1 Nehmet doch, meine Brüder! bei dem Glauben an unsern verherrlichten Herrn, Jesum Christum, keine Rücksicht auf Ansehen der Person!
2 Wenn, zum Beispiel, in eure Versammlung ein Mann tritt, mit goldenen Finger-Ringen, un in prächtigem Gewande, es kommt aber auch ein Armer in schlechter Kleidung,
3 und ihr staunet den prächtig Gekleideten an und saget ihm:ihm, fehlt im Griechischen. Nimm hier diesen Ehrenplatz! aber zu dem Armen sprechet ihr: Du, stehe dort! oder: setze dich hier neben meinen Fußschemel!
4 Machet ihr da nicht parteiischen Unterschied unter euch selber, und urtheilet nach schlechten Grundsätzen?
5 Höret, meine lieben Brüder! hat den Gott nicht die Armen der Welt auserwählt, daß sie reich durch Glauben und Erben des Reiches seyn sollen, welches er denen, die ihn lieben, versprochen hat?
6 Ihr aber behandelt die Armen verächtlich. Sind es nicht die Reichen, die euch mit Gewalt unterdrücken? Ziehen nicht sie euch vor die Gerichtshöfe?
7 Verlästern nicht sie den ehrenvollen Namen, wornach ihr genannt seyd?
8 Wenn ihr nun das königliche Gebot nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst, genau befolget, so thut ihr wohl;
9 seyd ihr aber parteiisch, so handelt ihr sündlich, und das Gesetz erklärt euch für Uebertreter.
10 Wenn daher auch Jemand das ganze Gesetz befolgt, übertritt aber ein einziges Gebot; so verschuldet er sich an Allen.
11 Denn der gesagt hat: Du sollst die Ehe nicht brechen! hat auch gesagt: Du sollst nicht tödten! Wenn du nun zwar die Ehe nicht brichst, aber tödtest, so hast du das Gesetz übertreten.
12 So redet und handelt als solche, die nach dem Gesetze der Freiheit gerichtet werden sollen!
13 Aber ein Gericht ohne Erbarmen wird über den ergehen, der kein Erbarmen beweiset; Barmherzigkeit hingegen triumphirt über das Gericht.
14 Was kann es nützen, meine Brüder! wenn Jemand sagt, er habe den Glauben, aber die Werke nicht hat? Kann ihn wohl der Glaube selig machen?
15 Fehlte es, zum Beispiel, einem Bruder, oder einer Schwester an Kleidern und an der täglichen Nahrung;
16 und einer von euch sagte zu ihnen: gehet im Frieden, wärmt euch! esset euch satt! ihr gäbet ihnen aber nicht, was zur Leibes Nothdurft gehört, was würde das helfen?
17 So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, an und für sich todt.
18 Ja, es könnte Jemand sagen: Du hast Glauben, ich aber habe Werke; gib mir ohne deine Werke Beweise von deinem Glauben; ich will dir aber aus meinen Werken meinen Glauben beweisen.
19 Du glaubst, daß nur Ein Gott sey. Gut! aber auch die Teufel glauben das und zittern.
20 Willst du begreifen, thörichter Mensch! daß der Glaube ohne Werke todt sey? -
21 Unser Vater Abraham, ist er nicht durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar zum Opfer brachte?
22 Siehst du, daß der Glaube zu seinen Werken mitwirkte, ja daß der Glaube erst durch die Werke sich vollkommen darstellte?
23 So ward erfüllt, was die Schrift sagt: Abraham hatte Glauben zu Gott, und das ward zur Gerechtigkeit ihm angerechnet, und erwarb ihm den Namen: Freund Gottes.
24 Sehet ihr nicht, daß der Mensch durch die Werke gerecht werde, und nicht durch den Glauben allein?
25 Wurde nicht auf eine ähnliche Art auch die Hure Rahab durch die Werke gerecht erklärt, weil sie die Kundschafter aufnahm, und sie auf einem andern Wege entkommen ließ?
26 Denn so wie der Körper ohne Seele todt ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke todt.