1 Es begab sich auch, daß sieben Brüder samt ihrer Mutter ergriffen wurden und vom Könige gezwungen werden sollten, von dem durch das Gesetz verbotenen Schweinefleisch zu essen, indem sie mit Geißeln und Riemen gepeitscht wurden.
2 Der eine aber von ihnen nahm das Wort für die anderen und sagte: »Was willst du von uns erfragen und erfahren? Wir sind ja doch bereit, lieber zu sterben als die väterlichen Gesetze zu übertreten«.
3 Da befahl der König, außer sich vor Zorn, Pfannen und Kessel glühend zu machen.
4 Als das geschehen war, ließ er sofort dem, der als ihr Wortführer aufgetreten war, die Zunge ausschneiden, ihm die Kopfhaut abziehen und die Hände und Füße abhauen, wobei die übrigen Brüder und die Mutter zusehen mußten.
5 Den so ganz Verstümmelten, aber noch Lebenden, ließ er dann ans Glutfeuer bringen und in der Pfanne braten. Während aber der Dampf sich aus der Pfanne weithin verbreitete, ermahnten sie sich untereinander samt der Mutter, mutig zu sterben, indem sie sagten:
6 »Gott der Herr sieht es und erbarmt sich unser gewißlich, wie Mose es in seinem rückhaltlos gegen Israel gerichteten Liede klar mit den Worten ausgesprochen hat (5.Mose 32,36): ›Über seine Diener wird er sich erbarmen‹«.
7 Als nun der erste auf diese Weise den Tod erlitten hatte, führte man den zweiten zur Marter, und nachdem man ihm die Haut samt den Haaren vom Kopfe abgerissen hatte, fragte man ihn: »Willst du essen, ehe dir der Leib Glied für Glied gemartert wird?«
8 Als er in seiner Muttersprache mit »Nein!« geantwortet hatte, erlitt er die gleichen Qualen der Reihe nach wie der erste.
9 Als er dann in den letzten Zügen lag, rief er: »Du, Verfluchter, nimmst uns jetzt zwar das zeitliche Leben, aber der König der Welt wird uns, die wir für sein Gesetz sterben, zu ewigem Leben wieder auferstehen lassen!«
10 Nach diesem wurde der dritte gemartert, und als man die Zunge von ihm verlangte, streckte er sie sogleich heraus und hielt die Hände mutig hin;
11 darauf sagte er mannhaft: »Vom Himmel habe ich diese Glieder empfangen; ich gebe sie hin um seines Gesetzes willen, und vom Himmel hoffe ich sie wieder zu erhalten«,
12 so daß selbst der König und seine Umgebung über den Mut dieses Jünglings staunten, der die Schmerzen für nichts achtete.
13 Als dieser nun den Tod erlitten hatte, marterte und peinigte man den vierten auf dieselbe Weise.
14 Als es dann mit ihm zum Sterben ging, rief er aus: »Es ist trostreich, wenn man durch die Hand der Menschen stirbt, sich an Gottes Verheißungen zu halten und zu hoffen, von ihm wieder auferweckt zu werden; dir jedoch wird keine Auferstehung zum Leben zuteil werden!«
15 Gleich darauf führten sie den fünften herbei und begannen ihn zu martern.
16 Er aber blickte den König an und sagte: »Unter den Menschen besitzest du Macht, und obgleich sterblich, tust du, was du willst; bilde dir aber nicht ein, daß unser Volk von Gott verlassen sei.
17 Warte nur! du wirst seine große Macht erfahren, wie er dich und dein Geschlecht strafen wird!«
18 Nach diesem führten sie den sechsten herbei, der sterbend ausrief: »Gib dich keinem eitlen Irrtum hin! Wir (Juden) leiden so durch eigene Schuld, weil wir gegen unsern Gott gesündigt haben; darum sind so befremdliche Dinge eingetreten.
19 Rechne du aber nicht darauf, ungestraft zu bleiben, nachdem du gewagt hast, gegen Gott zu streiten!«
20 Ganz besonders bewundernswert aber und eines ruhmvollen Andenkens würdig war die Mutter, welche sieben Söhne an einem Tage sterben sehen mußte und diese Heimsuchung mutvoll ertrug, weil sie ihre ganze Hoffnung auf Gott setzte.
21 Jedem von ihnen sprach sie in der Landessprache Mut zu, voll edler Gesinnung; und, indem sie weibliche Gemütsart durch männlichen Mut zu voller Wirkung brachte, sagte sie zu ihnen:
22 »Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leibe zur Entstehung gekommen seid, und nicht ich bin es gewesen, die euch den Odem und das Leben gegeben hat, und nicht ich habe die Bestandteile eines jeden von euch kunstvoll zusammengefügt.
23 Darum wird auch der Schöpfer der Welt, der des Menschen Entstehung gewirkt und den Ursprung aller Dinge geschaffen hat, euch nach seiner Barmherzigkeit den Odem und das Leben wiedergeben, weil ihr euch heute opfert um seiner Gesetze willen«.
24 Da nun Antiochus meinte, er werde von ihr verachtet, und den Argwohn hegte, sie schmähe ihn in ihrer Sprache, so redete er dem Jüngsten, der allein noch übrig war, nicht nur mit freundlichen Worten zu, sondern versicherte ihm sogar mit einem Eid, er wolle ihn reich und glücklich machen, wenn er vom Gesetz seiner Väter abfiele, ja, er wolle ihn unter die Zahl seiner Freunde aufnehmen und ihm Staatsämter anvertrauen.
25 Als aber der Jüngling darauf gar nicht achtete, ließ der König die Mutter rufen und forderte sie auf, ihrem Kinde einen guten Rat zu geben, damit er am Leben bliebe.
26 Da er sehr in sie drang, versprach sie endlich, ihren Sohn zu überreden,
27 neigte sich zu ihm und redete ihn in der Landessprache in der Weise an, daß sie den grausamen Tyrannen verhöhnte: »Mein Sohn, erbarme dich meiner! Ich habe dich neun Monate lang unter meinem Herzen getragen und dich drei Jahre lang gesäugt, habe dich dann ernährt, gepflegt und bis zu deinem jetzigen Alter auferzogen.
28 Ich bitte dich, mein Kind, erhebe deine Augen, schaue den Himmel an, die Erde und alles, was darauf ist, bedenke, daß Gott dies alles aus dem Nichts erschaffen hat und wie er dies auch mit dem Menschengeschlechte getan hat.
29 Fürchte dich nicht vor diesem Henker, sondern erweise dich deiner Brüder würdig! Dulde den Tod, damit ich dich am Tage des Erbarmens mit deinen Brüdern wiedergewinne!«
30 Während sie noch zu ihm redete, sagte der Jüngling: »Worauf wartet ihr noch? Ich gehorche dem Befehle des Königs nicht; ich gehorche dem Gesetz, das unseren Vätern durch Mose gegeben worden ist.
31 Du aber, der du alle diese Grausamkeiten gegen die Hebräer ausgedacht hast, wähne nicht, den Händen Gottes entrinnen zu können!
32 Wir nämlich leiden um unserer eigenen Sünden willen;
33 wenn nun auch der lebendige Gott, um uns zu strafen und zu bessern, uns für kurze Zeit zürnt, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen.
34 Du aber, verruchter und abscheulichster aller Menschen, laß dich nicht in deinem Trotz durch eine eitle Hoffnung täuschen, wenn du deine Hand gegen die himmlischen Diener erhebst.
35 Du bist der Rache des Allmächtigen noch nicht entgangen, der alles sieht.
36 Denn unsere Brüder sind jetzt, nachdem sie eine kurze Qual erduldet haben, des ewigen Lebens, der Bundesverheißung Gottes, teilhaftig geworden; du aber wirst, von Gott gerichtet, durch gerechte Strafe für deinen Übermut büßen.
37 Ich gebe jetzt, ebenso wie meine Brüder, Leib und Leben für unsere väterlichen Gesetze dahin, indem ich Gott anrufe, er wolle sich bald seinem Volke wieder gnädig erweisen und dich durch Qualen und Martern zu dem Bekenntnis bringen, daß er allein Gott sei.
38 Der Allmächtige wolle auch geben, daß sein Zorn, der über unser ganzes Volk mit Recht ergangen ist, bei mir und meinen Brüdern zur Ruhe komme!«
39 Außer sich vor Zorn, behandelte der König diesen noch grausamer als die anderen, weil er durch dessen Verhöhnung erbittert war;
40 und so starb auch dieser im vollen Vertrauen auf den Herrn, ohne sich verunreinigt zu haben.
41 Zuletzt, nach ihren Söhnen, wurde auch die Mutter hingerichtet. Soviel sei mitgeteilt über die Opferschmäuse und die greuelvollen Martern.
1 Es begab sich auch, daß sieben Brüder mit ihrer Mutter verhaftet wurden. Der König wollte sie zwingen, gesetzlich unerlaubtes Schweinefleisch zu sich zu nehmen. Mit Geißeln und mit Riemen wurden sie gezüchtigt.
2 Einer von ihnen, der Wortführer, aber sprach: "Was willst du fragen oder von uns erfahren? Wir sind bereit, lieber zu sterben als die überkommenen Gesetze zu übertreten."
3 Außer sich vor Zorn, befahl der König, Pfannen und Kessel anzuheizen.
4 Sogleich als das geschehen war, ließ er dem Wortführer die Zunge abschneiden, ihm nach skythischer Weise die Kopfhaut abziehen und die Gliedmaßen abhacken. Die anderen Brüder und die Mutter mußten zusehen.
5 Den ganz verstümmelten, noch lebenden Körper ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Als sich nun der Dampf aus der Pfanne weithin verbreitete, ermunterten sich die anderen Brüder gegenseitig, zusammen mit der Mutter heldenmütig zu sterben. Sie sprachen:
6 "Gott, der Herr, sieht es und wird uns in Wahrheit trösten, wie es Moses in seinem Straflied deutlich bezeugt hat: "Seiner Knechte wird er sich erbarmen" (5Mos 32,36)."
7 Als der erste so aus dieser Welt geschieden war, führte man den nächsten zur grausamen Peinigung. Man riß ihm zusammen mit den Haaren die Kopfhaut ab und fragte ihn: "Willst du essen, ehe dir der Leib stückweise gemartert wird?"
8 Er gab in seiner Muttersprache die Antwort und rief: "Nein!" Deshalb wurde auch er genauso gequält wie der erste.
9 Als er in den letzten Zügen lag, sprach er: "Ruchloser! Aus diesem Leben kannst du uns befreien; der Weltenkönig aber wird uns, die wir um seiner Gesetze willen sterben, zu einem neuen Leben erwecken, das ewig dauert."
10 Nach diesem wurde der dritte gequält. Sofort, als man es verlangte, streckte er die Zunge heraus und hielt mutig die Hände hin.
11 Heldenmütigen Sinnes erklärte er: "Vom Himmel habe ich diese erhalten, und um seiner Gesetze willen nehme ich darauf keinerlei Rücksicht. Von ihm hoffe ich, meine Glieder wieder zu erhalten."
12 Da waren selbst der König und seine Leute über den Mut des Jünglings, der die Qualen für nichts erachtete, hoch erstaunt.
13 Nachdem dieser aus dem Leben geschieden war, quälten sie den vierten in derselben Weise.
14 Als er dem Tode nahe war, rief er aus: "Es ist trostvoll, durch Menschenhand das Leben zu verlieren; denn es bleibt uns die von Gott geschenkte Hoffnung, daß wir von ihm die Auferstehung erlangen. Für dich jedoch wird es keine Auferstehung zum Leben geben."
15 Im Anschluß daran führte man den fünften zur Marter herbei. Der blickte den König an und sprach:
16 "Du hast unter den Menschen die Gewalt, zu tun, was du willst, obwohl du ein vergänglicher Mensch bist. Doch glaube nicht, daß unser Volk von Gott verlassen sei!
17 Warte nur, so wirst du seine gewaltige Macht erleben, wie er dich und deine Nachkommen züchtigen wird!"
18 Nach ihm brachte man den sechsten herbei. Kurz vor seinem Tode sprach er: "Gib dich keiner leeren Täuschung hin! Wir leiden aus eigener Schuld, da wir gegen unseren Gott sündigten; deshalb sind so erstaunliche Dinge geschehen.
19 Du aber meine nicht, daß du ungestraft bleibst, da du dich zum Kampf gegen Gott erkühnt hast!"
20 Ungewöhnlich bewundernswert aber war die Mutter, und sie verdient ein ruhmvolles Andenken. Sie mußte es mitansehen, wie sieben Söhne in der Zeit eines einzigen Tages ums Leben kamen, und doch hat sie es in der Hoffnung auf den Herrn frohen Mutes ertragen.
21 Einem jeden von ihnen redete sie in der Muttersprache hochedlen Sinnes zu. Frauliche Denkweise stärkte sie mit Mannesmut und sagte zu ihnen:
22 "Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Schoß entstanden seid. Ich habe euch auch nicht den Atem und das Leben verliehen und auch nicht die Reihenfolge der Glieder eines jeden in die rechte Ordnung gebracht.
23 Deshalb wird der Weltenschöpfer, der des Menschen Ursprung gebildet und das Werden aller Dinge erdacht hat, euch auch wieder voll Erbarmen Atem und Leben schenken, da ihr jetzt um seiner Gesetze willen auf euch selbst keine Rücksicht nehmt."
24 Antiochus glaubte zwar, daß man ihn mißachte, und vermutete in ihrer Ansprache Schmähworte; dennoch redete er dem noch übriggebliebenen jüngsten Sohne mit guten Worten zu; ja, er versicherte ihm eidlich, daß er ihn reich und glücklich machen werde, wenn er sich von den althergebrachten Gesetzen abwenden würde. Er wolle ihn sogar unter seine Freunde aufnehmen und ihm Ämter anvertrauen.
25 Der Jüngling aber zeigte nicht die geringste Neigung; also ließ der König die Mutter rufen und forderte sie auf, daß sie dem Knaben einen heilsamen Rat erteilen solle.
26 Nachdem er viel Überredungskunst aufgewendet hatte, unternahm sie es, auf den Sohn einzureden.
27 Aber sie neigte sich zu ihm nieder und sagte zum Hohn für den rohen Tyrannen in ihrer Muttersprache: "Mein Sohn, habe Erbarmen mit mir! Neun Monate habe ich dich im Mutterschoß getragen und drei Jahre an der Brust genährt; ich habe dich bis zu diesem Alter geführt, ernährt und versorgt.
28 Ich bitte dich, mein Kind, schau zum Himmel und zur Erde und sieh alles, was es da gibt; bedenke, daß Gott diese Dinge aus dem Nichts erschaffen hat! Auch das Menschengeschlecht entsteht auf diese Weise.
29 Habe keine Angst vor diesem Henker, sondern zeige dich deiner Brüder würdig, nimm den Tod auf dich, damit ich zur Zeit des Erbarmens dich mit deinen Brüdern wiedererlange!"
30 Als sie ihre Rede beendet hatte, sprach der Sohn: "Auf wen wartet ihr? Ich unterwerfe mich dem königlichen Befehl nicht! Ich gehorche dem Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Moses verliehen worden ist.
31 Wohl bist du der Erfinder jeglicher Bosheit gegen die Hebräer, doch wirst du Gottes Händen nicht entfliehen.
32 Unserer eigenen Sünden wegen müssen wir leiden.
33 Zwar ist der lebendige Herr zu unserer Strafe und Züchtigung für kurze Zeit erzürnt, aber er versöhnt sich doch wiederum mit seinen Knechten.
34 Du aber, Verworfener, ruchlosester aller Menschen, überhebe dich nicht in leerem Vertrauen auf nichtige Hoffnungen, wenn du deine Hand gegen die Himmelskinder erhebst!
35 Noch bist du dem Gericht des allmächtigen und des allsehenden Gottes nicht entronnen!
36 Unsere Brüder mußten kurze Pein ertragen, sind aber jetzt zu unvergänglichem Leben in den Gottesbund eingegangen. Du aber wirst im göttlichen Gericht gerechte Strafen für deine Überheblichkeit davontragen.
37 Gleich meinen Brüdern gebe ich Leib und Leben für die väterlichen Gesetze hin und flehe dabei zu Gott, daß er dem Volk bald wieder gnädig werde, dich aber unter Qualen und Geißeln zu dem Bekenntnis bringe, daß er allein Gott ist.
38 Bei mir und meinen Brüdern aber möge der Zorn des Allmächtigen zum Stillstand kommen, der mit Recht über unser ganzes Geschlecht hereingebrochen ist!"
39 Von Zorn erfüllt, ließ ihn der König im Vergleich zu den anderen am grausamsten behandeln; denn er war durch die Verhöhnung erbittert.
40 So schied auch dieser makellos aus dem Leben, indem er vollkommen auf den Herrn vertraute.
41 Zuletzt nach den Söhnen mußte auch die Mutter sterben.
42 Damit sei genug erzählt von Opfern und außergewöhnlichen Martern.