1 Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Hirschkuh der Morgenröte«; ein Psalm von David.
2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mt 27,46; Mk 15,34)Ach, fern von meiner Rettung bleiben die Worte meiner Klage!
3 Mein Gott! Ich rufe bei Tage, doch du antwortest nicht,und bei Nacht, doch Ruhe wird mir nicht zuteil!
4 Und doch bist du der Heilige,der da thront über Israels Lobgesängen.
5 Auf dich haben unsre Väter vertraut,sie haben vertraut, und du hast ihnen ausgeholfen;
6 zu dir haben sie geschrien und Rettung gefunden,auf dich haben sie vertraut und sind nicht enttäuscht worden.
7 Doch ich bin ein Wurm und kein Mensch mehr,bin der Leute Hohn und verachtet vom Volk;
8 alle, die mich sehen, spotten mein (vgl. Mt 27,39-43),reißen den Mund auf, schütteln den Kopf:
9 »Er werf’s auf den HERRN: der möge ihn befreien,der möge ihn retten: er hat ja Wohlgefallen an ihm!«
10 Ja du bist’s, der mich der Mutter gelegt in den Schoß,mich sicher geborgen an meiner Mutter Brust;
11 von Geburt an bin ich auf dich geworfen (= angewiesen),vom Schoß meiner Mutter her bist du mein Gott.
12 O bleibe nicht fern von mir, denn die Drangsal ist nahe,und sonst ist kein Helfer zu sehen!
13 Mich umzingeln mächtige Stiere,Basans Riesenfarren halten mich umringt;
14 den Rachen sperren sie gegen mich auf –ein reißender, brüllender Löwe!
15 Wie Wasser bin ich ausgegossen,alle meine Glieder sind ausgerenkt (oder: zerschlagen);das Herz ist mir geworden wie Wachs,zerschmolzen in meinem Innern.
16 Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft,und die Zunge klebt mir am Gaumen:in den Staub des Todes hast du mich gelegt.
17 Ach, Hunde umgeben mich rings,eine Rotte von Übeltätern umkreist mich;sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
18 Alle meine Gebeine kann ich zählen:sie aber blicken mich an und weiden sich an dem Anblick.
19 Sie teilen meine Kleider unter sichund werfen das Los um mein Gewand (Mt 27,35; Joh 19,24).
20 Doch du, HERR, bleibe nicht fern von mir,du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
21 Errette vor dem Schwert mein Leben,mein einziges Gut aus der Hunde Gewalt!
22 Hilf mir aus dem Rachen des Löwenund bewahre mich vor den Hörnern der Büffel!
23 Dann will ich deinen Namen meinen Brüdern kundtun,inmitten der Gemeinde dich rühmen (= preisen):
24 »Die den HERRN ihr fürchtet, preiset ihn!Ihr alle vom Hause Jakobs, ehret ihnund scheut euch vor ihm, ihr alle von Israels Stamm!
25 Denn er hat nicht übersehen und nicht verabscheut das Elend des Duldersund sein Antlitz vor ihm nicht verborgen,nein, als er zu ihm schrie, auf ihn gehört.«
26 Dir soll mein Loblied gelten in großer Gemeinde;meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
27 Die Elenden sollen essen, daß sie satt werden,und die da suchen den HERRN, sollen ihn preisen:aufleben soll euer Herz für immer!
28 Daran werden gedenken und zum HERRN sich bekehrenalle Enden der Erde,und vor dir werden sich niederwerfenalle Geschlechter der Heiden;
29 denn dem HERRN gehört die Herrschaft (oder: das Königtum),und er ist der Völkergebieter.
30 Vor ihm werden niederfallen alle Großen der Erde,vor ihm die Knie beugen alle, die in den Erdstaub sinkenund wer seine Seele nicht am Leben erhalten kann.
31 Die Nachwelt wird ihm dienen;vom Allherrn wird man erzählen dem künft’gen Geschlecht.
32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit kundtundem nachgeborenen Volk, daß Er es vollführt hat.
1 [Dem Chorleiter. Nach "Hinde der Morgenröte". Psalm Davids.]
2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Stöhnend klage ich, aber die Hilfe bleibt fern.
3 "Mein Gott" ruf' ich bei Tag, doch du antwortest nicht, auch in der Nacht, und finde keine Ruhe.
4 Du aber thronst als Heiliger, du Lobpreis Israels!
5 Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du hast sie gerettet.
6 Zu dir schrieen sie und wurden befreit, auf dich vertrauten sie und wurden nicht beschämt.
7 Ich aber bin ein Wurm, kein Mensch, der Leute Spott und verachtet vom Volk.
8 Wer mich sieht, verhöhnt mich, verzieht den Mund, schüttelt den Kopf:
9 "Er baute auf den Herrn; der soll ihn befreien, der soll ihn retten, wenn er ihn liebt!"
10 Ja, du halfst mir aus dem Mutterschoß, du bargst mich an der Mutterbrust!
11 Dir bin ich anvertraut von Jugend auf, vom Mutterleibe an bist du mein Gott.
12 Sei mir nicht fern, denn nah ist die Not, da niemand hilft!
13 Es umringt mich eine Herde von Stieren, Basanbüffel umkreisen mich.
14 Den Rachen sperren sie gegen mich auf, Löwen, reißend und brüllend.
15 Dem Wasser gleich bin ich hingeschüttet; alle meine Glieder lösen sich auf. Mein Herz ist wie Wachs geworden, zerschmolzen in meiner Brust.
16 Trocken wie ein Tonscherben ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in Todesstaub.
17 Ja, Hunde umringen mich, eine Rotte von Frevlern umgibt mich. Sie zerreißen mir Hände und Füße.
18 Alle meine Knochen kann ich zählen. Sie blicken her und schauen gierig auf mich.
19 Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los.
20 Du aber, Herr, bleib mir nicht fern, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
21 Entreiße dem Schwert mein Leben, der Gewalt der Hunde mein einziges Gut!
22 Rette mich aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Büffel! - Du bist es, der mich erhört hat!
23 Nun will ich deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen! -
24 Ihr Gottesfürchtigen, preist ihn, lobt ihn, alle Nachkommen Jakobs, erzittert vor ihm, alle Nachkommen Israels!
25 Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht die Not des Armen. Er hat vor ihm sein Antlitz nicht verborgen, auf seinen Hilferuf hat er gehört.
26 Dir verdanke ich meinen Jubel in großer Gemeinde! Ich erfülle meine Gelübde vor denen, die ihn fürchten.
27 Die Armen mögen essen und gesättigt werden; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz lebe auf für immer!
28 Alle Enden der Erde sollen dessen gedenken und zum Herrn sich bekehren, vor ihm sich anbetend beugen alle Geschlechter der Völker!
29 Denn dem Herrn gebührt die Königsmacht, er ist der Völkerherrscher.
30 Ihm allein huldigten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm beugten sich alle, die in den Staub hinabgestiegen. Und meine Seele lebt für ihn.
31 Meine Nachkommen werden ihm dienen und vom Herrn erzählen dem folgenden Geschlecht.
32 Sie werden sein gerechtes Tun den später Geborenen künden. Denn er hat es vollbracht.