1 So hat der HERR zu mir gesprochen: »Gehe hin und kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Hüften, aber laß ihn nicht ins Wasser geraten!«

2 Da kaufte ich den Gürtel nach dem Befehl des HERRN und legte ihn mir um die Hüften.

3 Hierauf erging das Wort des HERRN zum zweitenmal an mich folgendermaßen:

4 »Nimm den Gürtel, den du dir gekauft hast und um deine Hüften trägst, und mache dich auf, gehe an den Euphrat und verstecke ihn dort in einer Felsspalte!«

5 Da ging ich hin und versteckte ihn am Euphrat, wie der HERR mir geboten hatte.

6 Nach längerer Zeit aber sagte der HERR zu mir: »Mache dich auf, gehe an den Euphrat und hole von dort den Gürtel, den du dort auf meinen Befehl versteckt hast!«

7 Da begab ich mich an den Euphrat, grub nach und nahm den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn versteckt hatte; aber siehe da: der Gürtel war verdorben, war zu nichts mehr zu gebrauchen!

8 Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen:

9 »So spricht der HERR: Ebenso will ich den Hochmut Judas und den Hochmut Jerusalems, der so gewaltig ist, ins Verderben stürzen!

10 Dieses böse Volk, das sich weigert, auf meine Worte zu hören, das da wandelt im Starrsinn seines Herzens und anderen Göttern nachläuft, um ihnen zu dienen und sie anzubeten: es soll ihm ebenso ergehen wie diesem Gürtel, der zu nichts mehr taugt.

11 Denn gleichwie der Gürtel sich eng an die Hüften eines Mannes anschließt, so hatte ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda sich eng an mich anschließen lassen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »damit sie mein Volk würden, mir zum Ruhm und zum Lobpreis und zur Zierde; aber sie haben nicht gehorcht.«

12 »So richte denn folgende Worte an sie: ›So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: Jeder Krug wird mit Wein gefüllt.‹ Wenn sie dann zu dir sagen: ›Sollten wir das wirklich nicht selbst wissen, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?‹,

13 so erwidere ihnen: ›So hat der HERR gesprochen: Fürwahr, ich will alle Bewohner dieses Landes, sowohl die Könige, die auf dem Throne Davids sitzen, als auch die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit füllen

14 und sie sich dann einen an dem andern zerschmettern lassen, und zwar die Väter zugleich mit den Söhnen!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will dabei keine Schonung üben und kein Mitleid haben, und kein Erbarmen soll mich abhalten, sie zu vernichten!‹«

15 Höret und merkt auf! Seid nicht hochmütig, denn der HERR ist’s, der geredet hat!

16 Gebt dem HERRN, eurem Gott, die Ehre, bevor es Nacht wird und bevor eure Füße sich an den Bergen in der Dunkelheit stoßen und ihr dann auf Licht wartet, er es aber zu tiefster Finsternis macht und es in Wolkendunkel verwandelt!

17 Wenn ihr aber nicht gehorcht, so muß ich vor Kummer im Verborgenen weinen ob eurem Hochmut, und mein Auge muß unaufhörlich in Tränen zerfließen, weil die Herde des HERRN gefangen weggeführt wird.

18 Sage (oder: sagt) zum König und zur Herrin (oder: Königin-Mutter): »Setzt euch tief herunter, denn vom Haupt ist euch eure herrliche Krone herabgefallen.

19 Die Städte des Südlands sind verschlossen, und niemand ist da, der sie öffnet; in Gefangenschaft wird Juda weggeführt insgesamt, weggeführt in voller Zahl!«

20 Hebe deine Augen auf, Jerusalem, und sieh, wie sie von Norden daherkommen! Wo ist die Herde, die dir anvertraut war, deine prächtigen Schafe?

21 Was wirst du sagen, wenn er die, welche du selbst als vertraute Freunde an dich gewöhnt hast, zum Oberhaupt (= zu Herren) über dich bestellt? Werden dich da nicht Wehen erfassen wie ein Weib in Geburtsnöten?

22 Und wenn du alsdann bei dir selber denkst: »Warum hat solches Leid mich getroffen?«, so wisse: Wegen deiner schweren Verschuldung wird dir die Schleppe aufgehoben, werden dir die Füße mit Gewalt entblößt.

23 Kann wohl ein Mohr seine Haut verwandeln und ein Pardel sein buntes Fell? Dann würdet auch ihr imstande sein gut zu handeln, die ihr an Bösestun gewöhnt seid.

24 »Darum will ich sie zerstreuen wie Spreu, die vor dem Wüstenwinde verfliegt.

25 Das ist dein Los, dein Teil, das ich dir zugemessen habe« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »weil du mich vergessen und dein Vertrauen auf Trug (= den Truggötzen) gesetzt hast.

26 Darum will auch ich dir deine Schleppen vorn bis über das Gesicht hochziehen, damit deine Scham sichtbar wird.

27 Deine Ehebrecherei und dein brünstiges Wiehern, die Schmach deiner Buhlerei – auf den Hügeln wie im freien Felde habe ich deine Greuel gesehen! Wehe dir, Jerusalem, daß du dich nicht reinigst! Wie lange wird’s noch währen?«

1 So sprach der Herr zu mir: "Gehe hin, kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Lenden, aber ins Wasser tauche ihn nicht!"

2 Ich kaufte dem Auftrag des Herrn gemäß den Gürtel und legte ihn mir um die Lenden.

3 Da erging das Wort des Herrn an mich zum zweitenmal:

4 "Nimm den gekauften Gürtel, den du um die Lenden trägst, mache dich auf den Weg an den Euphrat, und verstecke ihn dort in einer Felsspalte!"

5 Ich wanderte hin und verbarg ihn am Euphrat, wie der Herr mir befohlen hatte.

6 Nach langer Zeit sprach der Herr zu mir: "Mache dich auf den Weg an den Euphrat und hole von dort den Gürtel, den ich dich daselbst verstecken ließ!"

7 Da wanderte ich an den Euphrat, suchte nach und holte den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Doch siehe, der Gürtel war verfault, zu nichts mehr zu gebrauchen.

8 Da erging an mich das Wort des Herrn:

9 "So spricht der Herr: Ebenso will ich die große Pracht Judas und Jerusalems verderben.

10 Dieses bösartige Volk, das sich weigert, meine Worte zu hören, das dem Starrsinn seines Herzens folgt und anderen Göttern nachläuft, ihnen zu dienen und sie anzubeten, soll wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr verwendbar ist.

11 Denn wie sich der Gürtel an die Lenden des Mannes anschmiegt, so wollte ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda sich mir anschmiegen lassen" - Spruch des Herrn. "Sie sollten mein Volk, mein Ruhm, Preis und Schmuck sein; aber sie hörten nicht!

12 Rede zu ihnen diesen Spruch: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder Krug wird mit Wein gefüllt! Wenn sie dir dann erwidern: "Wissen wir nicht selbst, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?",

13 so sage ihnen: So spricht der Herr: Wohlan, ich fülle alle Bewohner dieses Landes, die Könige auf Davids Thron, die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit.

14 Ich zerschmettere sie, einen am andern, Väter und Söhne gemeinsam" - Spruch des Herrn. "Ohne Schonung, ohne Mitleid, ohne Erbarmen will ich sie vertilgen."

15 Hört und merkt auf! Seid nicht hochmütig; denn der Herr ist es, der redet.

16 Zollet dem Herrn, eurem Gott, Ehrerbietung, bevor es dunkelt, bevor eure Füße sich stoßen auf Bergen im Zwielicht und ihr dann auf Licht harrt, während er es zur Finsternis macht und wandelt in Dunkel!

17 Hört ihr aber nicht, so muß ich in der Verborgenheit weinen ob eures Hochmuts; mein Auge muß weinen und Tränen vergießen, da die Herde des Herrn gefangen weggeführt wird.

18 Sprecht zum König und zur Gebieterin: "Setzt euch tief hinunter; denn es sinkt von eurem Haupt eure prachtvolle Krone!

19 Die Städte des Südens sind verschlossen, und niemand ist da, der öffnet. Weggeführt wird ganz Juda, vollzählig weggeführt."

20 Erhebe deine Augen, Jerusalem, und schau, wie sie kommen von Norden! Wo bleibt die Herde, die dir anvertraut war, deine prachtvollen Schafe?

21 Was sagst du, wenn man jene als Herren über dich setzt, die du als Buhlen an dich gewöhnt hast? Ergreifen dich nicht Wehen wie eine gebärende Frau?

22 Und denkst du bei dir: Warum traf mich denn solches?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld wird deine Schleppe aufgedeckt, wird dein Leib geschändet.

23 Ändert wohl ein Mohr seine Hautfarbe oder seine Flecken ein Leopard? Dann könntet auch ihr noch Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid!

24 "Zerstreuen will ich euch wie fortfliegende Spreu, wenn der Wüstenwind weht.

25 Dies ist dein Schicksal, dein von meiner Seite dir zugemessener Lohn" - Spruch des Herrn -, "denn du vergaßest mich und trautest dem Trug.

26 So hebe ich dir die Schleppe auf bis übers Gesicht, daß deine Schande sichtbar wird,

27 deine Ehebrecherei, dein geiles Wiehern, dein schändliches Buhlen! Auf den Hügeln, auf dem Felde erblickte ich deine Greuel! Weh dir, Jerusalem, weil du nicht rein wirst! Wie lange geht es noch so?"