1 Schließlich war Jesus durch mit seiner Ansprache. Am Ende fragte er seine Leute:
2 „Wisst ihr, dass übermorgen die Passaparty steigt? Dann wird der Menschensohn [[Menschensohn|Siehe Erklärung in Matthäus 8]] verraten und verkauft werden, sie werden ihn an die Mächtigen ausliefern und er wird hingerichtet werden."
3 Genau in dieser Minute hatten die religiösen Führer des Landes und einige andere Staatsmänner ein Meeting in der Villa vom Chef der Priester (der hieß Kaiphas).
4 Es ging darum, einen Plan auszutüfteln, wie man Jesus unauffällig töten und verschwinden lassen könnte.
5 Logischerweise war das Ding zu gefährlich, um es während des Passafestes steigen zu lassen, denn dann würden die Leute alles mitkriegen und einen Mega-Aufstand veranstalten.
6 Jesus hing bei Simon, der in Betanien wohnte und den er von einer ekligen Hautkrankheit, die Aussatz hieß, geheilt hatte.
7 Beim Essen kam plötzlich ’ne Frau mit so einem superteuren Parfüm in der Hand rein. Mit dem Zeug fing sie dann an, ganz vorsichtig Jesus die Haare zu besprühen.
8 Seine Leute kriegten voll den Hals und schnauzten sie an: „Das Zeug ist megaviel wert! Wenn wir das bei Ebay versteigert hätten, da wäre eine Schweinekohle bei rübergekommen!
9 Die hätte man dann wenigstens irgendeinem Sozialhilfeempfänger geben können, aber so ist das doch voll die Verschwendung!"
10 Jesus bekam das mit und sagte zu den Jungs: „Warum macht ihr jetzt diese Frau fertig? Sie meinte es doch nur gut mit mir!
11 Sozialhilfeempfänger und Penner werdet ihr immer haben, aber ich bin bald weg.
12 Mit diesem Parfüm hat sie mich schon mal klargemacht für die Beerdigung.
13 Was sie jetzt für mich getan hat, davon wird man noch Ewigkeiten sprechen, zumindest da, wo man meine gute Message verbreitet."
14 Abends ging einer von seinen zwölf Freunden, und zwar war das der Judas, zu den religiösen Führern
15 und fragte: „Wie viel Kohle haut ihr raus, wenn ich euch Jesus ans Messer liefere?" Sie handelten einen Preis von dreißig Silberdollar aus, ungefähr einen Monatslohn.
16 Ab jetzt war Judas nur noch auf der Lauer, die nächstbeste Gelegenheit zu finden, um Jesus zu verraten.
17 Am ersten Tag der Partyzeit, wo man so ein spezielles Brot essen sollte, da kamen seine Leute noch mal zu ihm und wollten was wissen: „Jesus, wo feiern wir denn unsere Passaparty?"
18 Jesus sagte: „Geht mal in die Stadt und macht dem Dingsda ’ne Ansage, dass der Meister jetzt kommt und dass wir bei ihm ’ne Party feiern wollen. Dann geht das schon klar." Er nannte ihnen auch den Namen von dem Kerl, dem der Partyraum gehörte.
19 Seine Leute gingen also schon mal vor und machten alles fertig für die Feier.
20 Abends saßen sie dann noch mal zusammen am Tisch und waren am Essen,
21 da ließ Jesus das Ding vom Stapel: „Einer von euch wird mich verraten!"
22 Alle waren total geschockt und jeder fragte sofort: „Du meinst doch nicht etwa mich, oder?"
23 Jesus sagte dann: „Der mit mir das Brot in die Sauce tunkt, der ist es.
24 Der Menschensohn [[Menschensohn|Siehe Erklärung in Matthäus 8]] wird sterben, die Ansage hab ich euch schon einmal gemacht, aber der Typ, der ihn verrät, der wird ganz übel draufkommen. Es wäre besser für ihn, er wäre nie geboren worden."
25 Wie alle anderen auch fragte Judas sofort nach: „Mann, Jesus, du meinst doch nicht etwa mich?" ─ „Doch, Judas, genau dich meine ich", antwortete Jesus.
26 Mitten beim Essen nahm Jesus plötzlich das Brot vom Teller und dankte Gott dafür. Dann brach er sich etwas davon ab, gab es weiter und sagte zu seinen Leuten: „Hier, esst das, es ist jetzt wie mein Körper."
27 Danach nahm er ein großes Glas Wein, dankte in einem Gebet Gott dafür und gab es an seine Leute weiter: „Daraus sollt ihr alle trinken!
28 Das ist jetzt wie mein Blut. Damit hab ich einen neuen Vertrag abgeschlossen, einen Vertrag zwischen den Menschen und Gott. Denn mit diesem Blut wird jede eurer Rechnungen bezahlt, die noch bei Gott offenstehen.
29 Ich mach mal ’ne Ansage, Leute: Ab jetzt trink ich keinen Wein mehr, bis ich eines Tages im Land von meinem Papa mit euch feiern werde."
30 Am Ende schmetterten sie noch zusammen einen Song, dann ging es wieder los, zurück zum Ölberg.
31 Auf dem Weg meinte Jesus zu seinen Leuten: „Diese Nacht wird echt schlimm für euch werden. Ihr werdet überhaupt nicht mehr kapieren, was abgeht. Es steht ja auch schon im alten Buch, dass Gott ihnen den Plan wegnehmen wird, und sie werden sich total verlaufen.
32 Aber wenn mein Comeback kommt, dann geh ich gleich nach Galiläa. Dort treffen wir uns."
33 Petrus war wieder etwas prall unterwegs und sagte zu Jesus: „Hey Jesus, wenn auch alle keine Lust mehr auf dich haben, ich werde immer zu dir stehen!"
34 Da sagte Jesus nur: „Nicht so voreilig, gerade du wirst, noch bevor die Uhr fünf schlägt, so tun, als würdest du mich nicht kennen."
35 „Never! Nur über meine Leiche!", schrie Petrus, und alle anderen stimmten in den Chor mit ein.
36 Jesus ging in einen Park, der Gethsemane hieß. „Setzt euch", sagte er, „aber haut nicht ab, sondern wartet auf mich!"
37 Nur Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Jesus kriegte plötzlich Angst.
38 Er sagte zu ihnen: „Mann, das ist echt alles superderbe für mich, ich kann das kaum aushalten! Bitte lasst mich jetzt nicht im Stich!"
39 Ein paar Schritte weiter warf sich Jesus auf den Boden und schrie zu Gott: „Vater! Wenn es irgendwie geht, dann sorg doch dafür, dass ich das alles nicht durchmachen muss! Aber nicht das, was ich will, sondern das, was du willst, soll am Ende passieren!"
40 Als er fertig war, ging er wieder zu seinen drei Freunden und musste feststellen, dass alle eingepennt waren. Er klopfte Petrus auf die Schulter, um ihn aufzuwecken: „Hey, könnt ihr nicht eine einzige Stunde mit mir wach bleiben?
41 Haltet durch und pennt nicht, sonst werdet ihr die nächsten Tage auch nicht packen. Ihr seid ja so nicht schlecht drauf, aber nur mit eurer eigenen Kraft packt ihr das nie und nimmer!"
42 Jesus ging wieder weg, weil er weiterbeten wollte: „Papi, wenn ich durch diese ganzen Schmerzen wirklich durchmuss, wenn du das wirklich willst, dann ist das okay für mich, dann werde ich es tun!"
43 Kaum war er zurück, waren seine Leute schon wieder am Pennen.
44 Er ging noch mal zurück und fragte Gott zum dritten Mal dasselbe Ding.
45 Schließlich kam er zurück und weckte alle auf: „Genug geschlafen. Es ist Zeit. Jetzt wird der Sohn des Menschen an die Menschen, die ohne Gott leben, ausgeliefert.
46 Aufstehen, lasst uns losgehen! Der Typ, der mich verraten wird, ist auch schon da!"
47 Jesus hatte seinen Satz noch nicht mal zu Ende gesprochen, da war Judas auch schon mit einer ganzen Horde vom Oberpriester bezahlter Securityleute eingetroffen. Die waren fett hochgerüstet, hatten sogar ihre Knarren und Schlagstöcke dabei.
48 Judas hatte es mit ihnen so ausgemacht, dass er als Erkennungszeichen Jesus einen Kuss auf die Wange geben sollte: „Dem müsst ihr dann Handschellen anlegen und ihn abführen!"
49 Judas ging auf Jesus zu und sagte: „Hey Jesus! Cool, dass du da bist!" Dann küsste er ihn auf die Wange.
50 Jesus sah ihn an und meinte: „Mein Freund! Was geht?" Sofort packten die Männer Jesus am Arm und legten ihm Handschellen an.
51 Einer von seinen Freunden hatte ein langes Messer dabei. Blitzschnell zog er es aus dem Mantel, ging auf einen der Securityleute los und schnitt dem im Kampf ein Ohr ab.
52 „Hör auf damit!", sagte Jesus zu ihm, „wer versucht, Sachen mit Gewalt zu regeln, wird durch Gewalt auch mal getötet werden.
53 Mann, hast du ’n Rad ab, schnallst du das nicht? Wenn mein Vater Bock drauf hätte, würde er eine ganze Armee von Engeln vorbeischicken, die würden hier Kleinholz aus allem machen!
54 Das ist alles okay so. So stand das doch schon in dem heiligen Buch drin, es muss so passieren, wie es da vorausgesagt wurde."
55 Dann drehte er sich zu dem Trupp und fragte die Typen: „Bin ich denn ein schlimmer Terrorist, dass ihr mit Messern und Schlagstöcken anrücken müsst? Ich war doch jeden Tag im Tempel und hab da gepredigt, aber da war keiner von euch!
56 Aber das ist auch schon okay, denn die alten Propheten haben auch das schon alles vorausgesagt." Seine Freunde aber hatten voll die Panik und rannten einfach weg.
57 Jesus wurde schließlich in ein Haus gebracht, wo sich der Oberpriester Kaiphas und auch die anderen religiösen Führer versammelt hatten.
58 Petrus schlich der Menge aus sicherer Entfernung hinterher, bis sie im Innenhof des Gebäudes angekommen waren, wo immer die schnellen Gerichtsverhandlungen abgingen.
59 Alles, was Rang und Namen hatte, war anwesend. Schließlich suchten sie verzweifelt irgendwelche Zeugen, die gegen Jesus aussagen würden. Ihr Ziel war von vornherein klar: die Todesstrafe!
60 Sie fanden auch ein paar, die bereit waren, in den Zeugenstand zu treten, aber die widersprachen sich ständig.
61 Irgendwann kamen dann zwei Männer an, die sagten: „Der Jesus hat behauptet, er könnte unseren Tempel in drei Tagen abreißen und dann wieder aufbauen, und zwar ganz ohne Bulldozer!"
62 Die Oberpriester fragten Jesus: „Was haben Sie dazu zu sagen? Stimmt das?"
63 Doch Jesus hielt den Mund und sagte nichts. Da fiel dem Oberpriester noch was ein. Er fragte: „Sie stehen jetzt unter Eid, ist Ihnen das klar? Ich frage Sie vor all den Leuten hier: Sind Sie der uns von Gott versprochene Auserwählte, der Christus, der Sohn von Gott?"
64 „Ja", sagte Jesus, „und ab jetzt werdet ihr den Menschensohn [[Menschensohn|Siehe Erklärung in Matthäus 8]] gleich neben Gott sitzen sehen, bis er eines Tages aus dem Himmel zurück auf die Erde kommen wird."
65 „Boahhh", das war zu viel für den Oberpriester. Der war so fertig, dass er theatralisch seine Klamotten zerriss und rumbrüllte: „Er hat eben ganz übel über Gott gelästert! Wir brauchen ihn nicht mehr weiter zu befragen, ihr habt ja alles mitgehört, das ist strengstens verboten!"
66 „Was sollen wir mir ihm machen? Wie sollen wir ihn bestrafen?" Da riefen alle wie durchgedreht: „Todesstrafe, Todesstrafe!"
67 Und sie rotzten Jesus ins Gesicht und prügelten auf ihn ein. Dann fingen sie an, auch noch Witze über ihn zu machen:
68 „Na, du Held, du! Du bist doch ein Prophet, oder? Na, wer war das eben, wer hat dich geschlagen?"
69 Petrus war immer noch im Innenhof. Plötzlich kam so ein kleines Mädchen zu ihm und meinte: „Du bist doch auch in seiner Gruppe gewesen? Du gehörst doch zu ihm!"
70 Aber Petrus schüttelte nur den Kopf: „Verschwinde, was willst du von mir?"
71 Dann ging er etwas weiter weg von der Halle, aber da kam ein anderes Mädchen an, das laut sagte: „Der Typ hing doch auch immer mit Jesus rum!"
72 Aber Petrus tat wieder so, als wüsste er von nichts. Er sagte laut: „Ich schwör, ich kenn diesen Jesus nicht!"
73 Kurze Zeit später kamen noch ein paar Männer vorbei, die sagten: „Ey, du gehörst doch auch zu seinen Freunden, erzähl mir nichts! Du redest doch genau so wie der!"
74 Da rastete Petrus aus und schrie sie an: „Ich kenne diesen Menschen nicht und will ihn auch nicht kennenlernen!" In dieser Sekunde schlug die Uhr fünf Mal.
75 Da fiel Petrus wieder das ein, was Jesus morgens zu ihm gesagt hatte: „Bevor die Uhr fünf schlägt, wirst du so tun, als würdest du mich gar nicht kennen." Da war Petrus total fertig und fing voll an zu weinen.
1 Als Jesus seine Reden abgeschlossen hatte, sagte er zu den Jüngern:
2 "Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Passafest beginnt. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden."
3 Etwa um die gleiche Zeit kamen die Hohen Priester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohen Priesters Kajafas zusammen
4 und fassten den Beschluss, Jesus heimlich festzunehmen und dann zu töten.
5 "Auf keinen Fall darf es während des Festes geschehen", sagten sie, "sonst gibt es einen Aufruhr im Volk."
6 Jesus war in Betanien bei Simon dem Aussätzigen zu Gast.
7 Während des Essens kam eine Frau herein, die ein Alabastergefäß mit sehr kostbarem Salböl mitbrachte. Sie goss Jesus das Öl über den Kopf.
8 Als die Jünger das sahen, waren sie empört. "Was soll diese Verschwendung?", sagten sie.
9 "Man hätte dieses Öl teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können."
10 Jesus merkte es und sagte zu ihnen: "Warum macht ihr es der Frau so schwer? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
11 Arme wird es immer bei euch geben, aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.
12 Als sie das Öl über mich goss, hat sie meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt.
13 Und ich versichere euch: Überall in der Welt, wo man die gute Botschaft predigen wird, wird man auch von dem reden, was diese Frau getan hat."
14 Danach ging einer der Zwölf, es war Judas, der Sikarier, zu den Hohen Priestern
15 und sagte: "Was gebt ihr mir, wenn ich euch Jesus ausliefere?" Sie zahlten ihm dreißig Silberstücke.
16 Von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, Jesus zu verraten.
17 Am ersten Tag der Festwoche der "Ungesäuerten Brote" fragten die Jünger Jesus: "Wo sollen wir das Passamahl vorbereiten?"
18 Er sagte: "Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt ihm: 'Der Rabbi lässt sagen: Meine Zeit ist gekommen. Ich will mit meinen Jüngern bei dir das Passamahl feiern.'"
19 Die Jünger machten alles genauso, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passa vor.
20 Am Abend legte sich Jesus mit den Zwölf zu Tisch.
21 Während der Mahlzeit sagte er: "Ich versichere euch: Einer von euch wird mich ausliefern."
22 Sie waren bestürzt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Das bin doch nicht ich, Herr?"
23 Jesus erwiderte: "Einer, der mit mir die Hand in die Schüssel taucht, wird mich ausliefern.
24 Der Menschensohn geht zwar den Weg, der ihm in der Schrift vorausgesagt ist; doch weh dem Menschen, durch den er ausgeliefert wird. Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren."
25 Da sagte auch Judas, der Verräter, zu ihm: "Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?" - "Doch", antwortete Jesus, "du bist es."
26 Noch während sie aßen, nahm Jesus ein Fladenbrot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: "Nehmt und esst, das ist mein Leib!"
27 Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet, reichte ihnen auch den und sagte: "Trinkt alle daraus!
28 Das ist mein Blut, das Blut, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird und den Bund zwischen Gott und Menschen besiegelt.
29 Und ich versichere euch, dass ich bis zu dem Tag, an dem Gott seine Herrschaft aufrichtet, keinen Wein mehr trinken werde. Dann allerdings, im Reich meines Vaters, werde ich neuen Wein mit euch trinken."
30 Als sie dann ein Loblied gesungen hatten, gingen sie zum Ölberg hinaus.
31 "In dieser Nacht werdet ihr mich alle verlassen", sagte Jesus unterwegs zu ihnen, "denn es steht geschrieben: 'Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.'
32 Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen."
33 Da sagte Petrus zu ihm: "Und wenn alle an dir irre werden - ich werde dich nie verlassen!"
34 "Ich versichere dir", erwiderte Jesus, "noch heute Nacht, noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen."
35 "Nein!", erklärte Petrus. "Und wenn ich mit dir sterben müsste! Niemals werde ich dich verleugnen!" Das Gleiche beteuerten auch alle anderen.
36 Dann kamen sie zu einem Olivenhain namens Getsemani. Dort sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Setzt euch hier her und wartet, bis ich gebetet habe!"
37 Petrus und die beiden Zebedäussöhne jedoch nahm er mit. Auf einmal wurde er von schrecklicher Angst und von Grauen gepackt
38 und sagte zu ihnen: "Die Qualen meiner Seele bringen mich fast um. Bleibt hier und wacht!"
39 Er ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich nieder, mit dem Gesicht zur Erde, und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst."
40 Als er zurückkam, fand er die Jünger schlafend und sagte zu Petrus: "Konntet ihr nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?
41 Seid wachsam und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber der Körper ist schwach."
42 Danach ging er ein zweites Mal weg und betete: "Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann geschehe dein Wille!"
43 Als er zurückkam, fand er sie wieder eingeschlafen. Sie konnten ihre Augen vor Müdigkeit nicht offen halten.
44 Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete zum dritten Mal dasselbe.
45 Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: "Schlaft ihr denn immer noch? Ruht ihr euch immer noch aus? Genug damit, es ist so weit! Die Stunde ist gekommen. Jetzt wird der Menschensohn den Sündern in die Hände gegeben.
46 Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da."
47 Kaum hatte er das gesagt, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Bewaffneten. Sie trugen Schwerter und Knüppel und waren von den Hohen Priestern und Ältesten geschickt.
48 Der Verräter hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet: "Der, den ich zur Begrüßung küssen werde, der ist es. Den müsst ihr festnehmen."
49 Judas ging gleich auf Jesus zu. "Sei gegrüßt, Rabbi!", sagte er und küsste ihn.
50 Jesus entgegnete ihm: "Dazu bist du gekommen, Freund?" Da traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest.
51 Doch einer von den Männern, die bei Jesus waren, zog ein Schwert. Er schlug auf den Sklaven des Hohen Priesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.
52 "Steck dein Schwert weg!", sagte Jesus zu ihm. "Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen.
53 Meinst du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten könnte und er mir sofort mehr als zwölf Legionen Engel stellen würde?
54 Wie könnten sich dann aber die Aussagen der Schrift erfüllen, nach denen es so geschehen muss?"
55 Dann wandte sich Jesus an die Bewaffneten und sagte: "Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln auszieht, um mich zu verhaften? Ich war doch täglich bei euch im Tempel und lehrte dort. Da habt ihr mich nicht festgenommen.
56 Aber es muss sich natürlich erfüllen, was in den Prophetenschriften über mich vorausgesagt ist." Da ließen ihn alle Jünger im Stich und flohen.
57 Die, die Jesus festgenommen hatten, brachten ihn zu dem Hohen Priester Kajafas, wo sich bereits die Ratsältesten und die Gesetzeslehrer versammelt hatten.
58 Petrus folgte ihnen in weitem Abstand bis in den Innenhof des Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer. Er wollte sehen, wie alles ausgehen würde.
59 Währenddessen suchten die Hohen Priester und der ganze Hohe Rat nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, die es rechtfertigen würde, ihn zum Tod zu verurteilen.
60 Doch ihre Bemühungen waren vergeblich, obwohl viele falsche Zeugen gegen Jesus aussagten. Schließlich standen zwei falsche Zeugen auf
61 und sagten: "Der da hat behauptet: 'Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.'"
62 Da erhob sich der Hohe Priester und fragte Jesus: "Hast du darauf nichts zu sagen? Wie stellst du dich zu diesen Anklagen?"
63 Aber Jesus schwieg. Darauf fragte ihn der Hohe Priester noch einmal: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Bist du der Messias, der Sohn Gottes, oder nicht?"
64 "Ich bin es!", erwiderte Jesus. "Doch ich sage euch: In Zukunft werdet ihr den Menschensohn sehen, wie er an der rechten Seite des Allmächtigen sitzt und mit den Wolken des Himmels kommt."
65 Da riss der Hohe Priester sein Gewand am Halssaum ein und rief: "Er hat gelästert! Was brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört!
66 Was ist eure Meinung?" - "Schuldig!", riefen sie. "Er muss sterben!"
67 Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Andere gaben ihm Ohrfeigen
68 und höhnten: "Na, wer war es, Messias? Du bist doch ein Prophet!"
69 Während sich Petrus noch draußen im Hof aufhielt, kam eine Dienerin auf ihn zu und sagte: "Du warst doch auch mit dem Jesus aus Galiläa zusammen!"
70 Aber Petrus stritt es vor allen ab. "Ich weiß nicht, wovon du redest!", sagte er
71 und ging zum Torgebäude hinaus. Dabei sah ihn eine andere Dienerin und sagte zu denen, die herumstanden: "Der war auch mit dem Jesus aus Nazaret zusammen."
72 Wieder stritt Petrus das ab und schwor: "Ich kenne den Mann überhaupt nicht!"
73 Kurz darauf fingen auch die Umstehenden an: "Sicher gehörst du zu ihnen, dein Dialekt verrät dich ja."
74 Da fing Petrus an zu fluchen und schwor: "Ich kenne den Mann nicht!" In diesem Augenblick krähte ein Hahn.
75 Da erinnerte sich Petrus an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: "Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und fing an, bitterlich zu weinen.