1 Da sagte ihre Schwiegermutter Noomi zu ihr: »Liebe Tochter, ich muß dir doch ein sicheres Heim verschaffen, damit du gut versorgt bist.

2 Nun denn, Boas, dessen Mägden du dich angeschlossen hast, gehört zu unserer Verwandtschaft; der worfelt gerade diese Nacht die Gerste auf der Tenne.

3 So bade und salbe dich denn, lege deine besten Kleider an und gehe zur Tenne hinab, laß dich aber von dem Manne nicht eher bemerken, als bis er mit Essen und Trinken fertig ist.

4 Wenn er sich dann schlafen legt, so achte auf den Ort, wohin er sich legt; dann gehe hin, hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort nieder; er wird dir dann schon sagen, was du zu tun hast.«

5 Sie antwortete ihr: »Ganz nach deiner Weisung will ich tun!«

6 Sie ging also zur Tenne hinab und machte es genau so, wie ihre Schwiegermutter ihr angegeben hatte.

7 Als Boas nämlich gegessen und getrunken hatte und guter Dinge geworden war, legte er sich am Ende (oder: Rande) des Getreidehaufens schlafen; da kam sie leise heran, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich dort nieder.

8 Da, um Mitternacht, fuhr der Mann aus dem Schlafe auf, und als er sich vorbeugte, sah er ein Weib zu seinen Füßen liegen.

9 Als er nun fragte: »Wer bist du?«, antwortete sie: »Ich bin Ruth, deine Magd; breite also deinen Fittich (= Schutz) über deine Magd aus; denn du bist Löser für mich!«

10 Da erwiderte er: »Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast deine Liebe (zu Noomi) zuletzt noch schöner betätigt als früher, indem du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist, sie seien arm oder reich.

11 Und nun, meine Tochter, sei ohne Angst! Alles, was du wünschest, will ich für dich tun; wissen doch alle Leute, die in unserm Ort auf dem Marktplatze am Stadttor zusammenkommen, daß du ein sittsames Weib bist.

12 Nun bin ich ja allerdings ein Löser für dich; aber es ist noch ein anderer Löser vorhanden, der näher mit dir verwandt ist als ich.

13 Bleibe über Nacht hier; morgen wird sich’s dann finden: wenn er dich lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust dazu, so will ich dich lösen, so wahr der HERR lebt! Bleibe nur liegen bis zum Morgen!«

14 So blieb sie denn zu seinen Füßen liegen bis zum Morgen; dann stand sie auf, ehe noch ein Mensch den andern erkennen konnte; er dachte nämlich: »Es braucht nicht bekanntzuwerden, daß ein Weib auf die Tenne gekommen ist.«

15 Dann sagte er: »Nimm den Überwurf, den du anhast, und halte ihn fest.« Als sie ihn nun hinhielt, maß er ihr sechs Maß Gerste ab und lud sie ihr auf. So ging sie in die Stadt.

16 Als sie nun zu ihrer Schwiegermutter heimkam, fragte diese: »Wie ist es dir ergangen, liebe Tochter?« Da erzählte sie ihr alles, wie der Mann sich gegen sie verhalten hatte,

17 und schloß mit den Worten: »Diese sechs Maß Gerste hat er mir gegeben; denn er sagte: ›Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen.‹«

18 Da sagte diese: »Warte nur ruhig ab, liebe Tochter, bis du erfährst, wie die Sache abläuft! Denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache heute noch zur Entscheidung gebracht hat.«

1 Ihre Schwiegermutter Noëmi sprach zu ihr: "Meine Tochter, soll ich dir nicht ein ruhiges Heim suchen, wo es dir gut geht?

2 Und nun: Ist nicht Boas unser Verwandter, mit dessen Mägden du beisammen warst? Nun worfelt er in dieser Nacht auf der Gerstentenne!

3 Wasche und salbe dich und lege deine schönsten Gewänder an; dann gehe hinab zur Tenne! Gib dich aber dem Mann nicht zu erkennen, bis er mit dem Essen und Trinken fertig ist!

4 Wenn er sich dann aber hinlegt, so merke dir den Ort, wo er schläft; komm herzu, decke den Platz zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; dann wird er dir sagen, was du tun sollst."

5 Sie entgegnete ihr: "Alles, was du sagst, werde ich tun!"

6 Dann ging sie zur Tenne hinunter und tat ganz so, wie ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte.

7 Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, kam er, um sich am Rand des Getreidehaufens niederzulegen. Sie näherte sich heimlich, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hin.

8 Um Mitternacht fuhr der Mann erschreckt auf, beugte sich vor, und siehe, eine Frau lag am Platz zu seinen Füßen.

9 Er sprach: "Wer bist du?" Sie entgegnete: "Ich bin Rut, deine Magd! Spanne den Saum deines Gewandes über deine Magd aus; denn Löser bist du!"

10 Er entgegnete: "Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! In noch schönerem Lichte zeigst du jetzt deine Liebe als früher, indem du nicht den jungen Männern, ob arm oder reich, nachläufst.

11 Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn alle Leute innerhalb des Stadttores wissen, daß du eine wackere Frau bist!

12 Nun, es ist ja nur zu wahr, daß ich lösepflichtig bin; allein es ist noch ein näherer Verwandter als ich da, der ebenfalls lösepflichtig ist.

13 Bleibe in dieser Nacht hier liegen; wenn er dich dann am Morgen lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust, dich zu lösen, dann werde ich, so wahr der Herr lebt, dich lösen; schlafe ruhig bis zum Morgen!"

14 So schlief sie an seinem Fußende bis zum Morgen; doch stand sie bereits auf, noch bevor einer den anderen sehen konnte. Er hatte nämlich gesagt: "Es braucht nicht bekannt zu werden, daß die Frau auf die Tenne gekommen ist!"

15 Dann sprach er: "Gib dein Umschlagtuch her und halte es auf!" Sie tat es, und er maß sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. So kam sie zur Stadt.

16 Sie kam nun zu ihrer Schwiegermutter. Diese fragte sie: "Wie steht es mit dir, meine Tochter?" Da erzählte sie ihr alles, was der Mann an ihr Gutes getan hatte.

17 Sie sagte: "Diese sechs Maß Gerste hat er mir geschenkt; "denn", so meinte er, "du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen!""

18 Sie sprach darauf: "Warte ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache verläuft. Jedenfalls wird der Mann nicht eher ruhen, bis er heute noch die Angelegenheit erledigt hat."