1 Ach, wärst du doch mein Bruder, hättest die Brust meiner Mutter gesogen! Träf’ ich dich dann auf der Straße, so dürft’ ich dich küssen, ohne daß jemand mich deshalb mißachtete.
2 Ich nähme dich dann mit mir ins Haus meiner Mutter; du müßtest mich unterweisen, ich gäbe dir Würzwein zu trinken, den Most meiner Granaten. –
3 Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.
4 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems: was wollt ihr die Liebe aufstören und wecken, eh’ es ihr selber gefällt! (vgl. 2,6-7)
5 Wer ist’s, die da heraufkommt aus der Trift, gelehnt an ihren Geliebten? »Unter dem Apfelbaum hab’ ich dich aufgeweckt; dort hat deine Mutter dich mit Schmerzen geboren, dort dich mit Schmerzen ans Licht der Welt gebracht.«
6 »O lege mich an dein Herz wie einen Siegelring, wie einen Siegelring an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe und ihre Leidenschaft hart (= unerbittlich oder: unbezwinglich) wie die Unterwelt; ihre Gluten sind Feuergluten, ihre Flammen wie Flammen Gottes.
7 Die mächtigsten Fluten vermögen die Liebe nicht auszulöschen und Ströme sie nicht fortzuschwemmen (oder: zu überfluten); böt’ einer auch alles Gut seines Hauses (als Kaufpreis) für die Liebe: man würde sein nur spotten.«
8 Ein Schwesterlein haben wir, die noch keine Brüste hat; was sollen wir nun mit unserer Schwester tun am Tage, wo man um sie freit?
9 Ist sie eine Mauer, so bauen wir eine Krönung (oder: Zinne) von Silber auf ihr; ist sie aber ein Tor, so verrammeln wir es mit Zederbohlen.« –
10 Ich bin (oder: war) eine Mauer, und meine Brüste sind (oder: waren) wie Türme; doch ich habe mich ihm gezeigt als friedlich übergebene Burg.
11 Einen Weinberg besaß Salomo in Baal-Hamon; er übergab den Weinberg den Hütern; jeder hatte für seinen Ertrag tausend Silberstücke zu zahlen.
12 Über meinen Weinberg verfüge ich allein. Die tausend Silberstücke gehören dir, (mein) Salomo, und dazu noch zweihundert den Hütern seiner Früchte.
13 Die du wohnst in den Gärten, die Freunde lauschen: deine Stimme laß mich hören!
14 »Enteile, mein Geliebter, und mache es wie die Gazelle oder wie der junge Hirsch auf den balsamduftenden Bergen!« (vgl. 2,17)
1 Ach, wärest du doch mein Bruder, an der Brust meiner Mutter genährt! Träfe ich dich auf freier Flur, ich würde dich küssen, und man könnte es mir nicht verübeln.
2 Ich würde dich führen, dich bringen ins Haus meiner Mutter, die mich erzog. Ich würde dich tränken mit Würzwein, mit meinem Granatapfelmost.
3 Seine Linke ruht unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.
4 Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, was wollt ihr wecken und stören die Liebe, ehe ihr selbst es gefällt?"
5 Wer ist diese, die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt? "Unter dem Apfelbaum störte ich dich auf. Dort war in Wehen geraten mit dir deine Mutter, dort war in Wehen geraten, die dich gebar."
6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, lodernde Blitze.
7 Große Wasser können die Liebe nicht löschen, und Ströme spülen sie nicht hinweg. Böte jemand seines Hauses ganzen Besitz für die Liebe, man würde ihn völlig verachten."
8 "Wir haben eine kleine Schwester, sie besitzt noch keine Brüste. Was machen wir mit unserer Schwester am Tage, da man um sie freit?
9 Wenn sie eine Mauer ist, bauen wir darauf ein silberne Zinne. Wenn sie eine Türe ist, befestigen wir darauf eine Zederntafel."
10 "Bin ich erst eine Mauer und sind meine Brüste wie Türme, dann bin ich in seinen Augen wie eine, die Anklang findet!"
11 Einen Weinberg hatte Salomo in Baal-Hamon; er übergab an die Wächter den Weinberg. Ein jeder mußte für seine Frucht tausend Silberlinge zahlen.
12 Doch meinen Weinberg, der mir gehört, den habe ich vor mir. Dein seien die tausend, o Salomo, und zweihundert den Wächtern seiner Frucht!
13 "Die du in den Gärten wohnst, Gefährten lauschen aufmerksam - laß mich deine Stimme hören!"
14 Flieh, mein Geliebter, sei gleich dem Reh oder dem Junghirsch auf duftendem Bergland!"