; betet für alle, die euch schmähen!
29 Wer dich auf die eine Wange schlägt, dem halte auch die andere hin; und wer dir dein Oberkleid nimmt, dem versag auch nicht dein Unterkleid!
30 Wer dich um etwas bittet, dem gib; und wenn man dir das Deine nimmt Ein Darlehen nicht zurückzahlt., so fordere es nicht zurück!
31 Wie ihr von den Leuten behandelt werden wollt, ganz ebenso sollt ihr sie auch behandeln.
32 Denn wenn ihr nur die liebt, die euch liebhaben, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Sogar die Sünder lieben solche, von denen sie Liebe erfahren.
33 Und wenn ihr euern Wohltätern Gutes tut, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Das tun sogar die Sünder.
34 Und wenn ihr nur den Leuten leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Selbst Sünder leihen ihresgleichen, um denselben Dienst von ihnen zu empfangen.
35 Doch ihr sollt eure Feinde lieben; ihr sollt Gutes tun und leihen, ohne dafür auf einen Gegendienst zu rechnen. Dann wird euch reicher Lohn zuteil, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein. Denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36 Zeigt euch barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!
37 Richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht gerichtet! Verurteilt nicht, dann werdet ihr auch nicht verurteilt! Verzeiht, dann wird euch auch verziehen!
38 Gebt, dann wird euch auch gegeben! Ein reichliches, gedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch schütten in euers Mantels Bausch Worin man vieles aufnehmen und wegtragen konnte.. Denn mit dem Maß, womit ihr meßt, soll euch wieder gemessen werden Euerm Geben entsprechend soll euch von Gott vergolten werden.."
39 Er fügte dann noch ein Gleichnis hinzu: "Kann ein Blinder den anderen führen? Müssen sie nicht beide in die Grube fallen Matth. 15,14.?
40 Kein Schüler übertrifft seinen Lehrer; sondern wenn er ganz ausgebildet ist, wird er doch höchstens dem Lehrer gleichen Matth. 10,24-25; Joh. 13,16; 15,20..
41 Warum siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, während du den Balken im eigenen Auge nicht bemerkst?
42 Wie kannst du es wagen, zu deinem Bruder zu sagen: 'Bruder, laß mich den Splitter herausziehen, der in deinem Auge steckt', während du den Balken in deinem Auge gar nicht siehst? Du Heuchler, zieh zunächst den Balken aus deinem Auge! Dann erst magst du sehen, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.
43 Kein nützlicher Baum bringt schädliche Frucht, und umgekehrt: kein schädlicher Baum bringt nützliche Frucht.
44 Jeden Baum erkennt man ja an seiner Frucht. Von Gestrüpp kann man keine Feigen sammeln und von einem Dornbusch keine Trauben lesen.
45 Ein guter Mensch bringt aus der guten Vorratskammer seines Herzens Gutes hervor. Ein böser Mensch bringt aus seiner bösen Vorratskammer Böses hervor. Denn seines Mundes Worte fließen aus des Herzens Quell Matth. 12,34-35..
46 Warum nennt ihr mich 'Herr, Herr', wenn ihr doch nicht tut was ich gebiete?
47 Wer zu mir kommt und meine Worte hört und danach tut: ich will euch zeigen, wem der gleicht.
48 Er gleicht einem Mann, der bei einem Hausbau tief ausschachten läßt und die Grundmauern auf Felsenboden setzt. Kommt dann eine Überschwemmung und prallt die Wasserflut an ein solches Haus, so kann sie es doch nicht erschüttern; denn es ist fest gebaut.
49 Wer aber meine Worte hört und nicht danach tut, der gleicht einem Mann, der sein Haus ohne feste Grundmauer auf die weiche Erde baut. Prallt dann die Wasserflut dagegen, so stürzt es gleich zusammen, und ein solches Haus wird ein großer Trümmerhaufen."