1 Lieber Theophilus! Viele Leute haben schon den Versuch gestartet, alles mal aufzuschreiben, was so bei uns in den letzten Jahren abgegangen ist.
2 Als Grundlage dafür gab es ja die Berichte von den Augenzeugen, die das mitgekriegt haben, wie Gott alle seine Versprechen eingehalten hat.
3 Ich habe diese Berichte alle genau durchgelesen und dann kam ich auf die Idee, dir diese ausführliche Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse mal aufzuschreiben.
4 Du wirst bemerken: Alles, was man dir erzählt hat, hat sich tatsächlich auch so abgespielt! Es ist alles total wahr.
5 Und zwar war das so: In der Zeit, wo Herodes noch in Judäa das Sagen hatte, lebte ein jüdischer Priester in der Gegend, der Zacharias hieß. Zacharias gehörte zu der Gruppe der Abija-Priester, seine Ehefrau Elisabeth kam aber aus der Priesterfamilie vom Aaron.
6 Beide waren hardcoremäßig mit Gott unterwegs, sie taten alles genau so, wie Gott es wollte, und lebten streng nach den religiösen Gesetzen und Vorschriften.
7 Sie hatten keine Kinder bekommen können, weil Elisabeth unfruchtbar war. Außerdem waren sie mittlerweile auch zu alt dafür.
8 Eines Tages passierte dem Zacharias ein krasses Ding. Er war im Tempel gerade bei der Arbeit, seine Gruppe hatte Schicht.
9 Wie üblich wurde wieder ausgelost, wer in dem Tempel den Weihrauch anzünden sollte. Das Los fiel diesmal auf Zacharias.
10 Draußen standen in der Zeit sehr viele Leute, um mit Gott zu reden.
11 Als Zacharias in dem Raum gerade rechts von der Stelle stand, wo man dieses Rauchopfer startet, kam plötzlich eine Nachricht von Gott rein ─ in Form eines Engels. Dieser Engel stellte sich rechts neben den Altar, wo immer das Opferzeugs verbrannt wurde.
12 Zacharias gefror das Blut in den Adern. Er bekam tierische Angst.
13 Der Engel meinte aber gleich zu ihm: „Hallo Zacharias! Bleib locker, Gott hat auf dich und deine Gebete gehört. Deine Frau, die Elisabeth, die wird für dich noch einen Sohn kriegen, und der soll dann Johannes heißen.
14 Dieser Sohn wird dich total glücklich machen, und nicht nur dich, auch viele andere Menschen!
15 Gott hat was mit ihm vor. Er wird radikal mit Gott leben, keine Drogen oder Alk zu sich nehmen. Dafür wird er schon vor seiner Geburt abgefüllt sein mit einer ganz besonderen Kraft von Gott, nämlich mit seinem Geist.
16 Und er wird dafür sorgen, dass viele Israelis sich wieder auf ihren Gott einlassen.
17 Er wird so drauf sein wie der Prophet Elia und er wird alles klarmachen für Gott. Er wird dafür sorgen, dass die Väter wieder mit ihren Kindern klarkommen und sich ihnen zuwenden. Die Leute, die weg waren von Gott, werden ihn wieder finden. Er soll dem Meister für seine Arbeit gut vorbereitete Menschen überlassen."
18 „Wie soll das denn gehen?", fragte Zacharias etwas überrascht. „Ich bin Rentner und meine Frau ist auch nicht mehr die Jüngste!"
19 „Ich stell mich am besten erst mal vor: Ich heiße Gabriel und bin einer der Engel, die Gott am nächsten kommen dürfen. Er schickt mich, um dir diese gute Nachricht zu übermitteln, das ist mein Job!
20 Aber weil du mir das nicht glaubst, wirst du erst mal nicht mehr reden können, und zwar so lange, bis das Baby geboren ist. Du wirst sehen, ich hab dir die Wahrheit gesagt, es wird alles so abgehen, wenn es an der Zeit ist."
21 Inzwischen waren draußen schon zig Leute und warteten auf Zacharias. „Wo bleibt der nur?"
22 Als er dann endlich wieder rauskam, konnte er nicht reden. Damit war eine Sache klar, irgendetwas war ihm da drin begegnet. Mit Zeichensprache erklärte er ihnen, dass er gerade eine Vision im Tempel gehabt hatte, er konnte ab da nichts mehr sagen.
23 Er blieb dann noch die sieben Tage da, bis er Feierabend von seinem Priesterdienst hatte. Erst dann ging er wieder nach Hause.
24 Nur kurze Zeit später war Elisabeth tatsächlich schwanger. Fünf Monate blieb sie alleine auf ihrer Bude und zeigte sich niemandem.
25 „Ich bin Gott so dankbar", sagte sie, „dass ich noch ein Kind kriege, das ist so schön! Nun kann mich niemand mehr von oben herab anmachen, weil ich keine Kinder bekommen kann."
26 Elisabeth war gerade im sechsten Monat schwanger, da schickte Gott wieder den Engel Gabriel los. Diesmal sollte er nach Nazareth gehen, eine Stadt, die in Galiläa liegt.
27 Da lebte ein Mädchen, das noch Jungfrau war, die hieß Maria. Maria war mit Josef verlobt, der aus der Familie vom David stammte.
28 Gabriel klopfte bei ihr an und sagte: „Hallo Maria! Gott will dir ein Riesengeschenk machen! Er hat dich unter Millionen von Frauen extra ausgesucht!"
29 Maria stand etwas unter Schock. Sie überlegte schnell, was er mit dieser seltsamen Begrüßung meinen könnte.
30 „Keine Panik!", redete der Engel weiter. „Gott hat dich wahnsinnig lieb, er liebt dich einfach so und er hat etwas ganz Besonderes mit dir vor.
31 Du wirst bald schwanger werden, und dann wirst du einen Sohn bekommen, der soll dann Jesus heißen!
32 Er wird ganz groß rauskommen, man wird von ihm sagen, dass er der Sohn von Gott ist. Er wird von Gott auf den höchsten Posten gesetzt werden, er wird ein König sein, genauso, wie David einer war.
33 Er wird das Sagen haben über ganz Israel, und seine Macht wird nie zu Ende gehen."
34 Maria war etwas verwundert: „Aber wie soll das denn bitte gehen? Ich hab noch nie mit irgendeinem Mann Sex gehabt!"
35 „Also, das ist so: Der Geist von Gott wird dir ganz nahe kommen. Gottes Kraft wird dafür sorgen, und darum wird das Kind auch etwas ganz Besonderes sein, es wird ‚der Sohn von Gott‘ genannt werden.
36 Pass auf, selbst Elisabeth, mit der du ja verwandt bist, ist jetzt im sechsten Monat schwanger, und die ist schon im Rentenalter. Alle Ärzte haben gesagt, dass sie unfruchtbar wäre, und jetzt das …
37 Für Gott ist nichts unmöglich, Maria!"
38 „Ich will für Gott alles geben, ich gehöre ihm, alles, was du gesagt hast, soll auch so passieren."
39 Maria hatte dann später einmal die Idee, mal schnell auf Besuch bei Elisabeth vorbeizuschauen. Die wohnte in den Bergen von Judäa.
40 Als sie in das Haus vom Zacharias kam, umarmte sie Elisabeth.
41 In dem Augenblick, als Maria „Hallo Elisabeth" gesagt hatte, hüpfte das Baby in Elisabeths Bauch. Auf Elisabeth kam plötzlich die Kraft Gottes runter und sie sagte laut zu Maria:
42 „Du bist von Gott ganz besonders gesegnet worden, mehr als alle anderen Frauen! Und das, was da in dir wächst, dein Baby, das ist erst recht voll gesegnet!
43 Womit hab ich das überhaupt verdient, dass die Mutter von meinem Herrn mich besuchen kommt?
44 Verstehst du, als du mich vorhin begrüßt hast, ist das Baby in meinem Bauch vor Freude gepogt!
45 Du kannst so froh sein, dass du Gott geglaubt hast! Alles, was Gott dir versprochen hat, wird auch passieren!"
46 Maria war sehr froh, als sie das hörte: „Danke Gott, ich bin dir so dankbar!
47 Alles in mir freut sich über dich, du bist mein Gott, du hast mich gerettet!
48 Gott hat mich gesehen, obwohl ich nur eine stinknormale Frau bin. Alle Menschen, die in Zukunft leben werden, werden mich einmal toll finden und mich ehren.
49 Gott hat was ganz Großes mit mir gemacht, ihm ist nichts unmöglich, er ist ganz besonders, er ist echt heilig.
50 Er liebt uns total und diese Liebe gilt allen Menschen, die ihn respektieren.
51 Er hat große Muskeln, er kann Wunder tun! Menschen, die sich sonst was einbilden, wird er alt aussehen lassen.
52 Er hat Regierungen gestürzt und Sklaven befreit.
53 Menschen, die Hunger hatten, kriegten bei ihm was zu essen, aber Menschen, die satt und reich waren, sind bei ihm leer ausgegangen.
54 Er hat uns versprochen zu helfen, und er hat dieses Versprechen nicht vergessen. Er liebt uns.
55 Er hat das schon vor Ewigkeiten Abraham und seiner Familie versprochen."
56 Maria blieb noch drei Monate bei Elisabeth zu Besuch, erst dann ging sie wieder zurück nach Hause.
57 Nach neun Monaten war es für Elisabeth an der Zeit, und sie brachte einen Jungen zur Welt.
58 Das machte schnell die Runde im Ort, und alle Freunde und Bekannten freuten sich mit ihr, dass Gott so gut zu ihr war.
59 Acht Tage nach der Geburt gab es eine kleine Feier, wo Verwandte und Freunde eingeladen wurden. Dort wurde so ein religiöses Ritual mit dem Baby gemacht, bei dem man ihm die Vorhaut vom Penis abschnitt. Das war bei den Juden so üblich. Die Verwandten waren der Meinung, der Sohn sollte nach seinem Vater genannt werden: Zacharias der Zweite.
60 Aber Elisabeth war da anderer Meinung: „Nein, er heißt Johannes!"
61 „Was? Wo hast du den seltsamen Namen denn her? Keiner in deiner Familie heißt so!"
62 In der Hoffnung, der Vater würde ein Machtwort sprechen, fragten sie ihn, wie er seinen Sohn nennen wollte.
63 Er ließ sich ein Stück Papier und einen Stift bringen und schrieb darauf: „Sein Name ist: Johannes!"
64 Im selben Augenblick konnte Zacharias wieder sprechen und als Erstes lobte er Gott.
65 Diese Story machte überall die Runde und alle waren total baff, als sie das hörten.
66 „Was wird wohl aus diesem Jungen mal werden? Ist doch eindeutig, dass Gott etwas ganz Besonderes mit ihm vorhat!"
67 Sein Vater Zacharias wurde plötzlich mit der Kraft von Gott abgefüllt. Er sagte dann prophetisch:
68 „Gott von Israel, er ist der Größte! Er ist bei uns vorbeigekommen und hat uns einen Ausweg geschaffen!
69 Er hat aus der Königsfamilie vom David jemanden ausgesucht, der uns alle retten wird.
70 Schon die alten Propheten haben das gewusst, denen hatte er es versprochen.
71 Er wird uns retten, wenn unsere Feinde hinter uns her sind. Er rettet uns vor den Leuten, die uns hassen.
72 Schon zu unseren Vorfahren war er gut, er hat immer zu dem ganz besonderen Vertrag gestanden, den wir mit ihm geschlossen hatten.
73 Dieses Versprechen, das er unserem Urvater Abraham gegeben hat, löst er jetzt ein.
74 Er holt uns aus der Zwickmühle raus, er befreit uns von unseren Feinden, damit wir alles für ihn geben können, ohne Angst im Nacken.
75 Wir wollen ihm radikal dienen und tun, was er sagt, für immer!
76 Und von dir, kleiner Junge, wird man noch einiges zu sagen haben. Man wird dich als Prophet vom obersten Gott bezeichnen. Du wirst alles vorbereiten, damit Gott dann richtig loslegen kann.
77 Du wirst seinen Leuten sagen, wo es längsgeht, du wirst ihnen erklären, wie sie frei von ihren Schulden werden können, die sie bei Gott haben.
78 Gott verzeiht uns, weil er uns so sehr liebt! Sein Licht wird uns die Richtung zeigen.
79 Dieses Licht wird für alle Leute da sein, die im Dunklen leben, die Angst vor dem Tod haben, die vom Tod bedroht werden. Dieses Licht wird uns den Weg zeigen, wie wir Frieden finden können." ─
80 Je älter Johannes wurde, desto besser lernte er Gott kennen. Schon als Jugendlicher ging er oft in die Wüste. Irgendwann fing er dann an, in der Öffentlichkeit in Israel aufzutreten.