1 Damals richtete Jesus an das Volk und an seine Jünger folgende Worte:
2 »Auf den Lehrstuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.
3 Alles nun, was sie euch sagen (= zu tun gebieten), das tut und befolgt, aber nach ihren Werken (= ihrem Tun) richtet euch nicht; denn sie sagen es nur, tun es aber nicht.
4 Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, sie selbst aber wollen sie mit keinem Finger anrühren.
5 Alle ihre Werke tun sie in der Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und ihre Mantelquasten (4.Mose 15,38-39) lang;
6 sie lieben den ersten Platz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen;
7 sie wollen auf den Märkten (oder: öffentlichen Plätzen) gegrüßt sein und lassen sich von den Leuten gern ›Rabbi‹ (d.h. Meister, Lehrer) nennen.
8 Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
9 Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel.
10 Auch ›Lehrer (oder: Führer)‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer (oder: Führer), nämlich Christus.
11 Der Größte unter euch soll euer Diener sein.
12 Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« (Lk 14,11; 18,14)
13 »Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler (= Scheinheiligen)! Denn ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst geht ja nicht hinein, laßt aber auch die nicht hinein, welche hineingehen wollen.
14 [Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr bringt die Häuser der Witwen gierig an euch und verrichtet zum Schein lange Gebete. Darum werdet ihr ein um so strengeres Gericht erfahren.]
15 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr durchreist Land und Meer, um einen einzigen Glaubensgenossen zu gewinnen; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, das doppelt so schlimm ist als ihr selbst.
16 Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt (= lehrt): ›Wenn einer beim Tempel schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber beim Gold des Tempels (oder: am Tempel) schwört, der ist gebunden.‹
17 Ihr Toren und Blinde! Was steht denn höher: das Gold (= der Goldschmuck) oder der Tempel, der das Gold erst heilig gemacht hat?
18 Ferner (sagt ihr): ›Wenn einer beim Altar schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber bei der Opfergabe schwört, die auf dem Altar liegt, der ist gebunden.‹
19 Ihr Blinden! Was steht denn höher, die Opfergabe oder der Altar, der die Gabe erst heilig macht?
20 Wer also beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was auf ihm liegt;
21 und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der in ihm wohnt;
22 und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der auf ihm sitzt.
23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, von Anis und Kümmel, laßt aber das Schwierigere (oder: Wichtigere) im Gesetz außer acht, nämlich das Gericht (oder: die Rechtspflege), die Barmherzigkeit und die Treue (oder: den Glauben). Diese sollte man üben und jenes nicht außer acht lassen.
24 Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seihet (d.h. durch Seihen der Getränke entfernt), aber das Kamel hinuntertrinkt!
25 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, inwendig aber sind sie gefüllt mit Raub und Unmäßigkeit (d.h. mit dem, was ihr durch Raub an euch gebracht habt und mit Unmäßigkeit genießt).
26 Du blinder Pharisäer! Mache zuerst das rein, was den Inhalt des Bechers bildet, dann wird auch seine Außenseite rein werden (können).
27 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr gleicht frischgetünchten Gräbern, die von außen schön aussehen, im Innern aber voll von Totengebeinen und lauter Verwesung sind.
28 Ebenso zeigt auch ihr euch den Menschen von außen gerecht, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzlosigkeit (oder: Gesetzesbruch).
29 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr baut die Grabstätten der Propheten aus und schmückt die Grabdenkmäler der Gerechten
30 und sagt: ›Hätten wir zur Zeit unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen am Blut der Propheten schuldig gemacht!‹
31 Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, daß ihr die Söhne (= Nachkommen) der Prophetenmörder seid.
32 So macht denn ihr das Maß (der Schuld) eurer Väter voll!
33 Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?!«
34 »Deshalb seht: ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte (oder: Lehrer); von diesen werdet ihr die einen töten und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen,
35 damit über euch alles gerechte (= unschuldige) Blut komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an (1.Mose 4,8) bis zum Blut Sacharjas (= Zacharias), des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempelhause und dem Brandopferaltar ermordet habt (vgl. 2.Chr 24,19-22).
36 Wahrlich ich sage euch: (Die Strafe für) dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!«
37 »Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die zu dir Gesandten steinigst! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; doch ihr habt nicht gewollt.
38 Nunmehr wird euer Haus euch verödet überlassen (Jer 22,5);
39 denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht (mehr) sehen, bis ihr (einst bei meiner Wiederkunft) ausruft: ›Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹« (Ps 118,26)
1 Darauf sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern:
2 "Auf dem Stuhl des Moses sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.
3 Tut und haltet alles, was sie euch sagen, nach ihren Werken aber richtet euch nicht; denn sie reden zwar, tun es aber nicht.
4 Sie binden schwere und unerträgliche Lasten und legen sie auf die Schultern der Menschen; selber aber wollen sie mit keinem ihrer Finger daran rühren.
5 Alle ihre Werke tun sie, um sich sehen zu lassen von den Menschen; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und groß ihre Quasten.
6 Sie nehmen gern den Ehrenplatz ein bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen
7 und lassen sich grüßen auf den öffentlichen Plätzen und von den Leuten als Meister anreden.
8 Ihr aber sollt euch nicht als Meister anreden lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
9 Auch als Vater sollt ihr niemand von euch anreden auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel.
10 Auch nicht als Führer laßt euch anreden; denn einer ist euer Führer, Christus.
11 Der Größte unter euch soll euer Diener sein.
12 Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
13 Wehe aber euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt das Himmelreich den Menschen; denn ihr selbst geht nicht hinein und laßt auch, die hineingehen wollen, nicht hinein.
14 [Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verzehrt die Häuser der Witwen, indem ihr zum Schein lange Gebete verrichtet! Darum wird ein um so strengeres Gericht über euch kommen.]
15 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Meer und Land, um einen einzigen zum Glaubensgenossen zu machen, und ist er es geworden, so macht ihr aus ihm einen Sohn der Hölle, zweimal so schlimm wie ihr.
16 Wehe euch, ihr blinden Wegweiser! Ihr sagt: Wenn jemand beim Tempel schwört, das sei nichts, wer aber beim Gold des Tempels schwört, der sei gebunden.
17 Ihr Toren und Blinden! Was ist denn mehr, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?
18 Und wenn jemand beim Altare schwört, das sei nichts, wer aber bei der Gabe schwört, die darauf liegt, der sei gebunden.
19 Ihr Blinden! Was ist denn größer, die Gabe oder der Altar, der die Gabe heiligt?
20 Wer also beim Altare schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt.
21 Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt.
22 Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Throne Gottes und bei dem, der darauf sitzt.
23 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr berechnet den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, doch was von größerem Gewicht ist im Gesetz, das vernachlässigt ihr: das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue. Dies soll man tun und jenes nicht unterlassen.
24 Ihr blinden Wegweiser! Ihr seiht die Mücke, verschluckt jedoch das Kamel.
25 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, innen aber sind sie angefüllt mit Raub und Unmäßigkeit.
26 Du blinder Pharisäer! Reinige zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde.
27 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gleicht übertünchten Gräbern, die nach außen zwar schön aussehen, inwendig aber voll sind von Totengebein und Unrat.
28 So erscheint auch ihr von außen her den Menschen als Gerechte, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzwidrigkeit.
29 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr baut die Gräber der Propheten und ziert die Denkmäler der Gerechten und sagt:
30 Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, so wären wir nicht schuldig geworden mit ihnen am Blut der Propheten.
31 So gebt ihr euch selbst das Zeugnis, daß ihr Söhne der Prophetenmörder seid;
32 doch ihr macht es voll, das Maß eurer Väter!
33 Ihr Schlangen, ihr Natterngezücht! Wie werdet ihr dem Gericht der Hölle entrinnen?
34 Darum seht, ich sende zu euch Propheten, Weise und Schriftgelehrte; die einen von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, andere von ihnen werdet ihr in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen,
35 damit alles gerechte Blut, das auf Erden vergossen wurde, über euch komme, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr ermordet habt zwischen Tempel und Altar.
36 Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird kommen über dieses Geschlecht.
37 Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und die steinigst, die zu dir gesandt sind, wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt!
38 Seht, "euer Haus wird euch verwüstet zurückgelassen" (Jer 22,5).
39 Denn ich sage euch: Von nun an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn" (Ps 118,26)."