3 Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von oben geboren werde, {Vgl. Anmerkung zu Matth. 19,28 und zu Hoh 19,11. Von oben von Gott, ist eine Umschreibung für Jahveh.} so kann er die Gottesherrschaft nicht sehen.
4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er zum zweitenmal in seiner Mutter Leib hineingehen, und geboren werden?
5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in die Gottesherrschaft eingehen.
6 Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren ist, daß ist Geist.
7 Verwundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müßt von oben geboren werden.
8 Der Wind {Buchstäblich genau sollte man hier übersetzen: "Der Geist geistet" usw., aber im Deutschen kann man nicht so sagen, weil unser Begriff von Geist ein viel engerer ist, wie der biblische. Wir sprechen sogar den begabtesten Tieren den Geist ab. Jesus und der vierte Evangelist dagegen bezeichnen in einem Atemzuge das Geistesleben Gottes und den ganz unpersönlichen Wind mit Geist. Diese unwiderlegbare Tatsache sollte uns belehren, wie Unrecht wir tun, wenn wir unsern bestimmten, und nur auf persönliche Wesen anwendbaren Begriff überall da voraussetzen, wo die Bibel etwas viel Unbestimmteres und zunächst Unpersönliches, weil Sächliches (Neutrum) meint. Unser Begriff von Geist und Seele bedarf einer gründlichen Revision. Wir müssen unsern einseitigen und abstrakten Spiritualismus fahren lassen, und wieder biblischer denken lernen; dann wird die Kluft, welche unser theologisches und religiöses Denken und die Naturwissenschaften trennt, bald verschwinden, denn letztere widersprechen nicht dem biblischen Geistesbegriff, sondern nur dem kirchlichen, ungesunden, abstrakten Spiritualismus.} wehet, wo er will, und du hörest sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.