1 In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist wohl der Größere in der Himmelsherrschaft?
2 Und Jesus rief ein Kindlein herbei, und stellte es in ihre Mitte,
3 Und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr euch nicht bekehrt, und werdet wie die Kindlein, so werdet ihr nimmermehr in die Himmelsherrschaft eingehen.
4 Wer sich nun demütig, wie dieses Kindlein, der ist der Größere in der Himmelsherrschaft.
5 Und wer ein solches Kindlein aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.
6 Wer aber Anstoß zum Falle eines dieser Kleinen gibt, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er ersäufet würde in der Meerestiefe.
7 Wehe der Welt, der Anstöße wegen! Es ist zwar notwendig, daß Anstöße kommen, aber wehe jenen Menschen, durch welchen der Anstoß kommt.
8 Wenn deine Hand, oder dein Fuß dir zum Anstoß wird, so haue sie ab, und wirf sie von dir! denn besser ist es dir ins Leben als Lahmer, oder Krüppel, einzugehen, wie mit zwei Händen, oder zwei Füßen, in das künftige Feuer {Offenbar ist hier das Feuer im Tal Hinnom gemeint. Aionios heißt hier, und immer, wo es in der Bibel vorkommt, zunächst nicht unaufhörlich, sondern es weist vielmehr hin auf den zukünftigen Äon, die mit dem jüngsten Gericht beginnende neue Weltordnung.} geworfen zu werden.
9 Und wenn dein Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus, und wirf es von dir, denn es ist dir besser einäugig in das Leben einzugehen, als mit zwei Augen in das feurige Tal Hinnom geworfen zu werden.
10 Sehet zu, daß ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet, denn ich sage euch, daß ihr Engel {d. h. Geister. Vgl. Anmerk. zu Apg 12:15. Himmel ist nicht räumlich zu fassen, sondern weißt hin auf Gott. "Ihre Engel in den Himmeln" würde wohl am richtigsten übersetzt mit: "ihr gottebenbildlichen Geister" schauen allzeit das Angesicht Gottes. An die angeblichen Schutzengel der Kinder hat Jesus schwerlich gedacht, wie der Zusammenhang beweist.} in den Himmeln allezeit schauen das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist.
11 [Denn der Menschensohn ist gekommen zu retten das Verlorene].
12 Was dünket euch? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte, und es verliese sich eines von ihnen, würde er nicht die neunundneunzig auf den Berg lassen und hingehen, und das verlaufene suchen?
13 Und wenn es geschieht, daß er es findet, wahrlich, ich sage euch, daß er sich über dieses mehr freut, als über die neunundneunzig, die sich nicht verlaufen haben.
14 Also auch ist es vor euerm Vater in den Himmeln nicht der Wille, daß eines dieser Kleinen verloren gehe.
15 Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, so gehe hin, und strafe ihn zwischen dir und ihm allein; wenn er dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.
16 Wenn er aber nicht hört, so nimm mit dir einen, oder zwei, damit auf dem Munde zweier, oder dreier Zeugen jedes Wort bestehe.
17 Wenn er aber ihnen kein Gehör gibt, so sage es der Gemeine. Wenn er aber auch der Gemeine kein Gehör gibt, so sei er dir, wie der Heide und der Zöllner.
18 Wahrlich ich sage euch: Was ihr auf Erden bindet, das soll auch im Himmel (d. h. bei Gott) gebunden sein; und was ihr auf Erden löset, das soll auch im Himmel gelöst sein.
19 Aber wahrlich ich sage euch, daß wenn zwei von euch auf Erden übereinstimmen inbetreff irgend einer Sache, worum sie bitten, es soll ihnen geschehen von meinem Vater, der in den Himmeln ist.
20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
21 Dann kam Petrus zu ihm, und sprach: Herr! wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Bis siebenmal?
22 Spricht Jesus zu ihm: Nicht sage ich dir bis siebenmal, sondern bis siebenzigmal sieben.
23 Darum ist die Himmelsherrschaft gleich einem König, welcher mit seinen Knechten Abrechnung halten wollte.
24 Als er nun anfing zu rechnen, ward zu ihm gebracht einer, der war ihm zehntausend Talente {Es gab Talente von verschiedenem Wert. Das griechische Talent hatte einen Wert von ca. 4700M. Ein Denar war etwa 70 Pfennige wert.} schuldig.
25 Da er aber nicht hatte zu bezahlen, befahl sein Herr zu verkaufen ihn, und sein Weib, und seine Kinder, und alles, was er hatte, und damit zu bezahlen.
26 Der Knecht aber fiel ihm nun zu Füßen, und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen.
27 Da jammerte den Herrn jenes Knechtes, und gab ihn los, und die Schuld erließ er ihm.
28 Im Hinausgehen aber fand jener Knecht einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Denare schuldig, und er packte ihn, würgte ihn, und sprach: Bezahle, wenn du was schuldig bist!
29 Da fiel nun sein Mittknecht nieder, bat ihn, und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dich bezahlen.
30 Aber er wollte nicht, sondern ging hin, und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er das Schuldige bezahle.
31 Als nun seine Mitknechte das Vorgefallene sahen, wurden sie sehr betrübt, und gingen, und hinterbrachten ihrem Herrn alles, was geschehen war.
32 Dann ruft ihn sein Herr, und sagt zu ihm: Böser Knecht! alle jene Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest,
33 Und du solltest dich nicht erbarmen deines Mitknechtes, wie ich mich deiner erbarmte?
34 Und sein Herr ward sehr zornig, und übergab ihn den Peinigern, bis daß er die ganze Schuld bezahlte.
35 Also wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht ein jeglicher seinem Bruder von Herzen vergebet.